Spielbericht Jugend

Jugendfußball ist wie Wein

24.11.2010, 00:06 Uhr von:  Malte D.
Jugendfußball ist wie Wein
Trainingsgelände Brackel

Es kommt auf den Jahrgang an. Im Moment sind die beiden wichtigsten Jugendmannschaften des BVB in sehr unterschiedlichen Tabellenregionen zu verorten: Während die A-Jugend diese Saison nur im Tabellenmittelfeld steht, stellt unsere B-Jugend eine Spitzenmannschaft in ihrer Spielklasse dar. schwatzgelb wird ab sofort in unregelmäßiger Folge von Jugendspielen des BVB berichten. Den Anfang machen wir mit der Mittwochspartie der A-Jugend gegen Bayer Leverkusen.

Die Jugendmannschaften spielen am Trainingszentrum in Brackel, was direkt zu einigen Problemen führen kann. Erstens ist man hoffnungslos gegen Petrus unterlegen, wenn der auf die Toilette geht und zweitens ist die beobachtende Position nur sehr unzureichend, da lediglich drei, vier Stufen am Rand vorhanden sind, sodass man nur sehr schwer einen Überblick aufs ganze Spiel bekommen kann. Auch Eintritt wird in der Jugendabteilung genommen. So bezahlen Vollzahler 4 Euro, der ermäßigte (Schwerbehinderte und Jugendliche ab 14 Jahren) Preis beträgt 2,50 Euro. Wobei man sich bei dieser Regelung fragt, was Kinder bis 14 Jahre bezahlen müssen...

Wann hilft Götze aus?

Die Zuschauer bestanden zum größten Teil aus Eltern, Spielerfreundinnen und sonstigen Verwandten einerseits, während andererseits Scouts wie zum Beispiel Augsburgs Andreas Rettig und andere A-Jugend Trainer aus ganz Nordrhein-Westfalen heute beim Nachholspiel das Bild auf der kleinen Tribüne abrundeten. Die Scouts waren aufgrund des diesjährigen Saisonverlaufs wohl eher für die Spieler des Gastes gekommen, während ein neuer Mario Götze, der theoretisch sogar für diese A-Jugend noch spielen dürfte, bei der Borussia momentan weit und breit nicht in Sicht ist. Erwähnenswert sind jedoch trotzdem unsere beiden Innenverteidiger Antonio Rüdiger und Koray Günter, die beide auch bereits Erfahrung in diversen Jugendnationalmannschaften gemacht haben. Zudem spielte heute mit Marvin Duksch als einzige Sturmspitze eines der größten Sturmtalente Deutschlands im B-Jugend-Bereich mit.

Bei Rüdiger fiel sein fast schon brutaler Ehrgeiz auf und seine Konstitution sowie sein ständiges Lamentieren nach jeder Entscheidung erinnerte an eine Kreuzung aus Samuel Kuffour und Lucio. Bei Duksch war interessant, dass im Jugendbereich zwischen B- und A-Jugend noch einmal extreme Diskrepanzen bezüglich der Athletik festzustellen sind, wobei er trotzdem noch einer der besseren Kräfte beim BVB war. Der Trainer des BVB ist übrigens Hannes Wolf, letzte Saison noch Co-Trainer bei den Amas. Ein Blick auf die Leverkusener Aufstellung bewirkte ein gewisses Aha-Erlebnis, denn im Tor stand ein gewisser Fabrice Vollborn, Sohn von Rüdiger und keine kuriose Mischung wie bei den Jugendspielern in der FM-Reihe (ungekrönter Spitzenreiter dort: Etienne Calmund).

Gehen wir mal rein ins Spiel. Der BVB deutlich sichtbar verunsichert und insbesondere über die beiden schwachen Außenverteidiger Kübel und Piontek extrem anfällig, die immer wieder überlaufen wurden. Dortmund verlor kürzlich übrigens im DFB-Pokal im Elfmeterschießen bei Saarbrücken, nachdem man erst in der 92. Minute den 1:1-Ausgleich kassiert hat. Diese mangelnde Fortune bzw. dieses Unvermögen setzte sich nahtlos fort, als nach bereits vier Minuten Piontek ein unmotiviertes Philipp-Degen-Gedächtnisfoul beging und Leverkusen per Foulelfmeter in Führung ging. Nach 24 Minuten schien das Spiel schon für die bis dato in allen Belangen überlegenen Gäste entschieden. Vieira da Costa ließ wieder Piotek und Unzola einfach stehen und schoss von der Strafraumgrenze das 2:0 ein. Zu diesem Zeitpunkt drohte sogar ein Debakel.

Schöner Offensivfußball

Woran merkt der gemeine Fußballfan, dass man alt wird? Wenn er den Vater schon bei "ran" spielen sah und nun den Sohn auch wieder live bewundern darf. Fabrice Vollborn spielte den vorgezogenen Nikolaus und passte wunderbar auf Silaj, der sich die Chance nicht entgehen ließ. Die erste richtige BVB-Gelegenheit und plötzlich war man aus dem Nichts wieder dabei. Was besonders positiv auffiel bei diesem Spiel: Es ging immer nach vorne. Der Ball wurde kaum mal in den eigenen Reihen hin- und hergespielt, sondern immer wieder der schnelle Weg nach vorne eingeschlagen. Daraus resultierten massig Torszenen und schöne Offensivaktionen. Trotzdem ging es "nur" mit einem 1:2 in die Halbzeit.

Wieder verschlief der BVB die Anfangsphase. Der starke Stürmer Steffens ließ Rüdiger stehen, scheiterte jedoch noch an Heuer Fernandes, ehe Hombach den fälligen Abstauber (47.) verwandeln konnte. Doch man konnte dem BVB und seinem am Rand sehr ruhigen und wenig korrigierenden Trainer Hannes Wolf nicht vorwerfen, sich wehrlos zu ergeben. Allerdings profitierte man nicht so sehr von der eigenen Stärke, sondern von der schwachen Bayer-Defensive. Jeder lange und hohe Ball auf Duksch wurde nun gefährlich auf dem nassen Boden, da die gegnerischen Verteidiger häufig die Bälle falsch einschätzten. So scheiterte auch Piontek nach bösem Abwehrschnitzer an Vollborn (58.), ehe Silaj nach schöner Einzelaktion seinen zweiten Treffer erzielen konnte (63.). Nun warf der BVB alles nach vorne und kam ausgerechnet durch Duksch zur großen Ausgleichschance (81.). Der Torjäger traf aus elf Metern den Ball gar nicht richtig und nur deshalb ging der Ball überhaupt aufs Tor, leider jedoch an den Pfosten, von da an Vollborns Rücken, ehe er schlussendlich geklärt werden konnte.

BVB verliert letztlich verdient

Es blieb also bei einer ärgerlichen, aber letztlich auch verdienten 2:3-Niederlage, weil Leverkusen in den Zweik&aumauml;mpfen und im Passspiel eine Klasse besser war. Gegen diese starken Techniker aus dem Rheinland blieb der letztlich nur durchschnittliche A-Jugend-Jahrgang mit seiner Konzentration auf Wille und Einsatz nicht erfolgreich und hatte es nur der Inkonsequenz der Gäste-Offensive zu verdanken, dass sich die Niederlage noch so human anhört. Das ausgeglichene Chancenverhältnis resultierte hauptsächlich daraus, dass die BVB-Chancen meistens aus Leverkusener Fehlern resultierten, während Leverkusen sich seine Möglichkeiten teils herrlich über die Flügel regelrecht "erspielte."

Wer nun Lust auf wirklich attraktiven Jugendfußball beim BVB bekommen hat, sollte bei Zeit und Interesse zu einem der nächsten Heim- oder Auswärtsspiele gehen. Am Sonntag spielt um 11 Uhr an gleicher Stelle erneut die A-Jugend gegen Tabellennachbar Bielefeld (7., während der BVB in der 14er-Liga lediglich den 8. Rang belegt). Die momentan erfolgreichere B-Jugend spielt auch am Sonntag um 11 Uhr ebenfalls gegen Bielefeld, allerdings auswärts im Waldstadion Quelle. Vielleicht hat ja der ein oder andere Groundhopper-Fan mit BVB-Affinität (oder umgekehrt) in Ostwestfalen um diese Zeit sonst nichts zu tun. Wer die B-Jugend mal zu Hause erleben will, muss auf den 5.12. warten, wo man um 11 Uhr in Brackel gegen Bergisch Gladbach auflaufen wird.

Etwas Statistik

Aufstellung BVB (4-2-3-1): Heuer Fernandes - Kübel, Günter, Rüdiger, Piontek - Baus, Unzola - Hölscher (76. Daglar), Silaj, Eisfeld (83. Mustic) - Duksch


Tore: 0:1 von der Bracke (5., Foulelfmeter, Piontek an Steffen), 0:2 Vieira da Costa (24.), 1:2 Silaj (35.), 1:3 Hombach (47.), 2:3 Silaj (62.)

Chancen: 7:7

Ecken: 4:4

Gelbe Karte für den BVB: Rüdiger (11., Unsportlichkeit)

Zuschauer: 130

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