Spielbericht Jugend

Ich kaufe ein A und möchte lösen: Pflichtsieg

03.03.2013, 22:21 Uhr von:  Malte D.
Ich kaufe ein A und möchte lösen: Pflichtsieg
Einlaufen der Mannschaften auf dem Nebenplatz des Südstadions

Bekanntermaßen haben wir schwatzgelb-Redakteure keine Freunde, Familie oder sonstigen sozialen Kontakte. Da fährt man dann halt auch mal an einem Sonntagmorgen um 9 Uhr von irgendeinem Provinzbahnhof in Richtung Köln, um sich dort das U 19-Spiel zwischen der dortigen Fortuna und unserer Borussia anzuschauen. Kein Sonntagsbraten, sondern Jugendfußball aus dem Niemandsland der Bundesliga West stand also auf dem Programm.

Dazu kam noch, dass noch nicht einmal das Groundhopper-Herz erfreut werden konnte, da der SC Fortuna Köln seine Jugendspiele lediglich auf einem Kunstrasen-Nebenplatz des Südstadions austrägt. So konnte man also wieder mal nur die BVB-Jungs scouten, um irgendwann in den nächsten Jahren auf der Tribüne geheimnisvoll sagen zu können: „Der war damals schon beim Auswärtsspiel bei Fortuna Köln der überragende Mann.“ Oder alternativ: „Von dem habe ich schon in der Jugend nix gehalten. Wenn ich da an seinen Bock bei Fortuna Köln denke.“

Das Team des BVB kam arg spät an

Vielleicht ist der Begriff „Unprofessionalität“ etwas zu hoch gegriffen, doch war es schon verwunderlich, den BVB-Mannschaftsbus mit Insassen erst 50 Minuten vor dem Anpfiff auf das Klubgelände des Gastgebers in Köln-Zollstock einfahren zu sehen. Jede Kreisliga-Mannschaft ist auswärts früher versammelt. Und das, obwohl der Anpfiff sogar erst um 12 Uhr erfolgte und damit eine Stunde später als für diese Liga üblich. Um die Konzentration zu wecken und hochzuhalten, war das Aufwärmprogramm der Schwatzgelben sehr intensiv und das Trainer-Team um Trainer Sascha Eickel motivierte lautstark bei jeder noch so banalsten Übung.

Und diese Vorgehensweise sollte schnell Früchte tragen. Nachdem der Kölner Akgün in der sechsten Minuten noch einen Freistoß ganz knapp neben das Tor setzte, war es im Gegenzug Dytko, der nach einem langen Ball die Unordnung der rheinischen Defensive ausnutzte, den etwas zu zögerlichen „Maskenmann“-Torwart Wichmann an der Strafraumlinie umkurvte und zum 1:0 traf. Gut gemacht vom lange verletzten polnischen Jugend-Nationalstürmer. Linksverteidiger Bandowksi scheiterte nur drei Minuten später am diesmal prächtig reagierenden SCF-Torwart.

Im Anschluss sollten drei Spieler in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Auf Kölner Seite harmonierten insbesondere die Offensivspieler Bertun Akgün und Hasan Er, die sich immer wieder in die Spitze kombinierten und frei vor Cedric Wilmes auftauchten. Was wie eine Schulhofszene an einer Neuköllner Hauptschule klingt, wurde vom gut aufgelegten BVB-Torwart und Ex-Nationalspieler (irgendwie bitter, schon in dem jungen Alter ein „Ex“ vor diesem Wort zu tragen) jeweils glänzend entschärft (22./30.).

Eintrittskarte Fortuna Köln U19 - BVB U19

Nutzen wir die Halbzeitpause, um einen Blick auf drei BVB-Talente zu werfen, die jeder für sich die Schnelllebigkeit im Jugendfußball verkörpern. So wurden vor einiger Zeit die Kreativkräfte Dudziak und Benkarit in einer bekannten Wochenzeitschrift als Nachfolger Götzes bezeichnet. In der Folgezeit lief bei beiden immer weniger. Während Dudziak sich in letzter Zeit wieder etwas fangen konnte und auch heute solide agierte, saß Benkarit nur auf der Bank und scheint weiterhin nicht an seine Leistungen anknüpfen zu können, die ihn im letzten Sommer noch in den deutschen EM-Kader der U17 brachten. Der dritte Hoffnungsträger, der in der Winterpause von Leverkusen verpflichtete Verteidiger Marian Sarr, musste auch bei den Fortunen verletzungsbedingt passen.

Vor der zweiten Halbzeit waren die Borussen sehr früh wieder auf dem Geläuf. Fast fünf Minuten mussten sie auf die Fortunen warten. In dieser Zeit schien deren Trainer Giovanni Misaine jedoch die richtigen Mittel gefunden zu haben. Denn es waren gerade einmal zwei Minuten gespielt, als erneut Akgün und Er die BVB-Defensive vor ein diesmal unlösbares Problem stellten. Nachdem Er über links angriff und die Flanke in den Strafraum bugsierte, ließ sich Linksverteidiger Jannik Bandowski im Luftzweikampf abkochen. Akgün setzte sich so gerade noch regelgerecht durch und schoss zum umjubelten Ausgleich ein. Wilmes war aus Nahdistanz ohne Abwehrchance. Mit diesem Zweikampfverhalten wird sich der bereits in der Dritten Liga eingesetzte Bandowski im Männerfußball schwertun.

Dytko wollte postwendend zurückschlagen, aber sein herrlich getretener Freistoß wurde von Wichmann spektakulär zur Ecke gelenkt. Dieser Wichmann avancierte nun zum echten Teufelskerl. So brachte er den inzwischen eingewechselten Benkarit nach einem schön vorgetragenen Angriff zum Verzweifeln. Im Stile eines Handballtorwarts rettete er artistisch gegen den jungen Deutsch-Marokkaner, dessen Nachschuss am Pfosten landete (58.). Und auch Böhmers Distanzschuss nur eine Minute später konnte „Zorro“ Wichmann zur Ecke lenken.

Auf dem Kunstrasen neben dem Kölner Südstadion

Nach dieser Drangphase kehrte nun Hektik ins BVB-Spiel ein und die Fortuna bekam Oberwasser. Gegen den Abstieg zählen solche Partien schließlich als Bonus-Spiele und ein Punkt oder gar deren drei sind vor der Rückrunde in Zollstock sicher nicht eingeplant gewesen. Nach gut 70 Minuten rettete Knystock einen Schuss des eingewechselten Kizil auf der Linie, die direkte Ecke wurde ebenfalls brandgefährlich. Aber auch Dubberts Kopfball konnte so gerade noch auf der Torlinie geklärt werden.

Ab Montag in allen DUDEN-Neuauflagen: Neben dem Stichwort „Bärendienst“ wird von da an das Konterfei des Fortunen Hakim Aikar prangen. Denn er war es, der nach Ballwegschlagens (73.) eine vollkommen überflüssige, doch ebenso vollkommen berechtigte Ampelkarte erhielt. Nun war der BVB in Überzahl wieder besser im Spiel und wurde schließlich zehn Minuten vor Abpfiff gegen die aufopferungsvoll kämpfenden Kölner belohnt. „Ausgerechnet“ der in der Winterpause aus GE gekommene Linus Schewior verwertete einen zunächst abgewehrten Ball per Flachschuss aus etwa 18 Metern zum 2:1-Endstand. Bis zum Abpfiff ließen die Borussen nun auch hinten nichts mehr anbrennen, wenngleich sie auch ihre Konter nicht mehr zwingend ausspielten.

Nach diesem absoluten Arbeitssieg ist am nächsten Wochenende Revanche angesagt. Es geht nämlich gegen RW Essen, bei denen man das Hinspiel im Rahmen der Essener Stadioneröffnung saft- und kraftlos abgab. Auch diese Partie müsste zumindest vom Potential her mit Vorteilen für die Borussia besetzt sein. Eigentlich.

Und dann war da noch...

Wer kennt sie nicht? Die Schäng Gäng

… das Vereinsheim des SC Fortuna-Nachwuchses nach der Partie. Menschenleer, aber mit zwei ehrenamtlichen Kräften besetzt. Eine Frau schenkte hinter der Theke heißen Kaffee aus, doch musste man auch als einziger Kunde quer durch den Raum zu einer älteren Dame, um sich dort zwei Wertmarken zu besorgen. Was als Konzept für überfüllte Volksfeste sicherlich Sinn macht, war in diesem Fall eher als rührig zu bewerten.

Daten zum Spiel

BVB U 19 (4-2-3-1): Wilmes – Knystock, Zeugner, Nothnagel, Bandowski – Deichmann, Beutler (89. Vogel) – Deelen (46. Benkarit), Dudziak (67. Schewior), Böhmer (88. Langesberg) – Dytko


Tore: 0:1 Dytko (7.), 1:1 Akgün (47.), 1:2 Schewior (80.)

Zuschauer: 100

SR: Zielsdorf

Chancen: 6:6

Ecken: 7:6

Gelbe Karte für den BVB: Nothnagel (25., taktisches Foulspiel)

Platzverweis: Aikar (Fortuna Köln, Gelb-Rote Karte wg. Foulspiel und Ballwegschlagens, 29./73.)

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