Spielbericht Amateure

Im leeren Tempel lassen die Amas den Sieg liegen

28.10.2012, 17:46 Uhr von:  Redaktion

Die Amateure setzten ihren Aufwärtstrend fort und geben zumindest vorübergehend die rote Laterne ab. Leider versäumten es die Jungs gegen Rostock ihre Überlegenheit in drei Punkte umzumünzen. Am Ende reichte es nur zu einem torlosen Unentschieden gegen den Zweitligaabsteiger von der Ostseeküste. Das Spiel fand wegen der zahlreich erwarteten Gewalttäter Cord im weitgehend ausgestorbenen Westfalenstadion statt. Warum die Partie trotzdem parallel zu den Profis angesetzt werden musste, bleibt wohl ein Geheimnis der Götter der Spieltagsplanung.

Bestes Fußballwetter in Dortmund, zwar kalt aber strahlender Sonnenschein. Was kann es besseres geben für einen kleinen Ausflug in die Rote Erde. Doch halt, Rote Erde? Das geht natürlich nicht, wenn die Menschenfresser aus Dunkeldeutschland anreisen. Da muss es schon der verwaiste Westfalentempel sein. Unter dem Dach mahnt die UEFA noch Respect an und weist darauf hin, dass hier Champions League gespielt wird. Das dürfte die zahlreich angereisten Gästefans gefreut haben, die ja in den letzten Jahren eher nicht erleben durften, wie ihr Verein Europa erobert. Trotz Alkoholverbot auf allen Bahnstrecken von hier bis Taka-Tuka-Land hatte sich eine stolze Zahl von Küstenbewohnern aufgemacht, ihren Klub in der Westfalenmetropole zu unterstützen. Da die Profis vom BVB zeitgleich im unwirtlichen Scheissgau unterwegs waren, stand also mal wieder ein gefühltes Auswärtsspiel in heimischen Gefilden für unsere U23 an. Dabei kann diese Mannschaft wirklich jede Unterstützung bestens gebrauchen, um die Hoffnung auf den Klassenerhalt aufrecht zu halten.

Aber das ist den Spieltagsplanern natürlich egal und so schallte es den Jungs „die Nummer 1 im Pott sind wir“ von der schon vor Spielbeginn recht gut gefüllten Nordtribüne entgegen. Einem BVB-Fan tut es naturgemäß besonders weh, wenn eine Mannschaft in den verbotenen Farben ein Heimspiel in unserem Tempel austragen darf. Die Heimfans waren diesmal auf der Westtribüne untergebracht und obwohl sich dort auch eine bemerkenswerte Zahl sangesgewillte Schwatzgelbe eingefunden hatte, konnten sie die Hansestädter nur selten übertönen. Und dies obwohl der harte Kern der Rostocker Zugreisenden wegen irgendwelcher Scharmützel unterwegs noch gar nicht eingetroffen war. Ein Heimspiel der Amateure im Westfalenstadion parallel zu den Profis anzusetzen, gehört wohl zu den sinnlosesten Ideen überhaupt, denn der Tempel bietet jede Sicherheitsvorkehrung, um auch bei gutem Besuch jedem Fan ein sicheres Stadionerlebnis zu ermöglichen. Unter anderem machte sich der internationale Mustafa Amini Fanclub per Zaunfahne bemerkbar und denen wollte David Wagner natürlich auch etwas bieten und so stand der Australier mit der begeisternden Frisur das erste Mal bei einem Heimspiel in der Startformation. Gegenüber dem Spiel in Darmstadt änderte Wagner seine Startformation nur auf einer Position: Für Terzic rückte Hofmann in die erste Elf.

Erste Hälfte

Der BVB Zwo startete gleich mutig ins Spiel. Bakalorz tankte sich über Rechts durch und passte flach in den Strafraum, aber leider in den Rücken der Schwarzgelben Offensive. Kurz darauf prüfte Bajner Müller vom Strafraumeck. Die BVB Fans hatten eine kreative Begrüßung für den Gästeanhang parat: „Hansa ist zum saufen da!“ Zudem protestierte man per Tapete auch gegen die parallele Ansetzung „Gegen Spieltagsüberschneidungen“. Organisierter Support war bei Rostock in der ersten Hälfte allerdings auch noch Mangelware. Die Suptras waren ja noch in Sachen Gewalt unterwegs und ohne Schwenkfahnen, Trommeln und Vorsänger machte der Gästeanhang einen eher verschlafenen Eindruck. Manchmal wurde am rechten Ende des Gästeblocks etwas anderes gesungen wurde als Links.

Der BVB hatte das Spiel in der ersten halben Stunde gut im Griff und auch die besseren Torchancen auf seiner Seite. Immer wieder trieb der unermüdliche Bakalorz seine Mannschaft nach vorne. Die Mannschaft scheint nach dem Sieg in Darmstadt endlich in der Dritten Liga angekommen zu sein. Die erste echte Großchance hatte Hofmann. Nach einem abgeblockten Schussversuch von Amini fiel ihm der Ball im Strafraum vor die Füße, leider bekam er ihn nicht an Müller vorbei geschoben.

Nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Bakalorz landete der Ball über Hornschuh und Hofmann bei Benatelli, der im Fallen aber nur einen harmlosen Schuss zustande brachte. Eine Führung des BVB lag in der ersten Halbzeit in der Luft. Der gegenüber der Roten Erde deutlich bessere Rasen im Westfalenstadion schien ihnen entgegen zu kommen. Die Rostocker waren dagegen überhaupt noch nicht im Spiel angekommen. Nach einer missglückten Kopfballabwehr aus dem Dortmunder Strafraum hatte Haas dann doch die erste Chance für Hansa. Seine Direktabnahme wurde aber noch über das Tor abgefälscht. Kurz darauf versuchte es Leemans ebenfalls aus der Distanz, stellte Alomerovic aber vor keine größeren Probleme.

Die erste Halbzeit verlief insgesamt weitgehend ereignislos. Rostock konnte seiner Favoritenstellung zu keinem Zeitpunkt gerecht werden. Die Amateure dominierten das Spiel, waren aber wie gewöhnlich wenig durchschlagskräftig vor des Gegners Kasten.

Zweite Halbzeit.

In die zweite Halbzeit startete Hansa Rostock etwas stärker. Echte Torchancen spielten sie sich aber immer noch nicht heraus. David Wagner würfelte seine Mannschaft mit einigen interessanten Wechseln ziemlich durcheinander. Erst brachte er den defensiven Terzic für den offensiven Baykan, der umgeknickt war. David Wagner war nach dem Spielaber optimistisch, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Dafür rückte Halstenberg ins Mittelfeld vor. Kurz nach der Pause kam auch noch Demirbay für Benatelli.

Nach einer Ecke von Haas kam Hansa dann doch mal zu einer echten Torchance. Mendy köpfte aus kurzer Distanz aufs Tor und Alomerovic musste fliegen, um den Ball noch aus dem Winkel zu fausten. „Von klein auf Hansa ein Leben lang“ die Hansa Fans präsentierten ein herziges Spruchband mit Herzchen darauf. Der schiedlich friedliche Eindruck der Hansafans änderte sich dann aber schlagartig, als die Suptras Mitte der zweiten Halbzeit doch noch den Weg ins Westfalenstadion gefunden hatten. Blauer Rauch schien das Startsignal für die Hansa Fans zu sein plötzlich war Bewegung im Block und die Gästefans wurden laut. Die Rostocker Ultras waren verspätet eingtroffen. Wenn man den Medienberichten glauben darf gab es unterwegs eine Auseinandersetzung mit Hertha Anhängern. (Anm.: Nachträglich habe ich erfahren, dass dies andere Rostocker Anhänger betraf. Der verspätete WET Mob wurde aufgrund einer "Signalstörung" hinter Hamburg eine Stunde aufgehalten) Leider hatten sie nichts Besseres zu tun als sofort einen Polenböller auf den Platz in Richtung BVB-Schlussmann Alomerovic zu werfen. Idioten sterben wohl leider niemals aus. Daraufhin wurde das Spiel unterbrochen, weil Alomerovic „nichts mehr hörte und einen starken Druck auf den Ohren verspürte“ wie er nach dem Spiel mitteilte. Seiner Hoffnung, dass „nichts dauerhaftes zurückbleibt“ kann man sich nur anschließen. Das Schicksal von Georg Koch sollte jedem verdeutlichen, was für Folgen eine derart asoziale Aktion haben kann. Aber scheinbar müssen insbesondere die Anhänger der Ostklubs immer krampfhaft beweisen, dass sie noch eine Spur dämlicher sind als alle anderen. Es ist einfach zum kotzen, dass man als Fußballfan ständig mit solchen hirnlosen Amöben in einen Topf geworfen wird. Eigentlich hätte das Spiel an dieser Stelle abgebrochen werden müssen und damit die drei Punkte in Dortmund bleiben. Denn vielleicht könnte das ein Umdenken bewirken. Die „Gewalttäter Cord“ Mottofahrt hätte sich ja richtig gelohnt, wenn man neben einer Schlägerei noch einen Spielabbruch provoziert und so die eigene Mannschaft geschädigt hätte, die man doch angeblich unterstützen möchte. Eigentlich gebührt Fans mein Respekt, die sich auf solch eine lange WET Tour begeben, um einen Drittligisten zu unterstützen. Aber auch der laut singende Gästeblock konnte den miesen Eindruck nicht mehr vertreiben, den ein einzelner Idiot mit seinem Böller hinterlassen hatte. Solche Leute machen wirklich unseren Sport kaputt. Alomerovic hielt sich fortan bevorzugt auf halbem Weg zur Mittellinie auf und musste sich noch einige Schmähungen des Gästeanhangs anhören.

Aber auch ohne drei Punkte am grünen Tisch, musste der BVB das Spiel eigentlich noch für sich entscheiden. Bajner setzte sich an der rechten Eckfahne im Zweikampf durch und schlug eine mustergültige Flanke auf Hofmann, der im Strafraum völlig frei stand. Aber irgendwie schaffte der es tatsächlich, den Ball aus 4 Metern am leeren Tor vorbei zu schieben. Seine Ausrede, dass er nicht mehr damit gerechnet hatte, dass Bajner aus der Position noch flanken kann, konnte auch nichts entschuldigen. Da muss er als Offensivspieler einfach aufmerksamer sein. Die nächste Gelegenheit hatte kurz darauf Kerem Demirbay, der sich in den Strafraum kämpfte, aber allein vor dem Torwart mit einem Flachschuss Müller anstatt das Tor traf.

Der BVB zeigte weiter die bessere Spielanlage und war dem Sieg näher als der Gast. Kapital konnten die Amateure daraus aber leider auch nicht mehr schlagen und so blieb es spannend bis zum Schluss. Echte Torchancen kamen aber nicht mehr zustande und so bleibt als Fazit dieses Tages, dass man zwei Punkte verschenkt hat, denn wenn Jonas Hofmann seine Riesenchance genutzt hätte, wäre Rostock wohl kaum mehr zurück gekommen.

Stimmen

Marvin Bakalorz:

[[audio? &url=/media/audio/stimmen-2012-10-27-bvb2-rostock/DR0000_0089.mp3 ]]

Jonas Hofmann:

[[audio? &url=/media/audio/stimmen-2012-10-27-bvb2-rostock/DR0000_0090.mp3 ]]

Pressekonferenz

[[audio? &url=/media/audio/stimmen-2012-10-27-bvb2-rostock/DR0000_0092.mp3 ]]

BVB II: Alomerovic - Hornschuh, F. Hübner, Günter, Halstenberg - Amini, Bakalorz - Hofmann , Baykan (46. Terzic), Benatelli (52. Demirbay) - Bajner

Hansa Rostock: Müller - Mendy, Holst, Pelzer, Marcos - Leemans , L. Haas (88. Albrecht) - Quaschner (84. Humbert), Weilandt , M. Blum – Smetana

Tore&Karten: Fehlanzeige

Torchancen: 6:3

Ecken: 6:5

4.300 Zuschauer im Westfalentempel Dortmund

Web 28.10.2012

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel