Spieler im Fokus

Nach dem Doublesieg kommt der Rekordgewinn ? Bilanzpressekonferenz 2012

23.08.2012, 22:19 Uhr von:  Redaktion

Bilanz Pressekonferenz BVB 2012Vor Jahren ging es noch hoch her bei der Bilanz-Pressekonferenz, über 100 Journalisten wollten Bilder vom wankenden Riesen Borussia Dortmund und den nächsten Horrorzahlen haben. Es ging damals um die Pathologie. Doch die Berichterstattung über den ehemaligen Komapatienten ist ruhiger geworden. Im August 2012 verloren sich gerade einmal 40 Journalisten im neuen (provisorischen) Presseraum in der Nordtribüne des Westfalenstadions. Dabei hatten die Zahlen ein größeres Publikum verdient. Erstmals erreichte der BVB über 200 Mio. Euro Umsatz und der Gewinn stieg auf über 34 Mio. Euro, ein neuer Rekord!

Um 12 Uhr traf sich die anwesende (meist lokale) Presse zur Vorstellung der vorläufigen Zahlen des Geschäftsjahres 2011/12. Schon im Vorfeld gab es Hinweise, dass die Umsatzentwicklung jenseits der 200 Mio. Euro-Grenze liegen würde und der BVB in fast allen Geschäftsbereiche Zugewinne verzeichnen kann. Nach der Begrüßung durch den Leiter der Abteilung Kommunikation, Sascha Fligge, übernahmen Aki Watzke und Thomas Treß die Vorstellungen der Zahlen und durften verkünden, dass man im Konzern einen Rekordumsatz von 215,2 Mio. Euro erwirtschaftet hatte, was eine Steigerung von 42,1% entsprach. In der KGaA waren es immerhin noch 198,8 Mio. Euro, die Differenz liegt an der Ausgliederung der BVB Merchandising GmbH und der BVB Stadion GmbH. Die Unterschiede beider Abschlüsse beruhen darauf, dass Borussia Dortmund zwischen dem Einzelergebnis der KGaA und dem nach internationalen Standards ermittelten Konzernergebnis unterscheidet. In dieses fließen auch liquiditätsunwirksame Abschreibungen und latente Steuern ein. Der Gewinn in der KGaA stieg auf 39,2 Mio. Euro vor Steuer, nach den Steuern waren es immerhin noch 34,2 Mio. Euro. Bei diesem Gewinn sollte man nicht vergessen, dass ca. 50% durch die Transfereinnahmen von Lucas Barrios und vor allem Shinji Kagawa erzielt wurden. Die Verbindlichkeiten in der KGaA konnte man um gut 15 Mio. Euro auf 40,6 Mio. Euro senken. Wenn man die Zahlungen für den Kagawa-Wechsel, die erst am 09.07. fällig war, schon einrechnen würde, lägen die Verbindlichkeiten bei 24,4 Mio. Euro. Dabei habe man seinen Kontokorrentkredit von gut 15 Mio. Euro gar nicht genutzt. Die Netto-Verbindlichkeiten liegen stichtagsbezogen sogar bei nur noch rund 11,4 Millionen Euro, erklärte Thomas Treß. Zum Thema Schuldenfrei klärte Aki Watzke die Anwesenden auf, dass man aufgrund der Stadionfinanzierung bis 2022 bzw. 2024 keine vorzeitigen Abbau betreiben kann. Das Eigenkapital in der KGaA konnte man eben durch den Gewinn auf 132,8 Mio. Euro aufstocken.

Aber der BVB hatte ja nicht nur Geld eingenommen. Der Personalaufwand stieg um gut 17 Mio. Euro auf 74,5 Mio. Euro. Bevor jemand aber nun das Abendland untergehen sieht, es handelte sich dabei nicht um die Personalkosten des Profikaders, sondern die Gesamt-Personalkosten. Sprich, es ging hier auch um die Verwaltung, die Betreuer und auch die Amateure, also durchschnittlich 460 Mitarbeiter im vergangenen Geschäftsjahr. Außerdem ließ man nicht nur die Profis am Erfolg teilhaben, sondern es wurde eine Prämienzahlung an alle Angestellten des Vereins ausgeschüttet. Zum Etat des Kaders meinte Aki Watzke, wenn der BVB in der zweiten Runde des DFB-Pokals rausfliegen würde und am Ende der aktuellen Saison „nur" auf 60 Punkte käme, lägen die Personalkosten des Profikaders bei 48,5 bis 49 Mio. Euro. Als generelle Faustformel: Circa 75 bis 80% der Personalkosten eines Profivereins sind die Kosten für den Kader. Zum Thema „Stille Reserven" meinte der Vorsitzende der Geschäftsführung, zwar sei der Buchwert des Kaders lediglich mit 25,6 Millionen Euro bilanziert, der reale Wert dürfte sich dagegen bei konservative Bilanzierung oberhalb von 200 Mio. € bewegen. Aki Watzke bei der Jahreshauptversammlung 2011Daran sähe man, welche stillen Reserven dort schlummern. Weiterhin habe man rund 12,6 Mio. Euro investiert. Dies betrifft sowohl das Westfalenstadion, aber auch die Peripherie und das Trainingsgelände in Brackel.

