
Das Wunder von Salzburg? Still alive - still frenetic!

Heute schlägt mein Herz mal nicht schwatzgelb sondern weißviolett. Die Salzburger Austria kann heute Meister werden und somit nach Jahren voller Höhen und Tiefen in den Profifußball zurückkehren. Ein Muss für alle Fußballromantiker:
Vor zwei Jahren bin ich von Dortmund ins Salzburger Land gezogen. Dass ich nicht mehr jedes Spiel meiner Borussia besuchen konnte, war das Einzige, was bis heute schmerzt. Aber ohne Fußball ging es nicht und so musste bald eine Alternative her. Und wer bietet sich da besser an als die Salzburger Austria? Richtig, nichts und niemand.
Die Reise begann schon 2022 gegen Sturm Graz im ÖFB Cup. Da fragte mich Salva, seit mindestens 100 Jahren Capo der Austria, im Bus: „Warum habt ihr euch für uns entschieden und nicht für RB?“ Süß. Ich musste lachen und klärte ihn kurzerhand auf, wo ich her komme und dass ich nicht nur Hirn und Herz besitze. „Na wenn das so ist. Anziehen, Vollgas geben!“ Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen und nahm das violette Motto-Shirt entgegen. Nur zwei Sätze standen auf diesem Shirt. Zwei Sätze, die so durchdringend waren wie die großen Letter über der Fantribüne: „Die Austria wird euch alle überleben!“ Denn auf den Shirts stand geschrieben: „Still alive - still frenetic.“ Nicht mehr und nicht weniger. Und das war der Moment, in dem ich mich ein zweites Mal in einen Fußballverein verliebte.

Im darauffolgenden Jahr meinte es der Fußballgott erneut gut mit uns. Das Spiel der Spiele sollte es im ÖFB Cup werden. David traf auf Goliath, das Konstrukt auf seinen Ursprung, Kommerz auf uns. Nicht nur Austrianer, Unioner, Dortmunder, Saarbrücker und wie sie alle heißen wollten dieses Spiel sehen. Dieses Spiel, das in Zeiten von Klub WM, Millionengehältern und wachsender Ablehnung gegen unseren geliebten Fußball gerade recht kam. Der Fußball, wie er leibt und lebt, seine Seele traf an diesem Tag auf jenen, der sie vor Jahren zerstört hatte. Er hatte sie überrannt, wie eine wildgewordene Bullenherde. Aber der Fußball kann - wenn er denn eine Seele hat - Kräfte entwickeln, die… ja, die euch alle überleben werden!
Die beiden Cup-Spiele wurden damals zwar auf dem Platz verloren, nicht aber auf den Rängen. Und heute? Heute um 19:33 ist die Austria hoffentlich wieder da, wo sie hingehört. Bei Null sind sie gestartet, haben den Berg mit vielen Blessuren und Hindernissen erklommen und jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Gipfelkreuz.

Und so stehen wir heute hier, kribbeln schon die ganze Woche rum, als wäre es ein Spiel unserer Borussia. Nur einen Punkt ist der große Traum entfernt, einen Einzigen!
Ich entscheide mich zwischen dem violetten „still alive - still frenetic“ und dem tiefschwarzen „Anti Tirol“ Shirt für das linke, das violette Shirt. Scheiß auf Tirol - auch wenn die größte Konkurrenz und auch der heutige Gegner aus dieser etwas anderen Ecke Österreichs kommen - die Austria steigt heute auf, weil tausende Verrückte sich heute die Seele aus dem Leib schreien. Weil Fußballdeutschland, Fußballösterreich und alle, die den Fußball, wie er sein sollte, lieben, heute Austrianer sind.
Ich höre schon Salvas kratzige Stimme ins Megaphon schreien: „Olle! Olle zom!“
Gemma Austrianer! Gemma Profifußball!
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