BVB auswärts im Borussen-Duell Auswärts in Gladbach – so nah und doch so fern
Weihnachtszeit und ein Auswärtsspiel in NRW: eigentlich keine ganz schlechte Kombination. Wenn es denn nicht gerade Gladbach wäre. Statt Ruhe und Besinnlichkeit warten hier nur Verkehrschaos und Tristesse. Unsere Autorin findet: Viele Wege führen nach Rom - aber keiner nach Gladbach.
In meiner Heimat bezeichnet man das, was gerade draußen passiert, als usselig. Kalt, windig, nass – in Summe ungemütlich: das bedeutet usselig. Wenn ich an Gladbach auswärts denke, habe ich dasselbe Wort im Kopf – und den Wunsch, mit Kakao und Kuscheldecke doch lieber auf dem heimischen Sofa zu bleiben.
Das fängt bei der Anreise an, die im modernen Marketing-Sprech der erste „Pain Point“ ist: die 100 Kilometer bis zum BORUSSIA-Park bringen in etwa denselben Spaßfaktor wie eine Fahrt nach Heidenheim. Egal, ob Auto, Bus oder Bahn – Verkehrschaos und lange Wartezeiten sind wieder garantiert (und glaubt mir: ich habe alles davon ausprobiert). Zahlreiche Baustellen auf den Autobahnen im Umkreis machen es aktuell nicht besser. Empfohlen werden kann hier im Stadtgebiet selbst eigentlich nur die Fahrt mit dem Rad. Daher lohnt es als auswärtig Anreisender vermutlich, sich einen ordentlichen Vorrat frisch gebackener Weihnachtskekse und eine gut gefüllte Thermoskanne mit auf den Weg zu nehmen. Und natürlich Geduld einzupacken – viele Wege führen nach Rom, gefühlt aber keiner nach Gladbach.
Ähnlich viel Lust auf einen Besuch macht das Stadion selbst. Im Sommer taugt immerhin der dem Gästeblock vorgelagerte Busparkplatz noch auf den an oder anderen Schnack mit einem kühlen Getränk. Zu dieser Jahreszeit wirkt selbst der graue, kühle Betonblock, den sie Stadion nennen, geradezu einladend. Drumherum gibt es nichts zu sehen und noch weniger Grund zu verweilen. Für Freunde des Altbieres hält Gladbach mit dem regionalen „Bolton Alt“ immerhin einen kleinen Lichtblick im Stadioninneren bereit. Auch nicht verschwiegen werden soll, dass nach vielen Jahren und auf den Wunsch der aktiven Fanszene hin nun wieder „Die Seele brennt“ als Vereinshymne im Stadion gespielt wird. Ob das bei den Auswärtsfans in irgendeiner Form zu (herzer)wärmenden Gefühlen beiträgt, darf aber bezweifelt werden.
Das könnte allerhöchstens der erste Bundesliga-Auswärtssieg seit … unserem letzten Spiel in Gladbach. Das war am 13. April. Über die Auswärtsschwäche des BVB wurde in dieser Saison schon genug geschrieben, deshalb halte ich es kurz. In Zagreb konnte man sich zuletzt zwar die verdienten 3 Punkte mitnehmen, noch wichtiger wäre das allerdings langsam wieder in der Bundesliga. Außer, man möchte sich zu Weihnachten die rote Laterne der Auswärtstabelle an den Baum hängen.
Personell sieht die Lage immerhin etwas besser aus. Emre Can steht nach seiner Sperre wieder zur Verfügung (das kann jeder bewerten, wie er möchte) und Karim Adeyemis Leidenszeit scheint vorerst ein Ende gefunden zu haben. Mit Julian Brandt steht eine weitere Option fürs Mittelfeld zur Verfügung und Niklas Süle hat beim Spiel gegen die Bayern gezeigt, dass er den Ausfall von Waldemar Anton kompensieren kann.
Wenn ich mir an diesem Nikolaustag also etwas wünschen darf, wären es endlich mal wieder 3 schwarzgelbe Auswärtspunkte – und, dass ich morgen schnell wieder zuhause bin.