Spielbericht Jugend

Keine Tore in der Filmstadt

28.07.2007, 00:00 Uhr von:  Tommy
Keine Tore in der Filmstadt
Auswärtsfahrt nach Babelsberg

Die Regionalligasaison beginnt für die BVB-Zweitvertretung, wie im vergangenem Jahr. Beim SV Babelsberg 03 kam das Team und Coach Theo Schneider nicht über 0:0 hinaus. Etwa 200 BVB-Fans begleiteten den BVB nach Potsdam ins Karl-Liebknecht-Stadion, wo für Schwarzgelb auf jeden Fall mehr drin gewesen wäre.

Wer hätte zu Beginn des Jahres 2007 schon damit gerechnet, dass man auch in der Spielzeit 2007/08 in der Regionalliga Nord spielen würde. Selbst die kühnsten Optimisten unter uns BVB-Fans hatten das Team schon längst abgeschrieben, als der BVB II eine unglaubliche Aufholjagd startete und letztlich hochverdient den Klassenerhalt sicherte.

Seitdem hat sich das Team jedoch stark verändert. So zog es die Leistungsträger Sören Pirson nach Essen, David Solga nach Burghausen und Patrick Kohlmann nach Erfurt. Auch Kosi Saka (HSV II), Sascha Samulewicz (Wuppertal) und Michael Parensen (Köln II) verließen die Westfalen. Aufgefüllt wurde der Kader vorwiegend mit A-Junioren. Mit Sebastian Hille (Bochum II) gab es lediglich einen prominenten Zugang.

Also auf nach Babelsberg

Der Heimblock

Als Anfang Juli der Spielplan der neuen Spielzeit der Regionalliga Nord veröffentlicht wurde, gab es eigentlich ausschließlich positiv gestimmte Gesichter, dass das erste Spiel gleich beim SV Babelsberg ausgetragen werden würde. Schließlich hielt sich die Anzahl der Fans, die den Ground Karl-Liebknecht-Stadion kreuzen durften, stark in Grenzen.

So war es letztlich für viele aktive Dortmunder Fans auch keine Frage, ob man denn die BVB-Zweitvertretung gen Osten begleiten würde, oder sich das „hochattraktive“ Testspiel der Profimannschaft gegen Vitesse Arnheim in Kleve anschauen würde.

Nachdem es im Vorfeld des Testspiels gegen die Niederländer mal wieder viel Wirbel um die Sicherheit gab, wurde von der Dortmunder Polizei im Laufe der Woche verkündet, dass BVB-Fans mit Stadionverbot kein Zutritt zu diesem Spiel haben werden. Wahrscheinlich rechnete die Polizei im Vorfeld (wie immer) mit Dortmunder Hooliganscharen.

In Babelsberg gab es dagegen weder Hysterie, noch ein übertriebenes Polizeiaufgebot – sehr angenehm.

Am frühen Samstag Morgen machten sich zahlreiche BVB-Fans auf den Weg gen Osten. THE UNITY hatte einen Bus organisiert, viele weitere aktive Dortmunder Fans fuhren mit dem altbewährten Wochenendticket der Deutschen Bahn AG über Hannover, Braunschweig und Magdeburg nach Potsdam - weitere Fans bestritten den etwa 450 km langen Weg mit Autos.

Während der TU-Bus recht früh gegen 12 Uhr den Potsdamer Stadtteil erreichte und direkt in eine stadionnahe Kneipe einkehrte, erreichten die Zugfahrer etwa eine Stunde später das Karl-Liebknecht-Stadion bei langsam einsetzendem Dauerregen.

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn begab man sich dann in den Gästebereich hinter dem Tor und beflaggte diesen mit den bekannten Zaunfahnen. Das Karl-Liebknecht-Stadion ist ein traditionelles Fußballstadion und wird von den 03-Fans nur „Karli“. Auffallend waren vor allem die einklappbaren Flutlichtmasten, die notwendig wurden, um die Sichtlinie auf das Schloss Sans-Souci nicht zu behindern. Die Haupttribüne ist eine reine Sitzplatztribüne und auch die einzige, die überdacht ist. Der Rest des Stadions besteht aus Stehplätzen. Von Moderne keine Spur, was natürlich perfekt zum alten Stil der Altstadt Babelsbergs passt.

Erwähnenswert sind noch die sehr fairen Getränke- und Essenpreise (Bratwurst für 1,50€) und auch das Verhalten des Ordnungspersonals gab keinen Anlass zur Kritik. Ganz im Gegenteil.

