BVB II verliert Heimspiel in Mainz
Es hat einfach nicht sollen sein. Durch eine miserable Leistung verlor die BVB-Zweitvertretung absolut verdient ihr letztes Pflichtspiel im Jahr 2008 mit 0:2 in Mainz und liegt damit schon acht Punkte hinter Tabellenführer Kaiserslautern, die gestern zum drölften Mal mit einem Tor Unterschied gewannen.
Dabei waren die Voraussetzungen für einen „Heimsieg“ alles andere als schlecht. Von gut 1.000 Zuschauern im Mainzer Bruchwegstadion machte der schwarzgelbe Anhang über zwei Drittel aus und auch das Wetter spielte fast über die kompletten neunzig Minuten mit.
Mit dem Bus nach Mainz
Nach den Vorkommnissen auf der Fahrt nach Worms war dem Großteil der aktiven Dortmunder Fanszene schnell klar, dass es so nicht weitergehen kann. Nochmals als Prügelknabe schlimmster Polizeigewalt herzuhalten kam einfach nicht in Frage. Soll sich die BFE doch andere Opfer suchen, die sich grundlos verprügeln lassen. So organisierte THE UNITY kurzfristig zwei 50er Busse zu einem sehr fanfreundlichen Preis, welche knapp hundert Fans nach Mainz kutschieren sollten.
Nach einer äußerst gelungenen Gelbe Wand Party in der Nacht zuvor schafften es auch mit einer Ausnahme alle Mitfahrer sich pünktlich um 8:30 Uhr am Dortmunder ZOB einzufinden. Somit ging es bei Nieselregen recht fix über die A45, A5 und A66 gen Mainz. Bis Gießen dann ein Wetter vom allerfeinsten. Kräftiger Regen wechselte sich mit Nieselregen und Nebel ab. Wenigstens war vom Ferienverkehr nicht viel zu sehen und auch die zahlreichen Brückenbaustellen entlang der A45 konnten ohne größere Schwierigkeiten passiert werden. Ab Gießen zeigte sich der Himmel zusehends fanfreundlicher, so dass zum Teil sogar die Sonne hervorkam.
Recht schnell erreichte man nach einer „Abkürzung“ durch die Wiesbadener Altstadt um kurz nach zwölf das Mainzer Bruchwegstadion. Eigentlich viel zu früh, aber nach der Fahrt nach Ludwigshafen sollte sich niemand der Mitfahrer in der Zukunft über eine zu frühe Ankunftszeit beschweren.
Bei der Ankunft dann mal wieder High Noon in Mainz, waren doch zwei Bussen voller sogenannter Fans des BVB im Anmarsch. Schon Kilometer vor dem Stadion waren Späher der Staatsmacht entlang der Strecke postiert um den Kollegen vor Ort unsere genaue Ankunftszeit zu melden. Mal ganz ehrlich: Man kann es auch übertreiben. Für ein Spiel in der vierten Liga und einem nicht vorhandenem Gegner ist so ein Aufwand einfach maßlos übertrieben. Nach dem Ausstieg dann nervöses Verhalten der Beamten, als die Busbesatzung sich auf den Weg gen einer großen Supermarktkette machte.
Allen Ortsunkundigen sei gesagt, dass dieser sich direkt gegenüber des Gästeblocks befindet. Aber allein das war der Staatsmacht ein Dorn im Auge. Erst als ein Dortmunder SKB beruhigend auf die Mainzer Beamten einwirkte, konnte die Situation zugunsten des Dortmunder Anhangs gelöst werden. Frei Bürger – nein Fußballfans. An dieser Stelle auch mal einige lobende Worte an den entsprechenden Dortmunder Beamten, der seinen Job im Gegensatz zu seinem Kollegen vor drei Wochen in Worms richtig gut machte.
Nicht zu vergessen sind zuletzt einige Fans in Anführungszeichen, die von Dortmund den Weg mit dem ÖPNV und in Begleitung der Hauertruppe BFE wählten. Doch da die Zugfahrer diverse Abfahrtszeiten und Routen wählten, wurden zum Teil kleine Gruppen à 20 Fans von gut zehn Beamten begleitet. Schlecht für den Zusammenhalt unter den Fans – gut gegen Polizeigewalt.
Nach entsprechender Stärkung sollte es für alle Fans dann ins Stadion gehen. Die beiden Hintertortribünen waren ebenso gesperrt wie die Gegentribüne, mit Ausnahme des Gästeblocks, wo sich auf dem Unterrang (Stehplatz) und auf den Sitzplätzen über 700 BVB-Fans einfanden. Die Zuschauer, die mit dem heimischen FSV sympathisierten, wirkten auf der Haupttribüne recht verloren. Ein recht gruseliges Gesamtbild. Ich wäre schon recht sauer, wenn unsere Profis spielfrei hätten und uns die Fans der gegnerischen Mannschaft bei einem Heimspiel unserer Zweitvertretung in Grund und Boden singen würden.
Im Gästeblock dagegen ein völlig anderes Bild. Da der Eintritt sowohl für Sitzplatz, als auch Stehplatz nur schlappe sieben Euro betrug, nutzen einige Fans diese Möglichkeit, um auch vom Oberrang Stimmung zu machen. Im Übrigen eine sehr faire Preispolitik, die man als BVB-Fan auch gerne in der Roten Erde sehen würde.
Viele Fans dürften an diesem Spieltag vor allem eine Person im Gästeblock vermisst haben, die bei den letzten Spielen der Amateure stets als Vorsänger fungiert hat.
Doch auf Kai aus Holzwickede wird der schwarzgelbe Anhang für die nächsten zwei Jahre erst einmal verzichten müssen, da ihm vor einer Woche ein völlig willkürliches Stadionverbot für die nächsten zwei Jahre eröffnet wurde. Gleiches Schicksal ereilte im Übrigen auch dem aktuellen Sprecher der drittgrößten Dortmunder Ultragruppierung, den Jubos. Beide Stadionverbote resultieren aus einem Vorfall beim Derby, wo Gelsenkirchener Hooligans aus dem Bus des Gelsenkirchener Supporters-Club Dortmunder Fans mit Flaschen beworfen haben. Als Dortmunder Fans hierauf mit Steinen antworteten, machte das blauweiße Volk Fotos vom Fanvolk, das sich um den Bus herum befand. Auf diesen Fotos waren auch die beiden genannten Personen zu sehen, was die Polizei dazu veranlasste, dem BVB das Aussprechen eines Stadionverbotes zu empfehlen. Diesem Wunsch wurde in der letzten Woche entsprochen und das obwohl auf diesen Fotos keine Straftaten der genannten Personen zu sehen sind. Wer beide Personen näher kennt, wird diesen so ein Verhalten auch nicht zutrauen, vor allem vor dem Hintergrund, dass beide auf dem Weg aus der Innenstadt gen Stadion waren. Aber wie so oft benötigt die Staatsmacht einen Sündenbock. Und wenn halt keine Personalien der Steinewerfer bekannt sind, müssen halt diejenigen dafür büßen, dessen Konterfei und Namen der Polizei bekannt sind. Super Sache also. Traurig, dass der BVB diese Praxis nicht weiter hinterfragt und den entsprechenden Personen noch nicht einmal ein Anhörungsrecht einräumt. Ein Rückschritt in längst vergessene Zeiten.
Zumindest sollte eine Anhörung schnellstens nachgeholt werden, so dass der Sachverhalt möglichst schnell aufgeklärt wird und wer weiß, vielleicht kann man beide zum Pokalspiel gegen Bremen wieder in Block Drölf begrüßen. Zu wünschen wäre es ihnen. Eine Lösung der Stadionverbotsproblematik sollte schließlich auch dem BVB am Herzen liegen.
Aktionen am laufenden Band im Gästeblock
Doch wieder zurück zum Geschehen auf der Tribüne. Zum Einlauf der Spieler hatte sich die aktive Dortmunder Fanszene um THE UNITY mal wieder eine kleine aber feine Aktion ausgedacht. Zu dem Spruchband „Wir ham' die Amateure...“ im Oberrang, folgte am Zaun mit „...das ist der Samstag Wert“ die Fortsetzung aus dem bekannten Lied. Dazu gab es im Block hunderte mattgelber Luftballons und in der Mitte das BVB-Logo mit einer römischen zwei in Form einer Blockfahne. Eine nette Aktion.
Pünktlich zur Minute 09 folgte die zweite Aktion, die diesmal von verschiedenen BVB-Fans aus dem Süden organisiert wurde. Zu dem Spruchband „99 Jahre Ballspielverein“ gab es wiederrum Luftballons zu sehen, diesmal jedoch im Wechsel: diverse Gelbtöne wechselten sich mit schwarzen Ballons ab. Dazu folgte das Lied „Leuchte auf mein Stern Borussia“. Auch diese Aktion anlässlich des Geburtstages unseres Ballspielvereins darf als äußerst gelungen bezeichnet werden.
Auch akustisch konnte der BVB-Anhang vor allem in den ersten zwanzig Minuten richtig überzeugen. Begünstigt durch mangelnde Schallschlucker im weiten Rund kamen die Gesänge teils brutalstlaut rüber. Nur warum sich die Kunden im rechten Teil des Blocks nicht am Support beteiligen ist eher schleierhaft. Entweder man steht mit den anderen Fans singend, hüpfend und tobend zusammen im Gästebereich, oder man setzt sich einfach auf die Haupttribüne, wo niemand von einem erwartet, dass er sein schwarzgelbes Team unterstützt.
