Unsa Senf

Investoreneinstieg bei der DFL - Unnötig oder notwendig? Grundwerte und Investoren beim BVB

07.05.2023, 16:54 Uhr von:  Phil
Grundwerte und Investoren beim BVB

Die Diskussion um den geplanten Investoreneinstieg läuft immer noch auf Hochtouren. Unser Autor Phil mit seiner Sicht der Dinge.

Seit einigen Wochen ist den aktiven Fanszenen und zunehmend auch der breiteren Fußball Öffentlichkeit bekannt, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) plant, sich über den Einstieg eines Investors frisches Kapital zu besorgen. Dies hat zu einiger Unruhe in der aktiven BVB-Fanszene geführt, die direkt auch in Protestaktionen mündete und schlussendlich in einer auch von schwatzgelb.de unterstützten Kampagne „Nein zu Investoren in der DFL“ führte. Darüber hinaus wurde an den Vorstand des Vereins Borussia Dortmund ein offener Brief gerichtet, in welchem man die Mitglieder des Vorstandes auffordert, den Einfluss des Vereins auf die Borussia Dortmund Geschäftsführungs-GmbH zu nutzen, um „(…)sowohl dem von uns beschlossenen Grundwertekodex, als auch die Interessen der Mitgliedschaft Rechnung zu tragen. Diese sind unserer Ansicht nach mit einem Investoreneinstieg in die DFL kaum in Einklang zu bringen.“

Auch ich bin Teil der Redaktion von Schwatzgelb.de und möchte an dieser Stelle deutlich machen, dass ich zwar die Intention der Proteste und auch die in dem offenen Brief (https://www.schwatzgelb.de/artikel/2023/unsa-senf/offener-brief-von-suedtribuene-dortmund-und-schwatzgelb-de) genannten Dinge durchaus nachvollziehen kann, aber der Auffassung bin, dass der Kern der Forderungen weit über das Ziel hinausschießt und sich mir der Eindruck erweckt, hier sollen viele im Fußballgeschäft kritisch zu sehenden Aspekte auf einen Schlag vorgebracht werden. Natürlich ist der nicht mehr intakte Wettbewerb in der Liga zu kritisieren, natürlich sind die Auswüchse des kommerziellen Fußballgeschäfts auch in der Liga teils nicht mehr akzeptabel und selbstredend ist es sehr wichtig, dass die Rechte und Ansprüche von uns Fans auch weiter berücksichtigt werden. Insofern war es von Anfang an lobenswert, dass das Thema durch die aktiven Fanszenen überhaupt in die öffentliche Diskussion gebracht wurde und somit auch ein „Ausverkauf in den Hinterzimmern der Liga“ ausgeschlossen ist.

Aber, und hier geht es mir insbesondere um den BVB und seine Repräsentanten, mir hat sich der Eindruck aufgedrängt, dass hier dann auch „alte Rechnungen“ mit Vertretern der BVB GmbH & Co. KGaA beglichen werden sollen. Und damit wurde auch der Pfad der sachlichen Bewertung jenes „Investorendeals“ ein gutes Stück verlassen und es wurde mit Unterstellungen und Annahmen agiert. Die Annahme, dass die beim BVB handelnden Personen, vor allem der BVB-Geschäftsführer und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke, nicht in der Lage wären, zum einen solch einen Einstieg eines Private Equity Investors zu managen, zum anderen auch bereit wäre, dafür viele Grundlagen „zu verkaufen“ (z.B. Terminierung von Spielen, Spielansetzungen im Ausland etc.), ist dabei die eindringlichste Annahme. Garniert wird dies damit, dass solch ein – wohlgemerkt Verkauf von Anteilen an der DFL – Vorgehen gerade für den Geschäftsführer von Borussia Dortmund nicht denkbar sein sollte, weil er die eigene Geschichte des BVB kennen müsste. Gerade dieser Vorwurf, der Watzke im Grunde auf die Schiene „Handeln wie Dr. Niebaum“ setzt, ist aus meiner Sicht kaum haltbar. Aus der Geschichte des BVB wird geradezu ersichtlich, dass ein professioneller und gut gemanagter Umgang mit Investoren dazu führen kann, dass etwas Großes erreicht werden kann.

