Unsa Senf

FC Bayern Dortmund

17.06.2014, 17:06 Uhr von:  Redaktion

Pokalfinalist Borussia Dortmund, der BVB im S-DAX, Deutsche Bank an Borussia Dortmund interessiert, italienischer Torschützenkönig kommt nach Dortmund, WM-Fahrer Erik Durm. Eine Menge Schlagzeilen die eins zeigen, es geht kaum um die BVB Fans. Borussia Dortmund scheint wieder Fahrt aufzunehmen auf dem Weg hinweg vom bodenständigen Fanverein zur Eventmaschine "echte Liebe“ frei nach dem Motto: „Die Show muss weitergehen“.

Was diese Show bedeutet, bekommen die Fans in den letzten Monaten und Wochen zu spüren. Während die Mannschaft sich berappelte und ins DFB Pokalfinale stürmte, wurden in Dortmund fleißig an Stellschrauben gedreht, die immer mehr Fans negativ auffallen. Zu allererst wurde die werbefreie Süd mehr oder weniger Leise geopfert. Zwar gab es nie eine feste Absprache diesbezüglich, doch war man es eigentlich gewohnt, auf und unter Süd von dem Schrott verschont zu bleiben. Mittlerweile muss man aber feststellen, dass großräumige Sponsorenstände und Flyer-Verteiler einen unter der Süd belästigen.

„Wir bleiben dabei, obwohl es ökonomisch ein Desaster ist“ (Watzke zu den Stehplätzen)

Die nächste Überraschung hatte der BVB dann für die Dauerkarteninhaber insbesondere auf der Südtribüne parat. Dort drehte man den Preis von 190,50 € auf 204 € mal eben nach oben. Doch der BVB denkt an seine Fans und erklärt voller Stolz das man dieses Jahr doch tatsächlich auf die Porto von 6 € verzichtet. Der genervte Fan liest sofort die Einschränkung „dieses Jahr“ und freut sich schon auf die nächste inflationäre Anpassung samt Porto in der Saison 2015/2016.
Die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA scheint nun im Glanze des Erfolges also gewillt das ökonomische Problem Stehplätze anzugehen und hat sich entschieden die Nummer eins bei den Stehplatzdauerkarten zu werden. In einer strukturschwachen Region wie das Ruhrgebiet ist das sicherlich angemessen. In diesem Zuge wurde dann bei der ermäßigten Dauerkarte gleich mal mit 16 % extra zugeschlagen. So vergrault man sich auch den Fannachwuchs, sind günstige Karten im Westfalenstadion nicht sowieso schon Mangelware.

„Was glaubt ihr eigentlich, was wir das ganze Jahr über machen, damit wir euch für sieben Euro in die Südkurve gehen lassen? Was glaubt ihr eigentlich, wer euch alles finanziert? Die Leute aus den Logen, denen wir das Geld aus der Tasche ziehen.“ (Ullrich Hoeneß)

Doch Borussia ist eben anders als andere Vereine und daher möchte man natürlich auch an die Fleischtöpfe bei den sogenannten Vip-Karten weiter verdienen. Um im ehrwürdigen Westfalenstadion weiteren Platz für Kunstlederstühle samt Kaviar und Champagner zu schaffen, bekommen langjährige Fans auf der Westtribüne kurz und schmerzlos mitgeteilt, dass man ihr Abonnement nicht mehr verlängern könne. Ein Angebot für Alternativplätze wird in die vage Zukunft irgendwann nach dem Abschluss der Umtauschphase verschoben. So können wohl nur Konzerne mit ihren „Kunden“ umgehen, wenn diese Fans sind.
Sicherlich geben die Ticket AGB solch eine Kündigung her, doch die Art und Weise lassen einen sprachlos zurück. Immerhin zeigt das Gespräch mit Betroffenen, dass die Kommunikation des BVB als zähflüssige Einbahnstraße läuft. Nach über drei Wochen gibt es nur spärliche Rückmeldungen und diese auch nur auf Druck der Betroffenen. Ist das die Kommunikationsoffensive die sich hinter „Echte Liebe“ verbirgt?

