Abschied von Simon Und die Tränen von gestern wird die Sonne trocknen
Am 23. Mai ist Simon Ballmann gestorben. Simon war nicht nur viele, viele Jahre Mitglied unserer Redaktion, sondern auch ein lieber, aufrichtiger Freund. An dieser Stelle veröffentlichen wir Texte, Erinnerungen und Briefe seiner Freund*innen. Heute: Sven.
Lieber Simon, lieber Doktor, lieber amokoppa,
ich kann es immer noch nicht fassen und du fehlst jetzt schon so sehr. Jetzt schon habe ich wieder so viele Dinge im Kopf, wo ich sage "die muss ich Simon erzählen der wird begeistert sein". Du konntest dich so sehr für andere freuen und gleichzeitig warst du für dich selbst immer so bescheiden. Auch habe ich es geliebt, wenn du mir alte und neue verrückte Storys erzählt hast. Ob von Borussia oder deinen Touren durch verlassene Gebäude und die Bunker unter der schönsten Stadt der Welt.
Kennengelernt haben wir uns – wie kann es anders sein – natürlich bei Borussia. Und jedes Jahr schicke ich dir 'nen Screenshot, wenn ich von der Futbology-App an dieses Spiel erinnert werde, mit dem Hinweis, dass wir Jahrestag haben. Ich weiß noch wie cool ich es damals fand, "den Simon" kennengelernt zu haben.
Ab da an, jedes Mal wenn der Ballspielverein uns verzaubert hat, konnte ich es kaum erwarten aus dem Block zu kommen und dich unter der Süd freudestrahlend in den Arm zu nehmen, auf den BVB anzustoßen und von der Meisterschaft zu träumen, egal auf welchem Tabellenplatz wir standen. Aber freudestrahlend und positiv warst du ja eh immer. Selbst nach dieser scheiß Diagnose und bis zuletzt. Dafür habe ich dich immer bewundert! Und habe mir schon lange vorgenommen, ein bisschen mehr so zu sein wie du.
Danke für all die guten Gespräche. Danke für wilde Abende. Danke für jedes Musikstück, das du mir näher gebracht hast. Danke für unzählige gemeinsame Auswärtsfahrten. Ob mit dem Auto bei meinen Eltern vorbei, wo dich meine Mama gefragt hat, ob du auch mit mir studierst. Das hat dich so gefreut, wobei du ja eigentlich eh erst 29 warst. Ob mit dem Zug im Speisewagen nach Prag, in der fahrenden Kneipe nach Barcelona, im Sonderzug und, und, und. Ob mit der Rosinante, Fähre oder tausende Kilometer im Bus. Letzteres auch mal nur wir zwei nach Hamburg, wo du mir noch auf der Fahrt dorthin die Eintrittskarte besorgt hast. Die Anreise mit dem Boot über den Mittellandkanal direkt zum Wolfsburger Gästeblock haben wir leider nie geschafft. Danke, dass du mit mir mein "alkoholfrei sein" durchgezogen hast und wir gemeinsam die Tage gezählt haben. Wir wollten es gemeinsam irgendwann brechen. Sollte ich irgendwann mal wieder ein Bier trinken, dann werde ich es auf dich trinken. Danke für die jitsi-Runden während der Lockdowns, wo wir vermummt irgendwelche Schalke-Omis aufgemischt haben. Danke für das Fachsimpeln über Subkultur, Fotografie und Rio. Danke für alles!
Es freut mich so sehr, dass du am letzten Spieltag nochmal deinen BVB in deinem Westfalenstadion sehen konntest. Es war dir so wichtig, diese scheiß 04 Spiele zur 1.000 weg zu kriegen; genauso wie du auf Palliativ alles dafür getan hättest, nicht in Zimmer 04 zu kommen.
Wenn ich sehe, wie vielen Leuten du so viel bedeutet hast, macht es mich so froh, dass auch ich Teil deines Lebens sein durfte, und ich bin stolz, dich meinen Freund nennen zu können.
Du wirst uns fehlen, aber wir werden dich nie vergessen! Für immer Punk, für immer Simon, für immer einer von uns!
Mach's gut mein Freund!
Und Unna (Unna, Unna, nur Kaputte!) liegt natürlich nicht im Sauerland. ;)