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Watzke muss Kritiker überzeugen Zeit für Inhalte

20.10.2025, 12:00 Uhr von:  Michael    
Akit Watzke auf der MV 2023

In knapp fünf Wochen wird sich Aki Watzke auf der Mitgliederversammlung als Präsident zur Wahl stellen. Höchste Zeit, sich zu erklären und die Kritiker zu überzeugen.

„Machtkampf beim BVB abgewendet“, so oder so ähnlich titelten vor einigen Wochen die Medien, als Dr. Reinhold Lunow seine Präsidentschaftskandidatur zurückzog und den Weg somit für den Noch-Geschäftsführer Aki Watzke freimachte.

Also alles gut und Watzke auf dem Weg zu einer Präsidentschaftswahl mit nordkoreanisch anmutendem Wahlergebnis? Alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen, jetzt, wo Dr. Lunow bei seinem Rückzug darauf verzichtet hat, schmutzige Wäsche zu waschen? Vermutlich nicht. Denn Watzke könnte auf einen weiteren Machtkampf hinsteuern: gegen die Mitglieder, die ihn als Präsidenten kritisch sehen.

Bislang hat Watzke noch kein Wort darüber verloren, wofür er als Präsident genau stehen und eintreten will. Es wurde lediglich bekannt, mit welchem Team er antritt und dass dafür eine Satzungsänderung erforderlich sein wird. Was genau die Vorteile dieses Teams und der Satzungsänderung sein sollen? Zunächst keine weitere Erklärung. Also vielleicht in der Einladung zur Mitgliederversammlung? Nein, auch hier beschränkt sich die Erläuterung auf vier dürre Sätze.

Watzke führte als Grund für seine Kandidatur an, dass er auf „die Bitte der Gremien des BVB“ reagiere. Welche Gremien es waren und warum diese unbedingt ihn als Präsidenten wollen, dazu äußerte er sich nicht. Und auch auf weitere Ausführungen verzichtete Watzke in seinem knappen Statement zu seiner Kandidatur. Kurioserweise hat bislang ausgerechnet Dr. Lunow in seinem Rückzugsstatement die meisten inhaltlichen Punkte über Watzkes Kandidatur verlauten lassen, als er betonte, dass Watzke ihm gegenüber das Versprechen gegeben habe, gewisse Punkte „zu berücksichtigen“.

„Aber man kennt ihn doch zur Genüge.“ werden nun einige einwerfen wollen und das ist ein berechtigter Einwand. Watzke ist seit nunmehr 20 Jahren die schwarzgelbe Konstante neben dem Platz. Da er meinungsstark und wenig medienscheu ist, sind auch seine Ansichten zu allen möglichen Themen der Fußballwelt gut bekannt. Doch als Präsident wird sich seine Aufgabe fundamental ändern.

Als Geschäftsführer der KGaA ist es, salopp gesagt, Watzkes Aufgabe, den „Laden Profifußball“ am Laufen zu halten. Und das bedeutet in erster Linie, Einnahmen zu generieren, Budgets zu planen und Strategien festzulegen.

Als Präsident des e.V. muss er auch den Laden am Laufen halten, allerdings auf völlig andere Weise. Er ist dafür verantwortlich, dass die 200.000 Mitglieder des BVB gehört werden – auch außerhalb der Fußballabteilung. Und da 200.000 Mitglieder selten einer Meinung sind, muss er zuhören, abwägen, ausgleichen und sich abschließend überlegen, wie er dem Willen der Mitglieder am besten Rechnung tragen kann- und dann diese Meinung gegenüber der mächtigen KGaA vertreten. 

Dr. Lunow hat in den vergangen drei Jahren erlebt, was das bedeutet und welche Schwierigkeiten dabei auftreten. Auch er ist erst nach und nach in diese Aufgabe reingewachsen. Doch bei Watzke liegen die Startbedingungen noch weitaus schwieriger. 

Bislang konnte der Machtmensch Watzke für seine Überzeugungen bzw. die der KGaA (die vermutlich weitestgehend deckungsgleich waren) eintreten. Nicht selten ging er dabei auf Konfrontation zu den Vorstellungen vieler Mitglieder. Watzke war zwar nie abgeneigt, sich auch die Gegenargumente anzuhören, reagierte häufig jedoch äußerst unwirsch auf abweichende Meinungen, exemplarisch sei hier der DFL-Investoreneinstieg und die Rheinmetall- und ballspiel.vereint!-Anträge genannt.

Zukünftig soll Watzke als Präsident des e.V. also genau die Themen vertreten und moderieren, die er jahrelang seitens der KGaA mindestens skeptisch aufgenommen hat. Das kann funktionieren, das dafür notwendige Vertrauen in diesen Rollenwechsel ist jedoch nicht überall gleichermaßen vorhanden. Vielmehr gibt es große Befürchtungen, dass die KGaA zukünftig mit Watzke einen Mitstreiter in der wichtigsten e.V.-Position hat. Diese Befürchtungen müssen nicht zutreffen, Watzke täte aber gut daran, sie ernst zu nehmen und vorab zu zerstreuen.

Aber auch ganz handfeste Themen müssen dringend angegangen werden. So hat sich die Satzung in den vergangenen Monaten teilweise als nicht eindeutig herausgestellt und auch der Grundwertekodex muss weiter entwickelt werden. 

Viele Themen und Fragen also, bei denen Watzke gut daran täte, den Mitgliedern frühzeitig die Leitlinien seiner möglichen Präsidentenzeit zu erklären.

Es ist schwer vorstellbar, dass der Präsident des e.V. nach der nächsten Mitgliederversammlung nicht Aki Watzke heißt. Es ist aber momentan gar nicht schwer vorstellbar, dass Watzke in der diesbezüglichen Abstimmung einen Denkzettel von denjenigen erhält, die ihm den Sprung vom Machtmenschen zum Moderator nicht zutrauen. Und wie unangenehm so ein Denkzettel sein kann, dazu kann er ja mal seinen guten Freund Friedrich fragen.

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