
Fußball Mitte September…das bedeutet spätsommerliche Temperaturen, Trikotwetter und ein stimmungsvolles Duell auf den Tribünen an einem Samstag um 15:30 Uhr.
Ja gut, oder halt ein Spiel auf einem Sonntag, um 19:30 Uhr bei 12° C gegen den VfL Wolfsburg, dem Medienvertrag der DFL sei Dank. Auch mit viel Wohlwollen kann ich diesem Spieltermin mal so gar nichts abgewinnen. Wie Redaktionskollege Sascha richtigerweise anmerkte:
Das ist eine Zeit, um zuhause auf der Couch dem vergangenen Wochenende hinterherzutrauern und nicht, um ins Stadion zu gehen.

Dieses Motto hatten wohl auch viele Wolfsburger verinnerlicht und so wurde der kümmerliche Gästehaufen in die untere Nordostecke verfrachtet, wo die Weekend Brothers fröhlich vor sich hintrommelten. An einem Samstag um 15:30 Uhr hätten sicherlich 20-30 Leute mehr die Reise ins Westfalenstadion angetreten.
Aber, alles Gemeckere hilft ja nix, am Ende ist man dann halt doch im Stadion.
Vor dem Spiel
Der BVB hatte sich anlässlich des Weltkindertags der Sesamstraße an den Hals geworfen und nicht nur limitierte Becher sondern auch ein spezielles Trikot herausgebracht. Dabei war die Tatsache, dass das Krümelmonster auf dem Rücken durchaus etwas dezenter hätte ausfallen können, nur ein kleiner Minuspunkt. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, durchaus ein sympathischer Gesell mit nachvollziehbarer Nahrungspräferenz, nur die Fellfarbe ist halt grundverkehrt. Ein viel größeres Ärgernis ist mal wieder die Preisgestaltung: 115 € (95 € in den Kindergrößen) für den Lappen ist einfach zu viel.
Kann ich bei Sondertrikots der Argumentation „Es wird ja keiner zum Kauf gezwungen.“ noch einigermaßen folgen, ist dies bei einem Trikot, dass sich gezielt an Kinder richtet, kein Argument mehr. So begrüßenswert eine Aktion zum Weltkindertag ist, so bitter ist der kapitalistische Nachgeschmack, wenn dies am Ende zu traurigen Kinderaugen führt, weil Eltern sich den Hunni nicht leisten können oder wollen. Das geht deutlich besser, BVB!

Apropos besser: Die Personallage sah deutlich besser aus. Nico Schlotterbeck stand erstmal seit seiner Knieverletzung nicht nur im Kader sondern auch direkt in der Startaufstellung und wurde noch vor dem Anpfiff lautstark gefeiert. Eine Ehre, die nicht jedem zuteil wird.
Aufm Platz
Der BVB startete gut und setzte sich rund um den Wolfsburger Strafraum fest.
Mit Ausnahme einer kurzen Phase rund um die 8. Minute, als diverse Bälle quer durch den schwarzgelben Strafraum flogen, kontrollierte der BVB die Partie. Besonders über den starken Adeyemi ging es immer wieder zügig nach vorne, während die linke Seite mit Svensson und Beier immer wieder durch Ungenauigkeiten auffiel. Vor allem Svensson fehlt derzeit die Präzision bei Flanken, die häufig beim ersten Verteidiger hängenbleiben.
In der 21. Minute antizipierte Sabitzer den Aufbau der Wolfsburger und eroberte den Ball tief in der gegnerischen Hälfte, über Ryerson landete der Ball bei Adeyemi, der ihn aus gut 20 Metern mit 125 km/h in die kurze Ecke drosch. Die Führung für den BVB und die Belohnung für Adeyemis starken Auftritt.
Bemerkenswert dann auch Adeyemis Verhalten in der 31. Minute: Wimmer vertrat sich beim Versuch einer hohen Ballannahme das Knie und blieb liegen, Adeyemi hätte freie Bahn bis zum Strafraum gehabt, spielte den Ball jedoch umgehend ins Seitenaus.

Zur Belohnung gab es den Handschlag von Schiri Siebert und kurz danach sogar einen Freistoß für Adeyemi, nach kurzer Klammeraktion von Koulierakis. Sagen wir mal so, den hätte in der Vergangenheit nicht jeder Schiri gepfiffen. Auch hier zeigte die Eigenwerbung Wirkung.
Aber nur kurz: In der Nachspielzeit eroberte Sabitzer erneut den Ball und gab weiter an Adeyemi, der in der Schussbewegung von Maehle am Fuß getroffen wurde. Diesmal blieb Sieberts Pfeife stumm. Eine Fehlentscheidung. So ging es mit einer verdienten schwarzgelben Führung in die Halbzeitpause.

Nach der Pause bot sich zunächst ein ähnliches Bild. Der BVB kontrollierte das Spiel ohne großartig zu dominieren. In Strafraumnähe war es dann meistens zu unpräzise, um wirkliche Torgefahr zu beschwören. Die gab es dann aber urplötzlich auf der Gegenseite: Nach einem Freistoß legte Amoura den Ball quer auf Koulierakis, der selbigen aus 5 Metern an die Unterkante der Latte nagelte. Es blieb das einzige offensive Lebenszeichen der Wolfsburger, ehe der BVB das Spiel wieder kontrollierte.
Richtig zwingend wurde es dann erstmals wieder in der 75. Minute, als Grabara einen Nmecha-Kopfball reaktionsschnell über die Latte lenkte.
Kurz darauf war dann Feierabend für Nmecha und Adeyemi, der mit einem Sonderapplaus verabschiedet wurde. Brandt und Bellingham kamen für die Schlussphase. Auch in dieser blieb der BVB das gefährlichere Team, doch weder Brandt noch Guirassy konnten ihre Chancen zur Entscheidung nutzen. Und so musste dann bei 3 Wolfsburger Standardsituationen in der Nachspielzeit noch einmal gezittert werden, bei denen außer viel Meckerei von Unsympath Arnold nichts heraussprang.
Fazit

Der BVB siegt knapp, aber souverän gegen Wolfsburg. Dabei zeigt man sich insbesondere defensiv sehr stabil und lässt schlussendlich nur eine echte Torchance zu. Belohnung ist der dritte gegentorlose Bundesligasieg in Folge. Offensiv fehlt es hingegen an der notwendigen Präzision um die Spielkontrolle auch in wirklich Zählbares umzumünzen und das Spiel frühzeitig nach Hause zu bringen, zumal Guirassy weitestgehend abgemeldet war. Eine Mangel, an dem Kovac weiter arbeiten muss.
Die Hereinnahme von Schlotterbeck in die zentrale Innenverteidigung hat sich gelohnt. Nicht nur im Spielaufbau, vor allem auch beim Unterbinden schneller Gegenangriffe. Der Taktik des VfL, bei Ballgewinnen möglichst umgehend den schnellen Amoura gegen Anton ins Laufduell zu schicken, wurde schon dadurch viel Gefahr genommen, dass Anton auf der rechten IV-Position spielte und Schlotterbeck so zentral immer noch absichern konnte. Generell machten alle 3 Innenverteidiger einen blitzsauberen Job.
Gleiches gilt auch für Sabitzer: Als defensiver Abräumer hinter Nmecha klaute er sich immer wieder die Wolfsburger Aufbaubälle und war im defensiven Bereich fast überall zu finden.
Und nun?
Am Samstag steht um 15:30 Uhr das Auswärtsspiel in Mainz an, ehe es am 01.10. um 21 Uhr mit dem ersten Champions League-Heimspiel gegen Athletic Bilbao weitergeht.
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