„Auf eine verfickt geile Saison“

„Auf eine verfickt geile Saison“

Denn an Tifo-Matetrial fand so ziemlich alles den Weg ins „Karli“. Zum Einlauf der Spieler gab es neben zahlreichen Doppelhaltern, Schwenkern und Fahnen ein großes Spruchband mit dem Slogan „Auf eine verfickt geile Saison“, untermalt von jeder Menge Konfetti. Ein richtig nett anzuschauendes Bild.

Auch der Babelsberger Anhang, rund um die Babelsberger Ultràgruppierung „Filmstadt Inferno“ ließ sich nicht lumpen und zauberte eine feine Aktion im Stimmungsblock auf der Gegentribüne. Zu dem Spruchband „Achtung Zugdurchfahrt: Endstation 3. BL“ gab es am Zaun eine kleine Blockfahne zu sehen, die den Babelsberger Express gen Liga drei darstellen sollte.

In der Folge gab es auf beiden Seiten recht ansprechenden Support. Auf Dortmunder Seite wurde fast die vollen neunzig Minuten durchgesungen – ziemlich abwechslungsreich und wie immer bei Spielen der Zweitvertretung sehr kreativ.

Kreativ und nur wenig 0815-Support lieferten auch die Jungs rund um das Filmstadt Inferno ab. Schade nur, dass in der Regel nur etwa 50 Fans mitmachten. Der Rest der Kurve passte sich dem Wetter an.

Ganz toll waren dann noch die zehn Babelsberger Fans die sich mit weißen Klamotten hinter der Zaunfahne „Sportlich elegant“ in der Nähe zum Gästeblock positionierten und schön gen Gästeblock pöbelten, was natürlich im Gästeblock großen Anklang fand und umgehend beantwortet wurde. Recht peinliches Verhalten von beiden Seiten.

Zum Sportlichen: Theo Schneider bekam aus dem Profikader lediglich Lars Ricken und David Vrzogic als Unterstützung. Daniel Gordon wurde gestern am Meniskus operiert und fällt damit etwa vier bis fünf Wochen aus.

Auf Seite des SV Babelsberg 03 war eigentlich niemand bekanntes in der Startformation anzutreffen. Lediglich Altborusse René Tretschok, der aktuell als Co-Trainer bei den 03ern fungiert, dürfte wohl allen BVB-Fans bekannt sein. Die Personalie Tretschok war es dann auch, die im Vorfeld der Partie für viel Wirbel sorgte. Tretschok scheint in Babelsberg nicht sehr beliebt zu sein, so dass ihm die Stadionzeitung einen kritischen Artikel widmete. Pikant: der Artikel wurde nachträglich zensiert – die entsprechende Seite wurde einfach aus dem Heft herausgeschnitten.

Das Spiel auf dem Rasen war dagegen eher mau. Man merkte beiden Teams gerade in den ersten zwanzig Minuten deutlich an, dass beide Mannschaften alles andere als eingespielt sind und das Kurzpassspiel noch sehr ausbaufähig ist. Natürlich waren die Platzverhältnisse dank Dauerregen alles andere als optimal, aber sollte trotzdem nicht für die vielen unnötigen Fehlpässe als Ausrede dienen.

Mit Ausnahme von Lars Ricken und Sebastian Hille im Mittelfeld, die beide eine gute Leistung ablieferten, sowie Denis Omerbegovic, der im Sturm die Zweikämpfe suchte, konnte kein weiterer Borusse überzeugen.

Einen schweren Stand hatte vor allem Sahr Senesie, der bei seinem Gegenspieler komplett abgemeldet war und Mitte der ersten Halbzeit die so wichtige 1:0-Führung für Schwatzgelb kläglich vergab. Denn nachdem sich die Babelsberger Viererkette nach einem Pass von Großkreutz verschätzt hatte, lief Senesie unbedrängt auf den Babelsberger Schlussmann zu. Doch anstatt den Ball einfach an diesem vorbei ins Tor zu schießen, entschied sich Senesie dafür, den Ball in die Mitte zum Gegenspieler zu passen. Super Aktion. So wird das bestimmt nichts mit der ersten Mannschaft. Auf der anderen Seite beschränkte sich der SVB meist auf ihr Prunkstück - die Defensivarbeit. Wirkliche Torchancen waren nämlich nicht wirklich vorhanden. Wenn die Potsdamer aber dann doch mal vor dem Tor von Marcel Höttecke auftauchten, wurde es oft gefährlich. Man merkte deutlich, dass Coach Theo Schneider noch einiges an Arbeit vor sich hat.

