Sieg mit einem Tor zu viel
Finnentrop-Bamenohl, Münster-Gievenbeck und Ascheberg-Herbern. Was sich nach den Standorten psychiatrischer Heilanstalten anhört, stellt in Wahrheit den Weg ins Finale für unsere U 19 im diesjährigen Westfalenpokal dar. In der Vorschlussrunde siegte die Mannschaft von Trainer Sascha Eickel beim Landesligsten SV Herbern locker mit 10:0 und trifft im Finale nun auf den unvermeidbaren Nachwuchs aus Gelsenkirchen.
Nach unserem kontrovers diskutieren Spielbericht aus Finnentrop-Bamenohl zwei Runden zuvor der erwartete Schock auf der Anreise nach Ascheberg-Herbern: Ein einsamer Motorrad-Cop versperrte uns den Weg auf die durchs Navi empfohlene Zubringerstraße. Hat der SV Herbern alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine kritische Berichterstattung zu verhindern? Doch schwatzgelb.de lässt sich nicht aufhalten. Über einen zweiten Weg von der anderen Seite her erreichten wir letztlich doch noch das Ziel.
Wieder mal Provinz
Herbern ist ein Dorf, welches symbolisch für viele Ortschaften im Münsterland stehen könnte. Totale Provinz mit Kirche, Konservatismus, Schützen- und Fußballverein. Etwas peinlich dafür die eigene Vereinshymne des momentanen Landesligisten, in der von “Leidenschaft in blau und gelb” schwadroniert wird. Abgeschlossen mit einem entschlossenen “SV Herbern!” Die Anlage gefiel zwar, zeichnete sich jedoch wiederum auch nicht mit erwähnenswerten Besonderheiten aus.
Das Spiel selbst war recht schnell erzählt. Die heimischen Gastgeber, in der A-Jugend-Landesliga momentan auf Platz 7 beheimatet, legten viel zu viel Respekt an den Tag.
Teilweise hatte es was von einem Freunschaftsspiel, da im gesamten Spiel höchstens zweimal die Grätsche ausgepackt wurde und auch sonst devot in den Zweikämpfen Zurückhaltung geübt wurde. Den allerersten Torschuss nach vier Minuten konnte der Torwart vom Sportverein noch parieren, doch begann danach auf kuriose Art und Weise das muntere Scheibenschießen.
Dominik Beutler verwandelte den nachfolgenden Eckball nämlich mal eben direkt. Daglar und Demirbay sorgten in den folgenden Minuten für den beruhigenden 3:0-Zwischenstand bereits nach elf gespielten Minuten. Da konnten selbst die Einheimischen im Gespräch mit den mitgereisten BVB-Unterstützern nicht mehr punkten:
“Und? Eintrittskarte?” “Ja.” “Tja, ich habe eine Dauerkarte.”
Bis zur Halbzeit erhöhten Daglar und Demirbay auf 0:5, wobei insbesondere beim 0:4 wie auch beim 0:2 die beiden Innenverteidiger Mats Hummels kopierten und mit präzisen Steilpässen in die Sturmspitze die Tore jeweils vorbereiteten. Der Vorteil eines Systems von den Profis bis zum Kreißsaal.
Zuschauer sehr genügsam
Die Zuschauer des Dorfes jubelten hauptsächlich bei Rettungstaten auf der Linie oder bei Torschüssen aus der dritten Reihe. Kurz vor dem Halbzeitpfiff lief ein SVH-Akteur mehr oder weniger allein auf Wilmes zu, schoss aber etwas zu überhastet ab. Freundliche Worte von Menendez de Miguel gab es obenauf: “Das wäre deine Chance gewesen.” In der Halbzeit wurden auf Seiten der Gastgeber die Gebrüder Haarseim ausgewechselt. Wahrscheinlich lud Oma Erna zum obligatorischen Feiertagskaffee.
Währenddessen ging das muntere Toreschießen weiter. Daglar zum 6:0 nach wunderbarer An- und Mitnahme des Leders, Demirbay platziert ins Eck zum 7:0. Schließlich durfte auch der eingewechselte Nimptsch nach einer eher enttäuschenden Bundesligasaison noch etwas Selbstvertrauen tanken. Denn nachdem er das 8:0 sowie das 9:0 mustergültig auflegte, war ihm der Schlusspunkt vorbehalten.
Und hier setzt schwatzgelb.de mit einer fundamentalen, aber nicht ganz ernst gemeinten Kritik an. Bei solch einem Spielstand muss ich als Borusse eben auch mal das Leder über das Tor hauen, damit es bei dem so seltenen 0:9 bleiben kann.
Daten zum Spiel
Tore: 0:1 Beutler (5., direkt verwandelte Ecke von links), 0:2 Daglar (6., Vorarbeit Günter), 0:3 Demirbay (11., Daglar), 0:4 Daglar (33., Menendez de Miguel), 0:5 Demirbay (43., Bandowski), 0:6 Daglar (54., Bandowski), 0:7 Demirbay (60., ohne Vorarbeit), 0:8 Daglar (63., Nimptsch), 0:9 Daglar (67., Nimptsch), 0:10 Nimptsch (78., Bandowski)
Chancen: 2:16
Ecken: 0:7
SR: Lehmann (Schwerte)
Zuschauer: ca. 600. PS: Zur Zählung der Zuschauer an solchen Sportplätzen sucht schwatzgelb ab sofort willige PraktikantInnen. Bitte schickt Eure Bewerbungen an redaktion@schwatzgelb.de
Gelbe Karten für den BVB: keine