Das rächt sich!
Im Jugendfußball gelten die alten Fußballweisheiten noch. Trotz hochkarätiger Chancen musste sich die U 19 des BVB gegen den Favoriten aus Bochum mit 0:1 geschlagen geben. Auch "Leihgabe" Koray Günter konnte diese erneute Niederlage nicht verhindern. Ein Sonntagsschuss am Freitagabend aus fast 30 Metern besiegelte den Sieg der Gäste im kleinen Derby.
Da konnte auch Peter Neururer nur noch staunen. Das Bundesligaspiel der U 19 gegen den VfL Bochum wurde recht kurzfristig auf den Freitagabend verlegt. Möglicherweise wurden die Verantwortlichen erst durch diesen investigativen Bericht von schwatzgelb.de darauf aufmerksam gemacht, dass zwei Spiele an zwei Tagen hintereinander gegen den gleichen Gegner nicht gerade zielführend sind. Das Halbfinale im Westfalenpokal gegen Bochum bleibt weiterhin für den kommenden Montag, 17.30 Uhr, terminiert.
Nach der auch für Trainer Sascha Eickel „charakterlosen“ Vorstellung vom letzten Sonntag beim 0:5 in Leverkusen hatten seine Männer einiges wiedergutzumachen. Und auch personell wurde dieses Unterfangen entsprechend betont, da Koray Günter von oben abgestellt wurde, um wieder mehr defensive Stabilität einzubringen. Er sollte ein insgesamt gutes Spiel machen, wobei insbesondere seine Flugkopfball-Einlage in der 35. Minute spektakulär war, als er somit noch so gerade einen Torschuss entschärfen konnte.
Das Schöne am Jugendfußball ist, dass die U 19 eines Zweitliga-Abstiegskandidaten bei der Jugendvertretung eines CL-Finalisten als Favorit antreten kann. Das spricht einerseits für die Arbeit unseres Nachbarn, aber andererseits auch für eine im Moment weitgehend durch Konzeptlosigkeit gekennzeichnete Jugendarbeit bei unserem Ballspielverein. Da muss in der Sommerpause einiges angegangen werden.
Neururer und Augenthaler vor Ort
Für den BVB und seinen scheidenden Trainer Eickel geht es nur noch um ein versöhnliches Ende dieser Saison. Bochum will gegenüber Leverkusen zumindest noch den zweiten Platz behaupten. Das machte sich auch an den Seitenlinien bemerkbar: Während Eickel manchmal wie ein Tourist an der Balustrade lehnte und nur selten ins Spielgeschehen eingriff, wurde auf Bochumer Seite Trainer Jens Klaas vom ehemaligen Jugend-Coach Dariusz Wosz mehr als lautstark unterstützt. Zudem hielt der eigentlich nicht mehr offiziell als Jugendtrainer tätige Wosz vor der Partie sogar die Ansprache. Beobachtet wurden beide Übungsleister übrigens von Cheftrainer Peter Neururer, der erst einmal standesgemäß im VfL-Jogger in Brackel erschien (wo war sein Porsche?). Im Schlepptau übrigens mit Weltmeister Klaus Augenthaler, der hoffentlich nicht nur wegen diesem Spiel den weiten Weg aus München angetreten hatte.
Nach einer Schrecksekunde (Papadopoulos verzog freistehend, 4.) bekam der BVB das Spiel sehr überzeugend in den Griff und erspielte sich einige gute Möglichkeiten. Aber sowohl Holz (32), Dytko (41.) als auch Dudziak (43.) scheiterten entweder an Gästetorwart Weeke, einigen Zentimetern oder dem eigenen Unvermögen. Insbesondere die Möglichkeit Dudziaks kurz vor der Pause hätte zwingend ein Tor sein müssen, hatte er Weeke doch bereits umkurvt, um dann nicht mit letzter Konsequenz das Tor erzielen zu wollen. So wurde sein Schuss noch von der Linie gekratzt. Insgesamt machte Dudziak aber ein ordentliches Spiel und scheint immer mehr seinen Kompagnon Benkarit zu überflügeln, mit dem er in den letzten Jahren gemeinsam die Jugendnationalmannschaften durchlaufen hatte.
