BVB II schlägt Zweitligaabsteiger
Am Freitag war es endlich soweit. Unsere BVB-Zweitvertretung fuhr mit einem überraschendem 1:0 Erfolg gegen den FC Ingolstadt die ersten drei Punkte in Liga drei ein. Überraschend vor allem deshalb, weil Ingolstadt als einer der Toppfavorit auf den Aufstieg in der dritthöchsten Spielklasse gilt. Gut 250 BVB-Fans fanden dabei den Weg in die bayrische Autostadt.
Nachdem der Spielplan der ersten Bundesliga unseren Profis gleich fünf Spiele zur besten Abstoßzeit beschert hatte, wich der ersten Begeisterung gleich die Sorge, dass auch unsere Zweitvertretung gleiches passieren könnte. Folge wäre gewesen, dass ein Spielbesuch von eben diesen fünf Partien direkt zu Saisonbeginn nicht möglich gewesen wäre. Doch mit den Freitagsspielen in Bremen und Ingolstadt, sowie dem Heimspiel am kommenden Freitag gegen Unterhaching kann man eigentlich ganz gut leben. Sicherlich wären viele gerne mit zum Spiel nach Heidenheim gefahren und auch das Spiel gegen einen Traditionsverein wie die Kickers aus Offenbach hätte der ein oder andere schon gerne gesehen, trotzdem sollte man sich hier nicht beschweren. Bleibt nur zu hoffen, dass es in dieser Form weitergeht. Probleme mit Polizei und den gegnerischen Fans gab es in den bisherigen Spielen nicht, so dass zu hoffen bleibt, dass man auch bei der ZIS endlich diese Entwicklung registriert hat und man auch in Zukunft einige andere Spiele der Amateure besuchen darf.
Mit dem Bus nach Ingolstadt
So dufte man heute also den Weg nach Ingolstadt antreten. Viele Mitglieder der aktiven Fanszene durften das Ingolstädter Stadion bestimmt noch nicht gekreuzt haben, so dass hier gleich doppelter Anreiz zum Spielbesuch gegeben war. Mit Ingolstadt erwartete einem auch gleich wieder eine etwas längere Tour – gut 530 km und dann noch auf einem Freitag auf der A3.
Zum Spiel organisierten die Ultras von die Amateure wie schon beim Spiel in Burghausen einen Bus, der dann auch gleich bis auf den letzten Platz gefüllt war. Nachdem man die Abfahrt kurzfristig um eine halbe Stunde in die Länge ziehen musste, da man ausgerechnet den Tour-Organisator in der Innenstadt einsammeln musste, ging es bei leichten Aufheiterungen gen Süden. Zur Einstimmung auf die Fahrt gab es einen Zusammenschnitt der Auftritte der letzten Saison in der RL West - hier sind vor allem Essen, Mainz, Verl und Worms zu nennen. Ließ sich richtig gut ansehen und hätte durchaus länger sein können. Kaum war die DVD zu Ende, verabschiedete sich auch vorerst die Sonne und es folgte entlang der A45 ein Regenschauer dem anderen, die an der Landesgrenze zu Hessen in heftigen Gewitterschauern mündeten. Keine guten Vorzeichen für Ingolstadt, zumal auch für den Süden heftige Gewitterschauer vorhergesagt waren. Doch kurz vor Frankfurt beruhigte sich die Lage und nach einer etwas längeren Pause kurz vor Würzburg, sollte dann der Knackpunkt der Tour kommen – die gefürchteten Baustellen rund um Würzburg. Stand man auf der Tour nach Weiden fast eine Stunde im Stau, ging es heute ohne Probleme durch die immerhin acht Kilometer lange Baustelle. Und dies trotz zahlreicher LKW, die man bei der Weidentour nicht hatte. Auch die nachfolgende Baustelle mit immerhin zwei Kilometern Länge wurde erfolgreich gemeistert. Für heute also Glück gehabt. Pech hatte dagegen die andere Fahrtrichtung, wo es sich mal locker auf zehn Kilometer staute.
Keine Probleme auf der A3
Das gleiche Spielchen wiederholte sich später nochmal auf der A9, wo es erneut die Gegenrichtung erwischte. Und wäre unser Busfahrer nach der Abfahrt Ingolstadt-Süd auch gen Zentrum gefahren, man wäre sicherlich weit vor sechs Uhr am Stadion gewesen. Aber auch so kann sich niemand über gut sieben Stunden Busfahrt beschweren.
