Fragen über Fragen nach peinlicher Vorstellung
Warum interessierte sich von der BVB-Jugendleitung kein Verantwortlicher für dieses Westfalenpokal-Halbfinale? Warum stellte Trainer Meister nur eine B-Elf auf, obwohl es in der Liga um nichts mehr geht? Und warum spielten die aufgebotenen Akteure so leidenschaftslos und schwach? Fragen über Fragen nach der 0:3-Niederlage bei „Angstgegner“ Arminia Bielefeld.
Die einzigen positiven Erlebnisse bei dieser Blamage hatte man als BVB-Fan vor dem Spiel. So lernte man wie so häufig bei Anlässen dieser Art einiges über die Gepflogenheiten im Umfeld der Gastgeber. Oder weiß etwa der geneigte Leser, dass der im Böllhoff-Stadion beheimate SV Brackwede vom örtlichen Konkurrenten SC Bielefeld für einen Kasten Bier Nachwuchs-Ultras abwarb, die beim Spiel der heimischen ersten Mannschaft Brackwedes nun für Stimmung sorgen? Für das letzte Spiel wurden sogar eigens fünfzig Euro in pyrotechnische Erzeugnisse investiert. Noch heute erzählt man sich auf den Straßen von Brackwede von diesem Ereignis.
Wer schützt uns vor diesen Fans? Wer schützt uns vor der alltäglichen Gewalt? So wurde im Vereinsheim von den freundlichen Einheimischen darauf hingewiesen, dass spätestens ab 2 Uhr nachts bei der örtlichen Maifeier die Prügeleien beginnen würden. Wir mit unserer Vierer-Autobesatzung dankten freundlich für diese Information und verlustierten uns weiter an der leckeren CurrywurstPommesMayo, die es für schlanke 3,70 Euro zu erwerben gab. Auch der Eintritt war mit 4 Euro für Normalzahler und 2 Euro für ermäßigte Personen für diesen Anlass absolut fair. Nur zum Vergleich: In dieser Preiskategorie muss man beim BVB in der Liga für jedes popelige U19-Heimspiel zahlen.
Die Besten spielen nicht
Neben diesen lokalen Gegebenheiten lag aber der hauptsächliche Fokus dann doch auf dem sportlichen Part. Mit einem Sieg wäre der BVB für das Finale zu Hause gegen den Sieger der Partie Bochum-Schalke qualifiziert gewesen und hätte so Revanche für die letztjährige Niederlage nehmen können. Es sollte anders kommen. Und auch die Teilnahme am DFB-Vereinspokal für die A-Juniorenmannschaften war somit geplatzt. Völlig unverständlich lief die U19 des BVB bei dieser einzigen Möglichkeit, doch noch einen Titel gewinnen zu können, mit einer besseren B-Elf auf. Kein Göcke im Tor, kein Brauer, Mbende oder Bauman in der Abwehr und auch Pascal Stenzel sowie Nick Weber waren nicht im Kader. Unverständliche Entscheidungen des BVB und Trainer Meister. Hatte man etwa Angst, im Finale mal wieder gegen die momentan unantastbare U19 des blauen Nachbarn zu verlieren?
Die Auf- und Einstellung der Mannschaft gab jedenfalls Rätsel auf. Wenig Engagement und Leidenschaft war zu spüren. Dazu kamen noch Fehlentscheidungen während der Partie von Seiten des Trainerteams. So gab es nach neun Minuten einen berechtigten Handelfmeter für den BVB. Am Punkt stellte sich Innenverteidiger Culjak auf, der bisher eine äußerst bescheidene Saison spielte. Draußen stöhnten bereits einige Mannschaftskameraden: „Nicht Lukas! Der verschießt den.“ Culjak lief an und präsentierte einen schwachen Schuss, der von Arminia-Torwart Niemann fast schon problemlos pariert werden konnte. Doch wenn schon alle draußen zuguckenden BVB-Spieler wussten, dass Culjak so etwas nicht gut kann, fragt man sich doch, warum auf dem Spielfeld und vor allem von außen aus dem Trainerteam keiner mal eingreift. Eine weitere Merkwürdigkeit dieses Spiels, die zehn Minuten später einen nächsten Wendepunkt aufweisen sollte.
