Warmlaufen

Dortmund trifft auf Werder Bremen Chaos trifft auf Konstanz

24.01.2025, 17:52 Uhr von:  Ida  
Nico Schlotterbeck im Zweikampf mit einem Gegenspieler aus Bremen

Der BVB taumelt, Werder zeigt Stabilität. Trainerwechsel, Kaderfragen und der Blick in den Abgrund – kann Dortmund sich fangen? Am Samstag entscheidet sich, ob der Heimvorteil genug ist, um den Absturz zu stoppen.

Es ist nicht leicht aktuell BVB-Fan zu sein. Schon seit Jahren rumort es. Das wissen wir alle. Lange Zeit jedoch haben Erfolge wie das Erreichen des Champions League-Finals in London, nach euphorisierenden Europapokalabenden gegen Gegner wie Paris oder Atletico, oder auch der Pokalsieg gegen Leipzig die Zweifel, die da im Hintergrund immer wieder nagten, beiseite geschoben. Bis zu dieser Saison. Was all die Jahre funktioniert hat, ist nun nicht mehr möglich. Zu gravierend die Probleme beim BVB. Irgendwo zwischen katastrophaler Außendarstellung, einem schlecht und viel zu klein zusammengestellten Kader, viel zu viel Stallgeruch auf der Führungsebene und der Feststellung von fehlender Mentalität hat der BVB sich verloren und steht nun, zum ersten Mal seit Jahren, vor einem riesigen Trümmerhaufen seiner Erfolge. Konnte man sich jahrelang nahezu kontinuierlich auf den Plätzen 2-4 einlullen, findet man sich nun nach der ersten Hälfte der Saison in der zweiten Tabellenhälfte wieder und muss gefühlt eher nach unten als nach oben schauen.

Wäre all dies vermeidbar gewesen? Wenn ich mir unsere Gespräche in der Redaktion anschaue kann an der Antwort zu dieser Frage kein Zweifel aufkommen. Schon im Sommer zeigte sich ein Großteil unserer Redaktion sehr irritiert über die Kaderplanung, vor allem, was die viel zu dünn besetzte Abwehr anging. Auch die Vergabe von Vertragsverlängerungen und Führungsspielerpositionen sorgte bei einigen für Unmut. Warum werden beim BVB immer wieder Spieler mit durchschnittlichen Leistungen mit Verträgen ausgestattet, bei denen jeder Arbeitgeber lachend vom Stuhl fallen würde, würden wir ähnliches bei selber Arbeit verlangen. Ähnliche Nichtleistungen bei guter Bezahlung und wenig Konsequenzen kann sich eventuell noch meine Berufsgruppe erlauben (schöne Grüße an alle Lehrer*innen des Landes), aber zumindest reden wir hier nicht von Millionengehältern.

Mike Tullberg am Spielfeldrand
Mike Tullberg soll es richten

Und dann ist es so gekommen, wie es kommen musste. Schon zu Beginn der Saison schien die Entscheidung für den jungen und unerfahrenen Trainer Sahin nicht nur Begeisterung auszulösen und nun fiel eben jener noch dem Bremen-Fluch zum Opfer: bereits Horst Köppel, Lucien Favre und Peter Bosz wurden um ein Bremen Spiel herum entlassen, und jetzt auch Nuri Sahin. Für den Dortmunder Sahin tut es mir sehr leid. Ich habe ihm gewünscht, dass er es hier schafft. Vielleicht war der Zeitpunkt aber einfach zu früh und die Strukturen im Verein zu sehr so, wie sie eben sind. Nun muss es also Mike Tullberg richten, der bis dato die U19 der Schwarzgelben trainierte. Dass es trotz bereits langanhaltender Probleme noch keine neue dauerhafte Lösung für den Trainerposten zu geben scheint, lässt die Arbeit der sportlichen Verantwortlichen beim BVB nicht gerade im glänzenden Licht erscheinen. Tullberg hat jetzt die Aufgabe die Mannschaft bis Samstag so zu stabilisieren, dass das Spiel nicht zu einem weiteren Schritt Richtung tabellarischen Abgrund führt. Wie sehr die Mannschaft verunsichert ist, konnte man am Dienstag bei der Niederlage gegen Bologna deutlich erkennen: man verlor sang- und klanglos gegen einen Verein, der in der laufenden Champions League Saison bisher nur zwei Punkte einfahren konnte. Jetzt steht Tullberg vor der Mammut-Aufgabe die Abwehr so zu stabilisieren, dass nicht jedes schnelle Spiel zu einem garantierten Gegentor führt und offensiv überhaupt mal etwas passiert.

BVB Spieler diskutieren nach Spielende
Der BVB ist ratlos

Nun kommt also Bremen- ein Verein, der sich mit Stallgeruch und turbulenten Jahren durchaus auskennt. Mitte der Nullerjahre spielte Bremen viele Jahre international und fiel durch euphorisierenden Fußball auf: viele Gegentore, aber noch mehr eigene Tore markierten häufig das Spiel der Bremer. Doch irgendwann kippte die Erfolgsserie und während sich Werder noch einige Jahre im Niemandsland der Tabelle wiederfand, folgte im Jahr 2021 der konsequente und überfällige Abstieg in die zweite Liga. Werder schaffte es jedoch direkt wieder aufzusteigen und macht seitdem einiges richtig. Mit der Verpflichtung von Ole Werner hat man sich einen Trainer an Land gezogen, der es geschafft hat, eine gewisse Konstanz in die Mannschaft zu bringen, dieser Mannschaft seine Spielphilosophie zu vermitteln und diese überwiegend zusammen zu halten. Darüber hinaus hat Werner Entscheidungen getroffen, die nicht nur bequem waren. Das Torwart-Urgestein Pavlenka wurde gegen den spielstarken Zetterer ausgetauscht, wodurch das Aufbauspiel von Bremen profitieren konnte. Auch in Dortmund wurden in letzter Zeit Stimmen laut, dass ein Wechsel von Kobel auf den fußballerisch stärkeren Meyer eine Möglichkeit wäre, den Spielaufbau des BVB positiv zu beeinflussen. Wie es diesbezüglich weiter geht, wird man wohl dann sehen, wenn die vakante Trainerposition geklärt ist.

Im Moment bleibt die Hoffnung auf ein Aufbäumen durch die kurzfristige Veränderung. Denn trotz allen Problemen befindet sich im Dortmunder Kader immer noch genügend Potenzial, um Zuhause vor den eigenen Fans ein Spiel zu gewinnen, es muss nur auch abgerufen werden.

In diesem Sinne: Auf geht’s Dortmund, KÄMPFEN und siegen!

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