BVB & die Folgen der Verpflichtung Eine zweite Chance…die letzte Gelegenheit.
Die Tragweite kann so viel größer sein als dieser eine Transfer und es wäre so einfach gewesen, dem vorzubeugen, aber man hat es verpasst und unsere Autorin ist enttäuscht.
Unser Ballspielverein verpflichtet Nmecha vom VfL Wolfsburg, nachdem man sich, laut Mitteilung, in "intensiven Gesprächen absolut überzeugt" hat, dass die massiven Bedenken einiger Fans - offenbar zu wenig - unberechtigt sind. Aber der Spieler ist Nebensache, nur das Symbol.
Felix Nmecha bekommt also "eine zweite Chance". Das freut aus verschiedenen Gründen viele und es spielt auch keine Rolle mehr, wie glaubwürdig alle Beteuerungen sind - außer natürlich für die Betroffenen, aber die haben ihren sicheren Hafen bei ihrem Verein eh gerade verloren und deutlich aufgezeigt bekommen, wie viele sie - ohne ihr Verschulden - die letzten Jahre „nur“ heimlich, still und leise verachtet haben. Ich halte das für eine Tragödie. Es dürfte eine Weile dauern, bis man sich von dieser Verletzung erholt, wenn denn überhaupt.
Aber diese Chance birgt noch mehr Gefahr.
Und wer jetzt gerade mit den Schultern zuckt, weil er/sie sich nicht für betroffen hält: Ihr freut euch zu früh! Ihr wisst nicht, ob ihr sicher seid.
Diese zweite Chance und die Nicht-Kommunikation des Vereins dazu hat bereits, wie von Larissa vermutet, eine Tür geöffnet: Reichlich, wenn auch nicht alle, Menschen, die diesen Transfer verteidigen, haben noch andere Ansichten, die gefährlich werden. Macht euch die Mühe, schaut euch die Kommentare an.
Jeder -Ismus vermutet nun leeres Geschwätz hinter den Werten des BVB. Der Verein hat den Punkt verpasst, deutlich zu machen, dass keine sportliche Qualifikation, persönliche Defizite bei den wichtigsten Werten des Vereins ausgleichen könnte! So ein grundsätzliches Statement wäre unabhängig von der Kommentierung von Gerüchten durchaus möglich gewesen.
So gibt man denen, die das so verstehen wollen (Und glaubt mir, das wollen sie!), die Interpretationsmöglichkeit, dass ein großer Verein wie Borussia Dortmund ja auch nur dem Woke-Zwang unterlag, aber nun wohl langsam „zur Vernunft“ kommt. Ausnahmslos jedes Engagement des Vereins wird geschreddert: Das war alles nur, weil "man das halt so machen muss".
Ich kann nicht sagen, wie weh das tut. Es hat die Generationen vor uns so viel Kraft und Mühe und Zeit gekostet, dafür zu sorgen, dass jede:r sich in der BVB Familie willkommen fühlen kann. Sowohl von Fan- als auch von Vereinsseite! Ich weiß gar nicht, ob Naivität überhaupt noch das richtige Wort für das ist, was unser Ballspielverein sich da geleistet hat.
Man hat die lange erarbeitete Glaubwürdigkeit verzockt! Und die Umgebung, die man geschaffen hat, zerstört.
• "Ja, ja… "no to racism"... Ist ne UEFA Kampagne… Die meinen das nicht so, ihr meint das auch nicht so…"
• "Wenn nicht so scheiß viele Frauen im Stadion wären, könnten vielleicht auch mal wieder alle, die wollen, ein Ticket bekommen."
• "Wozu eigentlich barrierefreie Plätze? Wer nicht klar kommt, bleibt halt draußen…"
• "Antisemitismus? Klar, auch nur fürs Protokoll…"
Und während man eigentlich hartnäckig versucht, Fußball bezahlbar zu halten bzw. zu machen, um auch die Diskriminierung von Armut abzubauen, öffnen sich in wenigen Tagen, alle vermeintlich geschlossenen Baustellen wieder.
Es ärgert mich extrem, aber deswegen ist nun es unser Job: Wenn wir unseren Verein behalten wollen, wenn #BorussiaVerbindet nicht zum hohlen moralischen Ablasshandel verkommen soll, sind wir alle gefragt, laut zu werden. Ob wir dieses Mal betroffen sind oder nicht. Weil wir schon bald betroffen sein könnten! Und weil wir nur dann eine Chance haben, wenn wir alle zusammen halten. Wer sich auch nur mit einem der Werte aus dem Kodex identifizieren kann, sollte sich jetzt raffen und auch für die anderen Werte einstehen. Es könnte unsere letzte Gelegenheit sein.
Natürlich findet der eine oder die andere, dass ich übertreibe und den Teufel an die Wand male. Lasst euch sagen: Ich würde es sogar feiern, falsch zu liegen! Aber meine Sorgen sind zu groß.
Eigentlich bin ich zuversichtlich, nahezu euphorisch, aus der letzten Saison gegangen. Aber das ist dahin und ich bin unfassbar traurig darüber.
Es passte kein Blatt Papier dazwischen, heute ist es sogar mehr als ein zwölf Meter langes Banner.
Ich werde meine Sichtbarkeit im Stadion nicht aufgeben, weil sie (in meinem Fan-Leben) nie wichtiger war als jetzt und ich hoffe, dass es alle, denen es irgendwie möglich ist, ebenso handhaben. Ich weiß, einige werden es nicht schaffen und ihnen gilt mein Mitgefühl für ihren Verlust. Es bricht mir das Herz.
Aber ich werde eine Konsequenz daraus ziehen, denn kein möglicher Titel, kein möglicher Erfolg kann wichtiger sein als das Zuhause und die Gemeinschaft, die die Borussia aus Dortmund bedeutet. Meine Enttäuschung sitzt tief.
Deshalb ist dies auch mein letzter Artikel zu den Profis für dieses Jahr, ob es jemals wieder einen, ob es eine weitere Chance geben wird… Ich weiß es noch nicht.