Im Gespräch mit...

Dr. Reinhold Lunow bezieht Stellung zur erneuten Kandidatur "Niemand ist größer als Borussia Dortmund, auch der Präsident nicht"

17.07.2025, 09:00 Uhr von:  giog   Malte S. Tim K
Reinhold Lunow bei seiner Rede auf der Mitgliederversammlung 2023

Wir haben mit Dr. Reinhold Lunow über seine erneute Kandidatur, die hybride Mitgliederversammlung und drei intensive Jahre als BVB-Präsident gesprochen.

schwatzgelb.de: Sie waren einige Tage in den USA und haben dort die Klub-WM verfolgt. Der BVB ist am Ende gegen Real Madrid rausgeflogen. Welche Eindrücke haben Sie mitgenommen?

Reinhold Lunow: Ich bin mit gemischten Gefühlen in die USA gereist. 1997 war ich in Tokio beim „Intercontinental Cup“ bzw. „Toyota Cup“, so hieß er ja. Damals konnten wir gewinnen, ich habe immer noch Fotos mit dem Weltpokal und ein Poster davon in meinem Arbeitszimmer. In den USA war es am Anfang schon ein merkwürdiges Gefühl – aber es war ein großes Erlebnis, gegen Klubs aus anderen Fußballkulturen zu spielen. Sowohl für die Fans vor Ort als auch vor dem TV.

Überzeugt haben mich die persönlichen Begegnungen. Vor allem mit Fans, die diese weite Reise auf sich genommen haben. Aber auch die Fans aus den USA waren total glücklich, dass sie nur ein paar hundert Kilometer fahren mussten, um die Mannschaft zu sehen (lacht). Ich habe beispielsweise einen Fan aus Dortmund getroffen, der nun in Chicago wohnt. Zum Spiel kam er mit seinen beiden Kindern, alle natürlich in Trikots. Dann zeigte er mir ein Foto von seinem Einjährigen, auch schon Mitglied und im Strampelanzug des BVB. Das alles hat bei mir schon Weltpokal-Feeling ausgelöst. 

schwatzgelb.de: Auf der anderen Seite konnte man viele halb gefüllte Stadien beobachten. Es gibt den Kritikpunkt, dass von diesem Wettbewerb vor allem die Vereine profitieren, die ihren Konkurrenten in den nationalen Ligen ohnehin schon enteilt sind. Sie wären aber trotzdem dafür, dass man das Konzept beibehält?

Reinhold Lunow: Es ist schon ein Spagat. Die Teilnahme bedeutet sportliche Anerkennung, großen finanziellen Nutzen, weltweite Wahrnehmung, aber es gibt natürlich auch Schattenseiten. Zum Beispiel, dass die Umsatzstärksten schon wieder viel Geld erwirtschaften. Aber auch die Finanzierung des Turniers, welches auf direktem oder indirektem Wege durch Saudi-Arabien am Laufen gehalten wurde.

Da muss man sich schon Fragen nach Sportswashing und nach der Unabhängigkeit dieses Wettbewerbs stellen, und dann lag er noch mitten in der Sommerpause. 

Ich halte es für wichtig, dass wir, Fans wie Verantwortliche, das analysieren und diskutieren. Es gibt sicherlich Sachen, die an diesem Konzept verbessert werden müssen. Aber das ganze Turnier zu verteufeln, das ist auch nicht richtig.

schwatzgelb.de: Die Klub WM markiert das Ende einer sehr langen und für den BVB  turbulenten Saison, in der es knapp für die Champions League gereicht hat. Wie blicken Sie auf diese Spielzeit?

Reinhold Lunow: Am Ende überwiegt die Erleichterung. Aber zwischendurch war es schon richtig schwer. Als Präsident, aber auch für mich als Fan. Dass wir die Champions-League-Quali noch geschafft haben, dafür bin ich schon sehr dankbar. 

Das täuscht natürlich nicht über die Gesamtwahrnehmung hinweg. Es war eine Spielzeit mit vielen Enttäuschungen. Aber: Für das Finish gebührt der Mannschaft, dem Trainerteam und vor allen Dingen auch den Fans großer Dank, denn die haben auch in der ganz schlimmen Zeit die Treue gehalten. Ihren Unmut haben sie erst am Ende des Spiels gezeigt. Aber in der Zeit, wo es eben zählte, standen sie hinter der Mannschaft und darüber freue ich mich sehr.

schwatzgelb.de: Niko Kovac hat am Ende das Ruder nochmal rumgerissen. Wie beurteilen Sie seine Arbeit?

Reinhold Lunow: Mit Niko Kovac haben wir wirklich den richtigen Mann an der Seitenlinie. Die Ergebnisse zeigen das ja auch. Den Weg, den wir sportlich mit ihm eingeschlagen haben, müssen wir weitergehen. Ich verstehe mich persönlich unheimlich gut mit ihm. Nach dem letzten Spiel bin ich auch in die Kabine gegangen, um ihm einfach danke zu sagen.

Aber man muss natürlich schon realistisch sein, dass der Kampf um die Champions League-Plätze nicht einfacher wird. Wir sollten dennoch selbstbewusst sein, denn wir haben sportlich mit Niko Kovac einen Weg eingeschlagen, den man weiterführen muss.

Die BVB-Mannschaft 2024/2025 feiert vor der Südtribüne beim letzten Heimspiel gegen Holstein Kiel
Nochmal gut gegangen: die Mannschaft nach erfolgreicher Champions League-Qualifikation gegen Holstein Kiel

schwatzgelb.de:  Parallel zum Herrenfußball existieren Abteilungen, die weniger im Fokus stehen, z. B. Handball, Tischtennis, Integrationssport und auch die BVB-Fanabteilung. Wie ist Borussia Dortmund als Gesamtverein im Sommer 2025 aufgestellt?

Reinhold Lunow: Darüber könnte man ein ganzes Buch schreiben (lacht). Ich würde sagen, dass der Gesamtverein so stabil, vielfältig und werteorientiert aufgestellt ist wie lange nicht – wahrscheinlich wie noch nie.

Zum Sportlichen: Unsere Abteilungen zeigen eindrucksvoll, dass Borussia Dortmund weit mehr ist als ein Bundesliga-Profiverein. Die Handballdamen sind auf Platz vier gelandet und spielen kommende Saison in der Champions League. Die Tischtennisherren haben in ihrer ersten Saison in der Bundesliga die Klasse gehalten. Vor wenigen Tagen war ich beim 17:0-Sieg der Blinden-Fußballer. Die haben jetzt die Chance, am letzten Spieltag Deutscher Meister zu werden. Sportlich können wir also absolut zufrieden sein.

schwatzgelb.de: Wie sieht es strukturell aus?

Reinhold Lunow: Wir versuchen, die Professionalisierung des e.V. fortzusetzen. Das ist ein langer Weg, und deshalb soll Bernd Möllmann zukünftig Leiter der Geschäftsstelle des e.V. werden.

schwatzgelb.de: Was erhoffen Sie sich davon?

Mit seiner umfassenden Kenntnis der internen Abläufe soll er unsere Vereinsorganisation auf ein neues Level heben. Dadurch sollen die Ehrenamtler im Verein unterstützt werden und der e.V. als Ganzes mehr Kompetenzen bekommen. Derzeit ist es nämlich so, dass uns für die Umsetzung der Anliegen manchmal das Personal fehlt. Als Leiter der Geschäftsstelle kann er auch vor Ort in die Abteilung gehen - dann wird die Nähe zu unseren Abteilungen schon deutlich größer werden. Bernd war über 25 Jahren Abteilungsleiter im Tischtennis, vier Jahre Schatzmeister und kennt jeden im Verein. An dieser Stelle möchte ich mich auch mal bei Carsten Cramer bedanken. Ganz gleich um welche Abteilung es geht - er hilft immer und dafür bin ich sehr dankbar. Besonders hervorheben möchte ich, dass er gemeinsam mit der Abteilungsleitung im Handball intensiv daran arbeitet, eine tragfähige Lösung für die Hallenproblematik zu finden. Dieses konstruktive Zusammenwirken zeigt eindrucksvoll, wie gut und vertrauensvoll die Verbindung zwischen KGaA und e.V. funktionieren kann. 

Natürlich aber auch die vielen Ehrenamtlichen, über die ich immer auf der Mitgliederversammlung spreche. Die bekommen leider nur einmal im Jahr ihren Dank. Das ist viel zu selten, man muss sich ja einfach nur vorstellen: wenn die weg wären, würde der Verein nicht mehr existieren.

schwatzgelb.de: Und gesellschaftspolitisch?

Reinhold Lunow: Wenn ich als Arzt irgendwo hingehe, dann interessiert das keinen. Komme ich aber als Präsident von Borussia Dortmund, interessiert es jeden. Mit der Strahlkraft des BVB können wir viel bewegen - und das müssen wir nutzen. Wenn ich mir z.B. die AG „Uns verbindet Borussia“ anschaue – das ist toll, was die alles machen. Die Wunschbaumaktion, die Pflege von Stolpersteinen, sie gehen regelmäßig in die Kinderklinik und unterstützen Wohnungslose im Gast-Haus – das sind wichtige Beispiele für gelebtes gesellschaftliches Engagement.

Ein anderes Beispiel: Die Erinnerungsarbeit im Borusseum. Da veranstalten wir nun schon seit 14 Jahren den Tag gegen das Vergessen. Darauf können wir richtig stolz sein. Insgesamt sind wir schon gut aufgestellt - gleichzeitig können wir uns natürlich immer verbessern. 

Ich bin der gewählte Präsident dieses Vereins und ich trete nochmal an, das ist eigentlich nicht so ungewöhnlich.

schwatzgelb.de: Sie haben jetzt ausführlich dargelegt, wofür der e.V. steht und wie er auch unter Ihrer Präsidentschaft aufgestellt ist. Ende Mai haben Sie zumindest medial ein kleines Beben ausgelöst und die Absicht bekundet, erneut als Präsident zu kandidieren. Mit welcher Motivation?

Reinhold Lunow: Wieso Beben? Ich bin der gewählte Präsident dieses Vereins und ich trete nochmal an, das ist eigentlich nicht so ungewöhnlich. Borussia Dortmund braucht eine verlässliche Führung. Eine Führung, die sportlichen Erfolg, wirtschaftliche Stabilität und unseren Grundwertekodex zusammenführt. Genau darin sehe ich meine Aufgabe. Wichtig ist, dass das Zusammenspiel von e.V. und KGaA fortlaufend moderiert wird, man also den Profifußball sieht, aber genauso auch die anderen Abteilungen im Auge behält.

Die intensiven Diskussionen um die letzte Mitgliederversammlung haben auch gezeigt, wie wichtig Transparenz und offene Entscheidungswege sind. Deshalb kandidiere ich gemeinsam mit einem Team, um begonnene Projekte konsequent weiterzuführen und zugleich frische Impulse zu geben.

schwatzgelb.de: Wie beurteilen Sie die medialen Reaktionen, die dann folgten?

Insgesamt sehe ich das entspannt, denn am Ende entscheidet die Mitgliederversammlung, wem sie die Verantwortung als Präsident gibt. Dass natürlich bei Borussia Dortmund für bestimmte Medien ein Anreiz besteht, die Klickzahlen zu erhöhen und das als Machtkampf zu beschreiben – das ist auch klar.

schwatzgelb.de: Medial ist immer wieder von einer mündlichen Absprache die Rede, die auch schriftlich fixiert sein soll. Demnach wollten Sie das Präsidentenamt an Hans-Joachim Watzke weitergeben. 

Reinhold Lunow: Meine Aufgabe ist es, die bestmögliche Lösung für den Verein zu gewährleisten, und es gab und gibt Entwicklungen, die ich wahrnehme, bewerte und entsprechende Schlussfolgerungen ziehe. Ich werde damit der Verantwortung des Amtes gerecht. Die heftigen Diskussionen und Vorkommnisse rund um die Mitgliederversammlung letztes Jahr – auch um Rheinmetall – haben mich veranlasst, trotz früherer Überlegungen erneut zu kandidieren. Daran ist ganz und gar nichts ungewöhnlich. Es ist der Auftrag eines BVB-Präsidenten, zum Wohle des Vereins und der BVB-Familie so zu handeln. Und genau das mache ich.

schwatzgelb.de: Auch wenn Sie sich im Nachhinein von der Absprache gelöst haben: Widerspricht es nicht den Prinzipien des e.V., eine Entscheidung, die den Gremien des Vereins und am Ende der Mitgliederversammlung obliegt, durch eine Absprache zweier Personen vorwegzunehmen?  

Reinhold Lunow: Ich stelle das gerne noch einmal klar, weil es mir sehr wichtig ist: Es gibt bei uns ein maßgebliches Organ. Das ist die Mitgliederversammlung als zentrales Organ des Vereins. Frühzeitige Gedankenspiele, Überlegungen zur Ausgestaltung von Führungspositionen, das Abwägen, welches Angebot bzw. welche Konstellation für die Mitglieder und den Verein mit seinen Abteilungen aber auch für die Entwicklung der KGaA das Beste sein könnte, all das ist nichts Ungewöhnliches in einer verantwortungsvollen Vereinsführung. Es ist und bleibt dann aber auch Führungsverantwortung, immer und immer wieder dynamisch auf Entwicklungen zu reagieren. Nichts ist größer als der Verein. 

Das Bild zeigt die Dortmunder Südtribüne mit zahlreichen Spruchbändern gegen den Rheinmetall-Deal
Auch die Mitgliederversammlung 2024 war begleitet von intensiven Diskussionen um das Rheinmetall-Sponsoring

schwatzgelb.de: Sie haben die turbulente Mitgliederversammlung angesprochen. Wie haben Sie die Mitgliederversammlung 2024 auf der Bühne und hinter den Kulissen erlebt? Es war immer wieder davon die Rede, dass Druck auf Sie ausgeübt worden sein soll.

Reinhold Lunow: Das war schon eine prägende Mitgliederversammlung. Es stimmt, dass von verschiedenen Seiten Druck ausgeübt wurde. Auf die Antragsteller selbst, aber auch auf mich. Aber ich habe diesem Druck standgehalten, weil ich mich nicht verbiegen lassen wollte. Ich war angetreten, um Verantwortung zu übernehmen und auch als Präsident so zu agieren, wie ich es mit meinen, mit unseren Werten vereinbaren kann. Und dazu gehört auch, dass man nicht einknickt. Aus diesem Grund habe ich die Anträge zugelassen - obwohl es deutlichen Druck auf mich gab, diese zu verhindern, abzumoderieren, zu ändern, mit anderen Anträgen in den Hintergrund zu rücken, aufs nächste Jahr zu verschieben - was der Werkzeugkasten eben so hergibt. 

