DFL Investoren BVB Borussia Dortmund 50+1 Der Profifussball ist reformunwillig
Ein kritischer Kommentar zu der Rolle, die der BVB bei den aktuellen Entwicklungen im deutschen Profifussball spielt.
Wir haben den Fußball zurück, den wir alle lieben und hassen. Was waren die Worte und Versprechungen zu den Corona-Zeiten groß gewesen. Es wurde über Demut, Transparenz und Zurückhaltung gesprochen, übrig geblieben ist davon nichts.
Als BVB Fan kann man schon seit einer ganzen Weile feststellen, dass man sich am Rheinlanddamm immer mehr dem Verhalten der Verbände annähert. Ob eSport, Stadion Allianzen, Fan-Token, KI Kamerasysteme – immer wieder mussten Fans aus den Medien über diese Themen erfahren. Der institutionalisierte Fandialog verkommt damit - ähnlich wie bei den Verbänden - zu Kaffee- und- Kuchenrunden ohne inhaltlichen Mehrwert.
In dieses Bild passt, dass der BVB seine Fans weder zu den Aktivitäten um 50+1 noch zum Investoreneinstieg ins Bild setzt. Diese, für viele Fans sehr wichtigen, Themen werden wieder einmal komplett im Hinterzimmer verhandelt. Während andere Vereine hier ihrer Verantwortung nachkamen und zumindest proaktiv ihre Dialogstrukturen nutzen, um die Themen rudimentär mit den Fans zu besprechen, herrscht in Geschäftsstelle absolute Funkstille. Stattdessen äußert sich Hans-Joachim Watzke lieber via Interview in der Süddeutschen Zeitung um seine Meinung als Geschäftsführer der KGaA und Aufsichtsratschef der DFL kundzutun.
Alles mache ich, weil es einfach Zeit ist, Verantwortung zu übernehmen.
Ein verstärkender Faktor ist sicherlich die Ämterhäufung in der Person von Hans-Joachim Watzke. Wie schon unter Reinhard Rauball entsteht hier ein Spagat, der für engagierte Fans nur schwer erträglich ist. Anstatt sich für die Abschaffung der Topspielzuschlägen oder für die Finanzierung der KOS einzusetzen, wird in der Rolle als DFL Vertreter lieber mitverantwortet, dass die DFL nicht wirklich im Sinne der 50+1 Regel die Causa Rasenballsport und Werksvereine angeht. Stattdessen hört man aus Liga-Kreisen von Schlichtungsgesprächen bei denen kritische Stammvereine abgekanzelt werden. Das entspricht wenig der Erwartungshaltung der BVB Mitglieder, die diese kürzlich erst im Grundwertekodex ausdrückten.
Wir haben maximale Transparenz.
Garniert wird dieser ganze Vorgang noch mit der Besonderheit um die TSG Hoffenheim und Dietmar Hopp. Tage bevor das DFL Präsidium den Entwurf für die Neuregelung der 50+1 verabschiedete, wurde der Rückzug von Hopp publik. Im Hinterzimmer schien alles bereits so geregelt worden zu sein, dass man in Sinsheim schon selbstbewusst Fakten schuf.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der aktuellen Debatte um den Investoreneinstieg bei der DFL. Mit Hilfe eines Investors der Anteile an der noch zu gründenden MediaCo KGaA erwerben soll, sollen „nachhaltige“ Investitionen getätigt werden. Obwohl noch viele Punkte ungeklärt sind, wird das Projekt eisern weitergetrieben. Dem Vernehmen nach werden Rückfragen von Vertretern der Mitgliedervereine nur unzureichend von der DFL beantwortet – es wird bemängelt, dass man teilweise mehr über die Presse als vom eigenen Verband erfährt.
Aber wenn du Zweckbindungen beschließt, besteht immer die Gefahr, dass Geld trotzdem dorthin umgeleitet wird, wo es besonders gebraucht wird.
So bleibt für viele Beteiligte und insbesondere die Fans große Teile im Dunkeln. Antworten auf berechtigte Fragen nach der Sicherstellung der Nachhaltigkeiten, den Veto-Rechten eines Investors, Inhalte der Investitionen sind aktuell nicht offiziell bekannt. Im internen Kreis gegenüber den Vereinen sehen die Antworten ebenfalls sehr dünn aus. Was aber sicher ist, dass das „höher, schneller, weiter“ der vergangenen Dekaden immer mehr an seine Grenzen kommt. Immer mehr Vereine stehen mit tiefroten Bilanzen da und Corona hat diese Entwicklung augenscheinlich beschleunigt. Die Vergangenheit hat auch gelehrt, dass jede monetäre Unterstützung in kürzester Zeit durch das Konglomerat aus Profifußballern, Beratern und Funktionären aufgefressen wurde. Insbesondere wenn bei der geplanten Mittelverwendung die Säule Clubs mit den Feldern „Fördernde Maßnahmen“ und „Sport & Stabilität“ auftaucht, mag man kaum an eine wirksame Kontrolle der Zweckbindung glauben.
Dieses ganze Konstrukt aus "nachhaltigen" Investitionen und Finanzierung auf Grundlage zukünftig erwarteter Einnahmen, deren Grundlagen nicht erklärt werden, erscheint umso absurder, wenn man sich die eigene Geschichte in Dortmund anschaut. Die aktuelle Führung kam erst in die Verantwortung, weil sich genau dieses Geschäftsmodell und -versprechen als Farce herausstellte. Das man sich nun an die Spitze dieser Bewegung stellt, ist dringend erklärungsbedürftig.
Mir persönlich ist das nicht so wichtig. Aber ich bin der gewählte Repräsentant von 36 Klubs, und ich will diesen Klubs Alternativen anbieten.
Denn auch das kann man festhalten, alle direkt involvierten haben ein starkes Interesse an einem stetig wachsenden Cash-Flow. Die FIFA um Gianni Infantino lebt diese Mechanismen in fast schon unverschämter öffentlicher Weise vor. Alle profitieren massiv von den vergleichsweisen absurd hohen Gehältern, die sich eben auch auf die Managementebenen erstrecken.
Es hat sich also nicht viel geändert. Das Milliardengeschäft Fußball wird in Deutschland weitestgehend im Hinterzimmer regiert – und der BVB bleibt Teil des Problems.