Gut verpackt, Schwarzgelb verkackt!
Auf welcher Seite stehen eigentlich die Narren? So könnte man die Monate nach dem Scheitern in der UEFA Champions League zusammenfassen. Blaugelbe Gedanken an einem Karnevalswochenende im Jahr 2022.
Erst Corona, dann die Diskussion um Lockerungen und ein wenig Optimismus bei den Narren und schließlich die Geschehnisse in der Ukraine. So langsam weiß man nicht mehr, welcher Narr die Fäden in der Hand hält. Es scheint dieser Wahnsinnige aus Russland zu sein, der jegliche Kontrolle über sich verloren hat. Diese Tage zeigen einmal mehr, dass es Wichtigeres als „König Fußball“ gibt. Aber, wenn wir ehrlich sind, beschäftigen uns Borussenfans auch Gedanken, die über den 25. Spieltag der langsam zu Ende gehenden Spielzeit hinausgehen. Es scheint eine traurige Gegenwart zu sein, die sich an Narretei kaum überbieten lässt. Vordergründig gilt es, sich mit der aktuellen Weltpolitik zu beschäftigen und da sind unsere Borussen natürlich nur eine Randnotiz im sportlichen Weltgeschehen. Auch wenn die Saison noch nicht beendet ist, die Zwischenanalyse ist mehr als ernüchternd. So langsam muss man glauben, dass hier endlich die Komfortzone durchbrochen werden muss. Zu viele aktuelle und zukünftige Verantwortliche stammen aus einem System der gegenseitigen uneingeschränkten Toleranz. Es gilt der Grundsatz:
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus
Dieses System ist auf Dauer nicht erfolgsorientiert und zum Scheitern verurteilt. An diesem System scheitern wir seit Jahren und verschleiern es mit zwischenzeitlichen Erfolgserlebnissen. Auf allen Ebenen sind neue Impulse bitter notwendig. Diese Impulse müssen neue Strategien entwickeln und alte Zöpfe abschneiden oder neu frisieren. Sie betreffen das gesamte Konstrukt Borussia Dortmund von der Führungsspitze über den gesamten Betreuungsstab bis hin zur medizinischen Abteilung. Die Innovation sollte im Vordergrund stehen und nicht das Leben von alten Seilschaften. So wie bisher kommen wir aus diesen Defiziten nicht heraus. Für manche wird das wie ein Rundumschlag klingen. Aber sind wir doch einmal ehrlich, wollen wir alle, dass das so weitergeht wie die letzten Jahre? Wie oft habe ich in der Vergangenheit den Satz gehört: „Da gehe ich lieber zu den Amateuren, das ist wenigstens noch richtiger Fußball“. Wie ich finde, eine zu hinterfragende Stellungnahme.
Seilschaften sind davon geprägt, dass man sich seine Wichtigkeit gegenseitig einredet, nur so sind diverse Beraterverträge beim BVB zu erklären. Ich möchte die Leistungen von einigen Verantwortlichen des BVB in den letzten Jahren nicht klein reden und ich habe höchsten Respekt vor ihren Verdiensten. Manchmal allerdings braucht es etwas Neues von außen. Manche Entscheidungen der Vergangenheit sind von Betriebsblindheit geprägt. Es macht auch keinen Sinn, nur unter dem Aspekt von Talent und Wiederverkäuflichkeit Profis zu verpflichten. Solche Spieler mögen kurzfristig der Mannschaft sicher helfen, führen aber zu einer permanenten Unruhe, beginnend mit dem Tag der Verpflichtung, bis zum vorzeitigen Verlassen des Vereins. Die letzten Verpflichtungen lassen eine eindeutige Strategie im Aufbau einer erfolgreichen Mannschaft vermissen. Auch die Selbstdarstellung und die Demonstration der „Echten Liebe“ von einigen Protagonisten des BVB ist hier nur bedingt glaubwürdig.
Der BVB und sein vielleicht erneuertes Team muss von alten Trampelpfaden abweichen und versuchen, neue Wege zu beschreiten. Dies ist leichter gesagt als getan, aber nach dieser Saison mehr als notwendig. Wir wollen uns sicher nicht am FC Bayern messen lassen, wir müssen uns aber an uns selbst messen. Das, was momentan passiert, ist nicht zielführend und entspricht von Seiten der Lizenzspieler-Abteilung auch nicht unseren Erwartungen, insbesondere auch nicht unserem Ehrencodex. Auch wenn der Weg zur Veränderung ein schwerer Weg sein wird, nur auf diesem neuen Weg sind Veränderungen erfolgreich. Jeder der Verantwortlichen sollte sich hinterfragen, ob er diesen Weg mit bestreiten möchte.
Man möge mir diese Gedankenspiele in einer Zeit der kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Despoten Wladimir Putin verzeihen. Meine Gedankenwelt hat aktuell nur wenig Platz für Fußball. Doch in diesem beschränkten Korridor denke ich an unsere Freunde des BVB in der Ukraine und hoffe, dass es ihnen gut geht. Ich denke an die Begegnungen mit Schachtar Donezk und ich denke an Andriy Yarmolenko, von dem ich noch ein Trikot besitze. Ich werde es beim Spiel gegen Arminia Bielefeld als Zeichen der Solidarität tragen. Vielleicht sollten wir die Südtribüne in ein blau und geIbes Fahnenmeer tauchen. Im Moment geht es unseren Freunden und Borussenfans aus der Ukraine noch gut, aber meine Sorge wächst. Wenn sie uns brauchen, werden wir für sie da sein. Meine Gedanken drehen sich im Kreis um einen blauen und gelben Strudel. Sie glauben an Europa und sie glauben an den Sieg der Demokratie. Hoffentlich hat dieser russische Wahnsinn bald ein Ende und in der Kornkammer Europas leuchtet ein strahlend blauer Himmel!