Warmlaufen

BVB vs FCB Minga, oida!

18.10.2025, 08:18 Uhr von:  Michi  
Minga, oida!
Pack ma‘s - alle gemeinsam!

Seit Tagen schaut die Fußballwelt auf DAS Aufeinandertreffen in der Bundesliga. Bei diesem Spiel gibt es Deutschland nur in schwarzgelb oder rotweiß, nichts Neutrales. Wie kann der Tag also schöner starten als mit einem ersten Aufeinandertreffen beider Fanlager. Unser Vorbericht:


Morgens halb 10 im Süden Deutschlands an meiner Lieblingsraststätte, kurz bevor das Elend seinen Lauf nimmt. Mein frisch kastrierter Rüde pinkelt fröhlich gegen einen Mülleimer, der mit „Minga, oida!“ Aufklebern verschönert wurde. Kaum, dass er das Bein sinken lässt, verfärbt sich der Aufkleber in ein hässliches weinrotviolett. Ein Hoch auf Hundepipi. Apropos, wo ist mein €uro für Sanifair? Ach, da.

Kaum, dass auch ich mich erleichtert habe, blicke ich beim anschließenden Hygienewaschgang in rote Locken mit noch roterem Lippenstift mit weinrotviolettem Pulli. Ich lache, sie nicht. „Noch lachst du, gleich gibt’s ne Klatsche!“ Sie lacht, ich nicht. Ein Traum, dieses unsympathische Volk.

Keine zwei Minuten später beiße ich genussvoll in mein Leberkassemmel, die Stimmung ist fürs erste wieder im grünen Bereich. 
Während ich auf Mahlzeit 2, die weltbeste Bratwurstbox mit Extrazwiebeln warte, setzt sich ein rundlicher Mann neben mich. Auf der verwaschenen jeansfarbenen Cap lässt sich ein verschnörkeltes FC BAYERN MÜNCHEN erahnen. Ein Traum, wie könnte der Start in dieses halbösterreichische Bundesland schöner starten? Ich ahne Schreckliches. Demonstrativ schaue ich in die andere Richtung, lerne zum dritten Mal die Speisekarte auswendig. „Foahst zum Spiel?“ fragt er mich schroff. Na du bist ja ein ganz schlauer Fuchs. „Offensichtlich“, erwidere ich kurz und knapp. Er schüttelt den Kopf und ich weiß genau, was jetzt kommt: Der Vortrag eines waschechten, arroganten kotzbrockigen Münchners.

Und da ist er auch schon:„Ich sag dir jetzt mal was: Wir sind ungeschlagen, haben immer haushoch gewonnen. 6:0, 5:0, 4:0. Ihr könnt einpacken, einpacken könnt ihr! Wir werden dieses Jahr Meister und ihr genau nichts davon. Die ganze Welt schaut euch heute beim Verlieren zu! Warum fährstn überhaupt noch hin?“ Ein Mix aus Spucke und Wurstresten fliegt mir so kraftvoll entgegen wie Kobel zu späterer heutiger Stunde bei Harry Kanes 50. Schussversuch. Zur Untermalung donnert seine riesige Wurstfingerfaust auf den Stehtisch, der bisher weitere Annäherungen beider Seiten zu verhindern wusste.


Ein älteres Ehepaar neben uns schreit erschrocken auf. „Renate! Deine schöne Bluse!“ Von Renates Kinn tropft der Rest der Kirschtorte auf ihre jetzt auch weinrotviolett befleckte Bluse. Ihr Mann, dessen Lederhose ein bisschen zu hoch sitzt, hält ihr sein „Mia san mia“ Schnäuztuch ins Gesicht. Wo bin ich hier, wann ist es vorbei und wer ist diese Mia? 
„Es is halt Minga, oida!“ beantworte ich die Frage von Wurstsemmelklaus in gekonnt sauberem Dialekt. Verdutzt starrt er mich an. Sein Interessenskonflikt, ob er mich aufgrund der Sprache nett oder wegen meines Vereins scheiße finden soll, steht ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Er läuft weinrotviolett an und beißt nochmal kräftig in seine Semmel, weg ist sie. „Ganz schön große Klappe“, denke ich, sage aber nichts. Selbstgefällig nicke ich ihm kurz zu. „Man sieht sich.“ Ja ne, hoffentlich nicht.

Ich lade den Hund ein, klebe einen letzten schwarzgelben Aufkleber über den Stern des Südens und verwende das Gaspedal für das, wofür es erschaffen wurde. Es gibt nur ein Gas: Vollgas! 

Also Jungs: Ich weiß nicht, ob ihr bayrisch könnt, aber: pack ma‘s!

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