Nach der Halbzeit ging es mit dem Chancenwucher weiter. Zwar stibitzte Deelen den Bochumern in der Vorwärtsbewegung den Ball, doch endete sein eigensinniger Abschluss an den Füßen Weekes (48.). Im Anschluss gab es übrigens massive Schiri-Schelte von den Bochumer Verantwortlichen („Das ist nicht die erste Mannschaft vom BVB hier!“). Auch das ist immer wieder interessant beim Jugendfußball: Man kann die Anweisungen und Dialoge der handelnden Personen wunderbar mitkriegen.
Holz lupft drüber
Die zweite Hälfte zeigte außerdem auf, dass Mittelstürmer Holz wie schon bei der Abfuhr in Leverkusen (momentan!) keinen höheren Ansprüchen genügt. Anstatt konsequent alleine vor Weeke den Abschluss zu suchen, probierte er gleich zweimal Lupfer-Kunststücke aus, die beide Male auf dem Tornetz endeten und symptomatisch für die schwache Chancenverwertung standen (47./ 67.). Dazwischen versuchte es auch Dytko mit einem Lupfer, nachdem Weeke ihm den Ball in die Füße spielte. Aber auch sein Versuch ging über das Tor (65.).
Der VfL Bochum hatte mit Mitteldfeldakteur Julian Stock seinen gefährlichsten Mann. Während er nach dem einzigen Günter-Fauxpas aus zehn Metern freistehend noch verzog (57.), personifizierte er nach 68 Minuten die alte Weisheit: „Wenn man sie vorne nicht macht, kriegt man sie hinten eben rein.“ Nach einem Angriff über die linke Seite klärte der eingerückte und für einen Linksverteidiger erstaunlich große Bauman den Ball in die Mitte. Eigentlich war keine Gefahr zu erwarten, aber mit dem ganzen Selbstvertrauen einer Spitzenmannschaft drosch Stock den Ball aus fast 30 Metern an den Innenpfosten, von wo der Ball ins Tor einschlug. Ein echtes Traumtor!
In der Folgezeit warf der BVB naturgemäß alles nach vorne, doch verschwendete er seine Energie zunehmend in Auseinandersetzungen mit dem insgesamt überforderten Schiedsrichtergespann. Dieser Konflikt erreichte in der 88. Minute seinen unrühmlichen Höhepunkt, als der bereits für eine Unsportlichkeit verwarnte Dytko eine (vermeintliche) Tätlichkeit beging. Die Situation war schwer einsehbar und wohl auch der Schauspielkunst des Bochumers Stock geschuldet (der Kooperation zwischen VfL und dem Schauspielhaus sei Dank!), aber die achselzuckende Reaktion der auf der Tribüne verweilenden U17-Spieler und U19-Kadermitglieder ließ auf eine insgesamt wohl berechtigte Entscheidung schließen.
Dytko erneut undiszipliniert
Der polnische Auswahlspieler scheint sein Standing in Team und Verein weiterhin verspielen zu wollen, nachdem er schon am Sonntag in Leverkusen nach einer Disziplinlosigkeit nach dreißig Minuten ausgewechselt wurde. Schade, denn der Junge hat definitiv mit das größte Potenzial der Truppe. Aber vielleicht will er nach seinem auskurierten Kreuzbandriss momentan einfach noch zu viel. Bezeichnend übrigens auch, dass Eickel den nominellen U17-Spieler Steinfeldt vor Benkarit ins Spiel brachte. Benkarit schoss in den letzten Jahren alles in Grund und Boden, wirkt aber immer lethargischer und gelangweilter.
In Unterzahl gelang dann endgültig nichts mehr nach vorne und da auch der Gast seine Konter nur unzureichend zu Ende spielte, blieb es beim letztlich unglücklichen 0:1. Die Gelegenheit zur Revanche gibt es jedoch ja schon am Montagabend im Westfalenpokal-Halbfinale um 17.30 Uhr in Brackel. Im letzten Meisterschaftsspiel für die U19 und Sascha Eickel geht es nächste Woche Sonntag schlussendlich zum Tabellenvierten nach Mönchengladbach.
Daten zum Spiel
Tor: 0:1 Stock (68.)
Zuschauer: 87
SR: Heller
Chancen: 7:3
Ecken: 5:3
Gelbe Karten für den BVB: Deelen (52., taktisches Foul), Dytko (70., Unsportlichkeit), Beutler (84., Foulspiel)
Rote Karte: Dytko (88., Tätlichkeit)