Wie schon in Worms sei diesem Personenkreis diese Überlegung dringend ans Herz gelegt, wobei ich meine Zweifel habe, dass diese Worte jemals bei diesem Volk ankommen werden. Während auf der Tribüne ganz klar Schwarzgelb den Ton angab, war auf dem Platz leider genau der umgekehrte Fall zu beobachten. Zwar fehlten neben Kruska und Schmelzer auch Koch, doch es war fast die gleiche Elf auf dem Platz, die in der Hinrunde die Rheinhessen mit 4:1 besiegen konnte.
Doch davon war an diesem Tag leider nicht viel zu sehen. Bei der ersten Torchance dürfte die Uhr wohl schon locker eine halbe Stunde gezählt haben dürfen. Die Mainzer standen in der Defensive wie eine eins – für den BVB II war ein Durchkommen nahezu unmöglich. Dazu machten die Rotweißen im Mittelfeld den Raum dermaßen eng, so dass das gelobte Kurzpass des BVB II einfach nicht durchführbar war. Die Mainzer erspielten sich dagegen jede Menge Chancen, scheiterten oft nur an ihrem Unvermögen. So hatte BVB-Torwart Lukas Kruse doch das ein oder andere Male extremes Glück, dass es nicht schon zur Halbzeit 1:0 für die Heimmannschaft stand.
„Laut ertönt Ball Heil Hurra – Auf zur Jagd nach dem FCK“
In Hoffnung auf Besserung wurde die zweite Halbzeit mit dem Spruchband „Laut ertönt Ball Heil Hurra – Auf zur Jagd nach dem FCK“ am Zaun und jeder Menge Papierschnipsel im Block eingeläutet. Das Spruchband scheint aber wohl leider nicht wirklich jemand der Spieler gelesen zu haben. Jedenfalls machten es die Mainzer fünf Minuten nach Wiederanpfiff besser als zuletzt und trafen zum (verdienten) 1:0. Von da an wurde es natürlich noch schwerer, den Mainzer Beton zu knacken. Auch wenn der BVB-Anhang nochmal alles gab, gab es nur noch sehr wenige Chancen für Kullmann, Tyrala und Co. Auch Lars Ricken konnte dem Team in der Schlussphase keine Akzente mehr verleihen. Eine Wiederholung des Wunders von Essen schien in immer weitere Ferne zu rücken. In der Schlussminute schlossen die Mainzer zu allem Überfluss noch einen Konter mustergültig zum 2:0 ab. Das Heimspiel gegen Wolfsburg II in der letzten Saison ließ grüßen – einfach nur grausam.
Dementsprechend kam das Team nach Abpfiff mit hängenden Köpfen zum Gästeblock um sich für die Unterstützung während der neunzig Minuten zu bedanken. Durch die Punkteteilung im Spiel Essen gegen Lotte bleibt der BVB II weiterhin auf dem zweiten Tabellenplatz, was aber in Anbetracht des erneuten Sieges von Kaiserslautern II nicht viel Wert ist.
Entspannte Rückfahrt
Nach dem Spiel sollte es zumindest für die Busfahrer direkt zurück
nach Dortmund gehen. So wurde die Sektion Stadionverbot, welche die
neunzig Minuten zu fünft vor den Stadiontoren verbringen musste, begrüßt
und die Rückfahrt eingeläutet. Die Polizei verhielt sich nun auch recht
zurückhaltend, so dass man die Rückfahrt ganz entspannt antreten
konnte. Halt ohne Angst vor der Staatsmacht zu haben und wie zuletzt in
Worms schikaniert zu werden. Statt dessen stand eine nette Tour mit
seinen Freunden auf dem Programm, die genau so ticken wie man selbst. So
hätte die Rückfahrt gerne auch noch ein oder zwei Stunden länger dauern
können. Doch um kurz vor halb acht sollte auch die letzte Auswärtsfährt
des Jahres 2008, leider ohne drei Punkte im Gepäck, ein Ende finden.
Bleibt nur zu hoffen, dass im neuen Jahr an der neuerlichen Terminierung festgehalten wird und nicht allzu viele Spiele der Zweitvertretung zeitgleich mit den Profis terminiert werden. Die Fans des BVB haben sich bei den Spielen in Herne (gegen GE II), Worms und Mainz jedenfalls von ihrer besten Seite gezeigt, so dass es wegen Fehlverhalten von Fanseite aus keinen Anlass für parallele Spielverlegungen gibt. Bleibt nur zu hoffen, dass ZIS und DFB dies ähnlich sehen.
Weitere Fotos vom Spiel gibt es hier. Die Fotoserien von den Spielen in Essen und Mainz folgen dann im Laufe der neuen Woche auf unserer Fotoseite foto.schwatzgelb.de. Fotos vom letzten Bundesligaauftritt gegen Mönchengladbach gibt es im Übrigen hier.