Parken konnte man direkt vor dem Gästebereich, so dass einem auch bei tropischen Temperaturen längere Wege erspart blieben. So ging es für den Großteil mit Ausnahme der SEK SV die auch heute wieder mit dabei war und während des Spiels leider vor den Toren ausharren musste ins Stadion. Die Kontrollen am Eingang waren okay, wenn es nicht diese sinnlosen Verbote beim FCI geben würde. Im Vorfeld wurden bereits nur Fahnen bis 1,20 m (!) erlaubt, wohingegen man sich später auf 1,50 m einigen konnte. Die mitgebrachten Doppel- und Handhalter durften unsinniger Weise nicht mit rein. Bei einem Verein wie Ingolstadt eigentlich eine bodenlose Unverschämtheit. Da will ein Verein der nicht wirklich über eine aktive Fanszene verfügt und deshalb auch nicht wirklich viel mit Fanbelangen und -materialien zu tun hat, darüber urteilen, was ein offensichtliches Risiko darstellt und was nicht. Herzlichen Glückwunsch an den FCI.
Als BVB-Fan kann man daher richtig stolz auf seinen Verein sein, dass auch in der neuen Saison unseren Gästen alle Freiheiten gewährt werden, die man sich selbst auch auswärts wünscht. Bleibt nur zu hoffen, dass sich dieses Modell, was es ja nun auch schon in Köln und Wolfsburg (!) gibt, in vielen weiteren Stadien übernommen wird. Denn bewährt hat es sich zumindest im Westfalenstadion auf jeden Fall. Außer beim Derby, wo es zwischenzeitlich mal ordentlich geraucht hat, haben alle Fanszenen bei uns gezeigt, dass sie Verantwortung für ihre Kurven übernehmen können und mit den neuen Freiheiten auch umzugehen wissen. Sehr schön zu sehen. Warum sich andere Vereine weiter hiergegen sträuben ist mir nicht ganz klar. Durch diese Regelung ließe sich in Zukunft auf jeden Fall eine Menge Stress im Vorfeld und während des Spiels vermeiden. Und genau das wollen doch eigentlich Vereine, Polizei und Fans...
Gut 250 BVB-Fans im Stadion
Aber wieder zurück zum Geschehen. Bis zum Anpfiff fanden sich in einem richtig gut beflaggten Gästebereich, der sich wie die „Heimkurve“ auf der Gegengerade befand, gut 250 Fans ein. Für einen Freitag eine ordentliche Anzahl. Mit Ausnahme von Dresden würde diese Anzahl bestimmt nicht viele andere Szenen toppen. Aber Hauptsache „Amateurteams raus aus Liga drei“ auf die Fahnen malen. Insgesamt fanden sich nur gut 2.500 Zuschauer im Ingolstädter Stadion ein, das selbstverständlich den Namen eines Sponsors trägt.
Aufgrund des Materialverbots gab es daher nur eine Handvoll Fahnen im Gästebereich – viel mehr gab es auf der Heimseite im Übrigen auch nicht zu sehen. Einige nett aussehende kleine Schwenker wurden von einer Handvoll Doppelhaltern eingerahmt, die absolut unstylisch daherkamen. Bei uns würde man sich mit großer Wahrscheinlichkeit weigern, diese überhaupt gen Flutlicht zu halten. Auch vom Support her enttäuschte der Heimanhang vollkommen. Trotz einer ganzen Reihe von potenten Sponsoren kann man halt keine Stimmung kaufen. Hoppenheim, Sandhausen und Wehen-Wiesbaden lassen hier schön grüßen. Im Gästebereich hingegen der umgekehrte Fall: leidenschaftliche Unterstützung bei netten Melodien und einer Mitmachquote von teilweise 70 % sorgten für Heimspielatmosphäre im weiten Rund.
Vor allem der Einsatz der zweiten, deutlich lauteren Trommel hat sich bereits jetzt bezahlt gemacht. Diesen Schritt hätte man gerne auch schon etwas früher gehen können. Wer bei diesem Sound in der Kurve jedenfalls immer noch stumm bleibt, dem kann wohl auch nicht mehr geholfen werden.
