Frauenfußball

BVB-Frauen gewinnen Westfalenpokal gegen Schalke Aller guten Dinge sind drei

02.06.2025, 15:00 Uhr von:  Tim K  
Marie Grothe streckt beim Siegerfoto den Pokal in die Höhe

Die BVB-Frauen gewinnen vor 10.000 Zuschauenden bei der dritten Teilnahme den Westfalenpokal und feiern das Triple. Unser Spielbericht zum Finale im Westfalenpokal.

Hinter den BVB-Frauen liegt eine erneut sehr erfolgreiche Saison. Das erste Mal richtig gefordert konnte sich die Elf von Thomas Sulewski unter anderem dank des Derbysieges vor fünf Wochen Platz eins in der Westfalenliga und damit den vierten Aufstieg in vier Jahren feiern. Dieser hat weitreichende Folgen für die Abteilung. Ab der kommenden Saison tritt der Verein nicht mehr als Amateur- sondern Profiteam in der Regionalliga an. Entsprechend wird beinahe die komplette Mannschaft inklusive des Trainers ausgetauscht werden, nur eine Handvoll der aktuellen Spielerinnen werden der ersten Mannschaft erhalten bleiben. Zwar wechseln einige in die Zweitvertretung der Borussia, welche sich in der kommenden Saison erneut mit den Blauen in der Westfalenliga messen wird, viele Spielerinnen aus erster und zweiter Mannschaft verlassen jedoch den Verein und wurden im Vorfeld der Partie geehrt. Mit Sandra Schröer, Marina Jung, Ana Haslsteiner, Lena Kölmel, Lea Herper und Virginia Glänzer verlassen auch die letzten Spielerinnen der ersten Stunde die BVB-Frauen - mit Ausnahme von Kimberly Becker, die künftig in der zweiten Mannschaft spielen wird. Auch Kapitänin und Rekordtorschützin Marie Grothe wird die Fußballschuhe an den Nagel hängen.

Furiose erste Halbzeit

BVB- und Schalke-Spielerin schauen auf den Ball
Ann-Sophie Vogel beackerte erneut die linke Seite

Nach den vielen Ehrungen ging es ins zweite Frauen-Derby in der Roten Erde – und das erneut vor großer Kulisse und strahlendem Sonnenschein. Der BVB legte forsch los und wollte diesmal – anders als im Ligaspiel – unbedingt seinerseits den ersten Treffer der Partie erzielen. So tauchte Dana Marquardt nach einer bockstarken Balleroberung von Paula Reimann aus einer Vorwärtsbewegung der Gäste und der daraus resultierenden unsortierten S04-Defensive frei vor Torhüterin Matuszek auf, doch diese blieb im eins gegen eins standhaft und verhindert die frühe Führung für den Ballspielverein (9.). Auch in den Folgeminuten waren zunächst weiter die BVB-Frauen am Drücker, doch sowohl Tayeh (10.) als auch die Unordnung nach einem Eckball (11.) brachten nicht das 1:0. Im Tor landete der Ball schließlich in der 18. Minute, doch die Führung brachte auch diese Szene nicht. Annika Enderle traf nach einem Eckball zum vermeintlichen 1:0, doch der Treffer wurde wegen eines Foulspiels an der Gäste-Torhüterin aberkannt – nicht nur durch die Fanbrille leider eine Fehlentscheidung. In den Folgeminuten fanden die Gäste aus Gelsenkirchen defensiv etwas besser in die Partie, ohne selbst wirklich Torgefahr auszustrahlen – bis fünf Minuten vor der Pause nach einer Ruhephase dann doch der Führungstreffer für den Ballspielverein folgte. Geldschläger setze nach einer Faustabwehr der generell sehr riskant agierenden Schalker Torhüterin erfolgreich nach. Über Umwege landete der Ball bei Enderle, die den Ball nur noch ins leere Tor zum Führungstreffer über die Linie drücken musste (38.). In der Folge drückten die BVB-Frauen auf das 2:0 noch vor der Pause, doch das sollte noch eine Weile auf sich warten lassen.

Personell unverändert ging die Sulewski-Elf in den zweiten Durchgang und war fortan weiterhin die spielbestimmende Mannschaft, jedoch ohne die erdrückende Überlegenheit aus dem ersten Durchgang. Bereits fünf Minuten nach Wiederanpfiff kamen die BVB-Frauen nach Vorlage von Ann-Sophie Vogel zur großen Gelegenheit auf das 2:0, doch die hereinrutschende Dana Marquardt verfehlete den Ball nur um wenige Zentimeter (50.). Viele Torraumszenen gab es in der Folge allerdings nicht zu bestaunen, die BVB-Frauen schalteten in den Verwaltungsmodus – was sich kurz vor Anbruch der Schlussviertelstunde beinahe gerächt hätte. Eine verlängerte Ecke setzte Dilara Deli aus kurzer Distanz nur an die Latte und vergab so die mit Abstand beste Schalker Chance des Spiels (73.).

