EM-Spiel Polen gegen Frankreich Fußball lebt von Emotionen-Dziękuję Polsko
Der europäische Fußball ist zu Gast in Deutschland. Auch in Dortmund erlebt man magische Momente. Die Stimmung im Westfalenstadion, für die sich die Fans verantwortlich zeigen, ist einzigartig.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich die Spiele, die in der Host City stattfinden, vor Ort im Stadion miterleben darf. Meine Erwartungen wurden bisher deutlich übertroffen. Natürlich standen die Geschehnisse auf dem Rasen im Mittelpunkt, mich haben aber insbesondere die Fans der verschiedenen Teams beindruckt. Gewaltige Fanmärsche pilgerten Richtung Stadion. Die türkischen Fans wurden von einem großen Fanbus begleitet, der sie mit Fangesängen auf das Spiel gegen Portugal einstimmte. Der Fanmarsch der Albaner auf der Hohen Straße schien kein Ende zu nehmen. Die Portugiesen feierten nach ihrem Sieg die ganze Nacht durch und sorgten für eine friedliche Atmosphäre. Auf dem Friedensplatz und im Westfalenpark befanden sich zum Teil 60.000 Fans, die sich im Vorfeld vergeblich um ein Ticket bemüht hatten. Viele Tausende verfolgten die Spiele in den Kneipen der Stadt.
Auch im Tempel gab es magische Momente, die man fotografisch einfangen konnte. Beim letzten Vorrundenspiel trafen im Westfalenstadion die Mannschaften von Frankreich und Polen aufeinander. Während sich die Polen mit einem guten Spiel von ihren Anhängern verabschieden wollten, ging es für die Franzosen noch um den Gruppensieg. Im parallel laufenden Spiel trafen die Nederlands voetbalelftal und die Mannen um Marcel Sabitzer aufeinander.
Ich hatte den Eindruck, dass die polnischen Fans deutlich in der Mehrheit waren und sie schienen auch eine BVB-DNA zu besitzen. Immer wieder kam es zu freundlichen Gesprächen und Umarmungen. Kuba, Piszczu und Lewy schienen ihre Spuren hinterlassen zu haben.
Als das Spiel um 18.00 Uhr angepfiffen wurde, war auch der maskierte Kylian Mbappé wieder mit von der Partie. Es entwickelte sich ein flottes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Lukas Skorupski im Tor der Polen und auf der Gegenseite Mike Maignan hielten ihren Kasten rein. Mit einem 0:0 ging es schließlich in die Pause. Die polnischen Fans feierten einen Teilerfolg. In der zweiten Hälfte nahm dann zunächst das Drama für die mutigen Polen seinen Lauf.
Nach einem Foul an unserem Arbeitsverweigerer Ousmane Dembélé im Strafraum der Polen verwandelte der Maskenmann in der 56. Minute den fälligen Strafraum zum 1:0 für die Équipe Tricolore. 20 Minuten später kam Karol Swiderski im Sechzehner der Franzosen zu Fall. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in Block 21/22 der polnischen Fans. Ich musste ein Wechselbad der Gefühle miterleben, das ich versucht habe photographisch zu dokumentieren. Schiedsrichter Marco Guide ließ weiterlaufen, bis er ein Signal von dem uns doch so „geliebten“ VAR erhielt. Es Folgte ein Drama in drei Akten.
Zunächst gab es bei den polnischen Zuschauern angespannten Applaus für die Elfmeter-Entscheidung.
Natürlich eine Sache für den Kapitän der Polen, Robert Lewandowski. In gewohnter Art versuchte er mit seinem selbst kreierten Anlauf zu verwandeln, scheiterte aber an Mike Maignan. Die Polen im Block waren fassungslos und verzweifelt zugleich. Zu gerne hätten sie sich mit einem Teilerfolg von der Europameisterschaft verabschiedet.
Doch der Keeper der Franzosen hatte sich bei der Ausführung des Elfers zu früh von der Linie bewegt. Der Elfmeter wurde wiederholt, somit erhielt Lewi seine zweite Chance.
Die Anspannung im Block steigerte sich, manche der Fans konnten keinen Blick mehr auf das Spielgeschehen werfen. Die Sprechchöre „Robert Lewandowski“ nahmen zu. Ich drückte heimlich die Daumen. Lewi verzögerte nochmals seinen Anlauf, wählte die gleiche Ecke und die polnische Glückseligkeit nahm ihren Lauf. Auch ich musste mich umarmen lassen und feierte natürlich mit.
Schließlich endete die Partie mit einem 1:1 Unentschieden. Die polnischen Spieler ließen sich von ihren Fans feiern. Für einen Moment hatte man den bitteren Turnierverlauf vergessen, ja man hatte die eigene Ehre gerettet. Beim Verlassen des Blocks erlebte ich dankbare und zufriedene Fans. Abklatschen und Schulterklopfen waren die Regel und das Bier schmeckte jetzt erst recht. Es war wieder ein Moment, den man nur im Fußball erleben kann.
Insgesamt ist es ein friedliches Fußballfest, das hier wieder einmal nach der WM 2006 stattfindet. Gute Sicherheitsvorkehrungen sorgen bisher für einen reibungslosen Ablauf. Hoffentlich bleibt es so, damit wir am Ende abschließend sagen können: „Dortmund kann Fußball!“ Wünschen wir Fülle und seinem Team am Samstag gegen Dänemark viel Erfolg. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Highlight im Westfalenstadion.