Ein langer Ball von links wurde von der nicht eingespielten Verteidigung nicht konsequent geklärt und irgendwann landete der Ball schließlich bei Wehmeier, der den Ball aus vier Metern unter die Latte drosch. Ob dieser Junge nur mitspielen darf bei der Arminia, weil Papa eine Autohaus-Bandenwerbung in Brackwede geschaltet hat? Findige Leser werden uns die Antwort sicher mitteilen. Ansonsten passierte in der ersten Halbzeit nicht mehr viel. Lediglich Yilmaz hatte mit dem Halbzeitpfiff noch einmal eine Freistoßchance, die aber ebenfalls pariert werden konnte. Und auch der Wettbewerb bei den Zaunfahnen ging an den Gastgeber. „Spenge“ und die „Fettkatzen on tour“ siegten mit 2:0.
Wiederbeginn, Schuss, Tor
Nun könnte man denken, dass in der Halbzeit ein Wachrütteln erfolgte und den Spielern die Wichtigkeit dieser Partie aufgezeigt wurde. Wenn dies denn der Fall war, hielt das etwa eine Minute an. Dann durchstieß ein einfacher Pass die gesamte BVB-Defensive und Wilschrey (laut fussball.de; laut unseren Augen Rittersberger oder erneut Wehmeier) spitzelte den Ball am herauseilenden Siegemeyer ins Tor. Siegemeyer hielt von den ersten drei Torschüssen auf seinen Kasten übrigens keinen einzigen Ball. Denn auch der Freistoß von Gügör nach 58 Minuten aus etwa zwanzig Metern ging ohne Torwartreaktion geradewegs in die Maschen.
Mit diesem 3:0 war das Spiel natürlich entschieden. Nach zwei Niederlagen gegen die Ostwestfalen in der Liga kann nun endgültig von einem echten Angstgegner gesprochen werden. Zumal die Arminia weiterhin gegen den Abstieg spielt, erscheint die Anfälligkeit bei diesem Kontrahenten doch merkwürdig. Siegemeyer wurde nach 63 Minuten dann zumindest von Wehmeier mal angeschossen, während der BVB weder durch drei Distanzschüsse in Folge (76.) noch durch Yildiz (84.) zumindest noch zu einem Ehrentreffer kam.
Solche Leistungen wie am gestrigen Abend sind dann auch nicht mehr mit einem schwachen Jahrgang zu begründen, wenn zugleich die halbe A-Mannschaft draußen unter den Zuschauern steht. Die Sommerpause wird zeigen, ob nicht erneut Umstrukturierungen im Jugendbereich folgen werden. Bereits letztes Jahr war Chef Watzke „not amused“ über die gezeigten Leistungen und stellte Nachwuchskoordinator Lars Ricken den erfahrenen Eddy Boekamp zur Seite. Trainer Meister wird sicher noch eine weitere Saison bekommen, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Positiv: Unsere U17 mit dem ehrgeizigen Trainer Hannes Wolf steht sowohl im Westfalenpokalfinale beim S04 (Mi., 4.6., 18.30 Uhr in Gelsenkirchen-Ückendorf) als auch kurz vor dem Einzug ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft der U17-Mannschaften.
Daten zum Spiel
Tore: 1:0 Autohaus Wehmeier (19.), 2:0 Wilschrey (47.), 3:0 Gügör (58.)
SR: Westbeld (Ultras Harsewinkel)
Spielort: Böllhoff-Stadion zu Bielefeld-Brackwede
Chancen: 5:5
Ecken: 2:6
Gelbe Karten für den BVB: Kurt (46., Meckern), Bingöl (57., taktisches Foul)
Bes. Vorkommnis: Niemann hält Handelfmeter von Culjak (9.)