Zweite Halbzeit nur wenig besser

Sportlich nicht so der Bringer!

Die zweite Halbzeit wurde vom Babelsberger Anhang ein wenig politisch eingeläutet. Während sich fast alle deutschen Fanszenen unpolitisch geben, macht die Babelsberger Fankurve kein Geheimnis daraus, dass man der alternativen Szene angehört. Dementsprechend war auch das Spruchband „Auch in Liga 3 nazifrei!“ einzuordnen. Darüber hinaus zeigten der Anhang des SVB auch einige Doppelhalter und ein paar Schwenker.

Doch zurück zum Sportlichen: Babelsberg gehörte eindeutig die erste viertel Stunde. Der SVB drängte in dieser Phase auf den Führungstreffer. Das ein oder andere Mal schwamm die Abwehr von Organisator Uwe Hünemeier doch gewaltig. Doch Borussia konnte der Drangphase letztlich Stand halten und insbesondere Marcel Großkreutz sorgte durch kluge Pässe nach vorne für die notwendige Entlastung. Insbesondere über die rechte Außenbahn in Person von Denis Omerbegovic wurden zahlreiche Offensivaktion eingeleitet, die aber leider fast ausschließlich durch die Babelsberger Abwehr geklärt werden konnten. So zeigte sich einmal mehr, warum der SVB in der abgelaufenen Spielzeit in der Oberliga nur ganze fünfzehn Gegentreffer hinnehmen musste und damit die beste Defensive stellte.

Trotzdem hätte das Team um Kapitän Lars Ricken das Spiel im weiteren Verlauf für sich mit zwei oder drei zu null entscheiden müssen. Solch einen schwachen Gegner bekommt man nämlich auswärts in der Regionalliga Nord nicht allzu oft. Doch oft stand einfach, wie schon in der letzten Saison, die bekannte Abschlussschwäche im Weg, so dass man sich letztlich mit der Punkteteilung begnügen musste.

Nach dem Spiel kam die komplette Mannschaft geschlossen zum Zaun des Gästeblock und bedankte sich mit Abklatschen und vielen Netten Worten für den für ein Regionalligaspiel richtig guten Support beim BVB-Anhang.

Kurze Zeit später begab man sich dann auch schon wieder auf den Heimweg. Für die Zugfahrer gab es sogar einen Extrashuttle zum Bahnhof. Hier machte der mitgereiste Dortmunder Anhang dann auch zum ersten Mal Kontakt mit der Polizei, die sich während des Spiels vornehm zurück hielt. Warum nicht immer so.

Fazit

Die Mannschaft verabschiedet sich

Obwohl man das Spiel in Babelsberg eigentlich hätte locker gewinnen müssen, war es für den mitgereisten Dortmunder Anhang die absolut richtige Entscheidung, auf das Testspiel in Kleve zu verzichten und statt dessen die BVB-Zweitvertretung nach Babelsberg zu begleiten.

In Babelsberg erwartete dem BVB-Fan ein traditionelles Fußballstadion, ohne nervige Ordner und dem anderen modernen Schnickschnack.

Natürlich muss sich das Team von Theo Schneider noch deutlich steigern, um sich langfristig im Mittelfeld der Regionalliga zu etablieren um so langfristig eine Chance auf die Qualifikation für die neue eingleisige Regionalliga zu haben. Schon am nächsten Samstag hat das Team die Chance, gegen RW Erfurt den ersten Saisonsieg einzufahren, damit man weiterhin ohne Druck aufspielen kann. Dies hatte in der vergangenen Saison ja bekanntlich nicht wirklich geklappt.

Das nächste Auswärtsspiel führt die BVB-Zweitvertretung in zwei Wochen zur Alten Försterei, wo man auf Union Berlin trifft. Da das Heimspiel der Profis gegen den MSV Duisburg auf den Sonntag verlegt wurde, ist die Fahrt, beispielsweise per Wochenendticket durchaus möglich.

Weitere Fotos vom Spiel der BVB-Zweitvertretung sowie vom Testspiel der Profis gegen den AS Rom folgen auf unserer Fotoseite foto.schwatzgelb.de. Fotos vom Testspiel gegen Vitesse Arnheim wird es dagegen nicht geben.

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel