Eua Senf

Eine Geschichte von der Liebe zum BVB

27.01.2018, 00:00 Uhr von:  Gastautor
Feiern im Westfalenstadion

Schon als 9-jähriger Bub war es für mich ein fester Bestandteil eines jeden Samstags. Auch wenn ich in den Niederlanden wohne, gab es für mich so um 18 Uhr Freude pur, wenn ich im Fernsehen den Satz “ ’n Abend allerseits” hörte. Denn es gab wieder Heribert Fassbender mit Ausschitten der Bundesligaspiele in der Sportschau! Bayer Uerdingen gegen den 1.FC Köln, VfB Stuttgart gegen den HSV, Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt. Wie ein kleiner holländischer Junge schon in jenem Alter so begeistert vom deutschen Fussball sein konnte, obwohl die niederländische Eredivisie damals im Gegensatz zu heute durchaus noch etwas bedeutete in der weltweiten Fussballlandschaft? Keine Ahnung, war aber so. Es gehört wahrscheinlich zu den vielen Geheimnissen, die das Fussballvirus so zu bieten hat. Irgendwann steckt man sich irgendwie an, aber wieso, weshalb, warum? Diese Frage zu beantworten, hat bislang noch niemand sinnvoll geschafft.

Einen Lieblingsverein hat man in dem Alter von heute auf morgen natürlich noch nicht. Obwohl, selber fing ich gerade erst an Fussball zu spielen in unserem Heimatverein des Ortes Veendam. Da zog ich mir jede Woche ein Leibchen mit den sehr schönen Farben schwarz und gelb über. Warte mal, diese Farben hatte ich doch auch schon Mal in der Sportschau gesehen? Weil Alemannia Aachen damals in der 2. Bundesliga kickte und Dynamo Dresden sich noch in der DDR-Oberliga herumtrieb (Mensch, irgendwie werde auch ich schon älter…), konnten die Träger dieser Farben nur die Spieler von Borussia Dortmund sein. Wäre das nicht ein guter Lieblingsverein?

Na gut, wirklich erfolgreich kickten die Jungs Außerdem damals nicht. Stichwörter Relegation, Fortuna Köln und Jürgen “Kobra” Wegmann. Machte aber nichts, denn weil in den Niederlanden sich damals sonst keiner der Schulknirpse für die Bundesliga interessierte, müsste ich ja niemals am Schulhof eine erneute Niederlage meiner neuen Helden erklären. Außerdem hatten es die Namen der Spieler in sich: Teddy de Beer, Günter Kutowski, Michael Zorc, Frank Mill. Ja, damit konnte ich etwas anfangen. Und dass mit dem “nicht so erfolgreich sein” änderte sich zum Glück ja auch bald. Der 24.Juni 1989 im Berliner Olympiastadion. DFB-Pokalfinale: Borussia Dortmund gegen Werder Bremen. Gespannt hockte ich vor dem Fernseher. Nach einer Viertelstunde dann erstmal ein Rückschlag. Werder Bremen geht 1:0 in Führung. Kurze Verzweiflung setzte mir zu. Ich würde doch so gerne die schwarzgelben Jungs mit dem Pokal in den Händen sehen. Zum Glück gab es schon wenig später den Ausgleichstreffer und Werder wurde in der zweiten Halbzeit vom BVB überrollt. 4:1 hieß der Endstand und stolz wie Oskar lief ich herum. Meine Helden hatten tatsächlich den Pokal gewonnen!

Das Heimspiel gegen Nürnberg 2003

Es dauerte noch bis zum 10. Mai 2003, bevor ich meine ersten Schritte im Westfalenstadion machen würde. Der BVB spielte gegen den 1.FC Nürnberg. Natürlich dauerte die Autofahrt viel zu lange. Ist sowieso schon so, wenn man im Norden der Niederlande lebt, aber an dem Tag kam sie mir unendlich vor. Irgendwann auf der B1 ragten sie aber heraus. Diese großen gelben Statuen in der Luft. Endlich tauchte da vor mir das Stadion auf, dass ich schon so oft im Fernsehen gesehen hatte. Ein Gefühl von Unschlagbarkeit und mächtiger Stolz machte sich in mir breit, als ich die Treppen der Nordtribüne hinauflief. Den Moment, als ich Block 74 betrat, werde ich nie mehr vergessen. Ich hatte es geschafft, ich war am Ziel meiner Träume. Hallo, Westfalenstadion Dortmund! Glücklicherweise zeigte sich die Mannschaft an jenem Tag auch unschlagbar. Mit 4:1 schossen sie die Nürnberger aus dem Stadion und ich war dabei!

Im Laufe der Jahre habe ich mich öfter auf den Weg zu BVB-Spielen gemacht. Gerne auch mit Freunden und Kollegen, die sich gerne mal ein Bundesliga-Spiel anschauen möchten. Spiel und Heimverein eigentlich egal, aber wenn schon, denn schon. Es sollte dann natürlich auch das größtmögliche Erlebnis sein, also ab zum Tempel in Dortmund. Meine Begeisterung beim ersten Mal blieb bei denen selbstverständlich unerreicht, aber da sogar die sonst größten Plappermäule während “You’ll never walk alone”, der Mannschaftsaufstellung mit Nobby Dickel und “Heja BVB” keinen Ton von sich gaben, wusste ich, dass ich das Richtige gemacht habe. Mittlerweile bin ich 40 Jahre alt und stolzer Vater der süesten Tochter der Welt. Ihr Lieblingsplüschtier? Natürlich eine Biene mit dem Namen Emma!


geschrieben von Alexander

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