Ruhrcups International 2011 - Blöde Kinder, starke Portugiesen und der BVB im Halbfinale
Juventus Turin. Benfica Lissabon. FC Porto. Manchester City. An diesem Wochenende weht Europapokal-Stimmung durch Dortmund und Umgebung. Schuld daran ist der internationale Ruhr-Cup der U19, der auch im Jahr 2011 wieder im Stadion Rote Erde, sowie in Holzwickede, Kamen und Iserlohn ausgetragen wird. Neben den genannten Vereinen nehmen zusätzlich zur Borussia noch der FC Bayern München, SV Werder Bremen und der Nachbarverein aus GE am "Turnier der Extraklasse" teil.
Nach der Vorrunde steht fest: die U19 des BVB hat es ins Halbfinale geschafft und wird also auch am letzten Turniertag in der Roten Erde antreten. Der Weg ins Halbfinale war steinig und nicht gerade einfach, doch am Ende gelang es dem Team von Trainer Sascha Eickel den zweiten Platz in der Vorrunden-Gruppe A zu ergattern.
1. Spiel: Borussia Dortmund – Juventus Turin 1:0 (0:0)
Auch wenn die alte Dame aus Italien im weiteren Turnierverlauf doch weitestgehend enttäuschte (vor allem optisch, spielte man in den weiteren Partien der Vorrunde doch in einem grässlichen Pink mit einem riesigen Stern auf der Vorderseite), machten die in diesem Spiel noch in schwarz-weiß gekleideten Jugendlichen es dem BVB, der übrigens ohne die bei der U17-WM in Mexiko glänzenden Koray Günter und Marvin Duksch, dafür aber mit Torwart Cedric Wilmes, angetreten war, alles andere als leicht. Auf den Rängen hatten sich ein paar Hand voll Borussen aus Holzwickede eingefunden, die die Mannschaft zunächst mit Gesängen zu unterstützen versuchten und die erste Halbzeit des
Eröffnungsspiels bot über die kompletten 20 Minuten hinweg dann auch flotte Spielzüge, Spannung und einige sehenswerte Torchancen auf beiden Seiten. So wurde ein Distanzschuss von Tim Kübel vom italienischen Torwart noch zur Ecke geklärt und Semih Daglar vergab einen auf ihn zurück gelegten Ball aus guter Position im Strafraum. Derweil verfehlten die Italiener ebenfalls zwei Mal das Tor knapp, gerade Ruggiero profitierte von einem Kübel-Fehler, setzte seinen Abschluss dann aber doch über den Kasten.
Hälfte Zwei schloss sich nahezu dem Niveau der ersten 20 Minuten an, das Spiel blieb weiter ausgeglichen, allerdings boten sich nicht mehr so viele Torchancen wie zu Beginn des Spiels. Ein Juve-Eckball wurde volley aus leicht spitzem Winkel abgenommen, allerdings nur ans Außennetz geschossen. Auf der anderen Seite setzte Eisfeld Kübel in Aktion, der aber auch knapp verzog. Während die anwesenden Fans aus Howitown sich mittlerweile mehr auf das Pöbeln gegen die Bayern-Spieler, die sich in greifbarer Nähe aufwärmten, beschränkten und nach dem Spiel auch nicht mehr gesehen waren, sah es auf dem Platz auch schon nach einer Punkteteilung aus. Dann aber erwischte Semih Daglar an der Strafraumgrenze den Ball nahezu perfekt und setzte ihn quasi mit dem Schlusspfiff in die rechte Ecke – in der wahrhaft letzten Minute doch noch der Siegtreffer für den Titelverteidiger!
2. Spiel: Borussia Dortmund – Benfica Lissabon 0:2 (0:1)
Unter den 760 Zuschauern in der Roten Erde wurde vor dem Spiel gegen Lissabon unter anderem auch der Evinger Jung Kevin Großkreutz gesichtet, der für seine Bereitschaft, Autogramme zu geben und Fotos zu machen, hart bestraft wurde. Eines der Kinder, das die Mannschaften auf den Platz begleitete, wurde von seinem Vater angestachelt, ein Bild mit Kevin zu machen, der bereitwillig zustimmte. Kurz bevor der Ablöser der Kamera gedrückt wurde, zog das Kind aber zunächst von Kevin unbemerkt seinen Reißverschluss der Trainingsjacke auf und enthüllte ein blau-weißes Vereinsshirt. Als unsere Nummer 19 bemerkte, dass der Junge ein T-Shirt des gehassten Rivalen trug, war es schon zu spät. Das Bild war im Kasten, Großkreutz wirkte geschockt, sein Blick sprach mehr als tausend Worte und wohl nie galt „wenn Blicke töten könnten" mehr als zu diesem Zeitpunkt.
Im Anschluss an diese Szenen war auch die U19 des BVB von der Rolle. Nachdem einige Zuschauer wohl in Erinnerung schwelgend überlegten, bei dem Spiel gegen Benfica nicht doch die Bäume zu erklimmen, wiederholten sich die geschichtsträchtigen Ereignisse der Vergangenheit leider nicht. Benfica, die im Spiel zuvor noch recht hoffnungslos vom FC Bayern vorgeführt wurden ließ dem BVB nicht wirklich viele Chancen, allerdings hatte die Heimmannschaft auch nicht viel zu bieten. Fehlpässe waren nicht gerade Mangelware, Chancen hingegen schon.
Die zwei Chancen, die die Portugiesen hatten, nutzten sie allerdings. Kurz vor dem Seitenwechsel schraubte sich Carlos Miguel Ribero Dias (ja, jeder Portugiese hatte zwei bis vier Vornamen, die auch tapfer vom Stadionsprecher der Roten Erde vorgetragen wurden) im Dortmunder Strafraum am höchsten, platzierte den Kopfball in die linke Ecke, wo er den Pfosten noch berührte, aber doch den Weg ins Tor von Cedric Wilmes fand. Sechs Minuten vor Schluss war es schließlich Miguel Bruno Pereira Herlein (vielleicht ist hier eine gute Stelle, um anzumerken, dass am Samstag nur noch ein Vorname vorgetragen wurde), der für Benfica erhöhte und nach zwei durchwachsenen Auftritten der U19 gab es nicht wirklich viel Grund für Hoffnung, dass man mit einem Sieg über die Bayern am Samstag doch noch das Ticket fürs Halbfinale lösen könnte. Doch glücklicherweise kam es anders...
3. Spiel: Borussia Dortmund – FC Bayern München 1:0 (0:0)
Am Samstagmorgen um 10 Uhr hatten sich rund 790 Zuschauer im Stadion von Holzwickede (der Stadionsprecher wehrte sich hartnäckig den ohnehin affigen Sponsorennamen in den Mund zu nehmen) versammelt, um die letzten vier Vorrundenspiele beider Gruppen zu beobachten. Die Ausgangslage war relativ klar: Den Bayern reichte ein Unentschieden, Borussia war mit einem Punkt nicht direkt ausgeschieden, ein Sieg wäre aber die Garantie auf das Erreichen des Halbfinals gewesen.
Dies sah man auch auf dem Feld. Die Bayern beschränkten sich mehr auf die Defensive und taten nicht mehr als nötig, der BVB versuchte wenigstens das Spiel an sich zu reißen, allerdings ohne zwingend zu sein und sich wirkliche Torchancen zu erarbeiten. Als zehn Minuten vor Schluss Koray Günter zur Einwechslung bereit stand, fand eine Flanke von der rechten Seite Julius Hölscher, dessen Kopfball sich auf dem Weg in Richtung Tor immer weiter senkte und somit Gut und Böse überquerte, rechtzeitig aber doch in die Maschen fiel. Kurz vor Schluss kam Günter dann doch noch und half dabei das Ergebnis über die Zeit zu retten.
Nun steht Borussia also im Halbfinale, das am Samstag um 19 Uhr in
Iserlohn ausgetragen wird. Gegner ist dort der FC Porto, der mit drei
Siegen in drei Spielen die Gruppe B dominierte. Der blau-weiße Nachbar
ist ausgeschieden, Werder Bremen komplettiert mit Benfica Lissabon die
Vorschlussrunde.
Am Sonntag geht es dann um 10 Uhr wieder in der Roten Erde los, wenn das Spiel um Platz 3 und 4 angepfiffen wird. Im Anschluss gegen 11.15 steht schließlich das Endspiel auf dem Programm. Und wer weiß, vielleicht bekommt Borussia sogar noch einmal die Chance, die Vergangenheit gegen Benfica zu wiederholen und sich für die Niederlage in der Gruppenphase zu revanchieren. Allerdings dürfte dies gegen die Portugiesen wirklich zur Herausforderung werden, steigerten sich diese doch von Spiel zu Spiel und wirken aktuell auf jeden Fall wie ein Mit-Favorit auf den Turniersieg.
Statistik:
1. Benfica Lissabon 5:3 6
2. Borussia Dortmund 2:2 6
3. FC Bayern 2:1 4
4. Juventus Turin 1:4 1
Gruppe B:
1. FC Porto 6:1 9
2. Werder Bremen 6:4 4
3. Blau-Weiß 1:3 2
4. Manchester City 2:7 1