Aber: ich habe mich bei den Anträgen auch enthalten. Mir war wichtig, dass die Mitglieder abstimmen konnten, dass sie ihre Meinung sagen konnten. Und dass man das nicht einfach aufgrund der Angst vor einem unerwünschten Ergebnis verhindert.

schwatzgelb.de: Können Sie näher darauf eingehen, wie man auf Sie eingewirkt hat, damit auch Außenstehende sich etwas darunter vorstellen können?

Reinhold Lunow: Ich möchte da keine Einzelheiten nennen. Natürlich gibt es gewisse Ängste, dass die Mitglieder einem Antrag zustimmen könnten, der mit persönlichen Vorstellungen nicht in Einklang steht. Es ist durchaus entscheidend, wie ein Präsident den Fahrplan einer Mitgliederversammlung gestaltet. Zum Beispiel so, dass am Ende die gewünschten Ergebnisse stehen. Das habe ich aber nicht gemacht. Ich habe die Anträge ganz einfach vorgetragen, habe den Mitgliedern gesagt: Ihr könnt so abstimmen, wie ihr wollt, ohne dass ich meine eigene Meinung dazu in den Mittelpunkt rücke.

Ich habe z.B. bei Rheinmetall auch selbst gesagt: Es gibt keine einfachen Antworten. In meinem Freundeskreis, in meiner Familie gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Aber ich wollte die Meinung der Mitglieder, des Souveräns, des Vereins. Und deshalb habe ich das so durchgezogen.

schwatzgelb.de: Sie haben damals in Ihrer Rede deutlich gemacht, dass es Ihnen weniger um Ihre eigene Positionierung ging, sondern eher darum, eine Positionierung der Mitglieder herbeizuführen. Wie begegnen Sie dem Vorwurf, dass Sie in den Gremien dem Rheinmetall-Deal zunächst zugestimmt haben?

Reinhold Lunow: Wir leben ja in einer Zeit, die geopolitisch und auch für uns in unmittelbarer europäischer Nachbarschaft völlig anders ist als vor Jahren. Das führt zu komplexen Sachverhalten, genauso wie die Frage nach der Bewertung einer Partnerschaft mit Rheinmetall.

Ich wollte gewährleisten, dass möglichst viele Perspektiven stattfinden können und es gab ja wirklich eine Diskussion, die auf ganz hohem Niveau war. Die Leute haben sich nicht angeschrien, die haben sich nicht beschimpft. Wir konnten uns überall sehen lassen mit dieser Diskussionskultur. Und das wollte ich nicht nur zulassen, sondern fördern. 

Dass ich in den Gremien dafür gestimmt habe, das ist richtig. Das war in der Situation für mich die richtige Entscheidung. Im Nachgang habe ich auch ganz andere Meinungen gesehen, zum Beispiel durch die vielen E-Mails, die ich bekommen habe, durch Austritte aus dem Verein. Und dann habe ich mich gefragt: War das richtig? Als Präsident stimme ich ja für die Mitglieder. Deshalb war ich froh, dass wir die Möglichkeit hatten, die Mitglieder dann zu befragen.

schwatzgelb.de: Trotzdem geht es um einen millionenschweren Sponsoringvertrag. Ist es nicht ungünstig, wenn ein Präsident innerhalb weniger Monate seine Meinung ändert? Hätte man nicht von vornherein sagen müssen: Da brauchen wir die Mitglieder?

Reinhold Lunow: Man muss sich klarmachen, wie das in den Gremien abläuft. Das war ad hoc, das war vor dem Champions League-Finale. In den Gremien wird das vorgestellt mit den Parametern, den Summen, und natürlich auch mit Hinweisen auf die politische Lage. Und dann wird abgestimmt. Das ist dann eine Entscheidung, die man mit seinem eigenen Gewissen ausmachen muss. Ich habe in dem Moment aber die Meinung vertreten, dass ich dem zustimmen kann. Es wäre rückblickend sicher gut gewesen, mehr Zeit und mehr Informationen zu haben. Daraus habe ich gelernt. Es ist in diesem Moment nicht möglich gewesen, die Mitglieder zu fragen. Und dann habe ich das so entschieden.

schwatzgelb.de: Einer der erfolgreichen Anträge sah vor, dass für die Zukunft Leitplanken für vergleichbare Situationen entwickelt werden sollen. Wie ist der aktuelle Stand?

Reinhold Lunow: Ja, das war der Antrag von Prof. Dr. Markus Schäfer. Dieser sah vor, dass eine Kommission gebildet werden soll, die solche Leitplanken für künftige Partnerschaften von Borussia Dortmund definiert. Diese Kommission ist bereits zwei Mal zusammengekommen und ihr gehören Mitglieder aus den Gremien des e.V., der Geschäftsführung der KGaA und die Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleitern an. Außerdem sitzt die Beauftragte für Corporate Responsibility in der Kommission. 

Im Moment sieht es danach aus, dass wir keine separate Struktur beim BVB aufbauen werden, sondern die bereits bestehenden Gremienstrukturen und die dortigen Entscheidungsprozesse nutzen werden. Wichtig ist aber, und das haben wir uns auch von der CR-Beauftragten erklären lassen, dass wir, aber auch die Mitglieder, lernen, wie überhaupt die Entscheidungsprozesse in der KGaA aussehen. Wie kommt es dazu, dass sich ein Sponsorenvertrag anbahnt und schließlich abgeschlossen wird? Wie sind die unterschiedlichen Prozesse, um zu klären, ob ein Partner zu unseren Werten passt? Auf der Basis des Grundwertekodex wollen wir diese Prozesse verstehen und schauen, wo man diese verbessern kann. Eine Idee ist zum Beispiel die Ergänzung des Grundwertekodex um ein paar Zeilen zu diesem Thema. Wir sind hier auf einem guten Weg, sind in guten Gesprächen mit der KGaA und im engen Austausch mit dem Antragsteller. 

schwatzgelb.de: Es gab neben drei Rheinmetall-Anträgen auf der Mitgliederversammlung auch noch einen anderen Antrag, der im Nachgang deutlich weniger Aufmerksamkeit bekommen hat. Da ging es um die Frage, wie der BVB sich vor dem Zugriff von Parteien schützen kann, die dem Grundwertekodex widersprechen. Können Sie auch hierzu ein Update geben?

Reinhold Lunow: Das ist medial etwas untergegangen, weil der Antrag ganz am Schluss stattfand. Für die Antragsteller war das vielleicht etwas schade, aber für sie zählt ja, dass der Antrag durchgegangen ist. Auch um diesen Antrag haben wir im Vorfeld der Mitgliederversammlung stark kämpfen müssen, damit darüber letztlich abgestimmt werden konnte. 

Wir sind mit den Antragstellern ständig in Verbindung und entwerfen gerade einen gemeinsamen Fragenkatalog, den wir einem Juristen zur Prüfung überreichen. Im Antrag waren ja auch bestimmte Zeitfenster enthalten, wann die Mitglieder informiert werden müssen. Das wird uns auf der nächsten Mitgliederversammlung beschäftigen. Mir ist das sehr wichtig, aber es werden auch juristisch schwierige Fragen aufgeworfen. Man sieht das ja auch bei anderen Vereinen, wie schwer es ist, so etwas rechtssicher zu formulieren. Vor allen Dingen wollen wir uns nicht daran verbrennen und am Ende gegen eine solche Partei vor Gericht verlieren.

Das Bild zeigt Jakob Scholz, Vorsitzender der Fanabteilung, bei seiner Rede auf der BVB-Mitgliederversammlung
Als Vorsitzender der Fanabteilung bekannt: Jakob Scholz auf der Mitgliederversammlung 2024

schwatzgelb.de: Sie möchten 2025 mit einem anderen Team als noch vor drei Jahren antreten und haben sich Jakob Scholz und Sabine Aldermann an Ihre Seite geholt. Wie kam es dazu, dass Sie sich zu dritt in dieser Konstellation zusammengefunden haben? 

Reinhold Lunow: Wir haben uns schon seit Monaten zusammengesetzt, uns kennengelernt, miteinander gesprochen und festgestellt, dass wir uns gut ergänzen. Sabine Aldermann kenne ich seit Jahrzehnten. Sie ist seit 1979 treue BVB-Anhängerin, als Fan bei Spielen in ganz Europa dabei, engagiert sich im Freundeskreis des Ältestenrats. Außerdem ist sie assoziiertes Mitglied im Beirat der Geschäftsführungs-GmbH - sie ist also Borussin durch und durch. Beruflich ist sie als Wirtschaftsjuristin in den Bereichen Insolvenzrecht, Gesellschaftsrecht und Sportrecht tätig. Auch in der Stadtgesellschaft ist sie gut vernetzt. Mit ihrem juristischen Hintergrund und ihrer langjährigen Verbindung zum Verein kann sie wichtige Perspektiven in die Vorstandsarbeit einbringen. 

schwatzgelb.de: Zu Jakob Scholz gibt es ja die Behauptung, dass der Verein durch ihn als ehemaligen Ultrà vereinnahmt werden würde.

Das ist Unsinn. Gerade Jakob hat doch immer gezeigt, wie man moderieren kann, wie man Brücken baut. Er macht das ja schon wirklich lange in der Fanabteilung, wo er die Belange der Fans vertritt. Er ist der ideale Mann, um Faninteressen in den Vorstand einzubringen.

Man muss überhaupt keine Angst haben, dass Jakob für eine Übernahme des Vereins steht (lacht). Wenn man ganz ehrlich ist, sind auch die Vereine, die immer als Negativbeispiele genannt werden, nicht die, die durch die Fans an die Wand gefahren wurden. Im Gegenteil: die Fans haben oft noch das gerettet, was vom Verein übrig geblieben war. Auch deshalb kann ich diese Vorwürfe nicht nachvollziehen. Das sind für mich unspezifische Ängste, die nicht mit Fakten belegt werden können.

Außerdem gibt es schon heute einige ehemalige Ultras in verantwortlicher Position in der KGaA, die dort sehr gute Arbeit leisten - gerade aufgrund ihrer Vorgeschichte.

schwatzgelb.de: Wie ist denn Ihr Verhältnis zur aktiven Fanszene von Borussia Dortmund? 

Reinhold Lunow: In 20 Jahren Vorstandstätigkeit hat es da natürlich einige Berührungspunkte gegeben. Immerhin war und bin ich ja selbst Fan und war ja auch viele Jahre auf der Südtribüne, wenn auch nicht als Teil organisierter Strukturen. Ich würde schon sagen, dass ich viele Personen kenne. Wenn ich mit den Fans zusammen bin, zum Beispiel bei der 20-Jahre Feier der Fanabteilung, dann ist das für mich immer eine Wohlfühlsituation. Dort die ganzen alten Recken zu sehen, die zahlreichen FA-Vorstände, mit denen ich immer zu tun hatte, das hat mich total gefreut. Man hat ja auch gemeinsam mit organisierten Fans einiges auf den Weg gebracht – zum Beispiel das Borusseum. Auch bei der Klub WM waren es immer schöne Momente, wenn ich mich mit den Fans austauschen konnte. Ob das dann organisierte Fans sind oder nicht, macht für mich keinen großen Unterschied. 

schwatzgelb.de: Zurück zu Ihrem Vorstandsteam. Silke Seidel und Bernd Möllmann scheinen zumindest bei Ihrem zukünftigen Vorstand keine Rolle mehr zu spielen.

Ich habe mit dem aktuellen Vorstand in den letzten drei Jahren sehr gut zusammengearbeitet. Wir haben viel auf den Weg gebracht. Silke Seidel ist ja nun Vorsitzende des Aufsichtsrats – das ist eine ganz wichtige, vielleicht eine der wichtigsten Funktionen überhaupt bei Borussia Dortmund. Sie war drei Jahre wichtiger Teil unseres Vorstandes, sie kennt die e.V.-Themen und deshalb bin ich mir sicher, dass das dem Verhältnis zwischen Aufsichtsrat und Vorstand sehr gut tun wird. 

Zu Bernd Möllmann hatte ich ja eben schon gesagt, dass er als Leiter der Geschäftsstelle dabei helfen soll, den e.V. auf ein neues Level zu bringen.

Die Neuen im Vorstand sehe ich vor allem als Impulsgeber neben mir, der schon seit 20 Jahren als Schatzmeister, Vizepräsident und Präsident aktiv ist und sich mit Details in der Vorstandsarbeit und dem Verhältnis von KGaA und e.V. sehr gut auskennt. Es geht also einerseits um Konstanz und andererseits um neue Impulse.

Auch Präsidenten kommen und gehen. Der Präsident ist sehr wichtig, aber am wichtigsten ist am Ende nur der Verein. Niemand ist größer als Borussia Dortmund, auch der Präsident nicht. Wenn am Ende auch zwei Modelle kandidieren, kann das für den BVB nur gut sein.

schwatzgelb.de: Es ist durchaus bekannt, dass auch Hans-Joachim Watzke entsprechende Ambitionen hat, wenngleich er eine Kandidatur noch nicht bekannt gegeben hat. Würden Sie einen Wahlkampf als Zerreißprobe für Borussia Dortmund ansehen?

Reinhold Lunow: Ich sehe das unaufgeregt. Es kann doch nicht schaden, wenn man eine wirkliche Wahl hat. Wenn es mit Aki Watzke und mir vielleicht auch zwei verschiedene Entwürfe gibt, dann ist das doch absolut in Ordnung. Man muss darin weder einen Machtkampf sehen, noch, dass der BVB deshalb den Bach runtergeht.

Für mich ist es kein Makel, wenn sich mehrere Personen zur Wahl stellen. Deswegen werden auch nicht die Sponsoren weglaufen, der Aktienwert in den Keller fallen oder ein Mitgliederschwund eintreten, wie teils geschrieben wurde. Nichts davon ist passiert.

Borussia Dortmund wird jetzt 116 Jahre alt. Wenn man, wie ich, viel im Borusseum gearbeitet hat, dann sieht man: Auch Präsidenten kommen und gehen. Der Präsident ist sehr wichtig, aber am wichtigsten ist am Ende nur der Verein. Niemand ist größer als Borussia Dortmund, auch der Präsident nicht. Wenn am Ende auch zwei Modelle kandidieren, kann das für den BVB nur gut sein.

schwatzgelb.de: Wenn es zu der beschriebenen Situation kommt – wie könnte ein solcher Wahlkampf aussehen, damit er gerade nicht ausschließlich in den Medien ausgetragen wird?

Es gibt ja zahlreiche denkbare Formate, wie zum Beispiel eine „town hall“. Wichtig ist: Wir wollen in einen Dialog mit den Mitgliedern kommen, digital und vor Ort. Wenn Mitglieder Fragen stellen und mitgestalten können, empfinde ich das als großen Gewinn. Bisher konntest du als neuer Kandidat für ein Vorstandsamt auf der Mitgliederversammlung eine kurze Rede halten, erklären, was du dir vorstellst und die Mitglieder mussten dann innerhalb weniger Minuten entscheiden, ob sie dich gut finden oder nicht. Diesen inhaltlichen Austausch werden wir breiter führen.

schwatzgelb.de: Weshalb sollte die Mitgliederversammlung Sie wählen? Was wären für Sie zentrale Themen, die Sie in den Vordergrund rücken wollen?

Reinhold Lunow: Jeder, der mich kennt, weiß, dass mir unsere Grundwerte sehr wichtig sind. Gleichzeitig ist aber für Borussia Dortmund - und für mich - der wirtschaftliche Erfolg zentral. Und der ist in einem Sportverein nun einmal maßgeblich vom sportlichen Erfolg abhängig. Mit dem sportlichen Erfolg kommt der wirtschaftliche und das ist die Basis für alles. Du kannst dir nicht im gleichen Maß Gedanken über gesellschaftliches Engagement machen, wenn du keine finanziellen Möglichkeiten hast. Deshalb ist es auch Unsinn, wenn zum Beispiel geschrieben wird, ich würde den Etat für die Profi-Herrenmannschaft herunterfahren wollen.

Du musst aber den wirtschaftlichen und sportlichen Erfolg mit unseren Grundwerten in Einklang bringen. Es gibt rote Linien, die nicht überschritten werden dürfen und diese roten Linien definiert unser Grundwertekodex.

Wir haben erlebt, wie der BVB kurz vor dem Aus stand. Ich möchte sicherstellen, dass es den BVB noch in 30 Jahren gibt und dass meine Kinder, meine Enkel und auch meine Urenkel noch zu Borussia Dortmund gehen können. Kurz gesagt: ich wünsche mir, dass die BVB-Familie und die Identität des Vereins erhalten bleiben und wir nicht irgendwann bloß die Filiale eines Weltkonzerns sind.

schwatzgelb.de: Wenn Sie dies so hervorheben, dann scheinen Sie aktuelle Gefahren zu sehen? 

Reinhold Lunow: Ich sehe keine akute Gefahr, aber ich sehe eine Entwicklung, bei der wir aufmerksam bleiben müssen. Der Fußball verändert sich rasant. Umso wichtiger ist es, dass wir als Borussia Dortmund unsere Identität bewahren, als eigenständiger Verein mit starker Mitgliederbasis, klaren Werten und einer lebendigen Fankultur. Eben auch im Blick auf kommende Generationen. 

schwatzgelb.de: Sie sprechen von roten Linien. Wo sind diese roten Linien? Haben Sie das Gefühl, dass diese Linien in der Vergangenheit überschritten wurden? 

Reinhold Lunow: Das Gefühl habe ich grundsätzlich nicht. Entscheidend ist aber bei Einzelfallentscheidungen, die hier in aller Regel zu treffen sind, dass wir sauber kommunizieren und diskutieren. Die roten Linien sind im Grundwertekodex definiert und wir werden sie beachten, dennoch ist es auch unsere Verantwortung, Austausch und Debatten zu ermöglichen. Dann gelangen wir zu Bewertungen und sauberen Entscheidungen. Ob das zuletzt immer geglückt ist, auch darüber ließe sich diskutieren und das kann man sicher unterschiedlich bewerten. Für mich ist entscheidend, dass wir als Verein aus Diskussionen lernen und wachsam bleiben.

schwatzgelb.de: In unserer Satzung ist ein Vorschlagsrecht des Wahlausschusses verankert. In den Medien wird davon berichtet, dass sich der Ältestenrat und der Wirtschaftsrat für Aki Watzke ausgesprochen haben soll.

Reinhold Lunow: Es ist ja so: Der dreizehnköpfige Wahlausschuss besteht aus Abteilungsleitern, aus Teilen des Ältestenrates, des Wirtschaftsrates und den Kassenprüfern. Jedes Mitglied kann einen Vorschlag machen. Dieser Ausschuss entscheidet dann in geheimer Wahl über den Vorschlag für das Präsidentenamt. Daran ändert sich auch nichts, wenn der Ältesten- oder der Wirtschaftsrat sich für einen Kandidaten ausspricht.

Diese Vorauswahl existiert zur Vermeidung von chaotischen Zuständen auf der Mitgliederversammlung. Die tatsächliche Wahl treffen aber natürlich dann die Mitglieder. Und natürlich kann der Wahlausschuss auch zwei Kandidaten vorschlagen.

Ich will mich nicht mit den Lügen befassen, sondern mit dem, was gut ist für den BVB.

schwatzgelb.de: Vor allem in der Boulevardberichterstattung wurden harte Anschuldigungen gegen Sie erhoben. Macht das etwas mit einem?

Reinhold Lunow: Ich bin diese Schärfe trotz meiner langjährigen Vorstandstätigkeit natürlich nicht unbedingt gewohnt. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Natürlich gibt es Situationen, in denen ich mich direkt wehren und manchem Journalisten schreiben möchte: „Habt ihr sie nicht mehr alle? Warum lügt ihr einfach so?“. Denn es sind zum Teil ja wirklich komplette Unwahrheiten, die verbreitet werden. Aber mein Umfeld fängt mich da auch ein. Ich will mich nicht mit den Lügen befassen, sondern mit dem, was gut ist für den BVB. Diese Erdung hilft mir dann immer.

schwatzgelb.de: Möchten Sie dennoch auf bestimmte Sachen eingehen?

Reinhold Lunow: Ich möchte schon darauf eingehen, was der ehemalige Leiter der Handballabteilung gesagt hat. Denn die Aufarbeitung dieses Vorfalls war in den vergangenen drei Jahren eine meiner bewegendsten und anspruchsvollsten Aufgaben.

Wir haben in der Handballabteilung einen umfangreichen Prozess mit externen Fachberaterinnen für Prävention und Intervention bei interpersoneller Gewalt angestoßen. Die haben das wirklich sehr gut gemacht und einen über 70 Seiten langen Bericht dazu verfasst. Dann zu sagen, ich hätte diese Aufarbeitung gefördert, um mir auf der Mitgliederversammlung Applaus abzuholen, ist schon dreist. Besonders aufschlussreich für die Aufarbeitung waren anonymisierte Interviews, die von den Fachberaterinnen mit den Spielerinnen geführt wurden. Daraus haben wir viel über die Struktur der Abteilung gelernt. Nach dieser Bestandsaufnahme haben wir Stück für Stück Verbesserungen in die Wege geleitet. Ich habe mich auf der Mitgliederversammlung bedankt bei den beiden Spielerinnen, die den Mut hatten, uns über die Missstände zu informieren. Das hat uns die Möglichkeit gegeben, uns damit zu beschäftigen. Der ganze Verein muss ihnen dankbar sein. Denn: Wir lernen ja nicht nur für die Handballabteilung daraus, wir lernen auch für alle anderen Abteilungen. 

Wir sind mit der Entwicklung eines Schutzkonzeptes schon ein gutes Stück vorangekommen, aber noch lange nicht fertig. Es fehlt zum Beispiel noch eine anonyme Anlaufstelle, die man schnell und unkompliziert findet. Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Äußerungen zu sehen. Es hat ja schon einmal ein Interview mit dem früheren Abteilungsleiter gegeben, auf das der BVB in einer Stellungnahme eingegangen ist. Alles, was der BVB damals gesagt hat, könnte man heute genauso wiederholen.

Respekt und Solidarität statt Machtmissbrauch: die BVB-Handballdamen beim Playoff-Heimspiel gegen Metzingen

schwatzgelb.de: Es gab damals Vorwürfe gegen André Fuhr, die über den Spiegel erhoben worden sind. Können Sie noch einmal zusammenfassen, was seitdem passiert ist? 

Reinhold Lunow: Wir haben uns von dem Trainer getrennt. Anschließend ist auch der Abteilungsleiter zurückgetreten. Dann haben wir begonnen, uns in Sisyphusarbeit Stück für Stück damit zu beschäftigen. Ganz viel haben wir eben durch die anonymen Interviews erfahren.

schwatzgelb.de: Wurden diese Interviews sehr zeitnah geführt?

Reinhold Lunow: Nach etwa einem Jahr. Ich hätte es mir schneller gewünscht, aber wir wollten das ja auch von Experten machen lassen, die zum erwähnten Bericht führten.

Einer unserer großen Wünsche war mehr Weiblichkeit in der sportlichen Leitung. Nachdem wir uns etwas umgeschaut haben, habe ich mit Yasmin Yusif-Hügle gesprochen, damals Jugendkoordinatorin, zuvor Trainerin und ehemalige Spielerin. Nach mehreren Gesprächen hatte ich ein gutes Gefühl, auch weil sie den Verein gut kannte. Dann habe ich das mit der Abteilungsleitung, Herrn Thiele und Herrn Kuno besprochen, die den Vorschlag auch gut fanden. 

Anschließend wurde Zuzana Porvaznikova in die Abteilungsleitung integriert. Sie war Bundesligaspielerin beim BVB, ist promovierte Sportwissenschaftlerin, EHF Master Coach und Studienrätin am Goethe-Gymnasium, wo die Spielerinnen trainieren. Sie hatte schon Kontakt zu einigen Spielerinnen und ist quasi eine Obfrau, an die sich die Spielerinnen wenden können. 

Bei allen Entscheidungen war die Abteilungsleitung selbstverständlich voll einbezogen und hat diese befürwortet. Ich habe zurückgemeldet bekommen, dass die Zusammenarbeit mit den beiden sehr gut funktioniert.

schwatzgelb.de: Wie bewerten Sie den status quo nach diesen Veränderungen? 

Unsere Handballabteilung hat einen unheimlich guten Ruf in Deutschland bekommen. Spielerinnen kommen zurück, die vorher gegangen sind. Wir bekommen regelmäßig Angebote aus anderen großen Ligen, weil wir mit der jetzigen Abteilungsleitung und mit Henk Groener, der ja ein sehr empathischer Trainer ist, eine gute Struktur geschaffen haben. Eine Atmosphäre, die von Respekt, Transparenz und Solidarität gekennzeichnet ist. Und darauf bin ich stolz.

schwatzgelb.de: Sie haben gerade gesagt, dass weibliche Ansprechpartnerinnen ein Ergebnis der Aufarbeitung sind. Gibt es noch andere Ergebnisse?

Reinhold Lunow: In stark hierarchisch geprägten Strukturen besteht die Gefahr, dass ein Klima der Unsicherheit und Angst entsteht – ein Umfeld also, in dem abweichende Perspektiven und kritische Stimmen kaum Gehör finden. Haben sich solche Machtstrukturen erst einmal verfestigt, lässt sich nur schwer zu einer gesunden, offenen Organisationskultur zurückkehren. In der Psychologie spricht man von einer „traumatisierten Organisation”.

Vor diesem Hintergrund möchte ich mich an dieser Stelle ganz besonders bei der aktuellen Abteilungsleitung bedanken, dass es uns mit ihrer Hilfe gelungen ist, die notwendigen Veränderungen auf den Weg zu bringen.

schwatzgelb.de: Kann man Erkenntnisse aus der Handballabteilung möglicherweise auch auf andere Abteilungen anwenden, z.B. auf den Kinder-, Jugend- und Frauenfußball?

Reinhold Lunow: Ja. Wir sind dabei, alle Abteilungen einzubinden. Auch in anderen Bereichen des e.V. wird an der Erstellung eines Schutzkonzeptes gearbeitet. Am Anfang stehen nach der Risikoanalyse zunächst Schulungen über interpersonelle und sexualisierte Gewalt an. Es ist wichtig, dass diese bei den Führungskräften beginnend durchgeführt werden. Ich habe an einer solchen Schulung teilgenommen - und wurde dabei für wichtige Aspekte erneut sensibilisiert, trotz meiner langjährigen medizinischen Erfahrung. 

Wenn man früher oft gesagt hat: „Das ist eben Motivation zur Leistungssteigerung“, muss man feststellen, dass das gesellschaftliche Bewusstsein für solche Themen gewachsen ist. Heute achtet man viel mehr darauf, was das mit den Sportlerinnen und Sportlern macht. Natürlich müssen Trainer motivieren, aber wir müssen auch wissen, wo Machtmissbrauch beginnt.

Natürlich stehe ich felsenfest zu 50+1.

schwatzgelb.de: Es ist schwierig, jetzt einen guten Übergang zu finden. Wir finden es aber gut, dass wir so ausführlich über dieses wichtige Thema sprechen.

Dennoch möchten wir den Bogen zurück zur Frage nach der Mitgliederkontrolle im Verein schlagen. Wie definieren Sie 50+1 für sich und welche Einflussnahme sollte der Mutterverein auf die Kapitalgesellschaft nehmen?

Reinhold Lunow: Natürlich stehe ich felsenfest zu 50+1. Das wird niemanden verwundern. Damit diese Regelung im deutschen Profifußball gut funktioniert, brauchen wir eine klare Gewaltenteilung zwischen den mitgliedergeführten Vereinen und den ausgegliederten Kapitalgesellschaften.

Die Einschätzung des Bundeskartellamts stärkt die Regelung, wenn sie so konsequent umgesetzt wird, wie vom Bundeskartellamt beschrieben. Und sie sollte uns darin bestärken, weiter für 50+1 zu kämpfen. Ich möchte aber nicht missverstanden werden: Ich empfinde es als zwingend, dass in Unternehmensstrukturen wie beim BVB das operative Geschäft in der Kapitalgesellschaft und die Rolle des Vereins als Korrektiv klar voneinander abgegrenzt sind. 

Um diese Rolle des Vereins ausüben zu können, ist eine Beteiligung der Mitglieder zu gewährleisten. Und das können wir vereinsseitig sicherstellen, indem beispielsweise neben der Mitgliederversammlung regelmäßige Austauschformate entwickelt werden.

schwatzgelb.de: Haben Sie eine Vision für die Zukunft von 50+1 in der DFL? Das Bundeskartellamt hat ja zumindest klargestellt, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. 

Reinhold Lunow: Schwierige Frage. Auf jeden Fall ist die DFL gefordert, die benannten Vereine und ihre Konstruktionen zu überprüfen. Im Sinne des Erhalts oder der Herstellung von Mitgliederbeteiligung, aber auch im Sinne eines fairen Wettbewerbs. 

Ich glaube schon, dass die meisten Vereine in der DFL eine ähnliche Vorstellung von 50+1 haben wie wir. Gleichzeitig sind das so komplexe organisatorische und juristische Fragen, dass sie selbst für die DFL schwierig zu beantworten sind. Wichtig ist, dass die Beteiligten sich darauf einigen, dass man die Regelung im Kern beibehalten möchte. Ich bin überzeugt, dass man dann auch juristische Wege und Mittel finden wird.

Wenn mich eine hybride Mitgliederversammlung nicht wählt, dann will ich auch nicht Präsident sein.

schwatzgelb.de: Sie haben jüngst bekannt gegeben, dass die diesjährige Mitgliederversammlung hybrid stattfinden wird. Sie hatten sich 2023, kurz nach Ihrer Wahl zum Präsidenten, schon durchaus offen für solche digitalen Formate gezeigt. Wie ist es nun dazu gekommen, dass dies so kurzfristig per Vorstandsbeschluss durchgesetzt wurde?

Reinhold Lunow: Ich bin im Grundsatz dafür, weil das hybride Format zu mehr Mitgliederbeteiligung führt. Gleichzeitig wollte ich, dass wir das nicht übers Knie brechen. Denn das hybride Format haben noch nicht so viele Fußballvereine genutzt, sodass wir nur begrenzt auf die Erfahrungen anderer Vereine zurückgreifen können. 

Ich weiß auch nicht exakt, was die Mitglieder dazu denken. Deshalb hätte ich die Mitglieder gerne befragt. Wir waren auch so weit, dass wir die technischen Möglichkeiten parat hatten. Dann hätte man zumindest ein Gefühl bekommen, auch wenn eine solche Befragung juristisch nicht bindend gewesen wäre.  

Im Vorstand war allerdings eine Mehrheit dafür, eine solche Mitgliederbefragung nicht durchzuführen. Dann war für mich klar: entweder stimme ich nicht zu, dass wir das ohne Mitgliederbefragung machen, oder ich stimme eben zu. Weil ich grundsätzlich aber ja für mehr Partizipation der Mitglieder bin, habe ich trotz fehlender vorheriger Meinungsbildung der hybriden Versammlung zugestimmt.

Jetzt werden wir in diesem Modus zusammenkommen und müssen sicherstellen, dass wir das rechtlich sauber und technisch zuverlässig umsetzen.

schwatzgelb.de: Wie muss man sich das weitere Prozedere vorstellen? Die Grundsatzentscheidung wurde nun per Vorstandsbeschluss gefällt, aber jetzt geht es ja um viele Detailfragen, die wir auch in einem Artikel adressiert haben.

Reinhold Lunow: Jetzt muss ich mich kundig machen, Kontakte zu Spezialisten knüpfen, ich muss mir Meinungen und Erfahrungen einholen. Das müssen die anderen Vorstandsmitglieder auch, das müssen auch die Verantwortlichen der KGaA, die uns helfen, Mitgliederversammlungen zu organisieren, natürlich auch die IT-Abteilung. Da müssen wir uns alle zusammensetzen. Wir werden einen Dienstleister beauftragen müssen, der Erfahrung darin hat. Dann müssen wir Testläufe starten. Wir müssen bestimmte Bedingungen vorher festlegen, damit es nicht zu Chaos kommt. Also vor allem: wann wer sich wo einwählen kann.

schwatzgelb.de: Es gibt ja auch viele Negativbeispiele. In Stuttgart wurde die Mitgliederversammlung abgebrochen, beim Nachbarn aus Gelsenkirchen lief es ähnlich. Bei Dynamo Dresden hat man im Vorfeld gesagt: Wir können das nicht umsetzen, weil der Testlauf nicht funktioniert hat. Wie groß sehen Sie die Gefahr, dass es zu Schwierigkeiten kommt?

Reinhold Lunow: Wie gesagt: Ich wollte das ja in Ruhe angehen. Klar: die Gefahr, dass wir das abbrechen müssen und dass die ganze Versammlung nicht valide ist, die steht auf jeden Fall im Raum. Wir müssen alles dafür tun, dass es nicht dazu kommt. 

schwatzgelb.de: Mal provokant gefragt: Wie viel Wahlkampf steckt in dieser Entscheidung?

Reinhold Lunow: Ich will es mal so sagen: Wenn mich eine hybride Mitgliederversammlung nicht wählt, dann will ich auch nicht Präsident sein. Wenn mich ausschließlich Personen wählen würden, die aus dem engsten Kreis kommen, die jedes Jahr in die Westfalenhalle kommen, dann ist es nicht das, was ich möchte. Man muss ja auch schon das Gefühl haben, dass die Leute einen als Präsidenten wollen. Zu sagen, wir machen keine hybride Versammlung, weil das Präsenzformat für mich die besseren Chancen zur Wiederwahl bietet - das hätte ich hinterhältig gefunden und das entspricht nicht meinem Selbstverständnis.

Mich beschäftigt nur, ob wir es reibungslos hinkriegen. Ich gehe aber davon aus, dass die, die sich einwählen, schon auch zu dem Kreis gehören, die sich dafür interessieren und eine kompetente Entscheidung treffen werden.

schwatzgelb.de: Sie haben gesagt, dass Sie die hybride Mitgliederversammlung nicht übers Knie brechen wollten. Gleichzeitig haben wir aber darüber gesprochen, dass Sie digitale Partizipation auch schon in der Vergangenheit befürwortet haben. Wieso haben Sie solche Formate nicht schon früher angestoßen?

Reinhold Lunow: Wie ich schon sagte: Es ist einfach eine riesige Aufgabe, die mit großen Gefahren verbunden ist. Man stelle sich vor, dass man die Versammlung abbrechen und noch einmal durchführen müsste. Ich sage ganz offen: Man muss in so einer Frage nicht der Erste sein, der das macht, sondern kann auch die Entwicklungen anderswo beobachten. Objektiv gesehen war es für mich akut nicht zwingend notwendig. Auch wenn ich es grundsätzlich für richtig halte.

schwatzgelb.de: Sie haben sich schon als Schatzmeister für einen Mitgliederzuwachs eingesetzt. Gleichzeitig kommt nur ein Bruchteil der Mitglieder auf die jährliche Mitgliederversammlung. Hat man es in den vergangenen Jahren verpasst, die Neumitglieder dafür zu sensibilisieren, dass man sich auch bei Borussia Dortmund einbringen und aktiv am Vereinsleben teilnehmen kann?

Reinhold Lunow: Ja, das ist richtig und darüber habe ich auch schon oft nachgedacht. Wir haben angesichts des enormen Mitgliederzuwachses tatsächlich zu wenig dafür getan, den Dialog mit den Mitgliedern bewusst zu fördern.

Natürlich gab es einen berechtigten Wunsch, den Verein auf breitere Füße zu stellen. Das macht ja auch Spaß, wenn du immer neue Zahlen nennen kannst. Wir sind jetzt beinahe 230.000. 

schwatzgelb.de: Wie könnte eine bessere Einbindung denn gelingen?

Ich glaube, dass wir digital unheimlich viele Möglichkeiten haben. Im schwatzgelb.de-Forum zum Beispiel beteiligen sich viele Leute und diskutieren. Ein solcher Mitgliederdiskurs würde dem e.V. auch helfen.

Man muss diese Formate – natürlich auch in Präsenz – fördern. Doch strukturell ist das nicht immer so einfach. Wir sind hier auf die KGaA angewiesen. Die unterstützt uns schon, hat aber natürlich eigentlich andere Aufgaben. Aber ich gebe zu, dass ich mit dem Istzustand nicht zufrieden bin. Wenn wir zum Beispiel einen Geschäftsstellen-Leiter im e.V. hätten, wenn man auch eigenes IT-Personal einstellt, würde das zu Verbesserungen führen. Die finanziellen Möglichkeiten hierfür haben wir. 

Das Bild zeigt einen Bierbecher im leeren Westfalenstadion
Fußball in Zeiten von Corona

schwatzgelb.de: Als Sie am 20. November 2022 zum Präsidenten gewählt wurden, befand Deutschland sich in den letzten Monaten der Corona-Pandemie. Wie hat sich das in Ihrer Anfangszeit bemerkbar gemacht? Wie war die Stimmung im Verein?

Reinhold Lunow: Ich beurteile das eher retroperspektiv. Wenn man da drinsteckt, ist das wie bei einer schweren Krankheit: Du arrangierst dich damit und versuchst, damit zurechtzukommen. So war es auch mit der Pandemie.

Das Vereinsleben lag völlig brach. Die Ehrenämtler mussten wir alle zurückholen. Ich hatte natürlich auch in meiner Praxis viel mit Corona zu tun. Es war schon eine außergewöhnliche  Zeit. Jetzt im Nachhinein halte ich es für ziemlich verrückt, dass ich mit zehn Leuten beim Auswärtsspiel war.

schwatzgelb.de: Ihre erste Wahlperiode endet bald. Wir haben es zwischendurch immer mal wieder angerissen: Können Sie noch einmal kurz zusammenfassen, was für Sie wichtige Projekte aus den letzten drei Jahren sind?

Reinhold Lunow: Über die Erfolge im Sport und die Aufarbeitung der Vorkommnisse in der Handballabteilung haben wir ja schon gesprochen. Im Grunde genommen habe ich mir drei Aufgaben gestellt: die Verbesserung der Strukturen, die Stärkung der Sportabteilungen und die Verankerung der Werte des Vereins. 

Der Grundwertekodex ist eine der großen Errungenschaften in dieser Amtszeit. Der kommt zwar nicht initiativ von mir, aber ich habe diesen Prozess begleitet und unterstützt. 

Außerdem haben wir einen Workshop eingeführt, der einmal im Jahr stattfindet. Die Abteilungen haben sich dort um einiges besser kennengelernt. Die Abteilungen unterstützen sich seitdem viel mehr gegenseitig.

Es war ja vorher so: Wenn jemand in der Handballabteilung eine Knieverletzung hatte, dann mussten die irgendwo ein Auto organisieren. Wo bekommt man jetzt ein Auto her, damit die Spielerin zum MRT gefahren werden kann? Parallel dazu gab es in der Jugendabteilung einen ganzen Fuhrpark. Aber es gab eben kein Netzwerk dazu. Heutzutage sind die Abteilungen vernetzt, die telefonieren miteinander, die haben regelmäßig ein jour fixe, die pflegen einen Mailaustausch. 

Zusammengefasst: Die Abteilungen sind sich näher gekommen, wir haben den Grundwertekodex verabschiedet, wir haben sportlich einiges erreicht. Wenn ich über all das nachdenke, können wir zufrieden sein. Natürlich gibt es immer noch Dinge, die man besser machen kann, aber letztendlich haben wir das schon ganz gut hinbekommen. 

Unterschiedliche Meinungen, Perspektiven zu hören und zu diskutieren ist etwas ganz Normales. Schwierig wird es, wenn eine Perspektive alle anderen dominiert.

schwatzgelb.de: Eine Frage für das schwatzgelb.de-Forum, weil sie dort häufig diskutiert wurde -

Reinhold Lunow: Da schaue ich jeden Tag rein. Seit der ersten Stunde von schwatzgelb.de (lacht).

schwatzgelb.de: Bitte befeuern Sie die ohnehin schon ausufernden Forumsdiskussionen nicht noch mit der Info, dass Sie dort regelmäßig mitlesen… 

Reinhold Lunow: (lacht) Ich schreibe ja nichts rein, obwohl ich das manchmal gerne machen würde. Ernsthaft: es hilft mir wirklich manchmal zu lesen, was wen bewegt. Ich bin da beim BVB auch nicht der Einzige. Fast alle, die ich kenne, machen das.

Es ist auch immer interessant, die Leute kennenzulernen, die ich vom Forum nur als Pseudonym kenne. Als ich auf der 20-Jahre Feier der Fanabteilung war, habe ich viele kennengelernt, auch von euch. Das ist ein irres Gefühl, weil ich sie teils jahrelang mit ihren Meinungen und Einstellungen kenne und jetzt auch das Gesicht dazu.

schwatzgelb.de: Zurück zur Frage: Oft wird gesagt, der BVB sei immer nur dann stark gewesen, wenn die KGaA und der e.V. Hand in Hand gegangen sind. Konflikte hätte man immer intern gelöst. Sie und Ihr Team würden durch die öffentliche Bekanntgabe der Kandidatur diesen Geist gefährden.

Reinhold Lunow: Unterschiedliche Meinungen, Perspektiven zu hören und zu diskutieren ist etwas ganz Normales. Sollte es jedenfalls sein, denn so kann Verständnis füreinander entstehen, Brücken gebaut werden und Zusammenhalt wachsen. Schwierig wird es, wenn eine Perspektive alle anderen dominiert. Das spaltet. Wir sind und bleiben eine BVB-Familie. Der e.V. und die KGaA haben einfach unterschiedliche Aufgaben: Die einen sind operativ tätig, die anderen eher korrektiv. Wir als e.V. müssen uns nicht bei der Frage einmischen, welcher Spieler gekauft wird. Aber wir müssen das große Ganze beobachten und dafür gibt es den Präsidialausschuss mit seiner Personalkompetenz über die Bestellung der Geschäftsführer. Solange wir uns auf Augenhöhe unterhalten können, auch über unterschiedliche Meinungen, passt alles. Und das ist mein Ziel. 

schwatzgelb.de: Wir möchten mit einer eigennützigen Frage abschließen. Schwatzgelb.de feiert an diesem Wochenende sein 25-jähriges Jubiläum. Sie waren fast während unserer gesamten Zeit (nämlich seit 2005) im BVB-Vorstand aktiv. Wie haben Sie schwatzgelb.de in diesen Jahren als Stimme rund um Borussia Dortmund wahrgenommen?

Reinhold Lunow: Es ist schwer vorstellbar, dass Ihr keine Profi-Journalisten seid, angesichts dieser hohen Qualität (lacht). Aber ihr macht das sehr oft besser als die Profis und arbeitet auf einem sehr hohen journalistischen Niveau. Ihr schreibt nicht einfach irgendetwas auf, so wie das bei den so genannten Profis manchmal vorkommt. Wenn ihr etwas schreibt, dann habt ihr vorher recherchiert und ihr bringt es auf den Punkt. Journalismus aus dem Feierabend heraus ist schon verrückt und ich wünsche euch und euren Nachfolgern, dass ihr das noch viele Jahre so beibehaltet. Das tut dem BVB unheimlich gut.

Regelmäßiger Leser im schwatzgelb.de-Forum: Dr. Reinhold Lunow

Disclaimer: Wir werden weiteren möglichen Kandidaten für den BVB-Vorstand ebenfalls die Möglichkeit eines Interviews anbieten. 

Teile des Interview-Teams waren Antragssteller des thematisierten Antrags von ballspiel.vereint!

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