Brementour Teil 1: Der Paukenschlag?
Das gibt es auch selten. Innerhalb von nur drei Tagen, darf der BVB gleich zweimal gegen Werder Bremen antreten. Den Anfang machten am gestrigen Nachmittag die BVB-Zweitvertretung ? und die fuhr auch gleich den ersten Sieg für die Schwatzgelben ein. Im Bremer Amateurstadion Platz 11 schlug man Bremen II mit 1:0.
Mittwoch, 14 Uhr ein Regionalligaspiel? Nichts ist unmöglich, zumindest, wenn der Gegner Bremen II heißt. Denn da das Stadion der Amateure so gut wie kein Flutlicht besitzt, musste die Partie bereits kurz nach Mittag angepfiffen werden.
Für den Großteil der regelmäßigen Amasfahrer stellte sich diese Uhrzeit dann auch als ein unüberwindbares Hindernis heraus. Doch genau 17 Zugfahrer aus Dortmund und Umgebung ließen sich den Spaß an der Partie nicht nehmen und dürfen somit am morgigen Freitag bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen an die Weser reisen.
Mit dem RE an die Weser
Ab 08:30 Uhr versammelten sich die ersten Zugfahrer am Dortmunder Hauptbahnhof um mit dem „Westfalen-Express“ gen Norden zu fahren. Um die Fahrt so günstig wie nur eben möglich zu gestalten griff man auf das beliebte Länderticket zurück, welches im Übrigen in Niedersachsen ganze drei Euro weniger kostet. „Niedersachsen ist (eben) am Zug!“, so wie es der aktuelle Werbespruch von DB-Regio in Niedersachsen von fast allen Zügen prangt. Kaum hatte der Regionalexpress den Dortmunder Hauptbahnhof pünktlich verlassen, gab es kurz vor Hamm die ersten Probleme. Aufgrund eines Schienenbruchs (was auch immer das sein mag) würde sich die Ankunft in Hamm um mehr als fünfzehn Minuten verzögern. Da man in Minden allerdings nur fünf Minuten Aufenthalt gehabt hätte, sollte sich die zwischenzeitliche Verspätung zu einem echten Problem entwickeln. Letztlich erreichte man trotz siebenminütiger Verspätung, aber dank Anschlusssicherung des Zugbegleiters den Anschluss von Minden nach Wunstorf. In Wunstorf bekam man dann schon einen ersten Vorgeschmack, auf das was einem in Bremen erwarten sollte: eiskalter Wind und einen völlig bedeckten Himmel. Der Großteil der Mitreisenden nutze den längeren Aufenthalt in Wunstorf jedenfalls um Getränkenachschub zu organisieren. So entwickelte sich der Abschnitt Wunstorf-Bremen in Bezug auf die Stimmung zu einem der besten in dieser Saison. So verging die Zeit wie im Flug und man erreichte gut gelaunt die Hansestadt Bremen. Wer nun damit gerechnet hätte, dass man direkt von der Bundespolizei in Empfang genommen würde, wie es ja heutzutage selbst bei den Spielen der zweiten Mannschaft der Fall ist, der sah sich getäuscht. Eine völlig neue Erfahrung, die allerdings auch ein Problem mit sich brachte: Wie gelangt man auf kürzestem Weg zum Stadion? Jedenfalls durfte man schnell feststellen, dass es wie in Dortmund direkte Verbindungen vom Hauptbahnhof zum Weserstadion mit der Straßenbahn nur bei Bundesligaspielen gibt.
Wo geht es denn hier zum Stadion?
So ging es letztlich per pedes durch die (durchaus sehenswerte) Bremer Innenstadt, bis sich uns endlich ein Passant annahm und auf die korrekten Straßenbahnlinien hinwies. Kurz vor dem Ziel Weserstadion entschied man sich dann auch noch für die falsche Endhaltestelle, so dass man auch noch einen kleinen Spaziergang entlang der Weser zum Stadion hinnehmen musste.
Gegen 13:30 Uhr erreichte man durchaus zeitig das Stadion der Bremer Amateure. Dort wurde man von den Ordnern am Eingang direkt mit den Worten „Eigentlich dürften wir euch ja gar nicht mehr reinlassen.“ begrüßt – Bremen hatte lediglich mit etwa 20 BVB-Fans gerechnet. Da aber auch noch einige Autobesatzungen aus Dortmund den Weg in die Hansestadt gefunden hatten, dürften letztlich mindestens doppelt so viele BVB-Fans im Stadion gewesen sein. So wurde der heute gesperrte Gästebereich mit den bekannten Zaunfahnen geschmückt und zum Einlauf der Spieler gab es eine kleine Wunderkerzenaktion, die beim Bremer Ordnungsdienst auf wenig Gegenliebe stieß. Doch nach kurzer Diskussion war auch dieses Thema erledigt. So konnte man sich in der Folge auf das Spiel konzentrieren. Die Mannschaft wurde zumindest in der ersten Halbzeit ordentlich unterstützt – vom Bremer Anhang waren außer drei Zaunfahnen und noch nicht einmal zehn Leute aus der aktiven Bremer Fanszene so gut wie nichts zu sehen. Von daher herrschte im Stadion auch eher BVB-Heimatmosphäre.
Starke erste Hälfte, Paukenschlag in Hälfte zwei
Der BVB II bedankte sich für die Unterstützung auf seine Art und knüpfte nahtlos an seine ansprechende Leistung vom Spiel gegen Lübeck an: man hielt den Bremer Druck stand und erspielte sich einige Großchancen. Die größte hatte Kosi Saka, der nach einem Pass von Sahr Senesie das freie (!) Tor um wenige Zentimeter verfehlte. Doch auch Marcel Großkreutz hatte die frühe Führung auf dem Fuß, zielte aber nach einem tollen Sololauf zu weit über das Tor. Zu diesem Zeitpunkt schon recht überraschend, gehört Bremen II doch zu den stärksten Heimteams in der Regionalliga Nord.
Für den Paukenschlag sorgte dann wenige Minuten nach Anpfiff der zweiten Halbzeit Sahr Senesie, der mit einem satten Schuss zur absolut verdienten 1:0-Führung für die Schwatzgelben einnetze. Immerhin sein siebtes Saisontor. Mit diesem Ergebnis hätte wohl kaum einer im Vorfeld gerechnet. Während die Partie auf dem Platz zunehmend verflachte und sich die Bremer Spieler darauf konzentrierten, möglichst vielen BVB-Spieler einen Aufenthalt im Bremer Krankenhaus zu ermöglichen (Parensen musste mit dem Krankenwagen aus dem Stadion transportiert werden und auch Marc Heitmeier musste nach einer rüden Attacke ausgewechselt werden), gesellten sich einige Dortmunder Fans zu den wenigen Bremer Fans und erfreuten sich an Wechselgesängen mit den Dortmundern auf der anderen „Tribüne“. Mit zunehmender Spielzeit nahm die Qualität des Spiels ab. Der BVB war bemüht den Vorsprung über die Zeit zu retten und beschränkte sich auf das Konterspiel in Person von Senesie und Njambe – Werder verzweifelte dagegen zunehmend an der von Uwe Hünemeier gut organisierten BVB-Abwehr.
Irgendwann hatte dann auch Schiedsrichter David Bornhöft genug gesehen und pfiff die Partie ab. Der BVB II hatte tatsächlich gegen die Hanseaten gewonnen.
„Danke für Euer kommen“
Nach dem Spiel kam dann die komplette Mannschaft, angeführt von Mehmet Akgün, an die Absperrung zum Zuschauerbereich um sich bei den mitgereisten BVB-Fans für die Unterstützung zu bedanken. Dabei machen Aussagen wie „Danke für Euer kommen.“ einiger Spieler den Mitgereisten besonders viel Freude.
Somit sollte es dann schnellstmöglich zurück zum Bahnhof gehen. Vor dem Stadion hatte sich sogar zwischenzeitlich eine handvoll Beamten der Bundespolizei versammelt, die den Dortmunder Anhang wahrscheinlich vor einer überaus bösen Bremer Gang beschützen wollte (diese wurde allerdings nicht im Stadion gesichtet).
Diesmal entschied man sich sogar für die richtige Straßenbahnhaltestelle und nach kurzer Fahrtzeit erreichte man die Bremer Innenstadt, wo man sich erst einmal ausgiebig stärkte und sich mit ausreichend Getränken für die Rückfahrt eindeckte.
Für die Rückfahrt wählte man nun die Strecke über Diepholz und Osnabrück um einer längeren Wartephase in Wunstorf aus dem Weg zu gehen. Während der Streckenabschnitt Bremen-Osnabrück in einer beachtlichen Zeit (und Stimmung) bewältigt wurde, zog sich die Fahrt mit der Nordwest-Bahn nach Bielefeld gut in die Länge und man lernte das ein oder andere ostwestfälische Dorf kennen.
Nach dieser Tortur konnte einem dann auch eine um 15 Minuten verspätete Ankunft in Dortmund nicht mehr aus der Ruhe bringen. Dortmund erreichte man kurz nach 21:15 Uhr.
Bleibt abschließend nur die Hoffnung, dass die Profis mit ähnlich viel Einsatz und Engagement ihr Spiel gegen die Profiabteilung des SV Werder bestreiten werden.
Das nächste Spiel der BVB-Amateure findet im Übrigen am kommenden Sonntag um 14 Uhr im Stadion Rote Erde statt.
Weitere Fotos vom Spiel gibt es in den nächsten Tagen auf unserer Fotoseite foto.schwatzgelb.de