Spielbericht Jugend

Dudziak ärgert GE

25.08.2013, 21:51 Uhr von:  Malte D.
Dudziak ärgert GE
Handshake

Jeremy Dudziak hieß der überragende BVB-Spieler bei der Auswärtspartie unserer U 19 in Gelsenkirchen. Dank seiner Beteiligung an allen drei Toren erkämpften sich die Jungs von Trainer Meister ein 3:3 beim Favoriten. Und selbst die Polizei Gelsenkirchen fand heute keinen Anlass einzugreifen.

Ein regnerischer Sonntagmorgen ist prädestiniert für wahnwitzige Mutproben. So macht man sich dann halt auf zu einem U19-Spiel nach Gelsenkirchen-Ückendorf. Nicht nur die Tatsache, dass man sich inmitten niveaugrenzwertiger Menschen aufhalten muss, sorgt schon für Gänsehaut. Nein, man muss auch an einigen Mannschaftswagen der im Moment wohl berüchtigsten Polizei Deutschlands vorbei. Deren einzige Aufgabe bestand heute wahrscheinlich darin, am Eingang das Schild „Gästeblock“ für die null Zuschauer dort anzubringen (stieg im Verlauf der Partie auf sechs).

Die Polizei GE

Unter den Augen des U19-Naionaltrainers und Ex-Freiburgers Marcus Sorg sowie dem Mann mit dem Sohn, Olaf Thon, bot BVB-Coach Meister unter anderem Marian Sarr und Rückkehrer Nick Weber auf, der erst letzte Woche seinen Vertrag in Nürnberg aufgelöst hatte. Nur fünf Ersatzspieler zeigten jedoch zugleich die personelle Not für die schwatzgelben Gäste auf. Auf Seiten der verbotenen Stadt waren insbesondere zwei Nachnamen auf dem Spielberichtsbogen auffällig. Im Tor stand mit Timon Wellenreuther der Sohn des KSC-Präsidenten und Bundestagsabgeordneten Ingo, während im Angriff Leroy Sane, der Sohn des Souleymane, seinem Vater nachzueifern versuchte. Besonderen Augenmerk hatte die BVB-Defensive auf Donis Avdijaj zu legen, der sowohl die U19 als auch die U17 der blauen Brut im Juni zum Westfalenpokal schoss. Der ebenfalls anwesende U17-Trainer der Verbotenen, Christian Wörns, dazu: „Die letzten Wochen spiel' ich eigentlich überragend.“

Dudziak läuft heiß

Nach einer ersten Abtastphase und erstem Gepöbel von Seiten der Ückendorfer Rentnergang lag der Ball plötzlich im Tor. Und zwar auf der richtigen Seite! Nach einer Flanke von links setzte sich Weber robust im Luftzweikampf durch und Dudziak staubte technisch hochwertig zur Führung ab. Im Basketball würde man sagen: Dudziak ist „on fire.“ Es war bereits das vierte Saisontor des Mittelstürmers in der noch jungen Saison. Und auch in der nächsten Szene war Dudziak maßgeblich beteiligt. Nachdem sich die blaue Innenverteidigung bei einem langen Ball verschätzte, spitzelte Dudziak den Ball an Wellenreuther vorbei und der wusste sich nur mit einem Foul zu helfen. Der nicht unbeträchtlich vertretene BVB-Anhang auf der „Haupttribüne“ forderte Platzverweis. Doch Schiedsrichter Glasmacher beließ es bei einer Verwarnung. Eine so gerade noch vertretbare Entscheidung, da Dudziak den Ball so weit nach außen spitzelte, dass nicht direkt eine Torchance absehbar gewesen wäre. Aber der momentane BVB-Topspieler machte einfach unbeirrt weiter. Sein Kopfball nach Knystock-Kopfball ging leider an den Pfosten (28.).

Die Fehlfarben kamen erst nach einer halben Stunde zu ihren ersten Gelegenheiten. Erst ließ Torwart Reimann das Leder nach einer Ecke fallen und musste per Sprungparade seinen Fehler wieder gut machen. Umso besser anschließend seine Abwehraktion nach einem Sane-Schuss. Der Boden war nass und Flachschüsse waren immer brandgefährlich. Das machte sich in der 37. Minute positiv für unsere Farben bemerkbar, als ein eigentlich harmlos wirkender Freistoß zur brennenden Gefahr wurde. Wieder war Dudziak entscheidend beteiligt. Denn er zog nicht blind ab, sondern bediente den besser postierten „Emma“ (M)bende(r), der die Führung verdoppelte. Damit hätte vor der Partie sicher nur ein besonders kühner Optimist gerechnet!

