schwatzgelber Saisonrückblick

Die vergessenen Jahre Teil 8: Saison 57/58 und 58/59

27.09.2010, 22:09 Uhr von:  CHS
Die vergessenen Jahre Teil 8: Saison 57/58 und 58/59

Der Zweite Weltkrieg war zu Ende und Deutschland war am Ende. Der Sport musste ganz andere Strukturen kriegen. Dieser Text befasst sich mit der Oberliga West, die in der Zeit von 1947 bis 1963 eine regionale Bundesliga war und die Basis für den BVB von heute darstellt. Spieler wie Preißler, Schmidt, Burgsmüller und viele andere brachte diese Zeit hervor. Trotzdem kennt kaum einer diese Liga. In diesen Saisonrückblick beschäftigen wir uns mit der Saison 1957/58 und 1958/59.

Saison 1957/58 – Europapokal, WM und ein schwerer Schicksalschlag

Nach der doppelten Meisterschaft musste die Mannschaft neu aufgebaut werden. Dazu gab es auch in der neue Saison einen neuen Trainer. Auf Meistertrainer Helmut Schneider, der nach Pirmasens zurückgegangen war, folgte Hans Tauchert. Sein Beginn am 11.08.57 war viel versprechend, denn man besiegte den Wuppertaler SV klar mit 5-1. Neben Kelbassa konnten sich je zweimal Peters und Preißler in die Torschützenliste eintragen. Am 1.09.57 fand das Derby in Gelsenkirchen statt. Zweimal gingen die Königsblauen vor 40.000 Zuschauer durch Willi Koslowski in Führung und der BVB konterte zweimal durch Tore von Alfred Kelbassa. Am Ende trennte man sich mit 2-2. Gleich drei Borussen standen im November beim Länderspiel in Hamburg gegen Schweden in der deutschen Elf. Neben Alfred Kelbassa und Debütant Wolfgang Peters war auch Aki Schmidt dabei, der auch den goldenen Treffer beim 1-0-Sieg erzielte. Am 24.11.1957 beendete der BVB eine durchwachsende Hinrunde mit einem 2-1-Sieg in Hamborn. Beide Tore erzielte Adi Preißler. Die Dortmunder belegten mit 17-13 Punkten und 29-21 Toren den sechsten Platz.

Nachdem der BVB in der ersten Runde des Europapokal der Landesmeister ein Freilos erhalten hatten, musste man im Achtelfinale gegen den rumänischen Meister CCA Bukarest antreten. Vor dem Spiel hatte Trainer Tauchert Sorgen, denn sowohl Torwart Heinz Kwiatkowski als auch Top-Stürmer Afred Kelbassa mussten verletzungsbedingt passen. So musste Ersatzkeeper Günther „Bubi“ Rau, ohne internationale Erfahrung, das Tor hüten. Zwar konnte Adi Preißler die Borussen in der 33. Minute in Führung bringen, aber kurz vor der Pause glichen die Rumänen durch ZavodaI aus. Und es wurde noch schlimmer, denn in der 50. Minute traf Bone zur überraschenden Führung. Aber in der letzten halben Stunde konnten zweimal Peters und einmal Niepieklo das Spiel drehen und Dortmund siegte mit 4-2. Vierzehn Tage später lief es in Bukarest andersrum. Diesmal gingen die Borussen, die wieder mit Kwiatkowski und Kelbassa antreten konnten, mit 1-0 durch Niepieklo in Führung, aber die Rumänen gewannen am Ende durch Tore von Tataru, Constantin und Alexandrescu mit 3-1. Dabei fielen alle Tore in der ersten Hälfte. Es wurde also wie im Vorjahr ein Entscheidungsspiel fällig.

Zwei Borussen waren bei der Neuauflage des 54er WM-Finales in Hannover an Bord. Neben Aki Schmidt war auch der Torschütze des 1-0-Siegtreffers, Alfred Kelbassa, dabei. In Bologna fand das Entscheidungsspiel im Europapokal-Achtelfinale statt. Die Entdeckung des Spiels war der Rechtaußen Hans-Georg Dulz. Mit seinem 1-0 brachte er die Dortmunder auf Kurs. Garant für den Sieg war allerdings Stopper Max „Spinne“ Michallek, der sowohl als Ideengeber, als auch als Ruhepol bei den Borussen glänzte. Der Ausgleich vor der Halbzeit von Cavoveano gab Bukarest Mut. Man ging härter in die Zweikämpfe und erhöhte den Druck. Außerdem verzweifeln die Dortmunder Stürmer am hervorragend aufgelegten Torhüter Vionescu. Aber nach dem Führungstreffer von Kelbassa in der 62. Minute brachen die Rumänen ein und am Ende konnte Adi Preißler den 3-1-Endstand erzielen.

Im Derby am 05.01.1958 waren 42.000 Fans vor Ort. Die Führung von Kelbassa wurde von Kreuz ausgeglichen. Damit blieben die Gelsenkirchener als Zweiter weiterhin mit vier Minuspunkten hinter den sechstplatzierten Borussen. Am 12.02.58 fand dann das Viertelfinal-Hinspiel im Europapokal der Landesmeister in Dortmund statt. Gegner war der italienische Meister AC Mailand. Auf knöcheltiefem Boden zeigten die Gäste um den schwedischen Regisseur Nils Liedhom das bessere Spiel und gingen durch Galli kurz vor der Pause in Führung. Aber die Dortmunder warfen alte Tugenden wie Kampfkraft und Einsatzbereitschaft in die Waagschale und konnten nach dem Eigentor von Bergamaschi in der 90. Minute zum 1-1-Endstand noch hoffen.

In Brüssel fand im März das Länderspiel von Deutschland wieder im Beisein von zwei Borussen statt. Beim Sieg gegen Belgien erzielte Aki Schmid beim 2-0-Endstand sein drittes Länderspieltor im fünften Einsatz. Neben Schmidt spielte erneut Alfred Kelbassa mit. Siebzehn Tage später in Frankfurt hieß der Gegner der deutschen Nationalmannschaft Spanien. Beim 2-0-Sieg gegen die Iberer zeigte Aki Schmidt eine durchschnittliche Leistung im deutschen Sturm.

Beim Rückspiel in Mailand im Europapokal der Landesmeister war der BVB chancenlos. Die Italiener um Liedholm (diesmal als Stürmer) ließen den sichtlich überforderten Dortmundern keine Chance und gingen durch Cucchiaroni und eben Liedholm mit 2-0 in Führung. Zwar konnte Dortmund durch Preißler noch vor der Halbzeit den Anschlusstreffer erzielen, doch in der zweiten Hälfte sorgten Galli und Grillo für den 4-1-Endstand und warfen die Borussen aus dem Wettbewerb. Anfang April fand in Prag das Länderspiel gegen die Tschechoslowakei statt und Deutschland verlor mit dem erstmals im Mittelfeld eingesetzten Aki Schmidt mit 2-3.

Am 20. April 1958 gewannen die Borussen mit 2-1 gegen Rot-Weiß Essen und konnten dadurch noch einen versöhnlichen Abschluss der Saison feiern. Am Ende erreichten die Dortmunder mit 35-25 Punkten und 67-44 Toren den fünften Platz. Allerdings fünf Punkte hinter Gelsenkirchen, die dann auch (zum letzten Mal) Meister wurden. Mit Kwiatkowski, Schmidt, Bracht und Niepieklo fehlten vier Spieler bei keinem Spiel und Alfred Kelbassa verteidigte seinen Titel als Torschützenkönig mit 24 Treffern.

Für die WM in Schweden nominierte Sepp Herberger in der Sportschule Grünwald drei Borussen: Heinz Kwiatkowski, Alfred Schmidt und Alfred Kelbassa. Mit Wolfgang Peters stand ein vierter Borusse auf Abruf. Im ersten WM-Vorrundenspiel am 08.06.58 gegen Argentinien (3-1-Sieg) in Malmö stand Aki Schmidt im siegreichen Team. Nach der Verletzung von Eckel wechselte er vom Sturm in die Abwehr und überzeugte auch da. Drei Tage später traf Deutschland in Helsingborg auf die Tschechoslowakei (2-2) und erneut war Schmidt dabei. Allerdings musste er den Platz wegen einer Knöchelverletzung verlassen. Am 19.06.58 war er aber wieder genesen und konnte im Viertelfinale gegen Jugoslawien (1-0-Sieg) mitspielen. Im Spiel um Platz 3 gegen Frankreich (3-6-Niederlage) setzte Bundestrainer am 28.06.58 auf die Reservisten und so kamen Kelbassa und Kwiatkowski auch zum Einsatz.

