Spielbericht Profis

Meisterfeier am Borsigplatz „Deutscher Meister wird nur der BVB“

28.05.2023, 09:09 Uhr von:  DocKay
Auf dem Bild sieht man einen enttäuschten Edin und Gio auf dem Rasen stehen. Sie sind von zwei Fotografen umgeben

Manchmal werden schwarzgelbe Träume wahr. Nach 11 Jahren Leidenszeit hat der BVB die Meisterschale wieder in den Ruhrpott geholt. Die Party ist angerichtet und die Stadt explodiert. Dortmund und Fußball-Deutschland stehen Kopf. So hätte sich der Spielbericht bei einer Deutschen Meisterschaft gelesen.

Ich muss gestehen, ich habe schon vor fünf Tagen die Einleitung dieses Spielberichtes geschrieben. Ich war nach dem Sieg beim FC Augsburg optimistisch und wollte mir diesen Optimismus auch nicht mehr nehmen lassen. In Erinnerung waren mir die Worte von „Großkotz“ Markus Söder:

Dortmund ist zu doof dafür Meister zu werden


Markus Thomas Theodor Söder

Blick auf die Südtribüne mit einer gewaltigen roten Pyroshow
Feuriger Empfang von der Südtribüne

Politiker neigen im Alltag zum Größenwahn und zur Besserwisserei. Herr Söder, auch hier haben sie versagt und dafür muss es bei der Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober 2023 richtig eins auf die Fresse geben. Aber es gab noch einen weiteren Grund, dass ich mir so früh Gedanken gemacht habe. Ich wusste nicht, wie ich den 34. Spieltag überstehen würde. Der Moment des letzten Meistergewinns auf der Südtribüne kam ins Gedächtnis zurück. Und dann war da ja noch das Szenario in der Fußballhauptstadt und die Feier am Borsigplatz. Ich wusste ebenfalls nicht, ob ich nach diesen physischen und psychischen Belastungen noch in der Lage wäre, irgendetwas Vernünftiges zu Papier zu bringen. Rituale kamen hoch - nein ich wollte das Trikot mit der Nummer 11 nicht waschen, denn es hatte bis auf das Spiel beim VfL Bochum immer Glück gebracht. Ich begann schwarzgelbe Fahnen jeglicher Art herauszusuchen. Warum konnten die fünf Tage bis zum Showdown nicht schneller vorbeigehen? Auch in der Redaktion begannen die Vorbereitungen für das Saisonfinale.

In einem schwarz(gelb)en Fotoalbum mit `nem silbernen Knopf bewahr´ ich alle diese Bilder im Kopf


Sido

Unterhalb der Pyroshow steht auf einem schwarzgelben Banner: Wir haben es in der Hand
Ordentliche Pyroshow auf der Südtribüne zum Banner "Wir haben es in der Hand"

So ging es mir die letzten Tage: Vor der hoffentlich 9. Meisterschaft erlebte ich noch einmal die vergangenen Jahre und die Erinnerungen an den letzten Meistertitel im Westfalenstadion kamen zurück. Nach 11 Jahren sollte das Momentum auf unserer Seite sein und ich konnte es kaum erwarten. Noch drei Tage, Schreiben beruhigt, ich wollte mir das zu Nutze machen. Schließlich war es so weit 3-2-1. Der Spieltag begann wie jeder andere. Alles sollte so sein wie immer. Natürlich trug ich das Trikot mit der Nummer 11. Dabei sein sollten auch die beiden Schals meiner Fanclubs. Gleich würde ich mich mit den Inselborussen aus Rügen und den Borussensternen auf dem Parkplatz vor dem Westfalenstadion treffen. An meinem linken Handgelenk trug ich die schwarzgelbe Uhr und an meinem rechten Handgelenk das schwarze Armband mit den Worten „You´ll never walk alone“. Das Kaltgetränk durfte nicht fehlen. Die Anspannung war natürlich eine andere als sonst. In meinem Kopf hörte ich die Gesänge der Südtribüne:

Wer wird Deutscher Meister, BVB Borussia

Schließlich bewegten wir uns in Richtung Eingang Südost. Im Rudel fühlte man sich sicherer, meine rheinlandpfälzische Herkunft war längst vergessen und jetzt zählte nur noch Schwarzgelb. Die Südtribüne schloss uns in ihre Arme, es konnte losgehen!

90 Minuten und die Zeit danach

Szene nach dem 1:0 von Mainz. Geschockte BVB- Spieler und jubelnde Mainzer
Der Anfang des Grauens: Mainzer Torjubel zum frühen 0:1

Es war angerichtet für eine Party, die es in sich haben sollte. Leider fiel das Happy End aus. Es fällt mir schwer die Emotionen zu bündeln, aber leider haben wir es aus unverständlichen Gründen verkackt. Vor einigen Wochen hätten wir die Mainzer aus dem Stadion rausgehauen und nun war es wieder ein finales Spiel, in dem wir nicht dazu in der Lage waren als Sieger hervorzugehen. Ich hatte die Hoffnung, dass die Mannschaft die Kurve kriegen würde, aber die Spieler haben versagt und eine ganze Stadt in die Bedeutungslosigkeit gestürzt. Warum kann man, wenn es darauf ankommt, nicht einfach gegen Bayern, gegen Leipzig und jetzt gegen Mainz gewinnen? Die Fans vom FSV Mainz 05 hatten durchaus Probleme mit diesem Ergebnis umzugehen. Es wurde ihnen später klar, dass sie etwas Historisches vermasselt hatten. Sie wollten an einer Feier im Stadion teilnehmen und die Protagonisten haben es ihnen nicht ermöglicht. Dadurch kam kein Jubel auf und plötzlich wurde ihnen bewusst, dass sie Teil eines unfreiwilligen Bundesligaszenarios waren. Bayerische Manifestation anstatt Wandel. Sowohl Nordtribüne als auch Südtribüne waren schockiert.

Trotzdem hat die Mannschaft versagt und die Chance aller Chancen nicht genutzt. Die Fans haben die Spieler nach einem enttäuschenden Spiel gefeiert- das ist eben Borussia Dortmund. Vielleicht sollten wir uns in Dortmund mehr auf unsere Leistung konzentrieren und nicht auf den Abstieg der Blauen. Was nützt uns dies, wenn wir gleichzeitig die Meisterschaft verschenken. Die Party fiel aus und ich hatte keinen Bock dieser Story ein neues Gesicht zu verleihen. Jetzt war es endgültig vorbei, aber die Hoffnung wird weiter leben. Hoffen wir auf die nächsten elf Jahre und das, was sie für uns bereithalten. Halten wir gemeinsam an der Hoffnung fest.

Haller steht auf dem Rasen und hat die Hände vor dem Gesicht. Szene nach dem verschossenen Elfmeter
Sébastien Haller hatte mit dem Elfemter die große Chance zur Wende

So hätten Meister ausgesehen:

Kobel - Wolf, Süle, Hummels, Ryerson - Can - Brandt, Guerreiro - Malen, Haller, Adeyemi

Bank: Bellingham, Schlotterbeck, Reus, Reyna, Özcan, Meyer, Moukoko, Modeste, Passlack, Duranville etc.

Heute sind sie und wir alle Dortmunder Jungs und Dortmunder Mädels. Einen sollten wir dabei nicht vergessen. Er hat dies mit seinem schwarzgelben Herzblut möglich gemacht und wir werden es ihm ewig danken. Wir verneigen uns vor unserem Trainer und sagen Dankeschön:

Edin Terzic´

Jetzt wünsche ich euch schöne Feiertage und lasst uns die Stadt rocken bei dieser Open End-Party. So oft werden wir das nicht mehr erleben. Feiert mit Freunden und Freundinnen und lackiert den Borsigplatz schwarzgelb. Die nächsten Tage gehören uns und unserem BVB. Ganz Fußball-Deutschland wird sich mit uns freuen - natürlich bis auf eine kleine Provinz im Süden der Republik. Ich sage Tschüss und tauche in der Menge der Glückseligkeit unter. Die Zahl der Kaltgetränke ist nicht mehr zu zählen. Bis bald im geilsten Stadion der Welt! Und denkt daran:

Und wenn du, das Spiel verlierst, ganz unten stehst, dann steh´n wir hier und sing`: Borussia, Borussia BVB! Was auch immer geschieht, wir steh´n dir bei, bis in den Tod und sing´ für dich, für dich Borussia. Borussia BVB!.........

Ihr werdet Verständnis dafür haben, dass ich in meiner emotionalen Lage keinen Bock hatte, diesen Spielbericht umzuschreiben. Ich glaube an das Gute im Leben und ich glaube an Borussia. Unsere Zeit wird kommen, die Hoffnung stirbt zuletzt.

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