Unsa Senf

Bellingham verlässt den BVB Feels like unfinished business. Nu isser wech.

09.06.2023, 09:22 Uhr von:  Nina T. janniksch
Jude jubelt, beide Arme hoch gestreckt, mit ernstem Gesicht

Jannik und Nina schreiben sich den Abschied von Jude Bellingham von der Seele - mehr oder minder erfolgreich.

Mitten am Tach kommt die Meldung, dass Jude Bellingham für irgendwas 100 plus Millionen, viel Kohle jedenfalls, zu Real Madrid wechselt. Das sitzt. Vor allem bei Nina, weil sie ungefähr die Letzte war, die noch wirklich an ein Bleiben geglaubt hat. Die Hoffnung stirbt immer zuletzt.

Auch Jannik tat es weh. Er wollte doch gar nicht mehr auf den Verbleib von Spielern hoffen und sich bei Transfers nicht mehr emotional mitreißen lassen. Zu abgestumpft durch die Vergangenheit. Nun hat er sich doch wieder davon treffen lassen.

Ändern können wir es letztlich nicht und vermutlich haben wir unterschätzt, wie dringend er von uns weg wollte.

Beide strahlen, Judes linker Arm liegt auf Erlings Schulter, der trägt den Ball unter seinem linken Arm. Sie laufen.
Jude jubelt mit Erling

Andererseits hatten wir ihm schon zugetraut, dass "die 22 auch hier nie wieder vergeben" worden wäre, wenn er es noch "etwas länger ausgehalten" hätte.

So geht er irgendwie unvollendet: Mit einem Geister-Pokal und einer riesigen, vergebenen Chance auf die Meisterschaft. Wir haben das Gefühl, dass etwas fehlt und eben nicht nur die Verabschiedung unter diesen (komischen) "Jude, Jude, Jude"-Rufen oder einem sentimentalen „Hey Jude“.

Schon Judes Statement nach dem letzten Spieltag war seltsam agenturmäßig und passte so gar zu dem Jungen, den wir für das impulsive 40.000-Euro-Interview so gefeiert hatten.

Nina sagt, sie fühlte sich wie Kate auf dieser dusseligen Tür mit der Trillerpfeife, "Komm zurück!"... Sie will nochmal zurückspulen: Das kann doch nicht so zu Ende gehen! Nicht mit dem Jungen, bei dem man das Gefühl hatte, da gab's irgendwo einen Dortmunder in der Blutlinie… Der so stabil Bilder aus dem "Westfalenstadion" postete. Nicht mit dem Typ, der in einem früheren Leben neben ihr auf der Tribüne hätte stehen können… Der ebenso ausflippte wie sie. Nicht mit dieser Verbindung… This is just not how it was meant to be.

This lives longer than any car or any house that you could buy.


Jude Bellingham im BVB TV-Interview über die Verabschiedung von Zorc und Schmelzer

Jude sitzt mit seinem besten Freund und einem kleinen Jungen auf dem Rasen vor der Südtribüne. Tag der Verabschiedung Zorc/Schmelzer

Bei Jannik bleibt ein kleines bisschen Leere. Was aber letztlich beeindruckend ist: Angesichts dieses kalten Fußballgeschäfts, war er teilweise schon komplett in Zynismus abgestürzt. Da scheint es fast wie ein Hoffnungsschimmer, dass da doch noch etwas sein kann, das mehr ist als ein lapidares „Schade, guter Spieler, der uns da verlässt“. Es tut echt weh, dass man letztlich wieder für seine Hoffnung bestraft wird. „Selber Schuld“, sagt der Zyniker in Jannik.

Wir verstehen, warum Real, alles fein. Ja, im Fußball-Universum ergibt das Sinn. Auch wenn wir persönlich glauben, die Schmelzers und Hectors werden im Alter kein Pfand sammeln müssen und haben trotzdem etwas, worauf sie stolz und zufrieden zurückblicken können.

Allerdings sind wir überzeugt, Jude hätte alles haben können: Retired number in Birmingham, große Choreo und Legendenstatus bei uns und dann immer noch Star unter Stars und alle Titel des Globus mit Madrid und auch England.

Es geht allerdings so schnell in diesem Turbogeschäft. Eine schlechte Saison, eine schwere Verletzung und schon ist er vielleicht aus, dieser Traum vom großen Erfolg.

Jude im Kampf um den Ball mit zwei Spielern von Manchester City, scheint,  er setzt sich durch.  Im Hintergrund Emre Can.
Messen mit den besten - gleich zwei davon

Und während wir bei so vielen vor ihm höchstpersönlich die Koffer gepackt und die Briefmarke auf den …äh… Hintern geklebt hätten, bei Jude sind wir wie Sheldon Cooper: Wir brauchen den richtigen Abschluss. Stattdessen wurde der Film - wie früher von den Eltern - mittendrin gestoppt und man versucht uns zu erzählen, der sei zu Ende gewesen. Nee, verarscht uns nicht, da fehlt noch was.

Möglicherweise endet diese Geschichte mit einem sterilen Abschieds-Post zum Wechsel? Oder einem anrührenden Video? Vielleicht braucht es eine Rückkehr mit Real Madrid ins Westfalenstadion für einen Abschluss?

Wir wissen es nicht. Für den Moment bleibt es unfinished business, aber trotzdem isser wech.

Naaa, naaa, naaa, nanana naaa, bye Jude!

Jude applaudiert nach dem Pokalabend in Hannover,  erschien uns ein gutes Abschiedsbilde zum Schluss zu sein.

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel