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Friede, Freude, Erbsensuppe – Die BVB-Versammlungen 2018

28.11.2018, 16:25 Uhr von:  CHS
Friede, Freude, Erbsensuppe – Die BVB-Versammlungen 2018

Wie jedes Jahr im November lud Borussia Dortmund zur am vergangenen Sonntag stattfindenden Mitgliederversammlung und einen Tag darauf zur Aktionärs-Hauptversammlung ein.

Anders noch als im letzten Jahr hatte sich die Situation um 180° gedreht - es wurde sich nicht nur im Erfolg gesonnt, auch waren die Veranstaltungen mit jeweils nur vier Stunden ungewohnt kurz.

Mitgliederversammlung

Am Sonntagmorgen um 11 Uhr eröffnete BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball die reguläre Mitgliederversammlung. Zwar befindet sich rund um den Versammlungsort eine Baustelle (die Westfalenhallen werden modernisiert), in der Halle 3a hingegen konnte man eine rundum gelungene Vereinssitzung erleben.

1.119 der aktuell 155.244 Mitglieder des Ballspielverein Borussia 09 e. V. Dortmund waren anwesend. Nachdem man am vorangegangenen Samstag in Mainz „souverän“ die Tabellenführung verteidigt hatte und die beiden Lieblingsgegner auf Abstand gehalten hat (auf GE sind es aktuell 17 Punkte, auf das Nichtgründungsmitglied der Bundesliga aus München sind es 09 Punkte), war die Stimmung hervorragend. Aber gleich der zweite Punkt der Tagesordnung (Ehrungen) erdete die Mitglieder. Zuerst ehrte man die verstorbenen Mitglieder (von 5 Monaten bis ins hohe Alter), es folgte die Ehrung der Jubiläumsmitglieder. Hier benötigten alle Anwesenden viel Geduld. Alleine die 25-jährige Mitgliedschaft umfasste acht Gruppen (234 Personen). Highlights der insgesamt 10 Gruppen war zum einen die 50-jährige Mitgliedschaft des ehemaligen Leiters der Amateur-Abteilung, Heinz Keppmann, sowie die 70jährige Mitgliedschaft von Werner Theis ( Hier die gesamte Liste der Ehrungen von der BVB-Seite ) Darauffolgend schlug der Vorstand vor, Fritz Lünschermann, jahrelang beim BVB in verschiedenen Funktionen im Einsatz, zum Ehrenmitglied zu ernennen. Diesen Vorschlag nahmen alle anwesenden Mitglieder einstimmig an.

Danach folgten die Berichte aus den einzelnen Abteilungen. Erfolgreich waren die Jugendmannschaften im Fußball. Wolfgang Springer, Leiter des Nachwuchsbereiches konnte hier erneut an bestehende Erfolge anknüpfen. Seit der Einführung der Jugendbundesliga der A- und B-Jugend gelang es dem BVB, fünfmal in Folge eine Meisterschaft vorzuweisen (2014 und 2015 ging der Titel an die U17, 2016 und 2017 an die U19, 2018 wieder an die U17). Aber nicht nur dort gab es Erfolge, auch in den unteren Klassen konnte man solche feiern. So wurde die U14 in der Saison 2017/18 im westdeutschen Nachwuchs-Cup ungeschlagen Meister mit 64 von 66 möglichen Punkten und einem Torverhältnis von 95:09. Beeindruckend außerdem: Insgesamt 37 deutsche Nationalspieler stellt der BVB ab der U15 aufwärts im Jugendbereich.

Bernd Möllmann, Abteilungsleiter der Tischtennis-Abteilung, verwies darauffolgend auf eine bewegende Saison. Nach der Hinrunde befand sich das Team in einer starken zweiten Liga auf einem Abstiegsplatz, konnte die Saison jedoch mit starken Leistungen auf einem hervorragenden vierten Platz beenden. Während seines Berichtes begrüßte der Präsident die vollzählig anwesende Handballdamen-Bundesligamannschaft stürmisch. Und so folgte Andreas Heiermann für die Handball-Abteilung. Auch er wurde durch minutenlange Ovationen für die Fußballmannschaft des BVB unterbrochen. Doch zurück zu den Handballern: Die Handballdamen belegten in der letzten Saison einen hervorragenden vierten Platz in der Bundesliga und qualifizierten sich erstmals seit 15 Jahren wieder für den Europapokal (hier schied man gegen den Titelverteidiger aus Craiova aus). Aber auch im Jugendbereich konnte man Erfolge feiern. Die A-Jugend war im Final-Four um die Deutschen Meisterschaft, die B-Jugend ist sogar Deutscher Meister geworden. Thematisiert wurde abschließend die bescheidene Hallensituation ein - hier sucht man wie so häufig nach einer Lösung (Die Europapokalspiele mussten sogar in Hagen gespielt werden), die wird es aber kurzfristig nicht geben.

Torsten Schild von der Fan- und Förderabteilung

Es folgte der Bericht der Fan- und Förderabteilung des BVB. Abteilungsleiter Torsten Schild berichtete nicht nur von den rund 300 ehrenamtlichen Mitglieder in 09 Arbeitsgruppen. Er sprach auch ernste und unangenehme Themen wie die sich häufenden, politisch bedingten Hasstiraden gegen die Fanabteilung in sozialen Medien an: „ Es gibt zwei Prämissen, die ohne Wenn und Aber aus Sicht der Fanabteilung einzuhalten sind: Die freiheitlich demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und die Werte der Satzung unseres BVB. Wer diese Werte – Toleranz, Weltoffenheit und respektvollen Umgang mit Jedermann – als Politik ansieht, den müssen wir enttäuschen. Diese Werte und die Verteidigung selbiger gehören ins Stadion! Die anderen sind laut, aber wir sind mehr! " erklärte er. Dieser Weg wurde bei der Abteilungssitzung einstimmig beschlossen, auch von den Mitgliedern folgten standing ovations und Applaus. Nicht außer Acht gelassen werden solle abschließend auch Erfolg bezüglich der Abschaffung von Montagsspielen ab 2021.

Da Hasan Caglikalp, Leiter des Bereiches Integrationssport, mit seiner Mannschaft bei einem internationalen Turnier in Nizza unterwegs war, las BVB-Präsident Dr. Rauball seine Rede vor. Die Abteilung fühle sich in der BVB-Familie sehr wohl, zudem hätten sich die Teilnehmerzahl im Blindenfußball und Torball seit dem Beitreten zum BVB nahezu verdoppelt.

Aki Watzke mit dem Bericht der KGaA

Nun folgte der Bericht der KGaA. Aki Watzke lobte hier zunächst die Rede von Torsten Schild. Es folgten die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres, in welchem der Umsatz 539 Millionen Euro betrug. Der Jahresüberschuss lag bei 28,5 Millionen Euro und das Bankguthaben lag zum 1. Juli bei rund 59,5 Millionen Euro. Der Gewinn nach Steuern betrug somit 167 Millionen Euro. Dieses Ergebnis kam vor allem durch die großen Transfers von Dembele und Aubameyang zustande. Außerdem hat der BVB zum Stichtag wieder einmal keine Finanzschulden. Trotzdem habe man aus der vergangenen Fußballsaison Konsequenzen gezogen: Neben der Verpflichtung von Sebastian Kehl im Frühjahr 2018 holte man sich mit Matthias Sammer einen externen Berater ins Boot. In der Regel jede Woche treffe sich das Quartett in einer oftmals fünftstündigen Sitzung und analysierte die aktuelle Situation. In diesem Zusammen bedankte er sich bei Michael Zorc, dass er diesen Weg mit ihm mitgegangen sei. Watzke begrüßte anschließend Trainer Favre, welchen er gerne bereits ein Jahr vorher verpflichtet hätte. Anschließend begrüßte er die neuen Spieler und bedankte sich bei Marcel Schmelzer, der das Kapitänsamt in einer schwierigen Situation ausgefüllt hatte. Auch der jetzige Kapitän Marco Reus erfuhr großes Lob, er fülle dieses Amt hervorragend aus. Weiterhin lobte er nicht nur die Stammspieler, sondern auch die Spieler dahinter, die gerade diese Mannschaft so stark machen. Watzke sagte dazu: " In dieser Mannschaft steckt ein besonderer Geist. Sie bieten sich in jedem Training an. Dieses Niveau hatten wir in den vergangenen Jahren nicht. Für Lucien ist es immer eine schwierige Entscheidung. " Die anschließende Diskussion über die Super League bezeichnete Watzke als Phantomdiskussion. " Sollte es irgendwann mal solche Pläne geben, muss ich sie mir in meiner Position anhören. Die Bundesliga ist ein Stück deutsches Kulturgut. Ihre Einführung ist nicht umsonst 1962 in Dortmund beschlossen worden und ein Teil der DNA des BVB ", erklärte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Ein weiterer Punkt betraf die Trikotfarben - der BVB werde weiterhin in den Farben schwarz und gelb spielen, die einzige Alternative soll ein Ausweichtrikot in den Stadtfarben sein. Außerdem werde man in den nächsten Jahren neben der Modernisierung des Westfalenstadions auch das Trainingsgelände mittels achtstelligem Betrag modernisieren. Die Rede schloss mit dem obligatorischen „ Nur der BVB“. Im Anschluss verließ die Mannschaft unter Applaus die Halle.

Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow

Anschließend trat für den Verein Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow ans Mikrofon. Der Umsatz bewegte sich mit 09 Millionen Euro auf Vorjahresniveau, der Überschuss betrug 1,139 Millionen Euro. Die Differenz zum Vorjahr (1,946 Mio. Euro) sei dem Anstieg der Personalkosten sowie sonstigen betrieblichen Aufwendungen geschuldet. Außerdem habe der Verein keine Verbindlichkeit bei Finanzinstituten. Für den Vorstand bedankte sich Dr. Rauball bei Aki Watzke für die geleistete Arbeit und dankte auch den ehrenamtlichen Helfern, nicht nur in der Fanabteilung. Dr. Rauball erklärte: „ In ganz Europa beneidet man uns für unsere Fans, wie sie unseren Verein repräsentieren und zu ihm stehen, in guten wie in schlechten Zeiten “. Aufgrund neuer Fakten bezüglich des BVB in der NS-Zeit kündigte er auch einen eigenen wissenschaftlichen Bericht an.

Weiter ging es mit der Wahl des Wirtschaftsprüfers (BDO AG Wirtschaftsprüfunggesellschaft wurde wiedergewählt) und dem Bericht der Kassenprüfer, die von Marco Blumberg vorgetragen wurde. Auch hier gab es keine Beanstandungen und er erklärte, dass das Prüfen der beiden Bar-Kassen des BVB Spaß gemacht hat. Es folgte nun die Entlastung des Vorstandes. Für diese Zeit übernahm Heinz Keppmann die Leitung der Sitzung. Erwartungsgemäß wurde der Vorstand ohne Gegenstimmen entlastet. Es folgte dann die Wahl der vier Mitglieder des Wirtschaftsrats. Der Vorstand bestimmte die anderen vier Mitglieder. Es handelt sich hierbei um Ute Wolf, Ulrich Sierau, Reinhold Schulte und, für viele BVB-Fans überraschend, den FDP-Politiker Christian Lindner. Zur Wahl standen Martin Eul, Dr. Winfried Materna, Michelle Puller und Dr. Thomas Steg. Erwartungsgemäß wurden alle vier vorgeschlagenen Personen gewählt, wobei die Gegenstimmen für Dr. Steg ziemlich hoch waren. Abschließend bedankte sich Dr. Rauball bei den ausgeschiedenen Mitgliedern des Wirtschaftsrats.

Gesang mit dem abschließenden Vereinslied.