Auch bei den Fanbelangen betreffend der Südtribüne zeigt sich der BVB immer dünnhäutiger. Im Anschluss an das Nürnbergspiel reagierte der BVB überstürzt auf ein Spruchband der Desperados, welches wohl nur ein DFB Schiedsrichter einen rechtsradikalen Hintergrund zu schreiben konnte. Doch anstelle als aktuell zweite Kraft im deutschen Fußball seine Reichweite zu nutzen und dieses Missverständnis richtig zu stellen, bekamen die Ultras Gruppen die Information, dass nun zukünftig die Spruchbänder kontrolliert werden sollen. Generell ist auch hier zusagen, dass es wohl das Recht des BVB ist, sich im Vorfeld zu informieren. Doch muss man sich fragen, ob es in diesem Kontext wirklich der Sache gerecht wird, wenn man Jahre zuvor ähnliche Pöbeleien ertragen konnte.

„Es war ein sehr intensives Gespräch, in dem er uns begeistert hat mit einem klar strukturierten Konzept.“ (Watzke über Thomas Doll)

Generell bleibt man ratlos zurück wohin die Reise gehen soll. Wenn der BVB diesen Weg weitergeht schwant einen Böses für die Zukunft. Denn im Gegensatz zu den Bayern ist es nicht gesetzt, dass der BVB zu den Top drei der Liga und den letzten acht in Europa gehört. Viel mehr waren es bis dato nur kurze Ausschnitte unserer Geschichte die stark mit den Namen Jürgen Klopp und Ottmar Hitzfeld verbunden sind. Was nach Jürgen Klopp kommt, weiß keiner. Was nach Ottmar Hitzfeld kam, wissen die Meisten noch zu gut. Sicher ist auch, dass in die Amtszeit von Watzke und Zorc auch Trainerentscheidungen wie Jürgen Röber und Thomas Doll fallen, die den meisten sportlich in grausiger Erinnerung geblieben sind. Ob man nun mit Klopp tatsächlich ähnlich souverän und konzeptorientiert wie in Mainz begonnen hat zu arbeiten, müssen beide noch unter Beweis stellen. Die Zeit von Doll und Rüber war übrigens geprägt von den Nachwehen der beinahe Insolvenz, die man vor allem dank der treuen und leidensfähigen Fans gerade so überstanden hatte. Die Fans ob Kutten, Normalo, Ultra oder Sitzplatzinhaber waren das letzte Argument, dass man noch hatte und die Versicherung für die Zukunft.

Doch eben diese Fans versucht man nun scheinbar zu schröpfen und immer weiter an den Rand zu drängen. Wie lange das noch so gut geht, ist im aktuellen Fußballboom schwer abzuschätzen, nicht allzu schwer ist aber zu sagen, was passiert, wenn der Erfolg dahin geht. Der HSV hat bereits die Preisspirale überreizt und gepaart mit sportlichen Durchschnitt musste man bereits im vergangenen Jahr ein nicht ausverkauftes Derby vermelden. Wie es um Uwes HSV heute stehen würde, wenn der Fußball eben nicht mehr boomen würde, kann sich jeder selber denken. Denn der aktuelle Fußballhype ist in der Spitze sicherlich auch nur ein zeitlicher Ausschnitt. Der BVB und insbesondere sein Führungsgremium sollte nicht aus den Augen verlieren, wo man herkommt und was Borussia Dortmund auszeichnete. Es werden auch wieder schlechtere Zeiten kommen. Dann wird sich zeigen, ob die eiserne Reserve der über 70000 Zuschauer noch vorhanden ist oder ob man sich sein Rücklagen durch eine Hybris verspielt hat.

mrg, 14.06.2014

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