Der BVB würde ohne Investoren heute gar nicht mehr in seiner seit 1909 bestehenden Form existieren. Kein Verein (und seine Kapitalgesellschaft) hat derart erfolgreich und mit Hilfe vieler Investoren es geschafft, sich zum einen zu sanieren und zum anderen vollkommen unabhängig aufzustellen. Seit 18 Jahren wird dieses Modell, in welchem der eingetragene Verein die hundertprozentige Eigentümerschaft über die GmbH & Co KGaA hat und dennoch eine (ligaweit unterreicht) hohe Anzahl an Investoren hat, die seit Gründung der Kapitalgesellschaft (welche durch einen Mitgliederbeschluss gegründet wurde, als 1289 Mitglieder mit JA stimmten und 4 mit NEIN) enorme Summen in diesen Konzern investierten.

Dieser Fakt sollte auch beim Protest aus dem Fanlager des BVB nicht unter den Tisch fallen. Ohne diese Investoren, letztmals genutzt vor circa. 1,5 Jahren, als durch eine Kapitalerhöhung rund 87 Mio. Euro brutto erlöst werden konnte.

So gelang es dem BVB auch in seiner schwersten und tatsächlich existenzbedrohenden Lage in den Jahren 2004/2005, mit Hilfe von Investoren der zwielichtigen Natur (ohne Florian Homms Geld wären wohl fast alle Rettungsversuche gar nicht erst in die Umsetzungsphase gekommen) und bekannten Investmentbanken wie Morgan Stanley, sich aus den Schlingen der drohenden Insolvenz zu befreien und z.B. auch das alleinige Eigentum am Westfalenstadion wieder zu erlangen (https://www.schwatzgelb.de/artikel/2006/eua-senf/guten-morgen-stanley).

Dem Geschäftsführer Watzke und seinen Mitstreitern gelang es also mithilfe von Investoren den BVB zu retten und überhaupt erst die Jahre ab 2008 mit all seinen Triumpfen und Glücksmomenten zu ermöglichen.

Diese Erkenntnis scheint jedoch nun völlig vom Tisch geschoben geworden zu sein. Zurückzuführen ist dies ohne Zweifel auch auf eine intransparente und nicht besonders glückliche Kommunikationsstrategie seitens der DFL. Sie versuchte zunächst offenbar, die wesentlichen Dinge in diesem Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit und nicht zuletzt der allermeisten Mitgliedergetragenen Vereine zu verhandeln. Dies führte verständlicherweise zu großem Unmut, der auch getragen wird durch ein jahrelang gewachsenes Misstrauen gegenüber den Funktionären des Fußballgeschäfts. Und dieses Misstrauen basiert natürlich auch auf erlangten Erfahrungen in den vielen unterschiedlichen Dialogformaten zwischen Fanvertretungen und Funktionären beim BVB, der DFL oder auch dem DFB.

Die vorhandene Intransparenz dürfte jedoch nicht unwesentlich darin begründet liegen, dass bei solch einer Verhandlung, zwischen Private Equity Firmen und Unternehmen natürlich strenge Vertraulichkeit vereinbart (und vertraglich fixiert wird). Anders ist solches überhaupt nicht durchführbar und der Wunsch, dass Mitgliederversammlungen der Vereine über solcherlei Dinge diskutieren und befinden, würde schlichtweg bedeuten, dass es gar keinen „Bieter“ seitens der Investoren geben würde.

Bleibt der Kern des ganzen Vorgangs, wieso die Liga überhaupt jene 1,5 bis 2 Mrd. EUR braucht. Auch hier führen die Gegner des Einstiegs an, dass dies schlussendlich nur der ständigen Gier nach neuem und noch mehr Geld geschuldet sein. Die Liga als gefräßiges und verschwenderisches Konstrukt ist tatsächlich ja nicht nur eine Erfindung in den Köpfen einiger kritischer Fußballfans. Die gesamte Branche ist auf Wachstum ausgelegt und war in den letzten Jahrzehnten ständig bereit, für neues und mehr Geld viele Dinge über Bord zu werfen oder zu verkaufen. Nicht zuletzt auch oft zu Lasten der Fußballfans, sei es im Stadion oder vor dem TV-Gerät.

