Es wäre ein krönender Abschluss der Hinrunde als Tabellenzweiter unter dem Weihnachtsbaum zu sitzen und rückblickend die Highlights der Saison mit seinen Lieben zu genießen. Voraussetzung dafür ist ein Sieg gegen die heimstarken Freiburger.
Knapp 500 Kilometer beträgt die Entfernung von Dortmund nach Freiburg. Keine Frage, der BVB hat auch viele Fans im Süden Deutschlands, und ja, Freiburg ist immer eine Reise wert, weil es dort einfach schön ist. Umso bedauerlicher ist es, dass dieses Spiel nicht fanfreundlich an einem Samstag angesetzt worden ist. Auch wenn im Vergleich der „neue“ Gästeblock gegenüber dem alten im Dreisamtstadion richtig komfortabel ist, macht dies eine Partie am dritten Advent aus Fansicht nicht attraktiver.
Doch Attraktivität liegt wie so oft im Auge des Betrachters. Aus sportlicher Sicht kann man mit einem Sieg im Breisgau an den Leipzigern vorbeiziehen, die bei den Eisernen eine 1:3-Klatsche hinnehmen mussten. Es könnte also ein erfolgreiches Fußballwochenende werden, wäre da nicht der Gastgeber aus Freiburg.
SC Standard
Die Freiburger liegen aktuell mit 16 Punkten auf dem 10. Tabellenplatz und spielen bislang eine eher durchschnittliche Hinrunde. Doch bevor hier Übermut aufkommt - 11 der 16 Punkte holten die Breisgauer im heimischen Stadion. Auch am Donnerstagabend gewann man zu Hause in der Europa League gegen Salzburg (in Überzahl) mit 1:0. Der Treffer fiel nach einem Eckball wie so oft in dieser Saison. Gefühlt resultiert jedes zweite Tor aus einer Standardsituation. Dortmund dürfte daher gewarnt sein. In den letzten sieben Begegnungen ging der BVB jeweils als Sieger vom Platz und schoss dabei mindestens drei Tore. Ein gutes Omen für den BVB?
Matthias Sammer lässt grüßen
Beim BVB stellt sich die Ausgangslage gegenüber dem SC Freiburg etwas anders dar. Unter der Woche enttäuschte man beim 2:2 gegen Bodoe Glimt und erntete seit Langem mal wieder für Pfiffe von den Rängen. Trotz zweimaliger Führung schaffte es der BVB nicht, das Spiel für sich zu entscheiden und agierte in weiten Teilen des Spiels zu lässig und unkonzentriert.
Auffällig war zudem, dass die Einwechselspieler Adeyemi und Guirassy- gelinde ausgedrückt- vollkommen unauffällig waren. Genau das sprach Nico Schlotterbeck (zu Recht) im Anschluss vor laufenden Kameras an. Der Ex-Freiburger musste zwar von vielen Journalisten dafür Kritik einstecken, weil so etwas schließlich „intern“ geklärt werden müsste. Gleichzeitig nahm man die Kritik Schlotterbecks dankend auf, um mehrere Überschriften und Seiten damit zu füllen.
Aus Fansicht ist man dankbar für die direkten, unpädagogischen Worte, da sie auf der Sachebene den Kern treffen. Wer in den 1990er-Jahren einen Matthias Sammer mit hochrotem Kopf- damit ist nicht seine damals noch vorhandene Haarpracht gemeint- über den Platz hat sprinten sehen, um den eigenen Mitspielern vor laufender Kamera zusammenzufalten, den lassen Worte von Schlotterbeck vollkommen entspannt. Im Gegenteil, es ist eher ein Zeichen dafür, dass diese Mannschaft lebt und ambitioniert ist.
Doch das Champions-League Spiel hinterlässt beim BVB noch ganz andere Spuren. Mit den Verletzungen von Anton und Anselmino fallen gleich zwei Leistungsträger in der Abwehr aus. Dass mit Bensebaini und Emre Can gleich zwei Hochkaräter bereitstehen, macht dies allerdings zu einem echtes Luxusproblem. Ob der zuletzt überzeugende Silva erneut für Guirassy in die Startelf rückt, bleibt abzuwarten. Nach den zuletzt gezeigten „Nichtleistungen“ von Guirassy wäre es die logische Konsequenz und würde die Wahrscheinlichkeit, dass Freiburg bei 11 Heimpunkten bleibt, deutlich erhöhen.
Hoffen wir, dass der BVB die Siegesserie gegen die Freiburger fortführt und wir (sportlich) motiviert in den letzten Spieltag vor der Winterpause gegen die „falsche“ Borussia gehen können, um Platz zwei erfolgreich zu verteidigen.