
Nach dem Pokalfight stellte Niko Kovac die Elf auf zwei Positionen um. Jobe Bellingham begann für Felix Nmecha und Karim Adeyemi ersetzte Maximilian Beier. 29.546 Zuschauer waren gekommen, um das vermeintliche Topspiel der Liga zu verfolgen. Nachdem sich der Rasen in eine Schneelandschaft verwandelt hatte, pfiff Schiedsrichter Jöllenbeck die Partie an. Insgesamt 20 Minuten lang fand das Spiel unserer Borussen allerdings nicht statt, begleitet von sich wiederholenden Fangesängen. Die „Paulianer” passten sich zunächst diesem Niveau an, setzten allerdings immer wieder kleine, oberflächliche Nadelstiche. In der 18. Minute hätte es schmerzhafter kommen können, als Hountondji nach einem Fehler von Waldemar Anton plötzlich allein auf Gregor Kobel zulief. Dieser zeigte sich jedoch als verlässlicher Rückhalt und konnte den Schuss parieren.

Es dauerte bis zur 24. Minute, dann konnte man den ersten Schuss auf das Tor von Nikola Vasilj verzeichnen. Die Fangesänge wiederholten sich immer noch. Aus spitzem Winkel scheiterte Serhou Guirassy. Das bis dahin vogelwilde Gekicke mit einem „Fehlpassgewitter“ auf beiden Seiten erlebte in der 35. Minute den ersten Höhepunkt, als unsere „Lebensversicherung“ nach einer Flanke von Marcel Sabitzer per Kopfball das 1:0 erzielte. Zwei Minuten später brachte Guirassy Karim Adeyemi einmal ans Laufen. Vom linken Flügel zog dieser nach innen und wurde dort im Strafraum von Smith gefoult. Es blieb allerdings die einzige bemerkenswerte Aktion von Karim. Den fälligen Elfmeter vergab dann unsere Nummer Neun. Als Vasilj schon fast in der linken Ecke lag, zielte Serhou auf den Torhüter. Mit einem kleinen Blick hätte er den Strafstoß sicher verwandeln können. So ging es mit einer knappen Führung in die Pause, wo man sich von den „Sha la la”-Gesängen erholen konnte.

Irgendwie war klar, dass Karim Adeyemi in der zweiten Hälfte nicht mehr zum Einsatz kommen würde. Vielleicht war es ihm ganz recht, nicht Teil des sich anbahnenden Desasters zu werden. Für ihn kam Felix Nmecha auf das Spielfeld, den Sebastian Kehl aus irgendeinem Grund schätzte. Der in der ersten Hälfte blasse Jobe Bellingham wurde durch den unsteten Julian Brandt ersetzt. Das versprach zunächst nichts Gutes und sollte sich in der 50. Minute bestätigen. Eine Fehlerkette in der Abwehr führte zum Ausgleich durch Andreas Hountondji (Marktwert: 2,5 Millionen Euro), den der FC St. Pauli vom englischen Club FC Burnley kurzfristig ausgeliehen hatte. Julian Brandt brachte dann entgegen den Erwartungen eine frische Brise ins Spiel. Dafür sollte er später belohnt werden. Zunächst schlug allerdings die Stunde von Waldemar Anton. In der 67. Minute erreichte ein von Couto getretener Freistoß über Umwege unseren Verteidiger, dessen abgefälschter Schuss unhaltbar ins lange Eck von Vasilj einschlug. Plötzlich war der BVB wieder in Führung gegangen.

Es war die kurze Glanzzeit von Julian Brandt, bevor er wieder in der Versenkung verschwand. Sieben Minuten nach dem Führungstor erreichte ein genialer Pass von Pascal Groß den am Sechzehner positionierten Brandt. Dieser ließ sein technisches Können kurz aufblitzen und traf zum zwischenzeitlich beruhigenden 3:1.
Ohne Glanz war hingegen sein späteres Interview, in dem er den italienischen Nachwuchsnationalspieler Filippo Mané abstrafte. Wieder einmal bewies unser BVB, dass er nicht in der Lage ist, eine Führung routiniert zu Ende zu spielen. So kam es, wie es kommen musste. Der unglücklich agierende Mané verursachte einen überflüssigen Elfmeter, sah die rote Karte und schenkte der spielerisch limitierten Heimmannschaft einen Elfmeter. Sinai machte es besser als Serhou Guirassy in der ersten Hälfte und erzielte in der 86. Minute den Anschlusstreffer. Es kam noch dicker für die Borussen: Ein kollektives „Nichtverteidigen“ führte drei Minuten später zum Ausgleich durch Smith. In den zehn Minuten Nachspielzeit tauchte der BVB unter. Es blieb beim 3:3 – das Spiel hatte keinen Sieger verdient.
Stimmen nach dem Spiel
Irgendwie waren wir heute nicht wirklich da und müssen mit dem Punkt leben.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Allerdings hast du, lieber Sebastian, einen Teil dieser "Luftpumpen" verpflichtet und übernimmst dafür wie immer keine Verantwortung.
Es ist heute ein Tag gewesen, an dem wir nicht mehr als einen Punkt verdient haben.
Besser kann man es nicht ausdrücken. Es tut mir leid, dass du so einen zusammengewürfelten Haufen trainieren musst. Da hilft auch ehrliche Arbeit nichts, wenn man mit einigen "Luftpumpen" keine Reifen mehr aufblasen kann.
Wir müssen langsam lernen, in den wichtigen Momenten nicht mit einem Mann weniger zu spielen.
Was bezweckst du mit dieser Aussage, du "Pressluftpumpe"? Filippo Mané, du tust mir wirklich leid. Schon viel höherrangige BVB-Spieler haben in ihrer Laufbahn überflüssige Elfmeter verursacht. Es bleibt zu hoffen, dass du das alles gut verkraftest. Und wenn das deine einzige Analyse ist, Julian, dann wundert mich gar nichts mehr.
Die Rückfahrt in den Pott war erneut von Ernüchterung geprägt. Da halfen auch die „Sha la la“-Gesänge nicht wirklich. Was bleibt, ist, dass dieser Verein am Millerntor eine Stadionsprecherin hat und ein ziemlich geiles Fußballmuseum. Für den Empfang, die Betreuung und die spannende Führung möchte ich mich bei allen Beteiligten noch einmal recht herzlich bedanken. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann einmal im Borusseum wieder.
Weitere Artikel
