BVB II: Auch keine Punkte in Wiesbaden
Die Pleitenserie des BVB II geht weiter. Am gestrigen Mittwochabend verlor das Team von BVB-Trainer Theo Schneider auch gegen den unmittelbaren Tabellennachbarn SV Wehen Wiesbaden. In einem phasenweise sehr dürftigen Spiel verlor das Team mit 2:0 im Wiesbadener Stadion.
Während es ab dieser Spielzeit in der ersten und zweiten Fußballbundesliga keine englischen Wochen mehr gibt, ist es für den gemeinen BVB-Fan umso erfreulicher, dass diese in der dritten Liga beibehalten wurden. So haben ZIS und DFB letztlich keine Chance unsere Zweitvertretung dafür zu bestrafen, dass sie bei jedem Auswärtsspiel von durchschnittlich 400 friedfertigen Zuschauern unterstützt wird, sofern die Profis nicht parallel spielen. Höhepunkt war sicherlich der Auftritt in Wuppertal, wo man mit 800 Stehplatzkarten und 200 Sitzplatzkarten eine neue Duftmarke gesetzt hat. Aber Vereine wie Osnabrück, Braunschweig, Münster und Co. haben ja lieber Besuch aus Heidenheim, Sandhausen und Wiesbaden. Da macht das Singen in Anbetracht leerer Gästeblöcke gleich doppelt so viel Spaß.
Erfurt – BVB II parallel mit Hoppenheim
So bot sich für die schwatzgelbe Fangemeinde mit dem gestrigen Auswärtsspiel gegen den Traditionsverein von 1926 aus Wehen, der zwischenzeitlich nach Höherem strebt, so dass er vor einiger Zeit nach Wiesbaden umziehen musste, die Möglichkeit, das vorletzte Auswärtsspiel des BVB II in dieser Saison zu sehen. Nächste Woche geht es dann letztmalig nach Sachsen zur SG Dynamo und alle nachfolgenden Spiele finden parallel statt. Ärgerlich vor allem für das Auswärtsspiel im Erfurter Steigerwaldstadion, das eigentlich für einen Samstag geplant war. Doch da das Heimspiel der Profis gegen die TSG Hoppenheim im Westfalenstadion auf den Sonntag verlegt wurde, verlegten DFB und Polizei das Auswärtsspiel unserer Zweitvertretung kurzerhand ebenfalls auf einen Sonntag, so dass das Spiel nun flach fallen wird. So viel zum Thema Chancengleichheit und Fußball als Breitensport. Es ist schon mehr als erschreckend zu sehen, wie viel Einfluss die Polizei mittlerweile auf den deutschen Fußball hat. Sollte der BVB II den bitteren Gang in die vierte Liga antreten müssen, so ist dies einzig und allein der Polizei in Form der ZIS zuzuschreiben. Umso ärgerlicher, dass Watzke und Dr. Rauball als oberste Vereins- bzw. KG-Vertreter nicht Stellung zu diesem leidigen Thema beziehen. Ein runder Tisch zum Thema Spielverlegungen zwischen Vertretern vom BVB, Polizei und DFB wäre mehr als angebracht. Es kann einfach nicht sein, dass BVB-Fans trotz eines tadellosen Verhaltens permanent abgestraft werden. Die Themen Stadion- und Stadtverbote als Präventivmaßnahmen lassen grüßen.
Während sich zwei Busse der Ultraszene aus Dortmund gen hessische Landeshauptstadt auf den Weg machten, bevorzugte ich die Anreise mit unserem Fanmobil. Arbeit und bescheidene ÖPNV-Verbindungen in der Nacht sei Dank. Dazu eine kleine Anekdote am Rande: So war ich im März mehrere Tage beruflich unterwegs in München und habe an einer Tram-Haltestelle im direkten Umfeld meines Hotels einen Blick auf den Fahrplan gewagt und bin fast tot umgefallen: Da fährt die Straßenbahn werktags doch tatsächlich auch zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens im Stundentakt und am Wochenende sogar alle halbe Stunde. Schöne Grüße gehen daher an die DSW21.
Jedenfalls kam das Fanmobil, wie auch später beide Szenebusse, trotz
einiger Baustellen auf der A45 recht entspannt durch den Verkehr und
erreichte kurz vor fünf Uhr das Stadion. Noch niemand aus unserer
Bulli-Besetzung war jemals zuvor in Wiesbaden, so dass man recht
überrascht war, direkt neben dem Neubau mit dem Helmut-Schön-Sportpark
ein intaktes Stadion mit einer netten Haupttribüne und vier
gutaussehenden Flutlichtmasten vorzufinden. Stilvolles Teil, in dem der
SVWW auch gut und gerne heute Abend gegen unseren Ballspielverein hätte
spielen können. Aber nein, auch der kleinste Verein der Liga benötigt
ein neues Stadion, so dass man sich in Wiesbaden über die aktuelle
finanzielle Schieflage gar nicht wundern braucht.
Wellblech at its best
Das neue Stadion des SV Wehen Wiesbaden ist dagegen ein einziger Wellblechcontainer. Wohin das Auge auch blickt, überall nur Blech und Container. Von der Bauweise irgendwie eine Mischung aus Bruchwegstadion Mainz und dem neuen Stadion in Paderborn. Mal so gar nicht mein Geschmack. Die Haupt- und Gegentribüne bestanden aus Sitzplätzen, die beiden Hintertortribünen waren jeweils dem Gast bzw. dem Gastgeber vorbehalten. Eingerahmt von einer netten Flutlichtanlage mit jeweils zwei 3 x 6 und 5 x 6 Strahlereinheiten, wovon die Rote Erde nach wie vor träumt. Vielleicht mal den Herren Pohlmann und Sierau mit auf den Wunschzettel für die nahende Bürgermeisterwahl schreiben.
Pünktlich zur Toreöffnung erhielt dann auch eine Hundertschaft der Polizei Einzug in den Gästebereich. Wobei ich mich immer wieder fragen muss, wer letztlich für diese Einsätze gerade steht. In Unterhaching waren es noch eine Handvoll Dorfpolizisten und es passiert rein gar nichts, in Wiesbaden muss es gleich eine ganze Hundertschaft sein. Mein Tipp: den Verantwortlichen die Einsatzkosten vom Gehalt abziehen damit derartige Einsätze einmalig bleiben und der Steuerzahler letztlich nicht noch weiter belastet wird.
Vielleicht wäre es aber auch ganz gut, wenn Vereine die Kosten für Polizeieinsätze selbst tragen müssen, im gleichen Zug aber auch bestimmen dürfen, ob und wie Polizeibeamte eingesetzt werden. Da möchte ich im Vorfeld der Spiele mal die Gesichter der sogenannten Polizisten sehen.
Feulner und Rangelov im Team
Doch jetzt erst mal zum Sportlichen. BVB II Trainer Theo Schneider konnte nahezu aus dem Vollen schöpfen. Mit Markus Feulner und Dietmar Rangelov (Gruß an den Chef der Südtribüne a.D.) gab es Verstärkung von den Profis, dazu konnte man Uwe Hünemeier und Julian Koch wieder zum Team zählen. Damit waren auch alle drei Ü23-Positione vergeben, so dass Marcel Großkreutz und Sebastian Hille leider die neunzig Minuten von der Bank aus verfolgen mussten. Darüber hinaus gab es noch eine Überraschung im Sturm, da Marco Stiepermann neben Rangelov die zweite Sturmspitze bildete. Für mich absolut nachvollziehbar, da Ginczek und vor allem Kullmann in dieser Spielzeit eine einzige Enttäuschung sind. Da muss einfach mehr kommen, am besten schon gleich am Sonntag gegen Sandhausen.
Das Spiel fing mal wieder richtig schlecht an. Wehen oder Wiesbaden bestimmte die Partie ab Anstoß und ging auch direkt in der achten Minute durch einen Sonntagsschuss von Thorsten Barg mit 1:0 in Führung. Für mich ein klarer Torwartfehler, da Höttecke viel zu weit vor dem Tor stand und den Schuss viel zu spät bemerkte. So einen Schuss kann man auch gerne mal halten. Doch Marcel Höttecke ist im Moment alles andere als ein sicherer Rückhalt unserer Zweitvertretung. Vielleicht täten ihm gerade in Anbetracht seiner Wechselabsichten ein paar Spiele auf der Bank ganz gut. Danach das übliche Spiel: Der BVB II versuchte das Spiel zu machen, biss sich aber an der kompakten SVWW-Abwehr die Zähne aus. Weder Feulner, noch Tyrala und Piossek schafften es, dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken. Die wenigen Chancen vergaben dann Stiepermann und Rangelov, der sich auch viel zu oft im Mittelfeld aufrieb.
