Warum Watzkes Gepolter richtig ist
Entgegen aller wissenschaftlichen Evidenz hat sich die Ministerpräsidentenkonferenz heute dazu entschieden, die Mini-Zuschauerobergrenzen bei Großveranstaltungen beizubehalten. Aki Watzke hat nun die Prüfung rechtlicher Schritte angekündigt.
Nicht nur Aki Watzke versteht viele Corona-Regeln nicht mehr, auch bei mir schwindet aktuell mein letztes Quäntchen Verständnis. Um das klarzumachen: Ich habe mich immer an alle Maßnahmen gehalten, war immer auf den Schutz für mich und andere bedacht, bin dreifach geimpft.
Mittlerweile halte ich die Corona-Politik, besonders bei Fußballspielen und anderen Großveranstaltungen, für nicht mehr tragbar. 750 Zuschauer dürfen derzeit in das 81.365 Zuschauer fassende Westfalenstadion. Das entspricht einer Auslastung von sage und schreibe 0,92%. Und es ist die gleiche Anzahl an Zuschauern, die auf dem Sportplatz nebenan zugelassen ist.
Was spricht epidemiologisch gegen 10.000 Zuschauer im Westfalenstadion? Oder 25.000? Oder gar 40.000? Das Stadion ist, nach allem was wir wissen, kein Infektionsherd. Bei einer Freiluftveranstaltung, gegebenenfalls sogar mit Maske, erschließt sich nicht, wie eine größere Ansteckungsgefahr als in anderen Freizeitbereichen herrschen soll. Statt ins Stadion zu gehen könnte man problemlos das Spiel in der Kneipe oder mit 10 Freunden auf der Couch verfolgen – in Innenräumen. Und auch das oftmals angeführte Argument des gefährlichen Anfahrtsweges lässt sich leicht entkräften. Nehmen wir mal eine zugelassene Zuschauerzahl von 25.000 an. Das Gelände um das Westfalenstadion bietet 10.000 Parkplätze. Selbst wenn wir annehmen, dass jedes Auto mit nur einer Person belegt sein würde, könnten allein auf diesem Wege 10.000 Personen kontaktlos anreisen. Die restlichen 15.000 Personen könnten zu Fuß gehen, mit dem Rad kommen, mit der Bahn fahren, die U-Bahn nehmen. Allein der ÖPNV wäre ein theoretischer Ansteckungsort. Reisen allerdings bis zu 10.000 Zuschauer mit dem ÖPNV zum Westfalenstadion, so ist dieser nicht ansatzweise ausgelastet. Nicht vergessen: An gewöhnlichen Heimspieltagen dürften bis zu 50.000 mit den Öffis zum Stadion kommen, die Infrastruktur ist also auf ein Vielfaches der Personen ausgelegt. Zudem wären die Bahnen nicht nur bedeutend leerer als beispielweise im Berufsverkehr, sie sind durch die 2G(+)-Regel beim Stadionbesuch auch sicherer als auf dem Arbeitsweg, wo die Beteiligten nur die 3G-Regel erfüllen müssen.
Unter freiem Himmel werden die Leute ausgesperrt. Das ist nicht verhältnismäßig, das ist auch keine Wissenschaft, das versteht kein Mensch mehr.
Doch warum wird weiterhin an diesem Unsinn festgehalten, wenn es doch keine vernünftigen Begründungen dafür gibt? Der Grund ist, wie mittlerweile leider so oft: Populismus. Nach dem Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach, was in einem voll ausgelasteten Müngersdorfer Stadion stattfand, überrollte die Fußballwelt eine Welle der Empörung. Sinnvoll begründen konnte auch das niemand. Ministerpräsident Wüst sah sich nach dem öffentlichen Shitstorm sogar gezwungen zu sagen: „So Bilder wie vom Wochenende in Köln darf es und wird es nicht wieder geben“. Klingt wie die Schilderung eines Kriegsgeschehens. Das Spiel fand im Übrigen unter 2G-Bedingungen statt, auf eine nachgewiesene Übertragung wartet man bei dem Spiel vergeblich.
In der Folge durfte der BVB, statt vorher 67.000 Zuschauer, nur noch 15.000 Zuschauer im Stadion willkommen heißen, kurz darauf waren es gar keine mehr, aktuell 750. In allen anderen großen europäischen Ligen sind die Stadien entweder (fast) vollständig gefüllt oder es werden klare Öffnungsperspektiven kommuniziert. In England sind die Stadien zu 100% ausgelastet, in Spanien zu 75%, in Italien sind ab Anfang Februar wieder 50% in den Stadien zugelassen, in Frankreich 100%. Einzig in Deutschland bleiben die Stadien fast gänzlich leer.
Nun hat Aki Watzke die Prüfung rechtlicher Schritte angekündigt, nachdem die Ministerpräsidentenkonferenz keine Lockerung bei den Regelungen von Großveranstaltungen im Freien ankündigte. Nicht nur ist es als Vorsitzender eins Wirtschaftsunternehmens sein gutes Recht entsprechende Schritte einzuleiten, schließlich geht es darum zu prüfen, ob ein Verlust in Millionenhöhe an jedem Spieltag gerechtfertigt ist. Er hat auch einfach Recht. In Sachsen-Anhalt sind übrigens 50% der Kapazität zugelassen, der 1. FC Magdeburg dürfte derzeit bis zu 15.000 Zuschauer empfangen – in einem Stadion, dass nicht einmal die Hälfte der Kapazität des Dortmunder Stadions hat.
750 Zuschauer im Westfalenstadion. Das ist lächerlich. Punkt, aus, Ende.