Torwart Marcel Lotka für die Amas - ein Wechsel der besonderen Art
Am 1. März verkündete der BVB: Unsere U23 bekommt mit dem inzwischen 21-jährigen Marcel Lotka einen neuen Torwart zwischen die Pfosten. Lotka wechselt ablösefrei von Hertha BSC nach Dortmund und bekommt einen Vertrag bis 2024. Eigentlich ein normaler Vorgang, doch es entwickelte sich eine kurze Hängepartie, die es so nicht oft auf dem Transfermarkt zu sehen gibt. Doch von Anfang an.
Marcel Lotka kommt gebürtig aus Duisburg, ein Pottkind also, und durchlief einige Nachwuchsleistungszentren im Ruhrgebiet (MSV Duisburg, die Blauen, RW Essen) sowie bei Bayer Leverkusen, bevor er im Sommer 2020 zur 2. Mannschaft von Hertha BSC wechselte.
Dort machte er in der Saison 2021/22 8 Spiele in der Regionalliga Nordost mit insgesamt 13 Gegentoren und einem Spiel zu null.
Als sich Anfang 2022 die Torwartsituation bei der 1. Mannschaft von Hertha BSC durch Erkrankungen zu verschärfen begann, wurde Marcel Lotka ab Februar in den Kader berufen und kam am 26. Februar zu seinem Bundesligadebüt in Freiburg. Der eigentliche Stammkeeper Schwolow fiel aufgrund einer Corona-Infektion aus. Das Spiel ging mit 3:0 verloren, doch Lotka bekam mit 2,5 die beste Kicker-Note aller Hertha-Spieler.
Nach diesem Spiel verkündete der BVB dann den Wechsel des Torwarts zu den Amas. Der Zeitpunkt sollte nochmal wichtig werden.
In den anschließenden zwei Spielen durften sich Lotka insgesamt 6 Gegentore fangen. Im zweiten Spiel (0:2 gegen Gladbach) war Lotka aber wird mit der Kicker-Note 3,0 bester Herthaner auf dem Platz.
Nach überstandener Infektion war Schwolow wieder gesetzt, doch er verletzte sich am 28. Spieltag gegen Leverkusen am Oberschenkel, sodass Lotka wieder zum Einsatz kam. Dessen Kicker-Noten waren in den folgenden Spielen mit 2x 2,5 und 4x 3,0 immer mit den besten und insgesamt weit über Durchschnitt (ein Totalausfall am 33. Spieltag mit 5,0 ausgenommen).
Aber Moment mal, wer ist eigentlich der nominell 2. Torwart bei Hertha? Oliver Christensen war beim Spiel gegen Freiburg noch verletzt, kam aber danach – obwohl er fit war – nie zum Einsatz. So schlecht der Möchtegern-Big City Club auch geführt ist, man hat offenbar das Talent von Lotka erkannt und diesen der nominellen Nummer 2 Christensen vorgezogen.
Lotka bedankte sich dann immer wieder mit guten Leistungen, darauf die Hertha auf eine klasse Idee kam: „Lotka kann man doch halten!“ Aber der BVB war schneller, deshalb an dieser Stelle wieder einmal dickes Lob an unsere Scouting-Abteilung.
Doch ein unterschriebener Vertrag hält den Big City Club nicht auf!
Und jetzt wird es interessant: Anfang Mai berichtete die größte deutsche Boulevard-Zeitung von
einer Vertragsverlängerung der Hertha mit Marcel Lotka. Man versuchte,
eine Vertragsklausel in Lotkas Hertha-Vertrag zu ziehen, die seinen
Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hätte. In den Verhandlungen mit
dem BVB versprach man noch, diese Option nicht zu ziehen. Wie
sympathisch. Bobic wollte das Ding sogar bis vors Gericht bringen!
Wieder einmal große Töne des inzwischen kleinen Hauptstadtvereins, nur um diese dann kurz darauf verpuffen zu lassen: Ende Mai ließen beide Vereine nochmals verkünden, dass der Wechsel ohne durchgeführt vollzogen sei.
Was bleibt von dem Theater?
Erkenntnis 1: Der BVB hat mit der Lotka-Verpflichtung alles richtig gemacht und einen Torhüter für die Amas geholt, der perspektivisch sogar nochmal in der 1. Mannschaft anklopfen könnte, falls es zu einem Ausfall von Gregor Kobel käme.
Erkenntnis 2: Sollte Lotka nach einem Jahr bei den Amas nach Höherem streben, hatte man immerhin ein Jahr lang einen Top-Keeper und kann sogar noch einen guten Transfererlös einstreichen.
Erkenntnis 3: Die BVB-Scouting-Abteilung ist der der Herthaner Lichtjahre voraus.
Übrigens: Schwolow, der von Lotka von seiner angestammten Position verdrängt wurde, wechselt auf Leihbasis zu den Blauen. Spannend!
Und damit an dieser Stelle: Herzlich willkommen bei Borussia Dortmund, lieber Marcel!