Spielbericht Profis

Dortmund verliert unglücklich zuhause mit 1:3 gegen Bayer - DER BVB IST KEINE SPITZENMANNSCHAFT

17.03.2001, 00:00 Uhr von:  Arne
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Viel bleibt nach dieser ernüchternden Niederlage eigentlich nicht zu sagen. In einer phasenweise hochklassigen Partie scheiterte der BVB gegen das Legokusener Werksteam vor allem an Bayer-Keeper Matysek und am eigenen Unvermögen. Wieder einmal vergaben die Schwatzgelben zu viele Chancen und brachten sich so selbst um mögliche Punkte.

Das „Match of the Day“ zwischen dem Zweiten und dem Drittplazierten der Bundesligatabelle stand zu Beginn eigentlich unter einem guten Stern. Beide Mannschaften konnten fast aus dem vollen schöpfen. Bei Bayer konnte der Brasilianer Lucio, der unter der Woche an Muskelproblemen laborierte, ebenso spielen wie Ulf Kirsten, der seine Sperre gegen Bremen abgesessen hatte. Lediglich Nowotny musste zunächst mit dem Platz auf der Bank vorlieb nehmen.

Auf schwatzgelber Seite konnte unser Matthias bis auf die Langzeitausfälle Reuter und Herrlich ebenfalls fast aus dem vollen schöpfen und musste lediglich auf Billy Reina verzichten, der sich kurzfristig wegen einer Oberschenkelverletzung krankmeldete. Für ihn rückte Oliseh ins Team und zusätzlich musste noch Christoph Metzelder seinen Platz in der Mannschaft für den wiedergenesenen Christian Wörns räumen.

Von Beginn an entwickelte sich eine recht muntere Partie, über deren Verlauf sich jedoch kein Borusse so richtig freuen konnte. Zeigte Torwart Jens Lehmann noch in der sechsten Minute eine kleine Unsicherheit, als er einen Neuville-Eckball erst im Nachfassen festhalten konnte, so war der Bock, den er eine Minute später schoss, umso dramatischer. Nach einem Oliseh-Fehlpaß hatte Bernd Schneider aus 45 (!!!) Metern einfach mal „draufgehalten“ und der Ball landete, da Lehmann meilenweit vor seinem Kasten stand, tatsächlich im Netz – das 0:1.

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An dieser Stelle sollte zwar nicht zu sehr auf den Keeper eingedroschen werden (man denke vor allem daran, dass Philipp Laux in seinen Spielen oft ebenso weit vor der Kiste stand), aber ein Ball aus dieser Entfernung darf einfach keine Gefahr für das Tor darstellen. Hier ist eventuell mal der BVB-Trainerstab gefragt, um solche Stellungsfehler des Torwarts ins Zukunft zu unterbinden.

Doch es kam noch dicker für die Borussen. In der zehnten Spielminute flankte Ballack einen Freistoß in den Strafraum, Kirsten war sechs Meter vor dem Tor mit dem Knie eher am Ball als Wörns und es stand 0:2 für die Werkself. 2 Chancen, 2 Tore.

Für die Borussen schien dies nun aber endlich der Weckruf gewesen zu sein. Bis dato hatte es so ausgesehen, als sei man zumindest mit dem Kopf noch gar nicht auf dem Platz. Jetzt aber reagierten die Spieler endlich mit einer Reihe durchdachter Angriffe und ihre Bemühungen wurden schon fünf Minuten später belohnt. Aus 30 Metern setzte Oliseh einen Freistoß an den Pfosten, Heinrich traf frei vor der Kiste den am Boden liegenden Matysek, doch Christian Wörns war zur Stelle und konnte den Ball aus einem Meter Entfernung endlich im Tor unterbringen und somit seinen Fehler vom 0:2 wieder gutmachen.

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In der Folge entwickelte sich dann eine recht ansehnliche Partie, in der beide Mannschaften technisch und kämpferisch überzeugenden Fußball lieferten und in der der BVB nun weiter auf den Ausgleich drängte, ohne sich jedoch zwingende Torchancen herausspielen zu können.