Enderle schnürt den Doppelpack

Scheinbar ein Wachrüttler für den BVB, der seinerseits nur 90 Sekunden später durch Annika Enderle ebenfalls Aluminium traf. Doch letztlich schnürte Dortmunds Nummer 19 doch noch ihren Doppelpack: Nach einem Schalker Einwurf schaltete der BVB blitzschnell um. Über Marquardt landete der Ball bei Enderle, die Torhüterin Matuszek umkurvte und zum viel umjubelten 2:0 für den Ballspielverein einschob (83.). Für die Gäste aus Gelsenkirchen hätte es sogar noch dicker kommen können, aber ein Elfmeterpfiff blieb aus, obwohl Dana Marquardt wortwörtlich von ihrer Gegenspielerin niedergerungen wurde (87.). Am Ende ist die Höhe des Ergebnisses aber auch egal, denn am Pokalsieg der Borussia zweifelte keiner mehr. So bekam Kapitänin Grothe bei ihrer Auswechslung in der Nachspielzeit nochmal einen großen Applaus der vielen BVB-Fans. Kurz darauf war Schluss – und der BVB war erstmals Westfalenpokalsieger. Damit feiert der Verein nach dem Kreispokalsieg und der Meisterschaft nun das absolut verdiente Triple!

BVB-Spielerinnen bilden eine Jubeltraube
Großer Jubel nach dem 2:0

Für Augenrollen hat weder der Verein noch die Mannschaft also gesorgt, durchaus aber einige Fans. Sowohl die mitunter doch recht peinlichen Schmähgesänge aus dem Dortmunder Stimmungsblock (es spielte übrigens weder der 1. FC Köln noch Borussia Mönchengladbach in der Roten Erde) als auch der Platzsturm haben mal wieder Aspekte eines solchen Events gezeigt, die viele Fans des Frauenfußballs ablehnen. Zu Letzterem sei an dieser Stelle erwähnt: Lasst den Spielerinnen ihren Moment! Für viele war es der vielleicht größte Moment ihrer Karriere und der Abschluss ihrer Zeit beim BVB. Da sollte man ihnen doch zumindest ein paar Momente für sich lassen. Zumal die BVB-Frauen nun wirklich nicht im Verdacht stehen, sich im Anschluss undankbar für die Unterstützung zu zeigen. Die Krönung waren aber die BVB-Fans, die vor dem Gästeblock mal einen auf Macker machen konnten. Das ist im Allgemeinen schon eine große Peinlichkeit, besonders aber der Frauenfußball will dafür keinen Platz haben. Bitte, danke. Immerhin: Nach der Durchsage, den Platz zu verlassen, leerte sich dieser auch ähnlich schnell wie er sich gefüllt hatte.

Zurück zum Sportlichen: Für den Ballspielverein geht es in der kommenden Saison also nicht nur in der Regionalliga und im Westfalenpokal an den Start, sondern erstmals auch im DFB-Pokal der Frauen, wo das Team um den neuen Trainer Markus Högner am Wochenende des 16.-18. August in einer Qualifikationsrunde auf einen Zweitligisten oder einen der anderen Landespokalsieger treffen wird. Ein erneutes Triple liegt wohl völlig außerhalb des Erreichbaren, aber das Ziel wird klar sein: Die Verteidigung des Westfalenpokal und der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Und vielleicht kann man im DFB-Pokal die große Fußballbühne ja schon ein bisschen aufmischen.

Mia Bedarf streckt den Pokal in die Höhe
Da ist das Ding!

Statistik

BVB: BVB: Schröer – Böger, Wahle, Reimann, Vogel – Grothe (90. Jung), Geldschläger (76. Bedarf), Willecke (67. Wicke) – Tayeh (76. Mikloweit), Marquardt, Enderle

S04: Matuszek – Karadag, Deli (88. Coulibaly), Noffke, Boahen – Bollmann (71. Mai), Merten (65. Jürgens), Habibovic, Salic, Büning (55. Hamdi) - Moses

Tore: 1:0 Enderle (38.), 2:0 Enderle (83.)

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