Bundesliga BVB auswärts beim VfB Stuttgart Alles bleibt anders

Der VfB bewegt sich durchaus nah an unserem skizzierten Best-Case-Szenario (also für den VfB!). Obwohl oder gerade weil mit Sebastian Hoeneß ein neuer Trainer an der Seitenlinie steht. Aber vor 20 Tagen war die Verzweiflung noch groß. Auf meine Frage, wie sich die Probleme des VfB denn lösen ließen, kam nur:

Tiefstapeln hilft immer.

VfB-Best-Case-Szenario vs. Realität

FCB - BVB 6:0 vs. 3:0, schon dran

FCU - VFB 1:1 vs. 3:0, daneben

VFB nächste Runde im Pokal: “Pokal kann Labbadia.” durfte er aber nicht mehr, klappte dennoch

BVB Pokal-Aus: “Nicht nur raus, auch noch gegen die Brause UND den Ex-Trainer”, kam so

BVB - FCU 1:1 vs. 2:1, nah dran

VFL - VFB 0:1 vs. 2:3, Tendenz getroffen

Der weitere Plan war, dass Stuttgart als Tabellen-Sechzehnter - sind sie -, “der sich Mut angesoffen hat” - haben sie -, ins Spiel geht und die Länderspielpause genutzt hat - eher nicht - und dass es ein sogenanntes Bonus-Spiel ist, das man als VfB Stuttgart nicht gewinnen muss, weil ihnen “große” Mannschaften (danke für die Blumen) irgendwie besser liegen.

Nun, der Stuttgarter lag auch damit nicht falsch (andererseits haben wir mit Abstand das beste Ergebnis eingefahren). Ebenso ging sein Wunsch nach unserer “ersten, medial befeuerten Krise 2023” in Erfüllung. Ein paar Kölsch machen ihn offenbar zum durchaus erfolgreichen Orakel.

Und jetzt habe ich noch eine Statistik, die ich ihm an diesem Abend lieber verheimlicht habe: Unsere letzte Heimniederlage 1:5 gegen den VfB 2020 liegt drei Jahre zurück, die vorletzte Auswärtsniederlage 2:1 war vor sechs Jahren 2017. Holen wir uns also alle drei Jahre eine Niederlage gegen Stuttgart ab? (Noch) nicht ganz: Weitere drei Jahre früher, 2014 gab es ein Unentschieden, dazwischen nur Siege unserer Borussia.

Außerdem macht der Neue an der Seitenlinie unseres Gegners - leider - psychologisch viel richtig. Zuletzt kritisierte Spieler bekommen Chancen und nutzen sie. War der Pokalabend noch knapp, der Sieg auswärts beim direkten Konkurrenten hat die Stimmung mal richtig gehoben. Der Lieblings-Stuttgarter bekam sich auf Social Media kaum noch ein!

Die Hoffnung ist wieder zu Gast in Bad Cannstatt.

Ich glaube, wir müssen uns jetzt entscheiden, ob die beiden Niederlagen und der knappe Sieg uns geerdet oder ob sie unseren Flow gebrochen haben.

Das Hinspiel gegen die Stuttgarter kam in einer schwierigen Zeit, Union war Tabellenführer, die Bayern Zweiter, Freiburg und Frankfurt auf den Champions-League-Plätzen und wir, mit nur einem Punkt vor Mainz, auf dem fünften, dem Europa-League-Platz.

Erinnern wir uns:

Mit dem 5:0-Kantersieg dachten wir, die Trendwende sei geschafft. Es kam anders. Wir können zeigen, dass Geschichte sich zwar wiederholt, aber auch, dass wir daraus gelernt haben.

Interessanterweise hatten wir im Oktober noch die große Verletzungs- und Ausfall-Misere im Sturm, nun im April ist eher die Abwehr unsere Baustelle: Platt übersetzt müssten wir also 8:6 gewinnen?

Die Pressekonferenz am Donnerstag bestätigte unsere Abwehr-Notlage: Nico Schlotterbeck ist zwar schon schmerzfrei, fällt jedoch weiter aus. Niklas Süle hat Probleme im hinteren Oberschenkel und konnte diese Woche noch nicht trainieren. Auch sein Ausfall droht für Samstag. Emre Can oder Soumaila Coulibaly wären mögliche Kandidaten, Niklas Süle zu ersetzen. Mats Hummels wird spielen, hat allerdings - wurde angemerkt - bereits vier gelbe Karten. Nun ja, eine Sperre für Samstag ist nicht mehr möglich. Und ob man in ein Spiel gehen sollte, mit dem Gedanken an das nächste? Ich finde das nicht sinnvoll, darüber kann man sich den Kopf zerbrechen, wenn der Fall eintritt.

Julien Duranville und Mateu Morey befinden sich weiter im Aufbau. Alle anderen Spieler sind einsatzbereit. Stand jetzt, wäre da meine Ergänzung dazu.

Am Ende ist es - wie immer - beinahe schnuppe, wer für uns auf dem Rasen steht. Es gibt nach wie vor niemand, bei dem man nicht darauf vertrauen kann, sich für unsere Farben voll reinhängen zu wollen. Was auch immer im Mai unter dem Schlussstrich steht: Dieser Schulterschluss ist etwas, das wir definitiv aus der Saison mitnehmen und das uns sehr glücklich machen sollte.

Natürlich kam eine Frage dazu: Unser Trainer blockte die Frage zum FC Bayern aber ab, man habe ausreichend eigene Themen und ich bin ihm sehr dankbar dafür! Allgemein mag ich Pressekonferenzen mit Edin, er hat eine wundervoll unaufgeregte Art, die Themen zu benennen und trotzdem Emotionalität und Positivität zu erhalten. Der Ergebnisdruck ist präsent, aber weiterhin gilt:

Der größte Fehler dürfte sein, den VfB im Moment zu unterschätzen. Der zweitgrößte Fehler wäre, uns zu klein zu machen. Ich wünsche mir, dass wir mit der Lust aufs Gewinnen in den Süden fahren und die Angst vorm Verlieren zu Hause lassen. Und ganz vielleicht hatte ich auch mit irgendwas Recht und Thomas Tuchel hat sich nicht so sehr verändert, wie man mir an diesem Abend im März weis machen wollte, sondern er erhält diese wunderbare Tradition, das Spiel zwischen zwei internationalen Auftritten sträflich zu vernachlässigen. Das Derby zwischen Hin- und Rückspiel gegen Liverpool 2016 hab’ ich nämlich nicht vergessen.

Ebenso unvergessen sollten die Polizei-Aktionen gegen Gästefans sein, nicht nur bei uns am Tag des Hinspiels, auch in Stuttgart wurde es schon arg seltsam als Köln zu Gast war.

Ich bin jedenfalls voll motiviert: Bei Punktspielen hört die Freundschaft auf - für 48 Stunden herrscht absolute Funkstille, damit das Adrenalin sich verflüchtigen kann. Danach fragt der “Sieger” vorsichtig, ob’s wieder geht. Notfalls verlängert sich die Funkstille. Ich freu’ mich durchaus auf die nächste Fußball-Diskussion und auch auf ein Saisonfazit im Sommer in Köln, aber jetzt erstmal:

Auf geht's, ihr Schwarzgelben!

Mögliche Aufstellung:

Gregor Kobel - Marius Wolf, Emre Can, Mats Hummels, Julian Ryerson - Salih Özcan - Julian Brandt, Raphael Guerreiro - Karim Adeyemi, Donyell Malen - Sébastien Haller