Aber kommen wir zu den Umsätzen der einzelnen Geschäftsfelder. Im Spielbetrieb steigerte man den Umsatz gegenüber dem Vorjahr vor allem durch mehr verkaufte Tickets in der Champions League (+1 Mio. Euro), DFB-Pokal (+1,4 Mio. Euro) und auch Bundesliga (+1,1 Mio. Euro) um gut 3,7 Mio. Euro auf 31,4 Mio. Euro. Auch bei der Werbung konnte man durch die Verpflichtungen weiterer Champions Partner und der fast 100%-Auslastung des Hospitality-Bereichs einen Zuwachs von 7,8 Mio. Euro auf 57,809 Mio. Euro feststellen. Den größten Batzen machte aber die TV-Vermarktung aus. Von 32,09 Mio. Euro in Geschäftsjahr 10/11 konnte man den Betrag im aktuellen Geschäftsjahr fast verdoppeln. Durch die Verbesserung im Ranking der Fernsehgelder für die Bundesliga, durch die Champions League-Teilnahme (25,6 Millionen Euro) und den Erfolg im DFB-Pokal (6,9 Millionen Euro) konnte man fast 60,4 Mio. Euro einnehmen. Der zweite große Posten waren natürlich die Transferumsätze, die um 13 Mio. Euro auf 26,13 Mio. Euro anstiegen. Wichtig war auch der Umsatz des Merchandising, welcher durch die Erfolge um gut 7,8 Mio. Euro auf über 22 Mio. Euro anstieg. Beim Thema Catering/Lizenzen/Sonstiges durfte der BVB ebenfalls eine Steigerung von rund 3 Mio. Euro auf 17,4 Mio. Euro feststellen. Hier ist aber für die Zukunft ein weiteres Steigerungspotential vorhanden. Denn im Jahr 2015 läuft der aktuelle Vertrag mit dem Catering aus. Man müsse überlegen, ob man dann den Bereich selber übernimmt, ob man eine Partnerschaft anstrebt oder was ganz Neues machen will.

Zum Thema Dividende erklärte die Geschäftsführung, dass diese im Herbst bezahlt wird. Allerdings werde man diese am Cashflow orientieren (6,4 Mio. Euro). Die Dividende wird also nicht so hoch ausfallen. Den genauen Betrag könne man noch nicht sagen, da man dies erst mit dem Aufsichtsrat abklären müsste. Der Verein müsse weiter wachsen und dabei dürfe man nicht zu viel Kapital aus dem Verein holen. Für die Zukunft liegt der Fokus auf einer Verstetigung der positiven sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklung. Man werde sich also weiterhin streng nach dem Grundsatz von Adi Preißler („Grau is alle Theorie – entscheidend is auf'm Platz") um das Kerngeschäft Fußball kümmern. Außerdem plane man eine nachhaltige Markenpflege in allen Wachstumsbereichen. Der BVB sei in allen Bereichen noch hungrig. Alleine durch den neuen TV-Vertrag ab der Saison 2012/13 dürfte bei gleichbleibenden Leistungen ein Zugewinn von 10 bis 12 Mio. Euro möglich sein. Auch sollte man die neuen Geschäftsfelder wie den Sender BVBtotal und die BVB-Fußballschule nicht vergessen, die sich einer großen Beliebtheit erfreuen. Nach gut 50 Minuten konnte man die Veranstaltung mit dem Gefühl verlassen, dass es dem Verein gut geht. Also kann die 50. Bundesligasaison beginnen.

Wer sich für die Zahlen interessiert, dem bietet die BVB-Aktienseite für die vorläufigen Zahlen einen Download an.

CHS, 23.08.2012

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