
Sarkastisch veranlagte Menschen könnten fragen, warum es denn gut sei, sich für die Champions League zum 10. Mal in Folge zu qualifizieren, wenn die neun Serien an Geldregen davor uns dahin gebracht haben, wo wir in dieser Saison standen?
Von den Millionen Transfereinnahmen für Stars wie Dembélé, Sancho, Bellingham und Haaland ganz zu schweigen. Profifußball ist Wettbewerb auf Mannschafts- und Managerebene. Beide Teile können langfristig nicht ohne den anderen erfolgreich sein.
Auf Managerebene sind wir meiner Meinung nach schon seit Jahren schlecht aufgestellt. Deshalb ist unsere Effizienz seit Jahren unterdurchschnittlich (bei Betrachtung aller drei Wettbewerbe je Saison und der Tatsache, dass wir in den letzten Jahren immer hinter den Bayern das meiste Geld in der Bundesliga ausgegeben haben). Und unsere Effektivitätii drohte nun in der zweiten Saison in Folge verloren zu gehen. Nur der Faktor „Glück“ hat uns bisher immer so halbwegs gerettet. In der Vorsaison, weil der fünfte Platz ausnahmsweise zur CL-Teilnahme gereicht hat.
Auch in dieser Saison hat uns das Glück gerettet – und Kovac. Er hat den Grundstein gelegt, doch das hätte alles nichts mehr genützt, denn aus eigener Kraft konnten wir bekanntlich die CL-Qualifikation mit der 11. Platz Hypothek nicht mehr schaffen. Doch dank des Totalausfalls von Leipzig und der Schwäche anderer Teams – kurz, ohne unser eigenes Zutun! – war der 4. Platz überhaupt noch möglich!
Gerade auf Managerebene werden die Fehler der letzten Jahre immer augenscheinlicher, und das Niveau der jüngsten Entscheidungen ist dem 11. Tabellenplatz vorausgeeilt. Einen Nuri Şahin als Trainer zu verpflichten, war amateurhaft. Nicht, weil man wissen musste, dass er nicht das Zeug dazu hatte (kein Mensch konnte das vorher wissen), sondern weil man ohne Not voll ins Risiko gegangen ist.
Anstelle einen etablierten Trainer zu holen, „investierte“ man in einen Neuling, der keinerlei Erfahrungen bei einem Verein auf der Leistungsstufe des BVB hatte. Eine genauso konservative Anlagestrategie ist es, sein Geld im Spielcasino auf Rot zu setzen. Bei Vereinen mit Mini-Etat würde so was noch Sinn ergeben, weil die sich eben Erfahrung und Erfolg eines Trainers mangels Geld nicht erkaufen können.
Deshalb ist Şahin für mich nur das Symptom, nicht aber die Ursache einer miserablen Saison gewesen und eines schleichenden, lang andauernden Prozesses, dessen Ursachen im Management liegen.
Der Erfolg der Mannschaft wird am Tabellenplatz gemessen. Der Erfolg des Managements wird an der Effizienz gemessen. Und diese war in den letzten Jahren, wie bereits erwähnt, ineffizient. Und das bringt mich wieder zu der eingangs gestellten Frage: Was nützen die Millionen um Millionen, die wir seit neun Jahren in der Champions League fleißig einsammeln, wenn wir im Management niemanden haben, der effizient das Geld investieren kann?
Geschrieben von Josef.
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