Helden in schwatzgelb

We have a grandios Saison gespielt

14.05.2021, 17:19 Uhr von:  Tim K
Das Bild zeigt eine Chreographie der Südtribüne mit dem Schriftzug "Deutscher Meister 2011". Darauf zu sehen sind die Spieler der Dortmunder Meistermannschaft.

Vor 10 Jahren holte der BVB seine 7. Meisterschaft. Wir blicken zurück auf eine Saison voller Highlights.

Wenn es um die Meisterschaft 2011 geht, komme ich immer und immer wieder gern und ausführlich ins Schwärmen. Es war das Highlight schlechthin in meiner noch jungen Fankarriere. Nach Jahren des Rumpelfußballs schaffte es Jürgen Klopp eine unfassbare Mannschaft zu formen, die auf ewig unschlagbar wirkte. Aber fangen wir am besten mal am Anfang an.

Hinrunde

Nach zwei guten Saisons, die mit Platz 6 bzw. 5 endeten, machten sich nicht wenige Borussen Hoffnung auf eine erfolgreiche dritte Saison unter Jürgen Klopp. Diese wurde am ersten Spieltag allerdings erst einmal ernüchtert. Gegen ein abgezocktes Leverkusen, welches in der Vorsaison einen Platz vor dem BVB landete, gab es eine 0:2-Niederlage. Damals zeigte Bayer dem BVB gefühlt doch recht eindeutig die Grenzen auf und so missglückte der Saisonauftakt. Die junge Borussen-Elf ließ sich davon allerdings kaum beeindrucken und eilte in der Folge von Sieg zu Sieg.

Am 4. Spieltag ging es zu den noch punktlosen Blauen. Was Shinji Kagawa an diesem Nachmittag machte, lässt sich wohl ganz gut als "Galavorstellung" beschreiben. Zwei Tore erzielte der Japaner, welcher erst im Sommer von Cerezo Osaka aus seiner Heimat gekommen war, ehe Lewandowski das Spiel mit dem dritten Dortmunder Tor endgültig entschied. Der BVB führte die Blauen in ihrem Stadion vor und schob sich durch den Derbysieg vor bis auf Platz 3, während die Blauen auf den letzten Platz abrutschten. Für mein erstes Mal in der verbotenen Stadt war das doch gar nicht so schlecht.

Am 7. Spieltag kamen die Bayern zu uns nach Dortmund und vor dem Spiel war ich mir absolut sicher, dass unser Höhenflug nun enden würde. Pustekuchen. Nach einem Treffer von Lucas Barrios in der 52. Minute legte Nuri Sahin wenig später mit einem wunderschönen Freistoß nach und der BVB gewann das Spiel mit 2:0. An diesem Tag ahnte nicht nur ich: Diese Saison könnte was gehen!

Nach weiteren erfolgreichen wie emotionalen Spielen (Sahins Siegtreffer in Köln oder auch Toni da Silvas Ausgleich gegen Hoffenheim) stand am 10. Spieltag das absolute Topspiel am Bruchweg an. Mainz gegen Dortmund - 1. gegen 2. Der BVB hatte seit der Auftaktniederlage gegen Leverkusen 22 von möglichen 24 Punkten geholt und reiste dementsprechend euphorisch zum Tabellenführer, welcher aus den ersten 9 Spielen gar 24 Punkte geholt hatte. Auch dieses Spiel gewann der Ballspielverein und schob sich somit am 10. Spieltag erstmals auf Platz 1 der Tabelle. Wie sich später herausstellte, sollte er den Platz an der Sonne in der Saison 2010/2011 nicht mehr verlassen...

Der BVB gewann nach dem Sieg am Bruchweg auch die folgenden sechs Spiele und patzte lediglich am 17. Spieltag in Frankfurt und lag somit bereits zur Winterpause 10 Punkte vor den engsten Verfolgern Bayer und Mainz und gar 14 Punkte vor dem Vorjahresmeister Bayern München. Legendär war sicherlich, neben allen sportlichen Erfolgen, Kubas Fehlschuss aus 12 Metern über das leere Tor in Freiburg. Die Winterpause war eigentlich nur von der Frage geprägt: Wann bricht diese Mannschaft ein?

Rückrunde

Antwort: Gar nicht. Zum Rückrundenauftakt stand gleich das das absolute Topspiel an. Leverkusen gegen Dortmund, 3. gegen 1 am Freitagabend. Und der BVB konnte seine Meisterschaftsambitionen auf der großen Bühne untermauern. Auf eine torlose erste Halbzeit folgten drei Tore in sechs Minuten, an allen drei war Kevin Großkreutz direkt beteiligt. Der BVB konnte somit den Vorsprung auf Verfolger Leverkusen auf 13 Punkte ausbauen.

Die letzten Zweifel an einer Dortmunder Meisterschaft dürften wohl beim Auswärtsspiel in München am 24. Spieltag beseitigt worden sein. Auch bei den Bayern dominierte die Borussia und ging durch Barrios bereits in der 9. Minute in Führung. Zwar konnten die Münchener bereits in der 15. Minute ausgleichen, doch schon drei Minuten später stellte Sahin die Führung mit einem wunderbaren Schlenzer wieder her. Der BVB erhöhte durch Hummels' Kopfball sogar noch nach einer Ecke auf 3:1.

Am 30. Spieltag folge dann nochmal ein emotionales Highlight. Beim HSV lag der BVB lange zurück, bevor Kuba den Ball in der 92. Minute in die Maschen donnerte. Ekstase im Gästeblock und ein Sinnbild für die gesamte Saison. Die Mannschaft zeigte in dieser Zeit stets Moral und kam immer wieder nach Rückständen zurück. In insgesamt elf Saisonspielen lag man in Rückstand, davon verloren wurden nur fünf. Im Rahmen des Spiels gab es zudem die erste große Aktion von "Kein Zwanni" gegen Topspielzuschläge, sowohl auf der Straße als auch später im Stadion. Leider begleitet und das Thema bis heute und wird sich wohl auch in Zukunft weiter zuspitzen, aber bleiben wir bei der Nostalgie.

Dann sind wir auch mal bei dem Spiel angekommen. Samstag, 30. April 2011 15:30 Dortmund gegen Nürnberg.
Es war ein angenehmer Frühlingstag. Schön warm und trocken. Ich ahnte am Vormittag noch nicht, was dieser Tag bringen würde. Schließlich spielte Leverkusen parallel in Köln. Leichtes Spiel eigentlich gegen den abstiegsbedrohten Effzeh, während wir gegen Europa-League-Aspirant Nürnberg ranmussten.

Zwar kam der BVB eigentlich schwer in die Partie, schlug jedoch durch Barrios (32.) und Lewandowski (43.) vor der Pause zweimal zu und ließ somit keine Zweifel daran aufkommen, dass man selbst seiner Pflicht nachkommen würde. Der Jubel über die Tore war auch deshalb so groß, weil Leverkusen es in Halbzeit 1 nicht zustande brachte, gegen Köln ein Tor zu erzielen. Und so waren wir zur Halbzeit in der Blitztabelle Meister. Für mich wirkte es aber auch da noch nicht vorstellbar, schließlich würde Leverkusen in Köln früher oder später treffen.

Also rein in die 2. Hälfte. Da unser Spiel quasi entschieden war, waren viele im Stadion mit mindestens einem Ohr bei ihrem mitgebrachten Radio und verfolgten das Parallelspiel. In der 67. Minute keimte plötzlich Jubel auf, obwohl auf dem Platz eigentlich nichts weiter passierte. Und dieser Jubel wurde immer lauter. Ich fragte mich: Ist es wirklich passiert? Ist der 1. FC Köln wirklich ein Führung gegangen? Und dann kam Nobby: "EINS ZU NULL FÜR KÖLN!" Da merkte ich: Scheiße, wir werden ja wirklich Meister. Was dann stimmungsmäßig folgte, habe ich davor und danach nie erlebt. Das komplette Stadion stand und feierte den kommenden Deutschen Meister. Es war so unglaublich laut, das Stadion verwandelte sich in ein absolutes Tollhaus. Unten auf dem Rasen wurde das Fußballspielen im Übrigen kurzerhand eingestellt. Beide Mannschaften kickten sich den Ball vollkommen sinnlos nur noch hin und her. Auch die Spieler schienen komplett von der Rolle zu sein.

Köln erhöhte gar noch auf 2:0, weshalb im Moment des Abpfiffes wirklich gar kein Zweifel mehr bestand: Nach neun Jahren war der Ballspielverein Borussia Dortmund wieder Deutscher Meister! Nach all den Jahren des Rumpelfußballs und der Beinaheinsolvenz so etwas zu erleben war wirklich unglaublich. Nach dem Spiel startete die Party auch auf dem Platz. Kevin Großkreutz bekam kurzerhand eine neue Frisur verpasst, Dede wurde in seiner 13. und letzten Saison gefeiert und auch der Rest im Stadion, sowohl auf dem Platz als auch auf der Tribüne trank an diesem Abend wohl einiges an alkoholischen Getränken. Die Feierlichkeiten im Stadion dauerten noch weit über eine Stunde an. Danach verlagerten sie sich auf Dortmunds Straßen und es folgte eine lange Nacht.

Was viele nicht wissen: Es gab auch noch einen 33. Spieltag in Bremen. Kann sich jemand an das Spiel erinnern? Viele dürften das Spiel wohl nicht nüchtern erlebt haben...Auf dem Platz hat die Truppe, die wahrscheinlich immer noch halb besoffen war, jedenfalls 2:0 verloren. War trotzdem ok damals.

Ach ja. Auch ein 34. Spieltag fand noch statt. Der neue Deutsche Meister spielte gegen den selbsternannten Randalemeister aus Frankfurt. Auch dieser Tag wurde eine einzige Party. Die Borussia drehte das Spiel nach rund 70 Minuten durch zwei schnelle Tore und bekam in der 80. Minute einen Elfer, den Dede in seinem letzten Spiel für den Ballspielverein leider verschoss. Den Deckel auf die Saison setzte Barrios mit der letzten Aktion der Saison zum 3:1. Nach dem Spiel gab's die wohlverdiente Schale. Der Rasen im Westfalenstadion überlebte diesen Tag allerdings nicht. Aufgrund des Platzsturms und die Mitnahme zahlreicher Rasenstücke war dieser gänzlich ramponiert. Dieser finanzielle Schaden dürfte für den BVB allerdings verträglich gewesen sein...

Wer ist Deutscher Meister? BVB Borussia! Wer ist Deutscher Meister? Borussia BVB!

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