
Sommerpause. Als Kind habe ich sie gehasst. Ich habe in diesen tristen Wochen jede noch so kleine Information über meinen Verein aufgesogen: Potenzielle Transfers? Her damit, am besten mit Gerüchtekette. Uninteressante Testspiele? Gebannt verfolgt. Erste Trikotleaks? Gedanklich schon den Wunschflock durchgespielt. Kicker-Sonderheft? Dem Erscheinungsdatum entgegengefiebert. Spielplanveröffentlichung? Auf die Minute gecheckt.
Sommerpause? Mein Unwort des Jahres. Ich konnte es nie erwarten, bis der Ball wieder rollte und ich endlich wieder den BVB anfeuern durfte. Lange war diese Vorfreude auf eine neue, noch unbeschriebene Saison sicherlich von kindlicher Naivität geprägt. Spätestens in den 2010er Jahren schien sie aber berechtigt – nicht zuletzt durch die Titelgewinne. Auch Spielerverpflichtungen oder – zumindest kurzfristig – auch Trainerbesetzungen schafften Aufbruchstimmung.
Und heute? Da kommt die Sommerpause auch mal als willkommene Durchschnaufphase daher. Mal ein paar Wochenenden ohne Einschränkungen durch Spielpläne. Und ganz ehrlich: Auch mal ein paar Wochenenden, ohne sich über die eigene Mannschaft ärgern zu müssen. Denn das wurde in den letzten Jahren leider immer mehr zu Regel als zur Ausnahme.
Die Saison 2025/26 beginnt
Jetzt steht der August vor der Tür – und mit ihm der Profifußball. Und ja: es kribbelt. Ich freue mich sehr. Irgendwie zumindest. Am Freitag startet die 3. Liga mit RWE gegen 1860, später dann die 2. Liga mit Schalke gegen Hertha. Zwei Spiele, vier Traditionsvereine. Die Dortmunder Sympathien dürften klar verteilt sein.
Und der BVB? Tja, da kribbelt irgendwie noch gar nichts. Eine spielerisch nicht gerade berauschende Klub-WM und ein Transfersommer mit überschaubarem Ertrag machen – gelinde gesagt – nur begrenzt Hoffnung auf Besserung. Als würde ein Jobe Bellingham ausreichen, um die Probleme der vergangenen Saison ad acta zu legen. Am Ende stehen dann alle BVB-Veranwortlichen überrascht da, weil wir uns – mal wieder – im Kreis drehen. Seit Jahren tritt der Verein auf der Stelle. Fehler in der Kaderplanung, auf dem Trainerstuhl oder in der Chefetage – kaschiert nur gelegentlich durch positive Ausreißer wie das Erreichen des Champions-League-Finals 2024.
Vorfreude? Schwer, wenn sich nichts grundlegend ändert.
Ich will wieder euphorisch sein. Vielleicht auch mal durch vergleichsweise unbekannte Transfers und Talente, die überraschen – statt durch Namen, die nach DFB-Standardbesetzung klingen und dann regelmäßig enttäuschen. Leider strahlen diverse Rückholaktionen über die Jahre genauso wie "Hey, sein Bruder war doch ganz gut" wenig Kreativität auf dem Transfermarkt aus.
Disclaimer: Das soll nicht Jobe Bellinghams Stellenwert schmälern. Vermutlich ist er der einzige Spieler im Kader, der aktuell sowas wie Vorfreude auslösen kann.
Sommerpause? Gut, dass sie bald rum ist. Mein Herz brennt für Fußball. Aber wer reanimiert mir jetzt unseren BVB?
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