Schneider wechselte später mit Ginczek und Kullmann noch zwei weitere Stürmer ein, wie aber oben bereits beschrieben, stehen beide in dieser Saison neben sich und so sprang letztlich nur durch einen sehenswerten Konter durch Dominik Stroh-Engel das 2:0 für den Gastgeber heraus. Damit mal wieder ein Spieltag zum vergessen. Das positivste war damit der Regenbogen zum Ende der ersten Halbzeit, der sich nach einem kräftigen Gewitterschauer über der Haupttribüne zeigte.
Guter Auftritt auf den Rängen
Anders sah es dagegen auf den Rängen bzw. im Gästeblock aus. Auch trotz Spielansetzung unter der Woche und einem Anreiseweg von rund 250 Kilometern fanden sich im Gästeblock rund 450 BVB-Fans ein. Nachdem die Stimmung beim letzten Heimspiel gegen Ingolstadt vor allem zum Schluss recht miserabel war, zeigte sich diese deutlich erholt. Dank Kai am Megaphon, Mike an den beiden Trommeln und vielen Sängern rund um die Ultras von die Amateure erreichten die Gesänge oftmals eine durchaus akzeptable Lautstärke, wenngleich auch gestern noch reichlich Luft nach oben war. Oftmals werden die Gesänge nur von 30-40 Leuten voller Emotionen getragen, viele singen einfach nur so mit und noch viel schlimmer – manche Fans stehen einfach nur dumm im Block rum und schaffen es noch nicht mal bei den Klatscheinlagen ihre Hände aus der Tasche zu bequemen. Sicherlich ist es immer eine Frage des eigenen Anspruchs an die Stimmung, aber solche Fans haben im Stimmungspulk nichts verloren und sind eher ein Stimmungskiller.
Lächerlichkeit at its best
Kurz dann auch noch ein Wort zur Stimmung des Gastgebers, obwohl ich mir eigentlich fest vorgenommen hatte, hierzu nichts zu schreiben. Das Wort lächerlich würde es wohl am besten treffen. Da steht beispielsweise ein Vorsänger mit Megaphon, Sonnenbrille (ist klar, das Flutlicht ist so grell) und einem Kapuzenpullover mit der URL www.support-wehen.de auf dem Podest und stimmt die Ultrà Top 10 an. Sicherlich greift jede Fanszene auch immer auf Standardelemente zurück, doch so viel geklaute Lieder die vollkommen unmotiviert auf den SVWW umgemünzt wurden, habe ich so noch nie erlebt. Die Spitze war wohl das „[...] VfB Stuttgart - bist unser Leben, gibst uns so viel“ des CC’97 welches locker mal eben mit „SV Wehen - bist unser Leben, gibst uns so viel“ gesungen wurde. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle in den Taunus.
Nach dem Spiel kamen dann noch viele Spieler wie Tyrala, Hünemeier,
Vrzogic, Feulner oder Nottbeck zum Block, um sich für die Unterstützung
zu bedanken. Auch wenn die gestrige Niederlage wie schon gegen
Ingolstadt oder Bremen II mehr als unglücklich und unnötig war, wäre es
doch mehr als wünschenswert, wenn die komplette Mannschaft zum Block
kommt. Denn nicht nur Siege feiert man schließlich gemeinsam.
Abschließend wurde noch der Sektion Stadionverbot gedacht, die auch
heute wieder mit einigen Mitgliedern vor dem Stadion ausharrte. Respekt
hierfür und immer daran denken: niemals aufgeben.
Mit leeren Händen
in der Hand sollte es dann auf schnellstem Weg aus der hessischen
Landeshauptstadt in die Westfalenmetropole gehen, die man recht
entspannt um Mitternacht erreichte.
Fazit
Der BVB II ist aktuell einfach außer Form. Das Hauptproblem stellt im Moment die deutliche Harmlosigkeit im Angriff dar. Sobald der Gegner etwas tiefer steht, hat das Team von Theo Schneider extreme Probleme sich wirkliche Torchancen zu erspielen. Hinzu kommt die oft klägliche Chancenverwertung, die ja nicht erst seit gestern bekannt ist. Oftmals reichen die Chancen für Tore in drei bis vier Spielen, letztlich steht aber oft nur ein Tor in einem Spiel zu Buche. Das muss einfach besser werden, sofern man nicht sang- und klanglos in die RL West absteigen möchte. Die nächste Möglichkeit gibt es bereits am Ostersonntag im Stadion Rote Erde, wo man nach Wehen den nächsten Traditionsverein, diesmal aus Sandhausen, begrüßen darf. Anstoß ist wie gewohnt um 14 Uhr, ehe es am nächsten Mittwoch zum vorerst letzten Auswärtsspiel mit Fananhang nach Dresden geht.