Und dennoch kann man nicht ausblenden, dass im März 2020 eine Pandemie nicht nur das Fußballgeschäft bis ins Mark traf. Der Kicker schrieb am 25. Mai 2021 „1.000.000.000 Euro. Die Milliardenfrage. Der Druck ist gewaltig. Eine Milliarde Euro hat die Corona-Pandemie die 18 Bundesligisten gekostet. Für manche Vereine sind die Einnahmeverluste zu verschmerzen für andere dagegen existenzbedrohend. Landesbürgschaften wurden genehmigt, Kredite gewährt, Investoren Modelle entwickelt. Sorgen Sonderfälle für eine Wettbewerbsverzerrung? Ein Report über die prekäre Lage der Liga.“ Dies fasst zusammen, welch ökonomische Bombe der Zeitraum der Pandemie mit seinem kompletten Liga-Stopp und seinen Lockdowns und Geisterspielen war. In dieser Phase gerieten manche ohnehin schon angeschlagene Klubs kurz vor die Insolvenz oder sogar in sie. Andere, die immer am Rande des ökonomisch machbaren agierten (oder agieren mussten), wurden in schwere Turbulenzen gestürzt. Und selbst kerngesunde und solide aufgestellte Klubs, selbst die Branchenriesen FC Bayern München und Borussia Dortmund, mussten entweder erhebliche Einschnitte bei ihren Gewinnen oder schwere Verlusten einstecken, untern denen sie noch heute leiden.

Nun wird von Seiten der Kritiker gesagt, dass dies dem verschwenderischen und immer auf Wachstum ausgelegten Systemen geschuldet sei und die Klubs dennoch weiter mit dem Geld um sich warfen. Und natürlich ist es auf den ersten Blick schwer zu verstehen, wieso ein Klub wie der BVB auf der einen Seite für viele Millionen Euro Spieler einkaufen kann, während er zugleich eine Kapitalerhöhung (und damit Investorengeld) benötigt, um die großen Verluste der Corona Jahre (beim BVB mehr als 100 Millionen Euro) zu verkraften.

Und damit ist man auch wieder bei diesem nun forcierten Anteilsverkauf der DFL, welcher genauer gesagt „nur“ ein Verkauf von Kommanditanteilen von einer gegründeten „Vermarktungsgesellschaft“ sein wird, de facto das „Modell BVB“. Für mich ist es klar, dass dies vor allem der enorm angespannten wirtschaftlichen Situation der allermeisten DFL-Klubs geschuldet ist. Diese Wahrheit ist zum einen natürlich weniger gut zu verkaufen, wenn man eigentlich einen Private Equity Partner dazu bringen will, möglichst viel Geld in das „Unternehmen DFL“ zu investieren. Zum anderen ist es auch für die jeweiligen Klubs nicht wirklich so klar kommunizierbar, dass einem „das Wasser bis zum Hals steht“.

Häufiger wird von Seiten der Kritiker gefragt oder gefordert, wieso man diese Kapitallücke nicht über eine herkömmliche Kreditfinanzierung abdecken würde. Gerade von der Seite der BVB-Fans sollte dabei aber klar zu sehen sein, welche Nachteile ein derartiges Vorgehen hat. Der BVB hatte ab Mitte der 90iger in erster Linie über Kredite (die zudem immer teurer und kurzfristiger wurden) seinen Aufstieg finanziert. Hierbei wurde im Grunde alles, was der BVB an Sicherheiten bieten konnte, „verpfändet“. Was schlussendlich in jenem „NOT FOR SALE!“ mündet, als klar wurde, dass selbst Vereinswappen und der Vereinsname bereits „als Sicherheit“ abgetreten wurden. Die Liga im Jahr 2023 steht vor einem ähnlichen Problem. Wie oben beschrieben, steht den allermeisten Klubs der Liga „das Wasser bis zum Hals“. Oftmals sind auch bereits feststehende Einnahmen aus den TV-Rechten verpfändet oder gar bereits abgetreten. Schon ein Blick auf die zugänglichen Geschäftszahlen der Klubs genügt, um zu erkennen, dass bei den vergangenen Lizenzierungsrunden seitens der DFL viele Augen zugedrückt werden mussten, wenn man nicht die Ligen komplett ins Chaos hätte stürzen lassen wollen. Insofern hat die Liga in Gänze kaum die Sicherheiten anzubieten, die eine herkömmliche Kreditfinanzierung erfordern würde. Und daraus resultierend (und dem allgemein deutlich steigenden Zinsniveau) würde ein Kredit im Volumen 1,5 – 2 Mrd. EUR allein eine Zinslast jenseits der 10 % Marke mit sich bringen. Und es gäbe, anders als beim Einstieg eines Investors, eine klare Verpflichtung der Tilgung des Kredits (inklusive seiner Zinsen). Inklusive der Frage, was passiert, wenn die Liga die Erträge aus der TV-Vermarktung nicht steigern würde und zugleich aber feststehende Verpflichtungen hätte. Und die Folgen, wenn die Liga nicht mehr in der Lage wäre, diese Kreditverpflichtungen zu erfüllen, wären ebenso unklar in ihren Konsequenzen.