BVB II bietet dem FCI Paroli
Inspiriert von der Leistung in der Kurve zeigte sich der BVB II auf dem Platz gewohnt kampfstark. Theo Schneider konnte mit Ausnahme von Eggert (rote Karte) auf alle Spieler zurückgreifen, bekam mit Bender und Öztekin sogar wieder Verstärkung von oben. Bender bekam es während der Partie häufig mit Andreas „Zecke“ Neuendorf zu tun, der neben Malte Metzelder (heute mal wieder auf der Bank) der wohl bekannteste Ingolstädter Spieler sein durfte. Trainiert wurde das Team im Übrigen von einem weiteren Ex-Borussen, nämlich von Horst Köppel. So klein kann manchmal eben die Welt sein. Was seine Mannschaft über weite Phasen bot, dürfte dem Horst allerdings nicht gefallen haben. Für einen Zweitligaabsteiger mit derartigem Etat (ein Automobilhersteller und eine Zeitarbeitsfirma machen es möglich) war dies für ein Heimspiel doch arg wenig. Gut für den BVB II, der von Anfang an die Räume sehr eng machte um sich dann mit dem gewohnten Kurzpasspiel eigene Chancen zu erspielen. Diese hatten dann Ginczek, Kullmann und Öztekin, wobei es dann mal wieder der Ur-Dortmunder Yasin Öztekin war, der den Ball Mitte der zweiten Halbzeit in die Maschen drosch. Das machte Lust auf mehr. Denn auch nach dem Tor gab es für das Tor von Marcel Höttecke kaum ernsthafte Gefahr.
Ingolstadt drückte in Halbzeit zwei
Gleiches Bild in Hälfte zwei. Der FCI riss die Partie an sich, ohne jedoch zwingende Aktionen zu verzeichnen. Die beste Möglichkeit war da noch ein Gewaltschuss von Zecke Neuendorf. Also ganz nach dem Geschmack des Gästeblocks, der nach der Halbzeit wie schon beim Spiel in Bremen II noch einmal richtig aufdrehte und so einen weiteren starken Auftritt in der Fremde verzeichnen konnte. So kann es gerne weitergehen. Bis zum Abpfiff erhöhte sich die Mitmachquote stetig und gerade bei den lauten Klatscheinlagen kann man einem derartig überschaubaren Haufen eigentlich nur Respekt zollen. Auf dem Platz tat sich dann nicht mehr so viel. Jörn Neumeister feierte nach gut zehn Monaten endlich sein Comeback im Team und Kullmann, Hille und zum Schluss nochmal Yasin Öztekin verpassten es ihre Konter mit einem weiteren Torerfolg abzuschließen, so dass man letztlich froh war, als Schiedsrichter Martin Schmidt die Partie nach neunzig Minuten beendete.
So glichen sich auf der Tribüne und auf dem Platz die Bilder. Die Spieler kamen angeführt von Kapitän Uwe Hünemeier direkt zum Gästeblock, um sich per Handschlag für die Unterstützung während der neunzig Minuten zu bedanken. Danach gab es noch ein gemeinsames „Ballspielverein Borussia“ mit den Spielern, wobei es einige BVB-Fans immer noch nicht gerafft haben, dass es bei dem Amateuren „auch in der dritten Liga“ heißt, und der abschließenden Welle wurde der erste Sieg in Liga drei gebührend gefeiert. Verabschiedet wurde das Team letztlich mit der o.g. DVD, also den Mitschnitten aus der letzten Saison, die sich das Team auf der Rückfahrt anschauen wollte.
Wieder zurück in die Bierhauptstadt
So wurden die Fahnen wieder eingepackt und der direkte Weg gen Bierhauptstadt sollte folgen, zumal ja am nächsten Tag bereits das Spiel der Profis gegen Stuttgart angepfiffen werden sollte. Kaum hatte man die Stadtgrenze Ingolstadts verlassen, entluden sich die vorhergesagten Schauer über Bayern. Von daher alles richtig gemacht. Um dem Verkehrschaos auf der A3 rund um Würzburg zu entgehen entschied man sich für die Kombination aus A7 und A44. Kilometermäßig zwar ein wenig länger, dafür einhundert Prozent staufrei. Während dann langsam aber sicher der ein oder andere mal ein wenig schlafen wollte, konnten einige der besten Sänger von Dortmunds Zwoten nicht genug vom Singsang bekommen, so dass die Charts der letzten drölf Jahre und einige neue Lieder für die Kurve rauf und runter gesungen wurden.
Ab Fulda wurde es aber auch dann bei ihnen etwas ruhiger, so dass die restlichen Kilometer im Schlaf wie im Flug vergingen und man die geliebte Metropole um halb fünf erreichte.
Ausblick
Schon am kommenden Freitag geht es für unsere Zweitvertretung weiter. Zu Gast ist dann ab 18:30 Uhr im altehrwürdigen Stadion Rote Erde die SpVgg Unterhaching. Vor einigen Jahren noch im heimischen Westfalenstadion gegen die Truppe aus München gespielt, ist die Spielvereinigung Unterhaching endlich in der Liga angekommen, die sie verdient hat. In diesem Sinne alle in die Rote Erde – Vorwärts Amateure.