Es folgte die Wahl der Kassenprüfer. Marco Blumberg durfte aufgrund der Satzung wiedergewählt werden, seine Partnerin Dr. Reitemeier-Witt hingegen nicht. Hier wurde der ehemalige BVB-Spieler Günter Kutowski vorgeschlagen und gewählt. Daraufhin folgte die Änderung der Beitragsordnung. Dabei wurde ein weiterer Mitgliedsbeitrag für Schwerbehinderte beschlossen. Der letzte Punkt der Tagesordnung beinhaltete Anträge und Wünsche. Neben altbekannten und oft diskutierten Wünschen (keine Schmähgesänge, Kartendiskussion, Einlassverbesserungen, Seniorenhaus für Borussenmitglieder) stand zur Diskussion, die Tribünen des Westfalenstadion (Ausnahme Südtribüne) nach verdienten Borussen umzubenennen. Dies lehnten Dr. Rauball und Aki Watzke mit dem Hinweis, dass man nur drei Personen auswählen könne, jedoch deutlich mehr verdiente Borussen habe, ab. Die Ehrung dieser Personen sieht man in Absprache mit der Stadt lieber für Straßennamen vor. Auch das Thema für eine Spielstätte der Tischtennis- und Handball-Abteilung kam erneut zur Sprache. Hier erklärte Dr. Rauball, dass man aus rechtlichen Gründen diese Halle eben nicht selber finanzieren kann. Hier sei man aber mit der Stadt Dortmund im Gespräch, um die Situation zu verbessern. Mit dem abschließenden Vereinslied und der westfälischen Erbsensuppe (eine vegetarische Suppe gab es natürlich auch) beendete man um 15 Uhr die Sitzung.

Aktionärshauptversammlung

Ein Tag später folgte dann die Aktionärsversammlung. Ebenfalls um 11 Uhr eröffnete Aufsichtsrat-Vorsitzender Gerd Pieper die Hauptversammlung. Der gesamte Aufsichtsrat mit 09 Mitgliedern war diesmal anwesend (war ja nicht immer so). Das gleiche gilt auch für die Geschäftsführung, bei der erstmals auch Carsten Cramer auf dem Podium saß. Nach der Begrüßung folgte das Vorlesen der Formalia. Währenddessen betraten Teile des Mannschaftsrats (Marco Reus, Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek), Trainer Lucien Favre und die sportliche Führung (Michael Zorc, Sebastian Kehl) den Saal. Auch die Aktionäre sparten hier nicht mit Applaus. Im Anschluss folgte der Bericht des Aufsichtsrats. Gerd Pieper blickte auf ein kompliziertes Jahr mit Wechseltheater, sportlichen Misserfolgen und Trainerwechseln zurück. Die Geschäftsführung stellte daraufhin im Frühjahr alles auf den Prüfstand und nahm deutliche Änderungen vor (externer Berater bzw. Ergänzung der Geschäftsführung und der sportlichen Führung). Außerdem wurden die Verträge mit den bisherigen Geschäftsführern bis 2022 verlängert. Seit April 2018 hat der BVB einen dritten Geschäftsführer: Carsten Cramer. Darauf Pieper: „ In der neuen Saison konnte sich der BVB stabilisieren. Chapeau an die handelnden Personen. Aber: Wir bleiben seriös, bodenständig und geduldig. “ Weiterhin schlug der Aufsichtsrat eine Dividende von 6 Cent pro Aktie vor.

