
Spiele in München vereinen die Alpenländer und das Ruhrgebiet immer auf ganz besondere Art und Weise. Auch dieses Mal trug jedes zweite österreichische Auto ein BVB im Kennzeichen, viele davon besuchen jedes Heimspiel. So auch die Ösi-Borussen, die mit eigenem schwarzgelbem Reisebus tausende Kilometer für den Verein auf sich nehmen. Eine Strahlkraft, die mich immer wieder und wieder fasziniert und sie endet auch nicht, wenn der Tabellenplatz nicht 2, sondern 12, heißt.
Nach für bayrische Verhältnisse entspanntem Einlass ohne Verluste und mit recht gut gelaunten Behelmten stand die erste große Herausforderung des heutigen Abends an: die Höllentreppe in Richtung Gästeblock. Gefühlte 40 Kilometer lang mit mindestens 3.000 zu überwindenden Höhenmetern lagen vor uns. Hoch motiviert sprinteten wir die ersten 15 Stufen hoch und waren nichts als dankbar für die, die vor uns bereits ihr Tempo verlangsamt hatten und zum Stillstand kamen. Schlimmer als das könnte jetzt nur noch ein Getränkeverbot im Gästeblock … oh, wait.

Nachdem Lichtershow, neue Hymne und viel Spektakel um nichts beendet waren, startete man in dieses „alles oder nichts“ Spiel. Spiele wie diese können nur in kompletter Klatsche für uns oder einem Fussballwunder enden, so will es das Gesetz. Lasset die Spiele beginnen.
Doch schon zu Beginn wurde mir klar: Mit dem Fußballwunder wird das heute eher nichts. Auch dem Gästeblock schien die lange Anreise in den Knochen zu stecken. Nach Siegeswille sah das weder auf dem Platz noch auf den Rängen aus.
In der ersten Reihe wurde währenddessen ein Banner ausgerollt, das die Sektion Stadionverbot dem gesamten Gästeblock und vielleicht auch den Jungs auf dem Platz widmete:„Das Wirtshaus bebt, wenn ihr heute alles gebt!“ Wenn das nicht Motivation genug war.
Die Heimkurve äußerste sich währenddessen kritisch gegen Jerome Boateng und fragte mittels Banner von Red Pride, ob die Antirassismus-Arbeit nicht doch nur PR sei, wenn wegen Zivilcourage gegen Nazis Stadionverbot drohe. Somit wären die Höhepunkte der ersten Halbzeit auch erzählt. Kann ich den Rest und insbesondere die schwarzgelbe Leistung auf dem Platz einfach direkt weg lassen? Danke, das ist lieb von euch. Erwähnen möchte ich lediglich: Das Tor in der 22. Minute vom Hurricane Harry Kane, um den sich in diesem Spiel gefühlt alles drehte, war hochverdient. Und wir? Wir sahen offensiv schwarz und defensiv gelb. Kleinlich war Schiedsrichter Dankert bis ins Letzte. Dankert für nichts.

Mit Anpfiff der zweiten Halbzeit schien man dann doch verstanden zu haben, wo man ist und wofür man sich den Arsch aufzureißen zu hat. Noch ernster nahm seinen Job vor allem mal wieder einer: Schiri Dankert, der erneut zur gelben Karte griff, für nichts und wieder nichts.
Eine weitere viertel Stunde verging, die Uhr tickte und kurz vor „geht da vielleicht doch noch was?“ wechselte Kovac in der 73. Minute dann mit Adeyemi die treibende Kraft aus. Was dann folgte, war wieder einmal ein Bayerndusel-Tor vom Allerfeinsten und ich ärgerte mich maßlos. Man klärte, strauchelte, wehrte ab und trotzdem war ein roter Fuß (M. Olise) zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Mit dem darauffolgenden Wechsel nahm Kovac dann noch mehr Torgefährlichkeit raus und ich tobte weiter vor mich hin. Guirassy raus, Groß raus, Ademeyi raus, 4 Millionen gelbe Karten auf dem Buckel - tolle Voraussetzungen, hier noch etwas reißen zu können. Während ich mich noch zu meinem Nebenmann umdrehte, um über diesen Schwachsinn zu philosophieren, wurde ich auch schon 3 Reihen tiefer befördert. TOR! Brandt brannte. Er startete nach seiner Einwechslung von der Trainerbank direkt durch und hielt den Fuß nach Vorlage von Kampfzwerg Ryerson erfolgreich an die richtige Stelle. Hä? Ging da jetzt doch noch was, 10 Minuten vor Schluss?

Nicht nur ich, der gesamte Gästeblock spürte plötzlich die Veränderung auf dem Rasen und erwachte aus seinem Schönheitsschlaf. Leider ging nichts mehr und wäre man früher erwacht, hätte es ganz anders ausgehen können. Hätte, wäre, könnte. An diesem Wochenende fährt kein Punkt, aber auch keine Klatsche mit nach Hause.
Et is wie et is und et kütt wie et kütt. Und jetzt kütt erstmal Kölle!
Weitere Artikel