Offenkundig scheint mir aber, dass ohne frisches Kapital viele Klubs in einer ökonomisch derart strukturellen Krise stecken, die nicht nur durch das massive absenken (was im Profifußball auch nicht binnen Monaten möglich ist) des Aufwandes zu lösen wäre. Denn die Investitionskraft wäre dabei auch nicht mehr gegeben und ein Teufelskreis aus „Kostensenkung bei gleichzeitig ausbleibender Investitionsfähigkeit“ würde einsetzen, bzw. ist bereits längst im Gange, was dies bedeutet, haben Vereine wie der FC Kaiserslautern oder Schalke schmerzlich erfahren müssen. Vor allem im Nachgang ist die Leistung der Sportlichen Leitung um Michael Zorc hoch anzurechnen, dass der BVB, als er seine Kosten massiv senken musste, nicht komplett abgestürzt ist, sondern mit Kruska, Brzenska und Co die Liga gehalten wurde.

Würden die Klubs dieses Problem auf eigenen Wegen lösen wollen, was sicherlich nicht jedem gelingen würde, so würde immer mehr Druck auf die tatsächlich in meinen Augen sehr wichtige 50 + 1 Regel ausgeübt werden, um eben diesem Teufelskreis zu entkommen. Da erscheint es aus meiner Sicht sinnvoller, dies über einen geordneten Weg durch die DFL abzufangen.

Die Sorgen und Befürchtungen aus der aktiven Fanszene sind dabei natürlich nicht inakzeptabel oder dumm. Sie fußen teilweise auch auf gemachten Erfahrungen. Befreit man den Sachverhalt jedoch hiervon und lässt die teilweise stark fehlgeschlagene Kommunikation seitens der derzeit operativen DFL -Geschäftsführung außen vor (Warum hat sich „Architekt“ Hellmann nie öffentlich zu diesem Prozess geäußert?), kann man erst einmal nur festhalten, dass es um einen 12,5 % Anteil an Vermarktungserlösen geht und scheinbar um einen Posten in der Geschäftsführung dieser Vermarktungsgesellschaft, der (mit) dafür sorgen soll, dass die Vermarktungserlöse (durchaus signifikant) steigen. Darauf sollte sich auch die Aktivität der Fans konzentrieren. Es muss klargemacht werden, welche Dinge kaum verhandelbar sind für „uns Fans“. Spiele im Ausland oder Sonntagsmorgens. Das zwanghafte Ausnutzen von Daten der Fans und andere Dinge aus dem Giftschrank sind auch für mich klare rote Linien. Die Macht der Fanszenen kann dort groß sein, wie wir, trotzmancher Schlappe, auch schon bewiesen haben. Gegen die Tribünen kann dort nicht alles einfach beschlossen und durchgewunken werden. Zudem hat Herr Watzke zuletzt klar gemacht, dass er nicht bereit ist, die abschließende Hoheit der DFL-Muttergesellschaft für irgendwas zu opfern. Kurzum, die DFL und seine Mitglieder werden weiterhin das Ruder in der Hand halten. Sollte dem nicht so sein, hat Herr Watzke klar gesagt, würde er nicht mehr für diesen Deal sein. Dabei muss man nicht alles glauben was einem im Geschäft Profifußball so erzählt wird, aber das konsequente Ausblenden der Statements und das Misstrauen dem Misstrauen wegen ist nicht sonderlich zielführend, da man den Protest als solchen über die inhaltliche Diskussion stellt.