Erst in der 35. Minute wieder eine Chance für die Borussia – und was für eine. Nach Rosicky-Ecke köpfte Ricken aus fünf Metern eigentlich unhaltbar aufs kurze Eck, doch Adam Matysek war zur Stelle und konnte diesen Ball noch zur Ecke klären. Zwei Minuten später war es dann erneut Matysek, dem es gelang, einen Bobic-Kopfball zu klären und der da bereits andeutete, dass er für die Borussen heute zum fast unüberwindbaren Hindernis werden würde.

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit dann noch einmal Schrecksekunde für den BVB. Wörns verlor den Ball gegen Zé Roberto, doch der vergab frei vor der Kiste kläglich.

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In der zweiten Halbzeit begannen die Borussen dann äußerst zäh. Wo wohl jeder im Stadion erwartet hatte, dass ein Feuerwerk abgebrannt und die Mannschaft auf den Ausgleich drängen würde, spielte zunächst nur das Team aus Legokusen. Besonders im Mittelfeld hatten die Gäste unheimlich viel Platz und konnten nach Belieben kombinieren, so dass es zeitweise eher einem Powerplay im Eishockey ähnelte.

Erst nach einiger Zeit gelang es dem BVB, sich aus dieser Umklammerung zu lösen und vor allem der in der 57. Minute für Nerlinger eingewechselte Addo bemühte sich nun, zu retten, was noch zu retten war. Nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung setzte er sich an der rechten Strafraumkante gegen Lucio und Kovac durch und legte den Ball quer auf Rosicky, der mit seinem Schuß jedoch – wie sollte es auch anders sein – an Bayer-Schlußmann Matysek scheiterte.

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Der BVB agierte nun wieder etwas stärker, ohne jedoch das Spiel klar zu beherrschen. Jedoch wurde, umgekehrt zur Entwicklung des BVB, ein Mann in dieser Phase immer schwächer: Bernd Heynemann. Der angeblich beste deutsche Schiri entwickelte sich mit seinen Aktionen zum auffälligsten Akteur auf dem Platz. Ohne erkennbares Konzept pfiff der Referee an sich faire Zweikämpfe der Borussen ab und schenkte dem Bayerwerk im Gegenzug Freitstoß um Freistoß. Zeitspiele der Legokusener wurden ebenso wenig geahndet wie das Wegschlagen des Balls und sogar der um einen Platzverweis geradezu bettelnde Michael Ballack schien am heutigen Tage seiner gerechten Strafe entgehen zu können. Dafür legte sich Heynemann aber dann mit dem BVB-Trainergespann und den Fans der Osttribüne an, was für zusätzlichen Zündstoff sorgte.

Zurück zum Spiel. In der 60. Minute nahm Ricken nach Evanilsonflanke den Ball direkt, doch erneut ist es Adam Matysek, der diese Chance zunichte machte. Ebenso sieben Minuten später, als Wörns nach einem Rosicky-Freistoß den Ball volley aufs Tor zimmerte.

Einundzwanzig Minuten vor Schluß hatte Matthias Sammer dann endlich ein Einsehen und nahm den wieder einmal erbärmlich schwachen Evanilson für Sörensen vom Feld. Der Brasilianer scheint mittlerweile absolut nicht mehr tragbar zu sein. Zu offensichtlich sind seine taktischen Unzulänglichkeiten, in der Offensive, viel schlimmer und gefährlicher aber noch in der Defensive. Schade, dass es Sammer an Alternativen mangelt, denn ein Evanilson in dieser Verfassung ist eher ein Gefahr als eine Hilfe für das Dortmunder Spiel.

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Fünfzehn Minuten vor Schluß dann aber noch einmal Hoffnung für den BVB. Nach einem Foul an Dede sah Ballack endlich die längst überfällige Gelbrote Karte und der BVB von nun an mit 11 Mann gegen 10.