Am 24.06.58 musste der BVB einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Völlig unerwartet starb Trainer Hans Tauchert im Alter von 54 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein Nachfolger wurde am 14.07.58 bekannt gegeben. Es war der Österreicher Max Merkel, der zuletzt Rapid Wien trainiert hatte.

Saison 1958/59 – Eine durchwachsene Saison

Das erste Spiel unter Max Merkel endete mit einer 2-3-Niederlage beim BC Augsburg. Ebenfalls seinen Einstand feierte der frühere Sodinger Hans Cieslarczyk. Nicht mehr dabei war Adi Preißler, der seine aktive Laufbahn beendet hatte. Außerdem holte Obmann Heinz Dolle aus Lünen einen gewissen Friedhelm „Timo“ Konietzka. Am ersten Spieltag am 17.08.1958 traf der BVB erneut auf Rot-Weiß Essen und wieder gewannen die Borussen durch zwei Kelbassa-Tore mit 2-1. Am 14.09.58 war plötzlich Adi Preißler wieder da. Aufgrund der Verletztenmisere in Dortmunds Offensive gab der 37 Jahre alte Spieler bei der ersten Saisonniederlage in Sodingen sein Comeback. 10 Tage später fand in Kopenhagen ein Länderspiel gegen Dänemark (1-1-Endstand) statt. Aki Schmidt gehörte dabei zu den auffälligsten Spielern und in den letzten 10 Minuten kam für den verletzten Haller der Dortmunder Hans Cieslarczyk ins Team.


Der Start ins Derby am 12.10.1958 begann verheißungsvoll nach dem 1-0 durch Cieslarczyk in der ersten Minute, aber am Ende gewannen die Gelsenkirchener das Auswärtsspiel klar mit 1-3. Nach gutem Start mit 7-1 Punkten war der BVB im Mittelfeld mit 8-8 Punkten angekommen. Ende Oktober spielte die deutsche Nationalmannschaft in Paris gegen Frankreich (Endstand 2-2) und erneut waren zwei BVB-Spieler dabei. Während Aki Schmidt im Mittelfeld gute Noten erhielt, enttäuschte Stürmer Cieslarczyk. Am 19.11.58 fand in Berlin das Länderspiel gegen Österreich statt und Schmidt bestritt sein 12. Länderspiel beim 2-2.

Nach der 1-3-Niederlage am 14.12.58 beim Duisburger SV beendete der BVB eine Hinrunde mit vielen Verletzten mit 15-15 Punkten und 19-23 Toren auf Platz 10. Bei diesem Spiel kassierte Adi Preißler eine Rote Karte wegen Meckerns.

Am 22.02.59 zeigt der BVB mal wieder sein schönes Gesicht als man in der Glückauf-Kampfbahn in Gelsenkirchen die Knappen mit 5-1 besiegte. Die Tore erzielten Dulz (2), Kelbassa, Niepieklo und Preißler. Damit waren die Chancen auf Platz 2 wieder gestiegen. Ein 2-0-Heimsieg gegen den Duisburger SV beendete die Oberligasaison für die Borussen auf Platz 5 mit 35-25 Punkten und 59-47 Toren. Nur Bracht war bei allen Spielen dabei. Bester BVB-Torschütze war Alfred Schmidt mit 12 Treffern. Der Saisonausklang für Aki Schmidt fand bei der Nationalmannschaft statt. Im Mai spielte er zuerst in Glasgow gegen Schottland und agierte bei der 2-3-Niederlage auf der linken Seite unauffällig. Vierzehn Tage später traf man in Hamburg auf Polen und bei seinem 14. Länderspieleinsatz war er beim 1-1 der Spieler mit den meisten Ballkontakten.

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