Unsere Jungs beim Warmmachen

Mit einem eher rührigen „Attacke! Dortmund ist kacke“ nach der Trompete war es der eingewechselte Lohmar, der für die Gastgeber nach Wiederbeginn auch fast prompt den Anschluss hergestellt hätte. Seinen Kopfball guckte Reimann zum Glück an die Latte (47.). Sieben weitere Minuten wurde das blau-weiße Powerplay erstmals belohnt. Die Gastgeber nahmen die frappanten Unsicherheiten Reimanns zum Anlass, hohe Bälle in seine Richtung zu schlagen. Nach so einer Flanke blieb er prompt auf der Linie und der ebenfalls eingewechselte Platte setzte sich im Kamikaze-Stil gegen Mbende im Fünfer durch. Der BVB ließ sich jetzt viel zu sehr hinten reindrängen und das wurde weiter bestraft. Erst konnte Reimann einen Schuss von Platte noch abwehren, doch dessen Abstauber per Kopf (!) senkte sich über den unglücklichen Reimann in die Maschen. Die letztjährigen Jugend-Derbys schienen sich zu wiederholen. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass unsere Jugend zu Hause regelmäßig nur vor etwa 80 Zuschauern spielt und dann in so einer hitzigen Atmosphäre vor etwa 700 Personen mit den „Ey“-Rentnern und überforderten Schiedsrichtern früher oder später eingeschüchtert wirkt. Dazu kam noch eine nicht mehr feierliche Standschwierigkeit beim BVB-Team, das für diesen Boden das falsche Schuhwerk wählte.

Keine Sa(h)ne im Abschluss

Schließlich kommt noch ein unfassbarer Fehlpass von Camoglu im Aufbauspiel dazu, ein Konter und ein gezielter Abschluss (77.). Das blaue Pack hat das Spiel gedreht und bewies wieder einmal, dass die Derby-Mentalität in unserem Verein momentan stark verbesserungswürdig ist. Und selbst aus klarer schwatzgelber Perspektive muss man leider konstatieren, dass dieses Ergebnis absolut verdient war. Die individuelle Qualität der Blauen und deren momentan einfach bessere Jugendarbeit verdeutlichte exemplarisch Leroy Sane, als er einfach mal halb Dortmund stehen ließ und nur ganz knapp an der Breite des Tores scheiterte (83.).

Dass Fußball aber nicht immer rational zu erklären ist, wissen alle BVB-Fans spätestens seit einem Abend gegen Malaga. Ein langer Verzweiflungsball aus dem Nirgendwo erreichte Dudziak im gegnerischen Strafraum, der die Kugel fantastisch annahm, sich gegen zwei Blaue durchsetzte und furztrocken einschoss (87.). Nun waren noch fünf Minuten zu überstehen und das Nachwuchspack warf nochmal alles nach vorne. Freistöße und Ecken segelten Richtung BVB-Tor, doch inzwischen hatte sich Reimann im wahrsten Sinne des Wortes gefangen und fischte die letzten Ecken souverän runter. Mit einem spektakulären 3:3 endete also ein gutklassiges Jugendspiel, in dem beide Teams je eine Halbzeit dominierten.

Ohne Sohn heute da

Für unsere U 19 geht es kommenden Sonntag wieder zu Hause weiter. Um 11 Uhr kommt dann Rot-Weiß Essen, das miserabel in die Saison gestartet ist und gegen die weitere drei Punkte Pflicht sein müssen. Wer sich auch einmal Ückendorf antun möchte, kann dies übrigens bereits ebenfalls nächsten Sonntag um 11 Uhr erneut versuchen. Denn dann spielt dort unsere U 17, die aufgrund einer DFB-Lehrgangsmaßnahme dieses Wochenende spielfrei hatte und lediglich ein Freundschaftsspiel in Mainz bestritt.

Daten zum Spiel

BVB U19 (4-2-3-1): Reimann – Schewior, Mbende, Sarr, Bingöl (63. Franke) – N. Dietz (57. Greshake), Stenzel – Camoglu (81. Kurt), Weber, Knystock (90. + 1 Bauman) – Dudziak


Tore: 0:1 Dudziak (20.), 0:2 Mbende (37.), 1:2 Platte (54.), 2:2 Platte (68.), 3:2 Multhaup (77.), 3:3 Dudziak (87.)

SR: Glasmacher (Alsdorf)

Zuschauer: 700

Chancen: 9:4

Ecken: 7:1

Gelbe Karten für den BVB: Schewior (13., Dummfoul), Dietz (34., Halten), Bingöl (63., Zeitspiel), Weber (71., Foulspiel)

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel