Traut euch doch
Am 31.03. kommt das UEFA Exekutivkomitee zusammen, um final über die Reform der Uefa Champions League abzustimmen. Einstmals als Pokal der Landesmeister gestartet, ist mit der Änderung zur Champions League der ganze Wettbewerb zu einer einzigartigen Geldmaschine geworden.
Zog der Wettbewerb seinen Charme noch daraus, dass die Landesmeister der europäischen Landesverbände den „Europameister“ ausspielten, wurde nach und nach dieser Ansatz durch die führenden Klubs in den großen Ligen verwässert. Darunter gelitten hat insbesondere der UEFA Pokal, der als Euroleague in vielen Ländern für viele Vereine mehr als lästige Pflicht als attraktives Erlebnis wahrgenommen wird. Alles schielt nur noch zu den Fleischtöpfen in der Champions League. Diese Fleischtöpfe führen auch dazu, dass der Wettbewerb in den nationalen Ligen immer vorhersehbarer wird. Gleichzeitig setzt ein ungesundes Rattenrennen ein, von dem vor allem wenige Spieler und Berater profitieren, Klubs sich aber an den Rande des Ruins wirtschaften. Wirklich in die Phalanx der Spitzenclubs kann eigentlich nur noch einbrechen, wer seine Seele an Investoren verkauft.
Ein Treiber dieser Entwicklung ist insbesondere die ECA (European Club Association), die aus der G-14 hervorgegangen ist und der Eigenbeschreibung nach „den europäischen Vereinsfussball schützen und fördern“ will. Was sich die ECA unter „schützen und fördern“ vorstellt, erlebt der Fußballfan in aller Regelmäßigkeit: Es geht vor allem um mehr Geld für einige wenige. Was die Forderungen aus der ECA noch mit der Vielfältigkeit des Vereinsfußball zu tun haben will, kann man kaum noch erkennen. Viel mehr ist es ein Sprachrohr der europäischen Spitzenvereine aus England, Spanien, Deutschland, Frankreich und Italien geworden, mit dem einzigen Ziel das Produkt europäischen Spitzenfußball bis auf den letzten Cent auszuquetschen.
Man kann schon fast die Uhr danach stellen, wann die ECA erklärt: „eigentlich wäre eine europäische Super League eine tolle Idee“, um die abgedrehte Fußballblase noch weiter aufzublähen. Milliardenschwere Mäzen, Investoren, Sponsoring- und TV-Verträge reichen nicht. Es gibt nur eine Richtung: „mehr, mehr, mehr“. Teil dieser unappetitlichen Show ist leider auch seit Jahren der BVB, der sich dann gerne in der lokalen Kommunikation als der Robin Hood der Fußballromantiker hinstellt und von „Zwängen“ und „kleineren Übeln“ spricht. Alternativlos ist da ein beliebtes Schlagwort der Funktionärseliten, um den schwarzen Peter weiter zu reichen.
So wird morgen ein
Komitee aus 16 Funktionären (zwei Frauen) vermutlich für die
absurde Reform stimmen. Unter ihnen wird auch Rainer Koch sein -
selbsternannter Vertreter des Amateurlagers. Man wird vom Erfolg im
Sinne des Fußballs und der Fans sprechen. Die ECA Vereine werden
wieder einmal ihren Willen bekommen haben und die nationalen
Wettbewerbe weiter entwerten. Die Verbände lassen das mit sich
machen.
Warum eigentlich?
Wieso nicht einfach mal sagen: „Nein“. Ich persönlich wäre bereit das Risiko zu gehen. Haben Juventus Turin, Borussia Dortmund, Manchester United und Real Madrid dann wirklich den Arsch in der Hose ihre Super League zu gründen? Vorbei an den offiziellen Strukturen von FIFA und UEFA? Mit allen Konsequenzen?
Die Verbände wachen sehr eifrig über ihren Monopolanspruch. Was wären die Folgen? Im krassesten Fall würden die Vereine aus den offiziellen Strukturen herausfliegen. Keine Teilnahme mehr an nationalen Wettbewerben, die Spieler könnten gesperrt sein für Nationenturniere. Ist das dann immer noch für die Spieler und Vereine so attraktiv? Insbesondere wenn dann vielleicht die englischen und deutschen Klubs einen Rückzieher machen. Vielleicht verpufft dann auch endlich dieses Drohszenario.
Ich weiß es nicht, ich wäre aber bereit es darauf ankommen zu lassen. Dann sind die Verhältnisse immerhin klar. Es würde auf jeden Fall den schleichenden Prozess vom Stadionzuschauersport hin zum reinem Entertainmentprodukt mit einem Schlag beenden. Ich fände es spannend zu sehen, welches Modell sich langfristig durchsetzt.