Im Gespräch mit...

Interview zum Rheinmetall-Protest Ein Panzer vor dem Westfalenstadion

08.09.2024, 12:30 Uhr von:  janniksch
Ein Panzermodell vor dem Südwest-Eingang des Westfalenstadions

Einige Fans werden sichtlich irritiert gewesen sein, als sie am ersten Heimspieltagssamstag den Süd-West-Eingang des Westfalenstadions nehmen wollten und dort ein Panzer aufgebaut war. Was hatte es damit auf sich. Ein Interview mit dem Initiator.

Bei der Aktion handelte es sich um eine Protestaktion der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen gegen den Sponsorendeal zwischen dem BVB und Rheinmetall. Der politischer Geschäftsführer Michael Schulze von Glaßer hatte die Protestaktion initiiert und stand uns für ein kurzes Interview zur Verfügung.

Frage: Kurz zu Deiner Person: Wer bist Du und von welcher Organisation bis Du hier?

Michi: Mein Name ist Michael Schulze von Glaßer oder auch kurz "Michi", ich bin Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, das ist eine 1892 gegründete Friedensorganisation, aber ich bin auch Dortmund-Fan und im Mai ist da etwas zusammengekommen, als bekannt wurde, dass der BVB-Vorstand diesen Rheinmetall-Deal eingefädelt hat und da war bei mir natürlioch Alarmstimmung, sowohl Rheinmetall, als auch Dortmund betreffend.

Frage: Was genau ist euer Anliegen hier heute beim ersten Heimspiel?

Michi: Wir wollen, dass der BVB diese Werbekooperation mit Rheinmetall beendet und zwar so schnell wie möglich. Wir sind da aber realistisch, denn das wird der BVB natürlich nicht sofort machen, aber wir denken, dass es ja auch eine Diskussion im Verein und unter den Fans gibt und wir hoffen da den Druck auf den Vorstand etwas zu erhöhen, dass die sich das vielleicht nochmal überlegen, weil was ich auch höre, dass sehr viele Fans sauer sind. Ich hab auch schon von vielen gehört, dass sie ihre Fanartikel weggeworfen haben und dass es ihnen reicht und sie die Schnauze voll haben. Deswegen hoffen wir, dass durch unsere Aktion hier der Druck erhöht wird und der Rheinmetall-Deal abgebrochen wird.

Frage: Was genau stört euch an dieser Kooperation? Es gibt ja auch Fans, die sagen, dass Rheinmetall ein ganz normaler Sponsor ist, der dem BVB einfach Geld bringt. Was unterscheidet eurer Meinung nach Rheinmetall von anderen Sponsoren?

Michi: Der Hauptunterschied ist, dass Rheinmetall Waffen herstellt und das auch schon sehr lange. Rheinmetall hat auch schon die Nazis mit Waffen ausgerüstet. Wir haben da eine unsägliche Tradition muss man da einfach sagen. Auch heute beliefern sie ganze Welt mit Waffen, z.B. Katar mit Panzern oder Saudi-Arabien mit Bomben, die letztere im Jemen-Krieg eingesetzt haben. Rheinmetall ist ein skrupelloses Unternehmen und finden nicht, dass das zu Borussia Dortmund passt. Der BVB vertritt ja Werte, die im Grundwertekodex niedergeschrieben wurden, gegen Gewalt zum Beispiel und auch gegen Homophobie. Wenn ich Katar mit Waffen ausstatte, dann schlagen die damit im  Zweifel irgendwelche Aufstände nieder und das passt unserer Meinung nach nicht zum BVB als Sponsor. Für mich als Dortmund-Fan ist es dann besonders bitter gehört zu haben, dass Borussia Möchengladbach das Angebot von Rheinmetall abgelehnt hat. Damit werde im Freundeskreis aufgezogen (lacht).

Frage: Der BVB argumentiert nun, dass wir angesichts der veränderten politischen Lage und der sogenannten "Zeitenwende" Position beziehen müssen, auch im Bezug auf die Ukraine. Wie ist da eure Meinung?

Michi: Man sollte auf jeden Fall Position beziehen zum Urkaine-Krieg und immer gegen den Krieg sein. Aber wenn man dann eine solche Partnerschaft mit einem Panzerbauer eingeht, der ja auch lange Zeit Russland, u.a. mit Trainingszentren, beliefert hat, ist das alles andere als moralisch. Es ist eben kein Unternehmen wie jedes andere und das passt einfach nicht zu den Werten des BVB. Gerade wenn man sagt, dass es okay ist, wenn man die Ukraine mit Waffen beliefert, das ist jetzt nicht meine Meinung, aber das verstehe ich durchaus. Aber sie beliefern eben auch Katar oder andere übelste Regime und man sieht, dass es Ihnen nur ums Geld geht, das ist einfach nicht schön und sollte so nicht sein.

Frage: Heute steht ihr hier mit einer Panzeratrappe und verteilt Flyer für eine Petition. Kannst Du kurz etwas zu der Petition sagen und ob ihr noch weitere Aktionen geplant habt?

Michi: Die Petition ist bereits am Abend als dieser ganze Deal bekannt wurde geplant worden. Wir haben schon tausende Unterschriften und wir hoffen, dass da noch mehr zusammenkommt, um dann mit diesen Unterschriften an den Vorstand von Borussia Dortmund gehen zu können und zu sagen "Ey, da hat ne fünfstellige oder sogar sechsstellige Zahl unterschrieben. Macht das rückgängig! Die Fans sind sauer, wir wollen das nicht!" Wir werden weiter Druck machen. Es gibt überlegungen unseren Panzer hier nochmal gelb anzumalen (lacht), mal schauen, ob wir das machen. Aber wir wollen auch mit Blick auf die nächste Mitgliederversammlung Druck machen. Und wir hoffen, dass es weiter aus der organisierten Fanszene, wie heute, Protest gibt. Wir würden uns freuen, wenn wir da näher in den Kontakt kämen und da gemeinsam auf die Mitgliederversammlung hinarbeiten könnten, dass dort darüber mal final abgestimmt wird. Das ist ja auch problematisch, dass der Deal überhaupt nicht demokratisch ablief.

Frage: Wie steht ihr dazu, dass der BVB sich hinstellt und behauptet, dass man mit dem Deal auch zu unangenehmen Themen Stellung bezieht, Stichwort "Gesellschaftliche Verantwortung"?

Michi: Ich finde der BVB sollte zu solchen Themen unbedingt Stellung beziehen, aber das heißt ja nicht, dass ich mir da einen Panzerbauer als Sponsor anlache. Das hat einfach nochmal eine ganz andere Ebene. Und der Verein trägt eben auch vieles andere Verwerfliche , was ich eben schon angesprochen habe, mit. Es muss den Verantwrtlichen bewusst gewesen sein, dass dieser Deal besonders umstritten ist und wenn ich abschätzen kann, dass das eine heikle Sache ist, dann sollte ich doch gerade den Kontakt zu den Fans suchen und versuchen diese einzubinden. Wenn diese sich dann nicht überzeugen lassen, auch auf diese zu hören. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten von echt eingefleischten Fans mit Tränen in den Augen gehört "ich kann das nicht mehr" und einige, die ihre Dauerkarte abgegeben haben. Das war echt herzzereissend. Es reiht sich halt in so eine generelle Kommerzialisierung des Fußballs ein und das ist halt auch scheiße.

Vielen Dank für das Interview.

Wer mehr zu der Petition erfahren möchte oder diese unterschreiben möchte findet diese hier:

https://www.openpetition.de/petition/online/keine-werbepartnerschaft-von-borussia-dortmund-mit-dem-ruestungskonzern-rheinmetall?

Michi am Protesttag vor dem Bulli der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
Michi setzt sich dafür ein, dass der Rheinmetall-Deal beendet wird.

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