Champions League Auftakt des BVB beim FC Brügge Visit Bruges - Erinnerungen an Brügge
Das letzte Champions-League-Spiel in Brügge gegen den gleichnamigen Club fand am 04.11.2020 statt. Damals entführte der BVB mit einem souveränen 3:0 Sieg drei Punkte aus Westflandern.
Manchmal weckt ein solches Spiel Erinnerungen verschiedenster Art, die mehr oder weniger lange zurückliegen und längst nicht mehr präsent zu sein scheinen. Da gab es eine Veranstaltung, die hieß Pokal der Freundschaft, an der ich als Jugendlicher zum ersten Mal teilgenommen habe. Es war ein regionaler Leichtathletik-Länderkampf zwischen der Pfalz, dem Rheinland, dem Saarland, Luxemburg, Flandern und Südholland. In einer Zeit, in der man in den Sommerferien noch zur Oma fuhr, war Brügge für mich ein beeindruckender Auslandsaufenthalt. Wie mir der Referent für Öffentlichkeitsarbeit des LVP (Leichtathletik-Verband-Pfalz), Arno Schade, kürzlich in einem Telefonat mitteilte, gibt es diesen Länderkampf nicht mehr. Er ist, wie so viele Veranstaltungen, der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Die fehlende Breite in der Leichtathletik und der immer enger werdende Terminkalender bieten inzwischen auch nicht mehr die entsprechenden Voraussetzungen.
Auch beim letzten Auswärtsspiel in Brügge spielte Corona eine Rolle. Damals schaute ich beim Schreiben des Spielberichts vom Sofa aus auf den Fernseher und sah ein leeres Jan-Breydel-Stadion, in das normalerweise 29.062 Fans passen. Damals wurde viel über den Fußball, seine Fans und die Verbände der „schönsten Nebensache der Welt“ diskutiert. Demut und andere Tugenden wurden von vielen Seiten erwartet. Wenn wir heute zurückblicken, ist von diesen Versprechungen nichts mehr übrig geblieben. Nicht nur in der Gesellschaft, auch im Fußball geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Die Fans bleiben austauschbar in der immer größer werdenden Geldspirale und sind oft nur noch notwendiges Beiwerk. Grundwerte spielen eine untergeordnete Rolle, was heute gesagt wird, ist morgen schon Schall und Rauch, Hauptsache der Rubel rollt.
Warum wir Borussia Dortmund dennoch weiterhin unterstützen und die Mannschaft natürlich auch nach Westflandern begleiten, hat viele Gründe. Wir haben alle ein schwarzgelbes Herz und lieben den Fußball und diesen Verein. Trotz mancher Rückschläge glauben wir, dass wir gemeinsam etwas bewegen können. Wir werden weiterhin den Finger in die Wunde legen, wenn es sein muss. Nur so können wir einen, wenn auch kleinen, Beitrag zum großen Ganzen leisten. Das ist uns in der Vergangenheit sehr oft gelungen. Sei es unser Einsatz für bezahlbare Ticketpreise im Rahmen von “Kein Zwanni”, unsere Beteiligung an den Protesten gegen den Einstieg von Investoren bei der DFL, unsere Kooperation mit der Obdachlosenzeitung bodo und vieles mehr.
Der neue Modus der UEFA Champions League erfordert mentale Variabilität und wir werden uns daran gewöhnen müssen. Er bringt uns ein Spiel mehr in der Gruppenphase und der UEFA noch mehr Kohle, was nicht anders zu erwarten war. Unsere Mannschaft muss liefern, Nuri hat noch eine Eingewöhnungsphase, aber gerade in der Vergangenheit haben wir zu Beginn der Saison oft wichtige Punkte liegen lassen.
Nach zwei bitteren Niederlagen in Wembley und kurz vor Schluss verspielten Meisterschaften ist es nicht vermessen, sich wieder einmal Partystimmung in Dortmund zu wünschen. Wie sagte Pascal Groß kürzlich, als er den Borsigplatz zum ersten Mal sah?
Wenn wir am Ende der Saison hier im Kreis fahren, haben wir alles richtig gemacht.