Otto Addo hatte dann auch die nächste Chance, als er von der Strafraumkante aus knapp am Tot vorbeizielte. In der 82. Minute dann erneut Addo, der erst Zivkovic stehen ließ, dann den Ball aber über das Tor schoß.

Mit dem Mut der Verzeiflung brachte Sammer dann fünf Minuten vor Schluß noch Nijhuis als Stümer für Oliseh, der sich sofort in Szene setzen konnte. Anders als Fredi Bobic, der wieder einmal mit einer 90minütigen Nichtleistung auffiel, hatte „Alf“ in der 86. Minute den Ausgleich auf dem Fuß, als er nach erstklassiger Vorarbeit von Rosicky nur den Innenpfosten traf, von dem aus der Ball – wie fast zu erwarten war – in Matyseks Arme zurückprallte. Den BVB-Fans, die bis dato in puncto Einsatzwillen den Herren Evanilson und Bobic in nichts nachstanden, erstarb der Torjubel auf den Lippen.

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Eine Minute später ist es wieder Nijhuis gewesen, der mit einem Kopfball Matysek prüfte. Leider bestand der auch diesen Test und so kam, was kommen musste: Die komplette BVB-Mannschaft (inklusive Jens Lehmann) befand sich vorne, als Ramelow einen Abseits-Freistoß schnell ausführte. Brdaric kam an den Ball, lief und erzielte aus etwa 20 Metern den entscheidenden Treffer zum 1:3.

Nach dem Spiel retteten sich Trainer Sammer und Manager Meier in allgemeingültige Floskeln: Bayer sei eine absolute Spitzenmannschaft gegen die man auch zwei Tore kassieren dürfe usw. Unklar ist uns allerdings, wieso Meier das Publikum als 12. Mann bezeichnete. Wenn dem so war, verdient es sich jedoch ohne Zweifel auch eine Note (siehe unten).

Fazit:

Einmal mehr hat der BVB gezeigt, dass man noch lange keine Spitzenmannschaft ist. Wer diesen Anspruch hat, der muss auch gegen Gegner dieses Kalibers punkten, was dem BVB in dieser Saison bisher nicht ausreichend gelungen ist. Außerdem fiel einmal mehr die eklatante Abschlussschwäche auf. Aus der Vielzahl der Chancen muss mehr herausspringen.

Wer nach diesem Spiel noch ernsthaft Gedanken an die Meisterschaft verschwendet, dem kann ich nur dringen dazu raten, einen Arzt zu konsultieren. Wer Meister werden will, der muss solche Spiele gewinnen. Wir dagegen sollten uns voll auf die Championsleague-Qualifikation konzentrieren.

Aufstellung und Noten:

Dortmund: Lehmann (5) – Wörns (4) Kohler (3,5) Heinrich (4) - Evanilson (5) Oliseh (3) Nerlinger (3,5) Dede (3) – Rosicky (3), Ricken (4) – Bobic (5,5) – Publikum (5)

Leverkusen: Matysek – Kovac Lucio Zivkovic – Reeb Ramelow Schneider Balack Zé Roberto – Kirsten Neuville

Tore:
0-1 Schneider (7.), 0-2 Kirsten (10.), 1-2 Wörns (15), 1-3 Brdaric (90.)

Eingewechselt:

57. Addo (2,5) für Nerlinger
64. Nowotny für Schndeider
69. Sörensen für Evanilson
77. Vranjes für Neuville
79. Brdaric für Kirsten
85. Nijhuis für Oliseh

Gelbe Karten:
Nerlinger, Oliseh, Rosicky, Heinrich – Kovac, Ramelow, Brdaric

Gelbrote Karte:
Ballack

Schiedsrichter: Heynemann, Note 5; der angeblich beste deutsche Schiedsrichter bot eine indiskutable Leistung (siehe Bericht). Lediglich die Tatsache, dass seine Fehler nicht spielentscheidend waren, bewahrt ihn vor einer noch schlechteren Note.

Zuschauer: 68.600 (ausverkauft)

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