Bleibt die Frage, was sich ein Investor (in diesem Fall ausnahmslos Private Equity Unternehmen) von solch einem Deal versprechen könnte und wieso er überhaupt ein Angebot abgegeben hat. Nun sind viele Details dessen entweder noch nicht abschließend ausverhandelt oder aber sie unterliegen einfach der Vertraulichkeit zwischen den Verhandlungsparteien.

Von meiner Seite aus ist aber klar, dass hier natürlich ein Geschäft angestrebt wird, welche Risiken für den Investor hat, welches aber auch große Chancen bietet. Bereits im ersten Jahr als Anteilseigner würde er seinen 12,5 % Anteil der TV-Rechteerlöse bekommen, was derzeit ungefähr 170 Mio. EUR wären, welche der Liga dann natürlich fehlen. Aber zum einen hat Sie dafür nun mal jene 1,5 bis 2 Mrd. EUR bekommen und zum anderen will man spätestens nach fünf Jahren den Punkt erreicht habe, dass dieser fehlende Anteil durch gestiegene Erträge kompensiert wurde. Hier ist, auch nicht völlig unberechtigt, die Befürchtung seitens der Kritiker, dass die Ertragserwartungen zu gering und die avisierten Ertragsteigerungen der Liga kaum realisierbar seien. So dass in der Folge der Investor seinen eingeräumten Einfluss nutzen würde, um den oben genannte Giftschrank zu öffnen. Darüber hinaus wird angeführt, dass Private Equity immer nur auf kurzes und schnelles „ausquetschen“ angelegt sei und Renditen jenseits der 10 % Marke bereits als „kaum lohnend“ angesehen würden. Ein Blick auf die Unternehmenslandschaft in Deutschland und ihre Eigentümerstrukturen zeigt jedoch, dass sehr viele Unternehmen (ob nun DAX Konzerne oder mittelständische GmbHs) auf Investoren des Segments Private Equity zurückgegriffen haben. Und diese dort zum Teil schon sehr lange Miteigentümer sind, ohne jedes Jahr Renditen jenseits der 10 % Marke erwirtschaften zu können. Insofern erscheint mir diese Befürchtung seitens der Kritiker sehr zugespitzt und unterm Strich wird es den Verhandlungsführern der DFL obliegen, dies zum einen verträglich (über Verträge) zu gestalten und eben jene „roten Linien“ auch zu halten.

Dennoch ist die Befürchtung, bei der für finanzielle Verlockungen anfällige Fußballbranche könnte es dazu kommen, dass man sich treiben lässt, nicht unberechtigt und gehören diskutiert und bereits im Vorfeld abgeklärt. Aus diesem Grund finden nun, durchaus dank des Drucks aus den Fanszenen, auch Gespräche und Podiumsdiskussionen statt. Wobei man immer im Hinterkopf behalten muss, dass natürlich es „die Fans“ nicht gibt. Wie die Mehrheitsmeinungen unter den Mitgliedern z.B. Borussia Dortmunds oder gar der Fans von Borussia Dortmund in diesen Fragen verteilt sind, vermag zumindest meines Wissens derzeit überhaupt niemand zu beantworten.

Es geht abschließend bei all den Fragen (auch der Mittelverteilung innerhalb der DFL) somit um die Finanzierung des Geschäftsmodells selbst (egal wie man zu ihm steht) und die Fähigkeit zu investieren. Beides ist ohne externe Geld nicht mehr gegeben. Es geht nicht darum, den Wettbewerb zu reformieren oder zu stärken, so wünschenswert dies auch wäre.

Was wird also passieren? Die Annahmen der DFL und der Investoren fußen auf großen Einnahmesteigerungen. So sieht der Businessplan wohl aus. Was wird man dafür tun? Was verkaufen? Diese Sorgen sind berechtigt. Jedoch auch die Frage, ob nicht auch ohne solche Investorengelder es dazu käme, bzw. ob es ohne diese nicht sogar viel eher dazu käme.Wichtig ist an der Stelle sicherlich auch, dass die Mittel zwar nicht gleichermaßen verteilt werden, aber über den Topf „Gleichverteilung“ (in welchem Erlöse aus dem internationalen Wettbewerb der jeweiligen Klubs fließen) für einige Jahre erst einmal kompensiert werden. Sprich, die „reichen“ Klubs geben zunächst etwas ab, damit die armen Klubs überhaupt klarkommen und die Lücke von 12,5 %, die künftig fehlt, ihnen nicht das Genick bricht.

Watzke, als Aufsichtsratschef (und nicht Verhandlungsführer) der DFL, steht für mich, trotz mancher Differenzen und Kritikpunkte dabei zum einen für die Fähigkeit, mit solcherlei Investoren umgehen zu können und zum anderen stand er immer eher auf der Seite der Interessen des Fußballs, den auch manch aktive Fans so sehen. Zudem war er immer dialogbereit mit der Fanszene, was sicherlich so auch nicht überall gegeben ist. Und unterm Strich war auf sein Wort immer verlass und auch in manch kritischen Momenten für die aktiven Fans, war er letzten Endes immer zur Stelle. Natürlich kann der Geschäftsführer einer GmbH & Co KGaA aber nicht manch fundamentale Wunsch nach der kompletten De-Kommerzialisierung der Liga und des BVB folgen. Er kann auch nicht die halbe Liga als DFL-Aufsichtsratschef einfach vor die Wand fahren lassen, indem er sicherstellt, dass reihenweise Lizenzen entzogen oder Insolvenzen eingereicht werden. Zudem muss er in dieser Funktion natürlich eine positive Entwicklung der Liga und ihrer Vermarktung anstreben. Auch kann es nicht in seinem Interesse sein, dass es innerhalb des BVB zu einer Spaltung zwischen e.V. und KGaA kommt. Wozu dies führt, ist bei vielen Klubs derzeit zu erleben, mit all seinen negativen Folgen, die schlussendlich auch immer Einfluss aufs Sportliche haben. Und unser aller Interesse sollte immer sein, dass der BVB geschützt wird und ausgewogen und „als Familie“ die Dinge bespricht. Aber klar erkennt, dass es eine operative Ebene gibt, welche die Entscheidung im Sinne des (per Mitgliederbeschlussbeauftragten) Konzerns trifft. Daran kann und sollte auch kein Grundwertekodex rütteln.

Auch bleibt, dass die DFL, nach allem was man hört, mehrheitlich für diesen Investoreneinstieg stimmen wird. Selbst wenn der BVB dagegen stimmen würde, so wäre dies wohl ohne Einfluss auf die nötige 2/3 Mehrheit bei dieser Entscheidung. Und der BVB müsste sie dann auch mittragen.

Die Kämpfe um einen integren und besseren Wettbewerb müssen woanders geführt werden. Wenn sie überhaupt führbar sind. Forderungen nach Salary Caps oder einer anderen Verteilung von Geldmitteln, hören sich gut an, sind aber natürlich in der Realität entweder rechtlich gar nicht machbar oder am Ende eher Fördermittel für Investorenklubs, um eben die Gleichverteilung von Mitteln aufzuheben. Es ist klar, dass dies durchaus frustrierend ist. Jeder, zumal Fans, die schon seit 30, 40 Jahren den Fußball verfolgen, vermissen einen anderen Wettbewerb.

Ich würde mir daher wünschen, dass sich alle darauf besinnen, in erster Linie beim BVB, den dieser ist mein zentrales Anliegen, dass wir es allermeist geschafft haben in vernünftigen Formaten und so transparent wie möglich miteinander zu reden und zu diskutieren. Unter Berücksichtigung der Rollen, die jeder jeweils hat und auch beherzigen sollte. Natürlich können manche Dinge transparenter gestaltet werden und man könnte auch manchmal ehrlicher zueinander sein, was die eigentlichen Motive betrifft. Aber dies gilt dann durchaus für alle Seiten, die in solch einem Prozess miteinander diskutieren und ja, auch streiten.

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel