Hamburg-Tour Teil 2: Wieder keine Punkte an der Elbe
Es hätte ein perfektes Wochenende werden können. Nach dem wichtigen Sieg der Profis gegen Mönchengladbach am Samstag, verlor die BVB-Zweitvertretung aber leider gegen den HSV II mit 0:2 und verlor gleichzeitig weiter Boden auf die Nichtabstiegsplätze. Über 60 BVB-Fans begleiteten die Mannschaft in die Hansestadt.
Manchmal sind Spielansetzungen seitens der DFL bzw. des DFB mehr als unglücklich. Mussten Profis und Amateure beispielsweise in der Hinrunde jeweils innerhalb weniger Tage in Bremen antreten, so sollte es diese Woche die Spiele gegen den Hamburger SV, bzw. deren Zweitvertretung treffen.
Damit sollte es auch für über 50 Fans aus der Westfalenmetropole innerhalb einer Woche zum zweiten Mal in die Hansestadt gehen. Man entschied sich wie gewohnt für die preisgünstigere, aber auch längere Variante mit dem Schönen-Wochenend-Ticket der Deutschen Bahn AG. Im frühen Morgen traf man sich am Dortmunder Hauptbahnhof um den Weg in den Norden gemeinsam anzutreten. Wie schon am vergangenen Samstag führte der Weg zuerst aus der verschlafenen Westfalenmetropole über das Münsterland und Ostwestfalen nach Minden, wo man über eine Stunde Aufenthalt über sich ergehen lassen musste. Immerhin war überraschender Weise die „Abteilung grün“ nicht vertreten, so dass man sich in Minden ungestört bewegen konnte. Doch was will man schon um halb neun morgens in einer Weltstadt wie Minden schon großartig machen? So ging es dann mit einer Regionalbahn der Marke uralt aber komfortabel weiter gen Rotenburg/Wümme.
Nach Hamburg per WET-Verbindung
So langsam aber sicher wachte dann auch endlich der Großteil der Bahnfahrer auf. Immerhin überwog im Westfalen-Express zuvor eher die Stille. Nach dem ein oder anderem Fangetränk entwickelte sich eine recht ausgelassene Stimmung und es wurden einige neue Gesänge gesungen. So ging die Zeit im Bummelzug auch einiger Maßen schnell vorüber, so dass man gut gelaunt den vorerst letzten Umsteigebahnhof, nämlich Rotheburg/Wümme erreichte. Wurde man dort vor einer Woche noch von eisigen Temperaturen, jeder Menge Schnee und einer nicht geringen Anzahl von Grenzschützern empfangen, so musste man sich heute mit ganzen zwei Bediensteten der Metronom-Eisenbahngesellschaft begnügen. Als Entschädigung gab es allerdings Sonnenschein en masse.
Auf dem letzten Streckenabschnitt durch jede Menge Felder und noch mehr Wälder kam man dann erneut in den Genuss des Komforts des Metronom. Auch wenn hier von den Angestellten der Metronom-Gesellschaft permanent das Rauchverbot zum Ärger einiger BVB-Fans überwacht wurde, so überzeugt der Metronom weiterhin durch eine überdurchschnittliche Ausstattung und vor allem sehr viel Platz, was in den NRW-Regionalexpressen ja nicht immer unbedingt der Fall ist. Bis Hamburg wurden dann auch die letzten Fangetränke vernichtet und sich gesangstechnisch auf das Spiel eingestimmt.
Pünktlich erreichte man dann auch die Hansestadt und kaum war man ausgestiegen, durfte man auch gleich eine große Überraschung erleben: Das „Team Green“ hatte es sich doch tatsächlich nicht nehmen lassen, den Zugfahrermob, obwohl es unterwegs auf dem Weg nach Hamburg nicht ansatzweise Ärger gegeben hatte, mit einem über zwanzigköpfigen Aufgebot zu empfangen – und das natürlich in voller Ausrüstung inklusiv Helm und Knüppel. Auch einige Dortmunder SKBs ließen es sich nicht nehmen, die Zugfahrer persönlich zu begrüßen. Es hätte ja ein Fan mit Stadionverbot mitreisen können. Aber wahrscheinlich mögen die Herren ja auch einfach nur den Flair der Stadt Hamburg. Nunja, das Großaufgebot verstand nicht wirklich jemand am heutigen Tage. Wenn man beispielsweise in Osnabrück, Münster oder bei einem ostdeutschen Verein gespielt hätte, so hätte man diesen Aufmarsch ja noch verstehen können, aber Hamburg? Wann gab es denn bitteschön in den letzten Jahren mal ernsthafte Probleme in Hamburg? Abgesehen davon gibt es auch heute noch viele Fanfreundschaften zwischen Fans beider Lager.
Polizeiliches Großaufgebot für 50 Zugfahrer
Somit sollte es ab sofort, begleitet von einer Polizeikette (wurden wir oder die Hamburger Bürger jetzt eigentlich beschützt) zum Wolfgang-Meyer-Stadion gehen. Also einmal komplett durch den Hauptbahnhof zur U-Bahnstation und wehe ein Fan wagte es zu bummeln, oder noch viel schlimmer, versuchte einfach auszuscheren, um sich mit Getränken einzudecken. Was für ein Vergehen. In diesem Fall war direkt der Freund und Helfer eines jeden Fußballfans zur Stelle und wies energisch darauf hin, dass die U-Bahn doch gleich fahren würde und man keine Anreise zur Sportanlage ohne Begleitung dulden würde. Letztlich musste man natürlich geschlagene zehn Minuten auf die U2 zum Tierpark warten – soviel zu den Argumenten des Teams.
Mit der U2 ging es dann innerhalb von einer viertel Stunde zum Wolfgang-Mayer-Stadion, wobei der Begriff Stadion hier ein wenig irreführend ist. Bei dem WM-Stadion handelt es sich eher um eine Sportanlage, die lediglich aus einer Stahlrohrtribüne für den Gästeanhang (bestand im übrigen den Hüpftest ohne Probleme) sowie einer kleinen Tribüne mit nicht mehr als 10 Stufen für den Heimanhang besteht..
Beim Eintreffen an der Station „Tierpark“ dann das gewohnte Bild: In polizeilicher Begleitung ging es auf direktem Weg zum Stadion. Selbst Dortmunder Fans die sich noch ein wenig die Stadt ansehen wollten, bekamen nette Sprüche der SKBs zu hören, als wenn für Fußballfans die Grundgesetze nicht gelten würden. Nach endlosen Diskussionen musste man sich letztlich der Staatsgewalt beugen. Polizeihunde wiesen dem gemeinen Fan dann den Weg zum Gästebereich, wo man mit über 90 Minuten für Regionalliga-Verhältnisse viel zu früh am Ground eintraf. Immerhin durfte der Dortmunder Anhang die nahgelegene Eissporthalle zwecks Getränkeversorgung aufsuchen.
2:0 für den Dortmunder Anhang
Im Stadion selber konnte dann eigentlich nur ein Fananhang überzeugen und dies war natürlich der schwatzgelbe. Die Stahlrohrtribüne wurde mit den gewohnten Zaunfahnen geschmückt – auf Hamburger Seite gab es ganze drei, die sich durch Bedeutungslosigkeit auszeichneten. Auch obwohl von den etwa 1.000 Zuschauern der Großteil die Farben schwarz-weiß-blau bevorzugte, so sang nur der schwarzgelbe Anhang, unterstützt von Trommelklängen und das nicht zu knapp.
Dennoch konnte das Team um Theo Schneider die positive Stimmung in der Anfangsphase nicht für sich nutzen. Der HSV II ließ sich nicht lumpen und gönnte den Profispielern Raphael Wicky, Piotr Trochowski und auch dem serbischen Nationalspieler Danijel Ljuboja einen Einsatz von Beginn an. Vor allem der Einsatz von Ljuboja hinterließ in der BVB-Abwehr Eindruck. So entschieden sich Hünemeier, Eggert und Co. oftmals lieber für einen Rückpass auf Sören Pirson, als einen gewagten Querpass zu spielen. Der HSV begann mit viel Dampf und erspielte sich eine ganze Reihe von Torchancen. In der 12. Minute war es dann der HSV-Spielmacher Änis Ben-Hatira, der mit einem satten Rechtsschuss die Hanseaten mit 1:0 in Führung schoss. Erst ab der zwanzigsten Minute fand der BVB II immer besser ins Spiel und legte langsam aber sicher die Scheu vor dem Gegner ab. Vor allem David Solga in der Rolle des Spielmachers, aber ach Kosi Saka auf der linken Außenbahn sorgten für viel Gefahr im Dortmunder Angriffsspiel und leiteten viele gefährliche Szenen ein, die allerdings von Sahr Senesie, Sebastian Tyrala und Mehmet Akgün zum Teil kläglich vergeben wurden. Auffallend vor allem, dass Senesie und Co. vor dem Tor einfach nicht abgeklärt genug agierten. Teilweise hatte man wirklich den Eindruck, dass der Dortmunder Sturm den Ball ins hanseatische Tor tragen wollte. Der Dortmunder Anhang munterte die BVB-Offensivabteilung ein ums andere Mal mit äußerst kreativen Gesängen auf, dennoch ging es mit einem Rückstand in die Kabine.
Änis Ben-Hatira schießt den BVB II ab
Pünktlich zum Wiederanpfiff verschwanden dann auch die letzten Lücken im Himmel. Fortan herrschte das typische Nordseeeinheitsgrau. Grau war dann auch die Leistung kurz nach Wiederanpfiff der Dortmunder Defensive. Wieder war es der Hamburger Zehner Ben-Hatira, der über dreißig Meter Freund und Gegner stehen ließ um dann auch noch Sören Pirson im Dortmunder Tor zu verladen und zum 2:0 für die Hanseaten einnetzte. Damit war die Partie eigentlich so gut wie gelaufen. Denn obwohl sich der BVB ein optisches Übergewicht im Mittelfeld erspielte und auch zu äußerst vielversprechenden Torchancen kam, haperte es letztlich an der chronischen Abschlussschwäche. So brachten es die Dortmunder Stürmer gar zweimal fertig, freistehend aus kürzester Distanz das Tor zu verfehlen, bzw. HSV-Keeper Wolfgang Hesl anzuschießen. Vor allem muss sich mit Sahr Senesie der bislang erfolgreichste Torschütze für die Westfalen, kritische Fragen gefallen lassen. BVB-Coach Theo Schneider konnte die vergebenen Torchancen seiner Jungs wie die BVB-Fans nicht fassen und schlug mehrmals die Hände vor sein Gesicht. Auch die Einwechslungen von Njambe und Neuzugang Omerbegovic konnten dem Spiel nicht die erhoffte Wende bringen. Trotz einiger anderen heiklen Situationen spielten die Hamburger das 2:0 locker über die Zeit.
Nach dem Schlusspfiff kamen alle Spieler noch zur Stahlrohrtribüne und bedankten sich artig beim Dortmunder Anhang für die Unterstützung während der neunzig Minuten. Allen Spielern war die Enttäuschung förmlich ins Gesicht geschrieben, hat man doch mit der heutigen Niederlage eine weitere Möglichkeit vergeben, Boden auf die Nichtsabstiegsplätze gut zu machen.
Für den BVB-Anhang hieß es somit ohne die drei so dringend benötigten Punkte die Zaunfahnen einzupacken und sich auf den Rückweg zu begeben. Auch für den Rückweg zum Hamburger Hauptbahnhof gab es polizeiliche Begleitung, die allerdings abrupt etwa zwanzig Minuten vor Abfahrt des Metronom gen Uelzen ein Ende fand. Wahrscheinlich sahen die Verantwortlichen endlich die Sinnlosigkeit der völlig übertriebenen Maßnahme ein.
Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen aus solchen sinnfreien Aktionen lernen und endlich mal ein Feingefühl für polizeiliche Maßnahmen bekommen. Denn was sollte denn heute schon großartig passieren? Nach dem Gastspiel der Profis im letzten Jahr gab es immerhin eine nicht gerade kleine Feier vieler Dortmunder und Hamburger Fans, so dass gerade die heutige polizeiliche Begleitung unter Betrachtung dieser Maßnahme völlig absurd erscheint.
Rückfahrt verlief ereignislos
Die Heimfahrt führte die WET-Fahrer mit dem Metronom zuerst nach Uelzen, wo man direkt den nächsten Metronom in die niedersächsische Landeshauptstadt nahm.
Während der Großteil eher die ruhigere Variante bevorzugte, gab es doch noch eine ganze Reihe von Dortmundern, die sich trotz der Niederlage nicht die Laune verderben lassen wollte und mit zahlreichen Fangetränken, den BVB und sich selbst feierten.
Mit der S-Bahnlinie eins ging es von Hannover über Wunstorf nach Minden, wo es noch einen sehr geilen „So lange die Erde sich dreht...“-Dauergesang gab.
In Minden erreichte man locker den Westfalen-Express zur Weiterfahrt in Richtung Dortmund und auch die paar Bochumer, die in Bielefeld einstiegen störten nicht weiter, so dass die Westfalenmetropole fast pünktlich um kurz nach zehn Uhr erreicht wurde.
Weitere Fotos vom heutigen Spiel gibt es hier.
Fotos vom gestrigen Heimspiel gegen Mönchengladbach gibt es in den kommenden Tagen auf unserer Fotoseite foto.schwatzgelb.de.