Punkt in Unterhaching krönt ein gelungenes Wochenende
Nachdem die Profis bereits am Samstag mit einem 4:1-Heimsieg gegen Hannover 96 vorgelegt hatten, rundete die BVB-Zweitvertretung gestern ein durchaus gelungenes BVB-Wochenende mit einem Punktgewinn im Sportspark Unterhaching ab.
Bis zum gestrigen Tag musste sich der schwarzgelbe Anhang also gedulden, um endlich mal wieder ein Pflichtspiel der BVB-Zweitvertretung live im Stadion zu verfolgen. Entweder fielen die Spiele der ZIS (Braunschweig und Offenbach) oder den Platzverhältnissen in der Roten Erde zum Opfer. Zum Glück ist die Rote Erde ja recht anfällig für Schnee, Eis und kräftige Regengüsse, so dass dem gemeinen Fan vor allem die Absage des letzten Heimspiels gegen Ingolstadt sehr gelegen kam. In Zeiten wo DFB und Vereine kaum noch Einfluss auf die Spieltagsgestaltung haben und das Spielfeld hier komplett der Polizei bzw. ZIS überlassen müssen, mehr als nur Genugtuung. So ist auch für Freitag kräftig Daumendrücken angesagt, dass es ab Morgen tatsächlich en masse regnen und schneien wird, so dass auch unser nächstes Heimspiel gegen den FCC im März oder April unter normalen und fairen Bedingungen nachgeholt werden kann.
Wir fahren nach Unterhaching...
Ein jeder der seit dem ersten Heimspiel gegen Braunschweig ein Spiel der Amateure besucht hat, wird diese Liedzeile kennen. „[...] wir fahren nach Unterhaching und zum FCC.“ An dieser Stelle einmal großen Respekt an den kreativen Kopf und seine hellseherischen Fähigkeiten. Denn sowohl das Spiel in Jena, als auch das Spiel in Unterhaching konnte man nun ohne Probleme besuchen, die Grounds in Heidenheim und München II werden wir wohl frühestens in der nächsten Saison mit dem BVB II kreuzen können. Heidenheim war ja bereits parallel mit den Profis und nach der aktuellen Laune der ZIS zu urteilen wäre eine parallele Ansetzung des Spiels FC Bayern II – BVB II nicht weiter verwunderlich.
Auch wenn man sich die weiteren Ansetzungen anschaut, wird schnell klar, dass man in den nächsten Wochen nicht allzu viele Spiele des BVB II live im Stadion sehen kann – Polizei sei Dank. Dementsprechend groß war auch das Interesse der aktiven Dortmunder Fanszene rund um die „Ultras von die Amateure“ am gestrigen Spiel. Natürlich sind 620 Kilometer Anreiseweg für einen Sonntagnachmittag nicht schön, doch die Spiele die letztlich nicht parallel ausgetragen werden, sollte man dann auch schon mit einer ordentlichen Anzahl an Fans und Ultras besuchen. Neben einem 50er Bus gab es demnach noch einige Bullis und zahlreiche Autos aus Dortmund um die zweite Mannschaft wie gewohnt lautstark und kreativ zu unterstützen.
Abfahrt um 3 Uhr morgens
Viel Zeit um die drei Punkte des BVB am Samstag gegen Hannover in Dortmund zu feiern, blieb zumindest den Busfahrern nicht. Denn bereits um drei Uhr in der Früh sollte es für diese los gen Süden gehen. Wer clever war blieb einfach in Dortmund und feierte in einer der zahlreichen Kneipen, Pech hatten diejenigen, die noch kurz einen Abstecher nach Hause machten – denn ab etwa elf Uhr gingen heftige Schneeschauer über Dortmund und Umgebung nieder. So glichen die ersten Kilometer der Fahrt schon einer echten Herausforderung für den Busfahrer. Räumung durch Schneeräumfahrzeuge war Fehlanzeige. So ging es über eine komplett schneebedeckte Fahrbahn über die Sauerlandlinie gen Süden. Je weiter man südlich voran kam, desto schlimmer wurden die Straßenverhältnissen. Teilweise schon krass, wie hoch sich der Schnee am Straßenrand türmte. Ich hätte im Leben nicht mit dem Busfahrer tauschen wollen. Dieser hatte wohl allerdings großen Spaß an den Verhältnissen und scheute es auch nicht, den einen oder anderen Pkw zu überholen. Apropos Busfahrer. Nachdem sich unser gewohnter Fahrdienst um „Selmer Reisen“ leider aufgrund des schlechter werdenden Marktes von der Bildfläche verabschiedet hat, ging es mit einem neuem Team nach Unterhaching. Und so wie es sich für ein neues Busunternehmen gehört, sollte die erste Fahrt natürlich nicht ganz ohne Probleme ablaufen. So gab der Busfahrer anfangs die Info heraus, dass der CD-Player keine selbstgebrannten CDs abspielen könne. Angeblich blieb beim ersten Versuch des Abspielens sogar die CD im Player stecken. Nach ein bisschen Druck war ein Abspielen dann plötzlich doch möglich. Blöd nur dass man zu diesem Zeitpunkt bereits in Erlangen war. Zumindest waren ab Erlangen auch die Straßen erheblich besser befahrbar und fortan sollte die Sonne zum ständigen Begleiter werden.
Bus kaputt
Nachdem man dann auch Nürnberg und Fürth hinter sich gelassen hatte, legte der Bus mal wieder einen etwas längeren Stopp ein. Der Großteil dachte an eine normale Pause, das böse Erwachen gab es eine viertel Stunde später. Der Bus verlor wohl Unmengen an Motorenöl und konnte nicht mehr weiterfahren. Was da nun genau kaputt war kann ich letztlich nicht beurteilen, da ich schließlich kein Fachmann bin. Auf jeden Fall war an eine Weiterfahrt nicht mehr zu denken, da sonst der Motor größeren Schaden genommen hätte. Wie dem auch sei: der Zeitplan war dahin. Normalerweise hätte man um elf Uhr eigentlich noch gute 160 Kilometer vor sich gehabt, die Realität sah anders aus. Mit fortschreitender Zeit wurde das Erleben des Spielanpfiffs zur Utopie. Nach zahlreichen Beruhigungsversuchen und Freibier seitens der beiden Busfahrer organisierten diese nach zahlreichen Telefonaten mit dem Betreiber einen Ersatzbus. In der Tat kam nach über eineinhalb Stunden Wartezeit ein Ersatzbus aus der südfränkischen Provinz um den gemeinen Fan dann zum Sportpark Unterhaching zu bringen. Letztlich für alle Mitfahrer deutlich zu lange – wenn man aber mal an die logistische Meisterleitung an einem Sonntagmorgen (!) denkt leider ein faires Ding, zumal der Ersatzbusfahrer kräftig auf das Gaspedal drückte und keinen weiteren Stopp einlegte.
Fortan galt es wie schon beim Spiel in Jena den Kampf gegen die Uhr zu gewinnen, um den Anstoß nicht zu verpassen. Der Kampf ging im Gegensatz zum Spiel beim FCC leider verloren. Erst nach knapp fünf Minuten Spielzeit konnte man geschlossen den Gästeblock im Sportpark betreten.
Kaum Polizeipräsenz bei gut 350 Gästefans
Immerhin gab es beim Umpacken der Rücksäcke vom Ersatzbus in die bereitstehenden Bullis keine Probleme und auch beim Einlass sollte sich dieses Szenario fortsetzen. Es wurde fair kontrolliert und auch die vereinzelt vorhandenen Polizisten nahm man gar nicht wahr. Warum nicht immer so. Vom USK und Verhältnisse wie beim Pokalspiel des FC Bayern gegen Fürth keine Spur. Vielleicht hat man bei der Polizei endlich mal dazu gelernt, dass es bei Spielen der BVB-Zweitvertretung grundsätzlich ruhig und friedlich abläuft. Dem Steuerzahler wird es mit Sicherheit gefallen haben.
Überraschend gut gefüllt war bis dahin schon der Gästeblock, vorwiegend durch Fans aus dem Münchener Umland. Letztlich mögen es rund 350 schwatzgelbe Fans gewesen sein, die ab diesem Zeitpunkt ihr Team auf dem grünen Rasen unterstützten. Als Standpunkt wählte man die oberen Stufen in der Nähe des Tribünendachs, da die Umlandfans schon den Platz an der Sonne in Beschlag genommen hatten. Wie gewohnt wurde der Block nach unten hin durch die große Amateurzaunfahne abgegrenzt und auch die Zaunfahne „Gegen Fahnenverbote“ fand den Weg in den Block. Denn da die SpVgg Unterhaching selbst im Besitz einer großen und grandiosen Fanszene ist und von daher über umfangreiche Kenntnisse über die Fankultur in den deutschen Stadien verfügt, wurde dem Gästeanhang ganze fünf (!) Doppelhalter und Fahnen bis einem Meter Länge erlaubt. Da nahezu alle Fahnen gegen diese Norm verstoßen hätten, verzichtete man komplett auf jegliches Tifomaterial. Ein Megafon war ebenso wenig erlaubt, so dass man nun um die Erfahrung reicher ist, dass man selbst im kleinen Derby gegen Bochum im Ruhrstadion mehr erlaubt bekommt. Und das soll ja schon was heißen.
Dafür fanden viele Zaunfahnen und die beiden Trommeln den Weg in den Gäste- und in den Pufferblock, so dass dieser nicht im komplett tristen grau erstrahlte. Stimmungsmäßig konnte die erste Halbzeit nicht ansatzweise an die letzten Auftritte anknüpfen. Wirkliche Gründe konnte letztlich keiner dafür liefern. Problematisch sicherlich die späte Ankunft, so dass man nicht unbedingt seinen Lieblingsstandort wählen konnte. Sicherlich sollte man aber in den nächsten Spielen einfach mal wieder versuchen, Lieder nicht künstlich am Leben zu erhalten um eine drölfte Wiederholung zu verhindern. Macht letztlich keinen Sinn wenn Gesänge nur noch von einigen Wenigen der etwa hundert Sangeswilligen getragen werden, weil der Rest lieber etwas Neues singen möchte. Aber das wird schon wieder. Denn schon in der zweiten Halbzeit lief es deutlich besser und man erreichte eine lockere Durchschnittsleistung. Nichts außergewöhnliches, aber die zweite Halbzeit geht schon in Ordnung.
BVB II mit Kehl und Hajnal
Vielleicht lag die schlechte Leistung auf den Rängen in Halbzeit eins aber auch einfach nur an der spielerischen Leistung der Elf von Theo Schneider auf dem Platz. Denn trotz des Mitwirkens von Sebastian Kehl, Tamas Hajnal und Damien Le Tallec lieferte die Truppe eine richtig schlechte Leistung in den ersten 45 Minuten ab. Zugute halten kann man dem Team, das es so noch nie zusammen gespielt hat. Denn im Vergleich zum letzten Spiel in Offenbach gab es sieben Veränderungen in der Startformation. Schon in der Vergangenheit zeigte sich, dass Verstärkungen von Oben nicht unbedingt zum Erfolg führen. Ziel war es demnach, Kehl und Hajnal weitere Spielpraxis zu ermöglichen, so dass sie für das Derby eine echte Alternative werden. Die Abwehr zeigte sich dazu total von der Rolle. Teilweise konnten die Hachinger um Ex-Borusse Marcus Steegmann schalten und walten wie sie wollten. Insbesondere die rechte Seite von Julian Koch zeigte deutliche Ausschläge nach unten. Dass dabei letztlich nur eine 1:0-Halbzeitführung heraussprang war vor allem Torhüter Marcel Höttecke und Innenverteidiger Uwe Hünemeier zu verdanken. Nach vorne agierte man viel zu fahrlässig, verlor im Mittelfeld oft unnötig den Ball und ermöglichte den Vorstädtern eine ganze Reihe an Kontermöglichkeiten.
Ausgleich durch Lukas Nottbeck
Theo Schneider, heute im Übrigen mit schickem BVB-Fanschal an der
Seitenlinie, fand in der Pause wohl deutliche Worte. Wie verwandelt kam
der BVB II nun aus der Kabine und kam immer besser ins gewohnte
Kurzpasspiel rein. Lukas Nottbeck, Neuzugang aus Köln, erzielte nach
Vorarbeit von Tamas Hajnal den 1:1 Ausgleich und Sebastian Kehl hatte
kurz vor seiner Auswechslung die große Möglichkeit zur Führung. Doch
letztlich lag nur Kehl und nicht der Ball im Netz. Weitere Chancen
ergaben sich noch durch Damien Le Tallec und Sebastian Tyrala, die aber
leider allesamt vergeben wurden. Auf der anderen Seite hatte Marcel
Höttecke im BVB-Tor in den zweiten 45 Minuten nicht allzu viele
Probleme, da die Schüsse der Hachinger meist meterweit über oder neben
das Tor gingen.
So blieb es letztlich beim verdienten 1:1, das
aufgrund Hachings Leistung in der ersten – und der Überlegenheit des BVB
II in der zweiten Halbzeit absolut in Ordnung geht. Und bei einem
ehemaligen Bundesligisten kann sich ein Punktgewinn durchaus sehen
lassen, zumal das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl durchaus Potenzial
besitzt.
Nach dem Schlusspfiff kam noch das gesamte Team nebst Trainerstab in Richtung Gästeblock um sich bei Fans und Ultras für Anwesenheit bzw. kreative Unterstützung zu bedanken.
Ein Wort noch zur Stimmung auf Seiten der SpVgg: sinnlos. Braucht
kein Mensch. Wer die Spiele des BVB II in Sandhausen oder zu Hause gegen
Wehen gesehen hat, darf sich diesen Haufen mit den gleichen Fahnen und
gleichem Liedgut gerne in den Farben rot, blau und weiß vorstellen.
Mit Bus drei und vier zurück nach Dortmund
Damit sollte es also auf schnellstem Wege zurück nach Dortmund gehen. Direkt vor dem Gästeblock stand auch bereits Ersatzbus Nummer 2 bereit der uns von München aus nach Würzburg bringen sollte. Der Fahrer hieß natürlich wie es sich für einen echten Bayer gehört Sepp und machte seine Sache ganz ordentlich.
In Würzburg stand dann der mittlerweile vierte Bus vom eigentlichen Busunternehmen bereit, der einen dann über die A3 und A45 zurück in die Westfalenmetropole kutschieren sollte. Mit insgesamt vier Bussen nach Unterhaching und zurück war demnach auch für mich ein echtes Novum. Dortmund erreichte man dann um kurz vor Mitternacht. Leider viel zu spät für mich und den ÖPNV, da die Dortmunder Stadtwerke bekanntermaßen ihren Busverkehr in die Vororte mit Mitternacht einstellen. Dass dies für eine Großstadt wie Dortmund absolut unwürdig ist, darüber muss mitnichten diskutiert werden. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Timo, bei dem ich die Nacht verbringen durfte.