Drei BVB-Spieler blühen seit der Winterpause besonders auf. Plötzlich Leistungsträger?!
Viel gescholten und als Millionengräber verschrien - vom Formanstieg des „Zwiebackjungen“, „Mr. Dummes Foulspiel“ und „Zweiten Odonkor“:
Was konnten sich Julian Brandt, Emre Can und Karim Adeyemi schon alles anhören? Phasenweise kritisiert wie die größten Fehleinkäufe der Vereinsgeschichte, verantwortlich an der mangelnden Mentalität und generell Sinnbild für die schwankenden Leistungen des BVB. Aber es macht sich ein Formanstieg bemerkbar.
Julian Brandt:
Mit vielen Vorschusslorbeeren kam der „Zwiebackjunge“, wie er zwischenzeitlich despektierlich genannt wurde, zum BVB. Wir hatten die Bayern ausgestochen, als klar war, dass Brandt den Chemiekonzern verlassen würde. Aber irgendwann kamen Zweifel auf: „Vielleicht war Bayern auch einfach nicht restlos überzeugt?“ Die Leistungen von Brandt waren häufig mehr Schatten als Licht. Sensationelle Momente und Halbzeiten wie gegen Inter Mailand oder RaBa Leipzig wechselten sich mit gruseligen Vorstellungen ab. Mit hängendem Kopf, unerklärlichen Fehlpässen und einer schlampigen Technik war schnell klar, dass Brandt ein Schönwetterspieler sein muss. Die genialen Momente flackerten viel zu selten auf, als dass man ihn für eine Verstärkung halten könnte. Seit einiger Zeit zeigt die Formkurve jedoch deutlich nach oben. Während in der Hinrunde schon einige ordentliche Vorstellungen dabei waren, leuchteten dann und wann auch immer noch die Schwächephasen durch. Trotz seines Tores gegen Werder Bremen in der Hinrunde hätte man Brandt schon zur Pause vom Platz nehmen können. Ein halbes Jahr später, wieder gegen Werder Bremen, bestätigt Brandt seine aktuell bestechende Form. Als Torjäger und Dreh- und Angelpunkt drückt er den Spielen mehr und mehr den Stempel auf und führt auch Zweikämpfe nicht mehr nur halbherzig.
Emre Can:
Auch Can kam mit gewissen Vorschusslorbeeren. Immerhin hatte er schon bei großen Clubs gespielt und war als Mentalitätsspieler gepriesen. Das machte er auch direkt mal deutlich, als 2020 Paris St. Germain im Westfalenstadion zu Gast war. Can war der Boss auf dem Rasen und ließ die Gegner an sich abprallen. Nur kurze Zeit später war davon nichts mehr zu sehen. Emre Can verlor seine Position auf dem Platz und zunehmend auch in der Mannschaft. Als Notnagel, der im Defensivbereich jede Position ausfüllen musste, die gerade verletzungsbedingt frei wurde, fungierte er „unglücklich“. Wenn es ein dämliches Foulspiel auf dem Platz gab, konnte man fast all sein Geld auf Can als Verursacher verwetten. Mehrere Elfmeter und gute Freistoßgelegenheiten gingen auf sein Konto. Aus Mentalität wurde eher Kopflosigkeit und aus defensiver Stärke Trotteligkeit. Durch die Notnagelthematik überwarf sich Can auch mit Marco Rose.
Edin Terzic scheint einen anderen Zugang zu Emre Can gefunden zu haben. Auf jeden Fall präsentiert sich Can seit einigen Wochen wieder so, dass er aus der Startelf kaum wegzudenken ist. Resolut, kämpferisch und weit weniger kopflos hat sein Spiel in den letzten Wochen an Qualität gewonnen.
Karim Adeyemi:
Adeyemi kam mit weit weniger Vorschusslorbeeren zum BVB. Obwohl er schon einige Länderspiele absolviert hatte, waren einige Leute skeptisch. Schnell, aber kann nichts am Ball. Quasi ein zweiter Odonkor konnte man häufig in der Beschreibung von Adeyemi hören. Gepaart mit einer erwarteten Zweikampfschwäche und wenig Durchsetzungsvermögen wurde Karim Adeyemi kritisch und vor allem nicht als passende Verstärkung gesehen. Er war sogar Beispiel für die unausgewogene Zusammenstellung des Kaders. Und tatsächlich schien sich dieser Eindruck zu bestätigen. Fahrige Auftritte, wenig Einfluss auf das Spiel und ein hängender Kopf: ein Flop mit Ansage.
Aber auch bei Adeyemi scheint sich in der langen Winterpause etwas getan zu haben. Vielleicht liegt es daran, dass er jetzt vermehrt auf dem linken Flügel eingesetzt wird, aber generell hat sich seine Körpersprache verändert. Adeyemi rackert, setzt seine Schnelligkeit ein und konnte sich gegen Freiburg auch endlich mal wieder in die Torschützenliste eintragen. Dazu war sein Gegenspieler völlig überfordert und ging bereits in der ersten Viertelstunde zum Duschen.
Genauso wie die drei vorher Sinnbild für den schwankenden BVB waren, könnten sie jetzt Sinnbild für den Aufbruch sein.