Aufsichtsrat-Vorsitzender Gerd Pieper moderierte die Aktionärsversammlung

Wie jedes Jahr folgte nun der Bericht des Vorsitzenden Geschäftsführers Aki Watzke (Wer sich den Bericht der Geschäftsführer ansehen will - sie sind über die Medienseite des BVBabrufbar). Auch er ging auf die Umstrukturierung ein, nicht ohne Seitenhieb gen Süden zu schicken (bezogen auf Hoeneß Kommentar des „Gelenkbusses“ nach der Erweiterung der sportlichen Führung). Weiterhin war die Position der Mitgliederversammlung gegen Rechts für ihn ein Thema: „ Wir haben bei der Mitgliederversammlung am Sonntag gesellschaftsrelevante Themen besprochen. Wir haben uns klar positioniert. Dafür kann man den Mitgliedern und dem Vorstand nur gratulieren. “ Aktuell habe man eine schöne Momentaufnahme in der Liga. Dies dürfe man genießen, ohne jedoch die Bodenhaftung zu verlieren. Das nächste Lob ging in Richtung des Trainers („ Gerne hätte wir Lucien Favre schon eher verpflichtet. Wir sind sehr froh, ihn bei Borussia Dortmund zu haben. Die Zusammenarbeit ist immer sehr konstruktiv und von Vertrauen geprägt. “) und den anwesenden Mannschaftsvertreter bzw. den Kapitän Marco Reus („ Wir haben eine tolle Mannschaft. Marco Reus ist als Kapitän gereift. Die älteren Spieler müssen die Jungen führen. “). Zudem habe der BVB sich personell zukunftsfähig aufgestellt, man müsse sich keine Gedanken bezüglich eines Umbruchs in der Vereinsführung machen (wohl ein Hinweis in Richtung Süden). Außerdem habe man mit der Unternehmensberatung McKinsey eine Wachstumprognose erarbeitet. Bis 2025 soll der Umsatz ohne Transfereinnahmen auf jährlich 500 Mio. Euro steigen. Dies soll durch das Sponsoring, die Digitalisierung und die Internationalisierung ermöglicht werden. Man dürfe aber auch nicht die Basis vergessen. So werde es weiterhin (bis auf den üblichen „Inflationsausgleich“) keine Preiserhöhung bei den Ticketpreisen geben, auch kämpfe man weiterhin für die 50+1-Regelung. Neben beeindruckender Erlebnisse während der USA-Reise erwähnte Watzke auch die Gründung der Legendenmannschaft. Diese waren zuletzt in Thailand („ Das ist toll und wurde sehr gut angenommen. “).

Weiterhin verwies er auf den Aufbau des Fan- und Jugendhauses auf dem Gelände des ehemaligen Trainingsgeländes „Rabenloh“. Es soll ein Begegnungszentrum für BVB-Fans in der ganzen Woche werden, wobei Watzke verriet: „Es wird nicht ganz klein werden.“ Abschließend folgte dann noch die Erinnerung an den Bergbau im Ruhrgebiet: „ Das Ende des Bergbaus ist für uns als Borussia Dortmund eine Zäsur. Das muss man in der Gesellschaft verankern. Diese Verbundenheit müssen wir uns bewahren. Das ist eine Aufgabe, die der BVB sehr gerne wahrnimmt. “ Nach einer halben Stunde endete die Rede von Aki Watzke.

Es folgte die Rede des zweiten Geschäftsführer Thomas Treß. Nach der emotionalen Rede von Watzke ging er nun auf die Zahlen ein (Auf der Medienseite des BVB gibt es auch seine Rede, die Zahlen nachlesen könnt ihr im Geschäftsbericht auf der Aktienseite des BVB ). Wie jedes Jahr erfolgte nun die Flucht zur Erbsensuppe von den mehr als tausend anwesenden Aktionären (rund 65% des eingetragenen Kapitals). Die Eckpunkte: Höchster Umsatz der Klubhistorie mit 536,0 Millionen Euro (Vorjahr: 405,7 Mio. Euro), Gewinn im Konzern in Höhe von 28,5 Mio. Euro (Vorjahr 8,2 Mio. €), operatives Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) 126,6 Millionen Euro (Vorjahr: 74,0 Mio. Euro). Es bleibe dabei, man will weiterhin maximalen sportlichen Erfolg ohne Schulden zu machen. Nicht nur aufgrund der Erfolge in dieser Saison habe die Strahlkraft des BVB zugenommen. Der Wert der Aktiengesellschaft betrüge laut Schätzungen fast 1,1 Millarden Euro, was einem Aktienkurs von fast 12 Euro entsprechen würde. Dies habe man noch nicht erreicht, aber im Vergleich zum Vorjahr habe der Wert der Aktie um 40% zugenommen. „Wir befinden uns auch weiterhin auf einem starken Wachstumskurs!“, erklärte Treß und beendete seinen Beitrag.

Es folgte dann die Generaldebatte, bei welcher die Aktionäre sich zu jedem Tagesordnungspunkt Fragen stellen konnten. Insgesamt gab es 11 Wortmeldungen, die die jeweiligen Geschäftsführer beantworteten. Den Anfang machte Aki Watzke. Da es bei den Aktionären die übliche Diskussion um die Dividende gab (von 0 bis 10 Cent pro Aktie war alles dabei), erklärte der ehemalige Schatzmeister des BVB, dass man beide Lager verstehen könne und mit 6 Cent pro Aktie einen Kompromiss beschlossen habe. Wie schon bei der Mitgliederversammlung erklärte er die Super League-Diskussion zu einer Phantom-Debatte. Nicht umsonst wurden durch diese Drohgebärde die Einnahmen in der Champions League erhöht. Kernkompetenz bleibe für den BVB die Bundesliga. Bezüglich der Montagsspiele zeigte Watzke sich belehrbar. Man habe die Auswirkung von fünf Spielen am Montag unterschätzt und werde dies bei den nächsten Verhandlungen beachten. Allerdings werde man sich auch an den Vertrag halten, das heißt, es wird in den nächsten drei Jahren weiterhin Montagsspiele geben. Aktuell sei die Bundesliga so ausgeglichen wie lange nicht mehr. Das sei nicht nur durch die „Krise“ der Bayern ausgelöst worden, sportlich habe sich die Bundesliga weiterentwickelt. Das sieht man nicht nur an der Tabelle, sondern auch im Europapokal. Zu seiner Zukunft gefragt, erklärte er: „Für mich gibt es nur diesen Verein, ich habe noch vier Jahre Vertrag. Wenn ich diese Position mal räume, dann möchte ich ihn auf der operativen Ebene so verlassen, dass es nicht auffällt.“

Zwei von drei Geschäftsführer: Aki Watzke und Thomas Treß

Nachdem Thomas Treß sich bezüglich der Zahlen geäußert hatte, gab es eine Premiere. Erstmals kam auch Carsten Cramer zu Wort. Zum Rückgang im Merchandising erklärte er, dass dieser Rückgang viele Gründe wie das frühe Ausscheiden aus den Pokalwettbewerben, die sportliche Talfahrt, den Weggang von trikotmäßig umsatzträchtigen Spielern (Dembele, Aubameyang) und den üblichen Rückgang beim Merchandising (hier wurde erwähnt, dass der Deutsche Meister in der letzten Saison einen Einbruch von 10% hinnehmen musste) habe. Auch fehlte dem BVB der in den Vorjahren regelmäßige Pokaleinzug, was dem Verein alleine im Merchandising rund 3,5 bis 4 Mio. Euro einbrachte. Allerdings sei der Negativtrend im Oktober dank der sportlichen Erfolge gestoppt worden. Ein weiterer Punkt war die Forderung nach dem Einstieg im eSports. Dem erklärte er eine deutliche Absage. „Wir sehen in diesem Bereich keine wirkliche Sportart, eher eine Marketingplattform, die man bereits nutzt.“ Abschließend erklärte Cramer zur virtuellen Bandenwerbung, dass dies eine große Möglichkeit sei, Werbung perspektivisch zu zeigen. „ Wir haben dadurch jetzt schon andere Firmen und Unternehmen an den BVB herangeführt. Wir werden siebenstelligen Erlöse erzielen, mit mehr als einer 1 vorne “, teilte der ehemalige BVB-Direktor den anwesenden Aktionären mit.

Da es keine weiteren Wortmeldungen gab, wurde nun die Abstimmung eingeleitet. Alle fünf Tagesordnungspunkte wurden beschlossen (Ergebnisse zwischen 98,4 und 99,97%). Somit waren die Gegenanträge der Aktionäre hinfällig.

Selten hat man so ruhige Veranstaltungen erlebt. Vor allen wenn man bedenkt, dass es mal eine Mitgliederversammlung gab, die länger war als diese beiden Versammlungen zusammen. Es bleibt zu hoffen, dass es nie wieder solche Versammlungen geben wird. Aktuell dürfte das bei dieser Geschäftsführung und Vereinsvorstand nicht möglich sein. Aber die Zeiten können sich ändern.

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